Xbox One: Schlechte Verkaufszahlen

(Artikel)
Benjamin Strobel, 07. Mai 2015

Xbox One: Schlechte Verkaufszahlen

Warum schlechte Zahlen den Spielern zugute kommen

Laut aktuellen Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) sieht es für die Xbox One vor allem in Deutschland düster aus. Demnach haben seit November 2014 viermal mehr PS4s ein neues Zuhause in Deutschland gefunden als Microsofts Xboxen. Auch weltweit bleibt die Xbox One zurück. Doch den Spielern könnte das zugute kommen.

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Deutschlandweite Verkaufszahlen für PS4 und Xbox One. Quelle: GfK via boerse-online.

Verkaufszahlen dienen nicht nur dazu, den Konsolenkrieg anzufeuern. Viel wichtiger als für die Spieler sind diese Zahlen für die Hersteller der Geräte. Microsoft ist ein wirtschaftliches Unternehmen - sie wollen uns mit der Xbox One nicht nur glücklich machen, sondern vor allem daran verdienen. Verkauft sich die Konsole schlecht, wird Microsoft zu Recht befürchten, dass die Xbox uns nicht glücklich genug macht. Die Amerikaner werden jetzt alles unternehmen, damit die Xbox One so richtig gut ankommt - und dann auch bessere Zahlen schreibt. Was genau können wir von Microsoft erwarten?

1. Preissenkungen
Nintendo hat es mit dem 3DS und der Wii U bereits vorgemacht: Bessere Verkäufe erreicht man auch durch bessere Preise. Von dieser Entwicklung profitieren wir bereits, mittlerweile ist die Xbox One ohne Kinect schon ab 330 Euro erhältlich (meistens ist ein Spiel bereits dabei). Damit ist eine Xbox One mit Spiel rund 80 bis 100 Euro günstiger als ein vergleichbares PS4-Bundle. Und das obwohl die Herstellungskosten einer Xbox One 90 USD höher geschätzt wurden als die einer PS4. Ohne Kinect-Kamera bleibt noch eine Differenz von 15 USD (danke an User LeAlex).

2. Lukrative Bundles
Schon jetzt gibt es zahlreiche Bundles, die zu jeder Xbox mindestens ein Spiel dazu geben. Auch der Microsoft-Shop bietet regelmäßig neue Angebote und besondere Bundles an.
Bei den schlechten Verkaufszahlen wird Microsoft in Zukunft vielleicht noch mehr obendrauf legen, wenn ihr euch für eine Xbox One entscheidet.

3. Mehr exklusive Spiele
Spiele verkaufen eine Konsole. Microsoft wird alles daran setzen, die bestmögliche Qualität auf die Xbox One zu bringen und aus erster und zweiter Hand mehr Spiele zu produzieren. Auch hier haben wir schon beobachtet, wie Nintendo mit einer Welle von First-Party-Titeln die Sales aufgebessert hat. Bei Microsoft haben Sunset Overdrive und Forza Horizon 2 einen guten Start in diese Richtung hingelegt und lassen auf mehr hoffen. Dieses Jahr erwarten uns Halo 5 und Fable Legends, begleitet von einem zeitlich exklusiver Nachfolger zu Tomb Raider. Für 2016 steht Remedys Quantum Break im Terminkalender. Am Horizont warten noch Below und ein neuer Titel, der die Crackdown-IP wiederbeleben soll. Die diesjährige E3 wird zeigen, ob Microsoft das Exklusivangebot weiter ausbaut.

4. Mehr Service, bessere Features
Was für Spiele gilt, gilt auch für die Software der Konsole. Schlechte Zahlen erinnern Microsoft einmal mehr daran, dass sie mit ihrem Service und den verbundenen Features überzeugen müssen. Mittlerweile gibt es regelmäßig größere Updates für das Dashboard, die bereits jetzt großartige Features nachgeliefert haben: Unterstützung externer Festplatten, Abspielen von MKV-Dateien im Media Player, Screenshots und einiges mehr. Traditionell hatte Microsoft mit Xbox Lives Zuverlässigkeit und Feature-Umfang lange Zeit die Nase vorn, doch mit der PS4 hat Sony etwas aufgeholt. Die Redmonder müssen ihren Vorsprung hier wieder ausbauen. In Zukunft können wir von Microsoft erwarten, dass sie Services und Features weiter aufwerten, um der Konkurrenz, wo es geht, einen Schritt voraus zu sein.

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Weltweite Verkaufszahlen für PS4 und Xbox One. Quelle: vgcharts.

Microsoft möchte die grüne Säule in den Diagrammen noch wachsen sehen. Doch dafür müssen sie jetzt Überzeugungsarbeit leisten, während Sony sich einigermaßen auf dem Ruhm ausruhen dürfen. Die Amerikaner müssen sich für die Spieler jetzt richtig anstrengen, um so viele Gründe wie möglich zu liefern, sich doch noch eine Xbox One zu kaufen. Ich freu mich drauf! Ben

Kommentare

LeAlex
09. Mai 2015 um 05:29 Uhr (#1)
Es wäre interessant zu wissen, was Sony bislang besser gemacht hat. Das würde den Vorsprung erklären.

Punkt 3 möchte ich wiedersprechen, aber vorher habe ich noch eine Korinthe zu Punkt 1 abzulassen. Der letzte Satz stimmt nicht. Die $90 Preisdifferenz enhält die Kinectkamera, die im verlinkten Artikel mit $75 angegeben wird. Bleiben zwischen PS4 und XBox One $15 Differenz übrig, wenn man bei letzterer die Kamera weglässt.

Nun zu Punkt 3, das leidige Thema Exklusivtitel. Das First-Hand-Titel nur für die jeweils eigenen Konsolen erscheinen, ok. Aber mal abgesehen davon: bis vor 10 oder 15 Jahren haben Exklusivtitel sicher mehr Sinn gemacht als heute. Die technischen Unterschiede zwischen den Konsolen waren größer und man konnte argumentieren, dass ein Titel auf eine Konsole hin optimiert ist. Das gilt sicher jetzt auch noch für das Bedienkonzept der Wii U. Aber schon zwischen XBox 360 und PS3 musste man sich fragen, welche technische Unterschiede die Exklusivität rechtfertigen. Das gilt jetzt noch viel mehr, wo die technischen Unterschiede zwischen XBox One und PS4 noch geringer sind. Die Motivation für Exklusivtitel ist klar: die Konsolenhersteller wollen die Absätze ihrer Konsolen ankurbeln. Aber das ist allgemein nicht gut für die Gamer. Man kann als XBox-Spieler sagen "Hey, ich habe Halo, die PS nicht!", aber dafür hat man anderseits kein Uncharted. Und für die PS-Spieler gilt das natürlich umgekehrt. Warum war Ryse ein Exklusivtitel? Technisch gab es dafür keinen Grund. Die plattformunabhängige Engine würde es möglich machen, dass Spiel auch auf der PS zu spielen. In modernen Engines geht das fast mit einem Mausklick. Dass das Spiel auf den PC kam, lag daran, dass Crytec dem Bankrott entgehen wollte. Na also, andere Plattform geht also doch. Ich würde aufpassen, bevor ich mir mehr exklusive Spiele wünsche. Dass kann nämlich auch nach hinten losgehen. Das ist ein bisschen so, überspitzt formuliert, als würde man Sexismus begrüßen, solange das eigene Geschlecht davon profitiert.

Microsoft und Sony bekommen ihre Exklusivtitel indem sie die Entwickler sprichwörtlich bestechen. Einen anderen Grund gibt es nicht. Und der Gamer guckt in die Röhre, weil er sich, wenn er Exklusivtitel mehrerer Plattformen spielen will, mehrere Konsolen zulegen muss.

Und "zeitlich exklusiv" ist ja ein noch größerer Witz. Ich persönlich konnte damit leben, dass Skyrim-Erweiterungen einen Monat nach der XBox auf den PC kamen. Im Ernst, wem ist das so wichtig, dass er dafür noch eine Konsole kauft? Im Grunde ist das eine Praktik, die man genauso boykottieren sollte, wie Spiele vorzubestellen.
Ben
11. Mai 2015 um 17:16 Uhr (#2)
@LeAlex: Danke für die Info zur Preisschätzung, das habe ich im Artikel ergänzt.

Zu den Exklusivtiteln: Das ist natürlich eine übergreifende Problematik, die grundsätzlich gilt, egal wie gut sich eine Konsole verkauft. Und ich gebe dir in der Sache Recht.

Der Punkt im Artikel ist aber noch ein anderer. Wenn ein Hersteller durch schlechte Zahlen in Bedrängnis kommt, unternimmt er unter Umständen mehr Anstrengungen, um seinen Rückstand auszugleichen, als wenn er nicht in dieser Lage gewesen wäre. Ich sehe in dieser Situation also Spiele kommen, die es andernfalls vielleicht gegeben hätte (Quantität) oder in die nicht auf dieselbe Weise investiert worden wäre (Qualität), wenn man nicht in der Not wäre, sich gute Argumente für die Konsole aufbauen zu müssen.
Adrian
12. Mai 2015 um 16:34 Uhr (#3)
Einerseits versuchst du ja, positive Punkte an dem wenigen Verkauf der XBO zu ziehen, die auch nur dann entstehen, wenn sie halt wenig gekauft wird. Andererseits versuchst du schon mit dem Titelbild den Leser zum Kaufen zu bewegen. Das geht für mich irgendwie nicht einher ;)
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