World of Subways 4 im Test

(Artikel)
Adrian Knapik, 10. Mai 2015

World of Subways 4 im Test

Nichts für schwache Nerven

Das Genre der Simulationen könnte man auch gut in die Kategorie "Special Interest" umbenennen. Heutzutage wird wirklich gefühlt für jede Kleinigkeit ein Simulator entwickelt, doch beim Großteil bleibt der Erfolg aufgrund fehlenden Interesses oder (zumeist) grauenvoller Umsetzung aus. World of Subways wiederum ist eine Serie, die qualitativ hochwertiger sein soll und mittlerweile den vierten Ableger, World of Subways 4 - New York Line 7, erreicht hat. Genau den haben wir uns mal genauer angeschaut.

Ich sehe Schwarz
Jeder Ableger von World of Subways spielt bisher in einer anderen Stadt, mit Fokus auf jeweils einer U-Bahn-Linie. Der neueste Teil widmet sich nun der größten Metropole in den USA: New York City. Dort dürfen wir uns auf der Linie 7 austoben, die von Queens aus in die New Yorker Innenstadt führt. Das alles sagt euch nichts? Ist egal, mir genau so wenig! Aber schon das Menü lässt Gutes verheißen, denn es ist mit so viel Liebe gestaltet, dass... Moment, das Menü besteht aus einem schwarzen Hintergrund und vier Schaltflächen? Wie langweilig! Hier wollen wir uns aber auch gar nicht erst lange aufhalten, also hopsen wir doch direkt mit Elan ins Spiel. Kommt mit auf eine wundersame Reise.

Der Sinn des Spiels besteht tatsächlich darin, nur von einer Station zur nächsten zu fahren und dabei keine Fehler zu begehen. Zuallererst muss man dafür sorgen, dass alle wichtigen Lichter angeschaltet sind und die Anzeigetafel das richtige Ziel anzeigt. Dann kann man zumeist auswählen, ob man mit angeschalteter Schaffner-KI fahren möchte, oder man das Türenöffnen und -schließen selbst übernehmen möchte. Ansonsten beschränkt sich das eigene Tun aufs Gasgeben oder Bremsen. Wenn man ohne Schaffner-KI spielt, muss man als Zusatzaufgabe an den Stationen per Tastendruck in den Schaffner-Raum wechseln und dort die Türen selbst bedienen, da in New York der Fahrer keine Kontrolle über die Türen besitzt. Dann wird es aber auch wieder ein wenig komplizierter mit der Tastenbelegung, aber dazu später mehr.

wos_zentrale

Die Schaltzentrale von World of Subways 4 ist ein heruntergekommenes Depot, in dem man sich mit allerlei netten NPCs unterhalten kann, aber... Mann, ist das hässlich hier drin. Als neuer Angestellter wird man in die kargen Räumlichkeiten eingeführt, die eher einem dunklen Folterkeller gleichen, und man lernt die wichtigsten Kollegen kennen. Beim Schichtleiter kann man so zum Beispiel eine freie Fahrt antreten, bei der man Startpunkt, Ende, Uhrzeit und Wetter persönlich anpassen kann. Manche NPCs erzählen einem Geschichten von besonderen Vorkommnissen, aus denen dann insgesamt acht verschiedene Missionen entstehen. Das ist eine coole Art, an die Missionen zu kommen, hätten sich die Entwickler bei der Optik nur ein wenig mehr Mühe gegeben. Meine Augen tränten jedenfalls, solange ich mir die hässlichen Gesichter und die grauenvollen Bewegungsanimationen antun musste. Auch die acht Missionen sind eher sparsam als inhaltsreich. So muss man in einer wegen starken Nebels I, da die Sicht auf ein Minimum beschränkt ist. Eine wirkliche Herausforderung fehlt jedoch, da bis auf die normale Fahrt durch den Nebel nichts geschieht. Hier dürft ihr einmal langsam Klatschen.

Typisch Simulation
Grafisch ist World of Subways 4 durchaus schick anzusehen, vorausgesetzt man besitzt das NASA-Rechenzentrum, um eine halbwegs ordentliche Frame-Rate zu erhalten. Denn um einigermaßen nette Bilder herauszuholen, muss man alle Einstellungen auf die eher dürftig optimierte Maximum-Einstellung hochdrehen. Am besten ausgearbeitet sind der Zug und die unmittelbare Strecke mitsamt ihrer Umgebung, bei den Objekten in weiter Ferne sollte man aber lieber wegschauen. Der Sound bietet dagegen alles, was ich erwartet habe. Vor allem wenn man zügig durch Kurven fährt, quietschen einem die ächzenden Schienen den nächsten Tinnitus in die Ohren.

wos_emotionenErste Regel für alle U-Bahn Fahrer: Emotionen sind nur was für Schwache!

Was wäre eine Simulation ohne ganz viele Tastenbelegungen, die man alle zwei Minuten wieder nachschauen muss? Genau das dachten sich auch die Entwickler und nutzen wirklich beinahe die komplette Tastatur aus – sogar der Nummernblock bleibt nicht verschont. Zu Beginn jeder Fahrt kann man auswählen, ob man im Einsteiger-Modus oder im normalen Modus spielen möchte – und auch wenn ich mit der Zeit immer erfahrener mit den gängigen Abläufen wurde, wählte ich den Einsteiger-Modus, damit mir nacheinander schön die Tasten angezeigt werden, die ich drücken muss. Nicht selten treten hier aber auch Bugs auf – so wird einem oft einfach immer nur die gleiche Taste angezeigt und letztendlich ist man wieder gezwungen, in der Tastenbelegung zu suchen.

Zwischen Spaß und Wut
Etwas wirklich Nützliches haben die Entwickler mit dem Timeshift-Feature implementiert, das es einem ermöglicht an Stationen die Zeit vorzuspulen, falls man mal etwas früher ankommt. So muss man nicht gelangweilt bis zur Abfahrtzeit warten. Cool ist es auch, dass man den Zug von einer KI übernimmt, wenn man bei einer freien Fahrt den Start an einer zufälligen Zwischenhaltestelle wählt. Die Bahn kommt dann in die Station eingefahren und der Lokführer wechselt mit einem ein paar Worte über den Zustand des Zuges und außergewöhnliche Vorkommnisse auf der Strecke. Wer die besondere Herausforderung sucht, kann den optionalen Aggro-Modus anschalten – und ja, der heißt wirklich so. In diesem Modus wird das Fahrverhalten - wie das Tempo oder das Bremsverhalten - während der Fahrt bewertet und wenn man zu viele Minuspunkte sammelt, färbt sich die Aggro-Anzeige rot und die Fahrt scheitert.

wos_sichtDies ist die typische Aussicht aus dem Fahrerstand der U-Bahn in New York. Schön, was?

Meckerzeit! Wie kann es sein, dass es mir während der gesamten Testzeit kein einziges Mal vorgekommen ist, dass ich eine rote Ampel gesehen habe? So fährt man einfach von Station zu Station und muss nirgendwo mal an Weichen anhalten, um andere Bahnen vorzulassen. Zudem kam es zweimal vor, dass ich World of Subways komplett deinstallieren und neu herunterladen musste, da es sich nach Spielstart sofort minimierte und auch nicht mehr maximieren wollte, hurra! Aber das Schlimmste kommt noch: wenn man zum Beispiel zu schnell über eine Weiche fährt und somit einen Fehler begeht, wird die Fahrt mit einem Pop-Up abgebrochen und man landet wieder im Depot – aber nicht nur die Fahrt wird hier abgebrochen, sondern damit auch jeglicher Spielspaß. Wenn man, wie ich, wirklich eine freie Fahrt von einer Endhaltestelle zur anderen durchzieht und eine Stunde unterwegs ist und kurz vor Ende einmal 2 km/h zu schnell über die sch**ß Weiche fährt und die Fahrt dadurch abbricht, würde ich am liebsten durch den Monitor ins Büro der Entwickler springen und sie mit einem soliden Aschenbecher verdreschen.

Eins muss man World of Subways aber lassen: man kann wirklich, wirklich hervorragend seine Zeit damit vertreiben. Wie eben erwähnt, sitzt man gut und gerne mal länger als eine Stunde an einer Fahrt. Schade ist, dass es sich wirklich nur auf diese eine Linie der New Yorker U-Bahn beschränkt und dass die Missionen nicht gerade einfallsreich sind. Außerdem verspielt man sich jeglichen Spaß mit kleinen Fehlern und den resultierenden, abrupten Fahrtabbrüchen. Für eine Fahrt zwischendurch kann man sich aber zur Entspannung immer wieder gewinnen. Adrian

World of Subways 4 - New York Line 7 wurde auf dem PC getestet. Ein Testmuster wurde uns von Aerosoft zur Verfügung gestellt.

World of Subways 4 – New York Line 7

(Ranking)
C
RANK
Gut gemeint. C-Spiele haben ihre strahlenden Momente, aber in entscheidenden Situationen wird großes Potential verschenkt. Über keine anderen Spiele kann man sich so sehr ärgern.

Kommentare

blackmaniac
10. Mai 2015 um 15:12 Uhr (#1)
Und ich dachte es geht hier um Sandwiches
Rian
11. Mai 2015 um 12:31 Uhr (#2)
Dein Tod wird langsam und grausam sein.
Haris
11. Mai 2015 um 13:59 Uhr (#3)
Mir fehlt hier der obligatorische Vergleich zu Densha de Go!
Adrian
11. Mai 2015 um 17:07 Uhr (#4)
Densha de Go sagt mir nichts :D
Gast
20. April 2024 um 08:38 Uhr
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