Code Name: S.T.E.A.M. im Test

(Artikel)
Benjamin Strobel, 04. Juni 2015

Code Name: S.T.E.A.M. im Test

Runden-Strategie mit Abraham Lincoln

Es kommt selten vor, dass Nintendo neue Franchises herausbringt. Wenn doch, horcht man auf! Mit Code Name: S.T.E.A.M. bringt Big N neues Futter für Strategie-Fans auf den Nintendo 3DS. In diesem Spiel könnt ihr Abraham Lincoln dabei zusehen, wie er in einem Steampunk-Universum eine Truppe von Agenten gegen Aliens anführt. Was Code Name: S.T.E.A.M. sonst noch kann, erfahrt ihr in diesem Test.

Als ob Steampunk und Aliens noch nicht genug wären, gesellt sich zu diesem Mashup ein Ensemble an fiktionalen Figuren, darunter Tiger Lily aus Peter Pan, Tom Sawyer und die Vogelscheuche aus dem Zauberer von Oz. Und wenn man Fire-Emblem-Amiibos zur Hand hat, kann man außerdem Marth, Ike, Lucina und Daraen freischalten. Anschließend zieht ihr mit dampfbetriebenen Waffen und magischen Schwertern in den Kampf, während euch die Geschichte des Spiels im Stile eines Silver-Age-Comics präsentiert wird. Heiliger Jonathan, Batman! Dieses Spiel ist ganz schön verrückt. (Zum Ausgleich ist der Soundtrack eher etwas langweilig.)

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Unter der charmanten Haube mit voll vertonten dummen Sprüchen und Comic-Humor steckt ein interessantes Strategie-Spiel. Ähnlich wie in Valkyria Chronicles steuert ihr rundenweise eine Truppe von Kämpfern über ein rasterbasiertes Schlachtfeld. Während jeder Runde habt ihr in Echtzeit die Kontrolle über eure Agenten aus der Third-Person-Perspektive. Jede Aktion, die ihr durchführt, kostet euch Dampf: Ein Schritt vor? Kostet ein Dampfwölkchen. Ein Schuss mit dem Dampfgewehr? Nur für drei Dampfwölkchen! Habt ihr keinen Dampf mehr, ist eure Figur handlungsunfähig. Zum Glück könnt ihr jederzeit zwischen den Figuren eures Teams wechseln. Die Aliens sind während eures gesamten Zuges bewegungsunfähig. Allerdings können sie euch erspähen, wenn ihr in das Sichtfeld der Feinde lauft. Wenn euch das passiert, werden sie euch in der nächsten Runde verfolgen und versuchen, euch anzugreifen. Es kommt daher sehr darauf an, wie ihr euch über die Map bewegt. Offene Augen und vorsichtige Schritte sind eure wichtigste Waffe im Rundenkampf gegen die Außerirdischen.

Es ist keine Schande, taktisch zu warten und sich etwas Dampf aufzusparen. Zwar könnt ihr nichts für eure nächste Runde aufheben, doch einige Waffen ermöglichen es, Wache zu halten und Gegner in ihrem eigenen Zug zu überraschen. Läuft ein Feind dann in euer Sichtfeld, wird er nicht nur von euch erspäht, sondern direkt angegriffen. Der Schaden ist höher als bei regulären Angriffen und ihr habt die Chance, eure Feinde für den Rest der Runde zu betäuben.

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Obwohl ihr in Echtzeit laufen und zielen könnt, kann man Code Name: S.T.E.A.M. keinesfalls einen Shooter nennen. Ihr braucht keine schnellen Reflexe und könnt euch beim Zielen ewig Zeit nehmen. Stattdessen ist Vorbereitung und Vorausdenken das Wichtigste. Verrate ich meine Position für einen Angriff? Verstecke ich mich und plane einen Hinterhalt? Wie positioniere ich meine Figuren, um sie gegenseitig zu beschützen? Welche Waffe ist angemessen?
Vor jeder Mission könnt ihr ein Team aus der lustigen Sammlung an fiktionalen Kämpfern zusammenstellen. Jede Figur bringt unterschiedliche Waffen und Eigenschaften mit. Einige der Gegenstände, die man im Verlauf des Spiels freischalten kann, können auch nur von bestimmten Charakteren verwendet werden. So ergibt sich eine Vielzahl an mögliche Kombinationen zum experimentieren. Jede Figur hat schließlich auch einen einzigartigen Spezialangriff, den ihr einmal pro Runde aktivieren könnt. Das kann zum Beispiel ein mächtiger Nahkampfangriff sein, eine Waffe, die über große Distanz feuert, oder die Möglichkeit, Teamkollegen zu heilen.

Je weiter man im Spiel vordringt und je mehr Figuren und Waffen einem zur Verfügung stehen, desto taktischer wird allein schon die Vorbereitung. Habt ihr zu wenig Variation im Team, beispielsweise nur Waffen, die vorwiegend im Nahkampf nützlich sind, ist eine Mission schnell zum Scheitern verurteilt. Im Spiel selbst ist schließlich Ressourcen-Management gefragt. Will man sich weit über das Feld bewegen, bleibt kein Dampf für einen Angriff oder Hinterhalt in der gegnerischen Runde. Traut man sich aber gar nicht vor und verschanzt sich ständig, verschwendet man seinen Dampf ohne jemals voranzukommen.
Die 3D-Umgebung unterscheidet Code Name: S.T.E.A.M. schließlich sehr von klassischen Strategie-RPGs, wie der Fire-Emblem-Reihe. Man bewegt sich nicht immer auf einer Ebene, sondern muss auch auf seine Umgebung über und unter sich achten. Hindernisse können Feinde wirklich gut verstecken, sodass es durchaus passieren kann, dass man selbst in einen Hinterhalt gerät und nichtsahnend im eigenen Zug angegriffen wird. Nur wer sich sehr genau umsieht, kann den heimtückischen Angriffen entgehen. Der Schwierigkeitsgrad ist insgesamt recht hoch, auch wenn das Spiel sehr gute Tutorials bietet. Genre-Anfänger könnten daran länger zu beißen haben.

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Wer sich mit echten Menschen messen möchte, kann lokal oder online Eins-gegen-Eins spielen. Alle Figuren und Waffen, die ihr euch in der Kampagne erspielt habt, könnt ihr mit in den Versus-Modus nehmen - wer schon viel gespielt hat, hat also einen kleinen Vorteil. Ihr könnt ein klassisches Deathmatch spielen, im Medaillen-Modus innerhalb von fünf Runden mehr Medaillen als euer Gegner sammeln und es gibt noch einen dritten Modus - aber ihn zu erklären, würde einen der besten Momente der Geschichte spoilern und das möchte ich natürlich nicht.

Code Name: S.T.E.A.M. kombiniert Echtzeit-Elemente gekonnt mit rundenbasiertem Gameplay. Der visuelle Stil im Comic-Gewand hat seinen eigenen Charme, während der Soundtrack eher unauffällig ist. Genre-Fans und Valkyria-Chronicles-Freunde kommen voll auf ihre Kosten, für Neulinge ist der Schwierigkeitsgrad etwas hoch. Wer sich trotzdem traut, wird mit einem interessanten Spiel belohnt. Ben

Code Name: S.T.E.A.M. wurde auf dem New Nintendo 3DS XL getestet. Ein Testmuster wurde uns von Nintendo zur Verfügung gestellt.

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Code Name: S.T.E.A.M.

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RANK
Reife Leistung. A-Spiele machen alles richtig oder sind nah dran. Kleine Schwächen werden durch Stärken mehr als wett gemacht. Das ist Spieldesign auf hohem Niveau.

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RELEASE
15. Mai 2015
PLATTFORM
Nintendo 3DS
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