OlliOlli2: Welcome to OlliWood im Test

(Artikel)
Paul Rubah, 23. März 2015

OlliOlli2: Welcome to OlliWood im Test

Carbon Copy 720°

Dieses Review ist ausschließlich für die unter euch gedacht, die OlliOlli gespielt haben. Habt ihr nicht? Lest das Review zu OlliOlli! Und warum bin ich heute überhaupt so streng? Weil OlliOlli2: Welcome to OlliWood, genau wie sein Review, nichts für Leute ist, die den Vorgänger nicht schon bis zum Erbrechen gedaddelt haben.

Alte Werte
Zuerst die gute Nachricht: OlliOlli hat sich kaum verändert. Die Tricks steuern sich gleich, das Spielprinzip ist das gleiche: Beendet den Level, sammelt Punkte, werdet die Nummer Eins der globalen Bestenliste und gebt damit an, was das Zeug hält. Wenn ihr gerade OlliOlli beiseite gelegt habt, könnt ihr mit dem Nachfolger sofort anfangen und werdet keine Veränderung spüren.

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Statt sie zu spüren, werdet ihr die Neuerungen sehen, denn OlliOlli2 verabschiedet sich von den tristen Matsche-Hintergründen und umarmt optisch abwechslungsreiche Welten im klassischen Simpel-Stil - darunter eine Prairie oder auch eine dystopische Roboterwelt voller Atommüll als tödliches Hindernis. Natürlich gibt es weiterhin viele Rails zum Grinden und viele Stolperfallen, über denen sich der ikonische Skater spektakulär abpacken kann. Zusätzlich gibt es neue Elemente: Springt ihr von einer Launch-Rampe mit dem richtigen Timing ab, fliegt ihr weiter und erreicht unter Umständen alternative Routen. Die führen zwar meist nicht allzu weit, bevor sie wieder den Hauptpfad kreuzen, geben den Leveln aber doch ein paar zusätzliche Möglichkeiten, die großartigste Kombo zu planen. Mit den alternativen Routen gibt es allerdings auch einen neuen Spielverderber: Sackgassen.

...alte Werte...
Und damit kommen wir auch zu den schlechten Nachrichten: OlliOlli hat sich kaum verändert. Nach wie vor müsst ihr Schritt für Schritt die Level auswendig lernen, um zu wissen, wie tief ein Sprung ins Ungewisse führt, wann ihr einen knappen Hüpfer timen müsst und wie lang der Luft-Trick denn nun sein darf. Dabei kann man sich, wie schon im Vorgänger, nie so ganz sicher sein, ob man nun selbst dran Schuld ist, wenn ein Trick versagt, oder das Spiel. Ich war mir jedenfalls höllisch oft sicher, dass ich zur rechten Zeit die richtigen Tasten losgelassen habe, nur um anschließend doch am rettenden Geländer vorbei in eine Stachelgrube zu gleiten. Typisch für OlliOlli, funktioniert hier nur selten irgend etwas in einem Rutsch. Und nun gibt es auch noch Sackgassen, in die man unerwartet rein grinded. Ganz toll, darauf hat die Welt gewartet.
Ich bin mir zwar fast sicher, dass auch die Musikstücke neu sind, aber mal ehrlich: Das Lounge-Gedudel klingt dem Vorgänger so ähnlich, dass es auch das alte sein könnte und ich hätte es nicht gemerkt.

Ein paar echte Neuerungen gibt es natürlich dennoch. Hauptsächlich hat sich das Moveset der Spielfigur erweitert - und zwar gewaltig! All die alten Tricks beherrscht der Skater natürlich noch, allerdings sind auch noch Manuals, Reverts, Manual Reverts und Grind Switches hinzu gekommen. Mit Grind Switches könnt ihr einen perfekten Grind in einen anderen verwandeln, was den ansonsten grünen Funkenstoß in einen beeindruckenden violetten verwandelt. Reverts sind Positionswechsel, die ihr bei einer Landung ausführen könnt. Beide Moves treiben den Kombocounter zusätzlich in die Höhe. Der wohl wichtigste Trick im neuen Repertoire ist der Manual: Mit einem etwas komplizierterem Landekommando macht der Skater einen Wheelie statt auf allen vier Rädern zu landen - das führt die Kombo weiter und ermöglicht dem Spieler, eine gigantische Kombo über fast jeden Level zu spannen. Manual Reverts sind dabei die Königsdisziplin: erst landen, dann umdrehen, Counter erhöhen und in den Manual schalten, um die Serie nicht zu verlieren. Da mussten erst mal ein paar Daumen abbrechen und nachwachsen, bevor ich alle neuen Tricks flüssig drauf hatte.

olliolli2-switch

Survival of the fittest
Die neue Komplexität führt dazu, dass OlliOlli2 noch mal eine ganze Stufe schwieriger ist als der Vorgänger. Wer hier keine Level-Kombos durchführt, darf nicht mal an den globalen Top-100 gegen den Wind schnüffeln. Wer nicht in jeden noch so knappen Grind einen Switch einbaut, der wird online nur ausgelacht. Auch die Levelstrukturen unterstützen den darwinistischen Gedanken - sie sind im Vergleich zum Vorgänger, der ja nun mit seinen Sprüngen in unbekannte Tiefen sicherlich auch kein Pappenstiel war, noch mal deutlich härter drauf. Wer in den letzten zwei Gebieten noch nicht zuverlässig und ohne Unterbrechung perfekte Landungen ausführt, der wird beim nächsten Sprung nicht genug Speed haben, um weitermachen zu können. Da hilft nur der rasche Druck auf den Neustart-Knopf.

Für Perfektionisten ist das... perfekt. Wo OlliOlli gerade mit dem zweiten Satz an 25 remixten Levels ein wenig öde und zu machbar wurde, fährt OlliOlli2 in den Amateur-Rängen schon die richtig schweren Geschütze auf - und diesmal wartet nach dem Professional-Schwierigkeitsgrad noch mal ein Satz remixter Level. Ja, heult doch! Entsprechend ist OlliOlli2 aber auch nichts für Einsteiger - die sollten sich lieber erst einmal mit dem Vorgänger warm machen, bevor sie sich der weiterhin unendlich starken Sucht nach weltweiter Anerkennung als Premium-Skater hingeben.

Im Skatepark nichts Neues
Dieser Absatz handelt nun davon, wie enttäuscht ich von OlliOlli2: Welcome to OlliWood doch bin. Bereits im letzten Review habe ich den leisen Wunsch nach mehr Content geäußert. Gut, jetzt gibt es zwei Remixe statt nur einen. Das ist ein netter Anfang. Der Daily Grind ist auch wieder mit dabei: Hier kann jeder Spieler pro Tag auf einer zufällig gewählten Karte einen Highscore hochladen - da herrscht stetiger Punktewechsel! Ebenfalls hat Entwickler roll7 einen neuen Modus namens Spots eingebaut, in dem man auf kleinsten Karten versuchen muss, enorm hohe Punktzahlen zu erreichen.

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Aber das war es auch schon. Kein Infinite-Runner-Modus mit prozedural generierten Maps, kein Karten-Editor, kein direkter Multiplayer gegen andere Spieler. Nicht mal Ghost-Replays toller Punktehäscher kann man sich runterladen, um von den Meistern des Boards noch etwas zu lernen! Ich wäre ja schon dankbar gewesen, wenn man sich die Level gemütlich anschauen könnte, um sie sich einpauken zu können. Aber wisst ihr, was all diese fehlenden Features zumindest versöhnt hätte? Wenn man seinen blöden Skater endlich customizen könnte! Oder wenn man einfach nur eine Skaterin als Option hätte!
Ich will ja gar nicht sagen, dass OlliOlli2 faul entwickelt wurde, schließlich steckt schon allein in Levelentwürfen unglaublich viel Arbeit, aber als Fortsetzung schüttet dieses Spiel eimerweise Potenzial zum Fenster raus. Es ist einfach nur zum Weinen.

Ich bin kein großer Freund von DLC. Ich kaufe ihn mir selten und wirklich nur für Spiele, die ich liebe. In der Regel hole ich mir lieber einen ähnlichen Nachfolger als mir einen umfangreichen DLC herunter zu laden. Und selbst aus dieser (durchaus debattierbaren) Perspektive heraus muss ich fragen: Warum ist OlliOlli2 kein DLC geworden? Es macht nur wenig neu und diese Neuerungen sind einzig und allein für OlliOlli-Veteranen da, die sich noch nicht genug die Daumen gebrochen haben, also die, die mehr vom identischen Spiel wollen - also die DLC-Kundschaft. Neue Karten sind toll, aber andere Titel reichen die auch irgendwie nach. Und abgesehen von neuen Moves bietet OlliOlli2 nichts. Perfektionisten werden weiterhin voll auf ihre Kosten kommen, aber wer mit dem Vorgänger schon Probleme hatte, wird mit diesem Spiel endgültig abserviert.

OlliOlli2: Welcome to OlliWood wurde auf der PS Vita getestet. Ein Testmuster wurde uns von Devolver Digital zur Verfügung gestellt.

OlliOlli2: Welcome to OlliWood

(Ranking)
B
RANK
Anständig. Stärken und Schwächen halten sich die Waage. Positive Überraschungen sind genauso selten wie negative. Unterm Strich muss man seine Spielzeit keinesfalls bereuen.

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28. März 2024 um 16:34 Uhr
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RELEASE
04. März 2015
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Playstation 4
Plattform - Die Playstation 4 (PS4) von Sony ist eine Spielkonsole der 8. Generation. Sie erschien am 29. November 2013 europaweit als Nachfolger der Playstation 3.
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