Kirby und der Regenbogen-Pinsel ist ein Sequel zu dem 2005 erschienenen DS-Spiel Kirby Power Paintbrush. Hier wie dort steuert man Kirby nicht direkt, sondern zeichnet Linien auf den Touchscreen, um den rosa Fluff daran durchs Level zu führen. Das wirft jedoch eine Frage auf: Warum ist der Regenbogen-Pinsel ein Spiel für Wii U?

Regenbogen-Pinsel muss man mit dem Touchscreen spielen. Es ist also völlig unmöglich, das Spiel anständig zu steuern, wenn man dabei auf den Fernseher schaut. Eure Besucher können Kirby sehr wohl in HD genießen, sich sogar einen Controller schnappen und mit anderen Figuren ins Spiel hüpfen. Aber ihr seid Spieler eins, müsst Linien zeichnen und dabei auf das Gamepad schauen. Multiplayer hin oder her, ich habe mich sofort gefragt, warum der Regenbogen-Pinsel für die Wii U entwickelt wurde und nicht für den Nintendo 3DS. Der Vorgänger war auf dem DS, es wäre die logische Entscheidung gewesen. Jetzt ist es ein Konsolenspiel, das ich nicht auf meinem TV spielen kann, sondern auf einem Handheld-großen Display, aber nur Zuhause und nicht unterwegs. Ist die Wahl der Plattform eine rein kommerziell motivierte Entscheidung, um die Verkaufszahlen der Wii U zu verbessern? Ich weiß es nicht. Aber ich fühle mich veräppelt.


Das musste einmal angesprochen sein, bevor man über das Spiel sprechen kann. Wenn man sich Regenbogen-Pinsel kauft, muss klar sein, dass es im Grunde ein Handheld-Spiel ist. Also senken wir den Kopf vom TV zum Gamepad und schauen, was das Teil so kann.

Die Optik fällt sofort ins Auge: alles wirkt wie aus Knetgummi! Ich muss sagen, dass ich es nicht direkt schön finde, aber der Stil schafft es definitiv, sich zu entfalten. Wie in Power Paintbrush führt ihr Kirby an bunten Linien durchs Level. Tippt ihr das rosa Bällchen an, könnt ihr einen Dash ausführen, um Steine zu zerstören und Feinde anzugreifen. Ziel des Spiels ist es, heil zum Ausgang eines Levels zu kommen, dabei versteckte Schätze zu finden und so viele Sterne wie möglich zu sammeln. Obwohl sich das Grundprinzip nicht sehr von anderen Kirby- oder Mario-Spielen unterscheidet, ist der Regenbogen-Pinsel nicht so kreativ und abwechslungsreich wie das großartige Kirby: Triple Deluxe oder ein Super Mario 3D World. Die Level sind insgesamt zu einfach und in der Regel so linear, dass auch die versteckten Schätze schnell gefunden sind. Eine Hürde ist dabei nur die indirekte Steuerung der Spielfigur. Wenn man Linien zu eng an Objekten zeichnen, hängt Kirby darin fest und durch jede Berührung mit der Welt ändert er seine Bewegungsrichtung, was in engen Arealen schnell dazu führt, dass man Kirby nicht sofort dahin bekommt, wo man ihn gerne hätte.

Leider fehlt Kirbys Superkraft, die Fähigkeiten seiner Feinde zu absorbieren, in Regenbogen-Pinsel völlig. Stattdessen gibt es Level, in denen Kirby sich in eines von drei Fahrzeugen verwandelt: Rakete, U-Boot oder Panzer. Diese Spielabschnitte sind kleine Highlights und bieten eine willkommene Abwechslung zu den anderen Levels des Spiels. Ich würde ein ganzes Spiel nur mit Panzer-Kirby spielen! Hier muss man nach wie vor Linien zeichnen, um das Fahrzeug zu führen, aber gleichzeitig muss man mit dem Stylus auf Gegner tippen, um sie abzuschießen. Um Schätze und Sterne einzusammeln, ist hier ein gutes Timing gefragt, da der Bildschirm von allein nach rechts scrollt und verpasste Gegenstände am linken Rand ins Nichts abwandern. So sind diese Abschnitte deutlich fordernder als der Rest des Spiels und es ist schade, dass es nicht mehr von ihnen gibt.


Der kooperative Multiplayer-Modus ist eher ein Gimmick, damit Zuschauer auch mal mitspielen können. Bis zu drei weitere Spieler können als Waddle Dees ins Spiel joinen. Im Gegensatz zu Kirby in Regenbogen-Pinsel können sie fliegen und sich frei bewegen. Mit ihrem Speer wehren sie sich gegen Feinde und werden so zu kleinen Helfern für den ersten Spieler. Es ist aber auch die einzige Möglichkeit, das Spiel mal auf dem Fernseher zu genießen. Protip: Ihr lockt Freunde zu euch nach Hause, drückt ihnen das Gamepad in die Hand und könnt dann auf dem TV mitspielen! Wiimotes reichen dafür schon aus.

Während man durch die Story spielt, schaltet man mit der Zeit Challenges frei, die man in einem separaten Modus bestreiten kann. In jedem Challenge-Level muss man nacheinander vier kleine Räume meistern, indem man den versteckten Schatz innerhalb von 15 Sekunden findet. Für die beste Wertung muss man natürlich alle vier Schätze in einem Rutsch einheimsen. Die 48 Challenge-Level hab ich mit großer Freude durchgesuchtet und hatte dabei sogar mehr Spaß als bei vielen regulären Stages. Doch besonders hier fühlt sich der Regenbogen-Pinsel an wie ein Mobile Game: Jedes Level dauert maximal eine Minute, das ist perfekt für unterwegs! Gerne hätte ich den Challenge-Modus im Zug oder im Bus gespielt, doch das Gamepad ist ans Wohnzimmer gebunden. Kirby und der Regenbogen-Pinsel, warum bist du kein Handheld-Spiel geworden?


Kirby und der Regenbogen-Pinsel ist ein nettes Spielchen, das manchmal aufblitzt und insgesamt solide bleibt. Die stilisierte Knetgummi-Grafik kann man leider zu selten auf dem TV genießen. Gerade bei den kurzen Levels bleibt die Frage: Warum ist es ein Spiel für die Wii U? Hier passt das Konzept überhaupt nicht zum System. Nintendo und HAL, ihr könnt es besser! Ben

Kirby und der Regenbogen-Pinsel wurde auf der Wii U getestet. Ein Testmuster wurde uns von Nintendo zur Verfügung gestellt.