Dragon Ball Xenoverse im Test

(Artikel)
Benjamin Strobel, 08. März 2015

Dragon Ball Xenoverse im Test

Kamehame-hups, das ging in die Hose

Dragon Ball bekommt zwar keine neuen Mangas und nur alle Jubeljahre mal einen Film, aber neue Spiele kommen pünktlich wie die Maurer. Dragon Ball Xenoverse ist der jüngste Nachwuchs in der Spiele-Reihe und der erste Dragon-Ball-Titel für die aktuelle Konsolengeneration.

Ein neuer Twist
Xenoverse weicht in einer Sache fundamental von seinen Vorgängern ab: Das Spiel wiederholt nicht einfach die Geschichte des Mangas, sondern bringt einen neuen Dreh hinein. Ich würde nicht so weit gehen, zu sagen, dass es eine völlig eigene Geschichte ist, aber es ist auch keine lahme Abschrift der Vorlage. Zwei neue Bösewichte, Towa and Mira, tauchen auf und manipulieren die bekannte Zeitlinie, sodass das Raum-Zeit-Kontinuum zu kollabieren droht. Trunks, der als Teil der Zeit-Patrouillie den rechten Gang der Zeitlinie überwacht, erschafft mit Hilfe von Shenlong einen neuen Krieger, der ihm dabei helfen soll, das Zeit-Tohuwabohu wieder zu ordnen.

dragon-ball-xenoverse-shenlong

Wer dieser Krieger ist, entscheidet der Spieler im Charakter-Editor. Er kann Erdenbewohner sein, Namekianer, Saiyajin, ein Majin oder Icer (Freezers Rasse). Er kann riesig oder winzig sein. Er kann eine Sie sein. Den Feinschliff für seine persönliche Figur erreicht man schließlich mit Gesichtern, Frisuren und einer Auswahl an Stimmen. Von Shenlong in die Geschichte gewarped, weist Trunks den stummen aber kooperativen Helden in die Aufgaben der Zeit-Patrouillie ein. Das Spiel kommt dankbarer Weise mit deutlich weniger Tutorials aus als seine Vorgänger. Die Story-Missionen sind vor allem im Vergleich mit Battle of Z richtig gut in Szene gesetzt. Kein Dialog bleibt unvertont, die Originalsprecher sind natürlich auch an Board.

Im Wesentlichen verfolgt man die bekannte Geschichte, doch mit dem Einfluss von Towa und Mira hat sich die Ausgangslage jedes Mal zugunsten der Bösewichte verschoben. Um den Nachteil für die Z-Kämpfer auszugleichen, stellt sich der neue Held auf ihre Seite und biegt die Kämpfe wieder so hin, dass alles ausgeht, wie man es kennt. Niemand scheint sich zu fragen, warum der neue Typ ständig auftaucht, aber what the hell! Dragon Ball braucht so spät ja nicht mehr mit Logik anzufangen. Mit der Zeit üben die Schurken und der Held immer mehr Einfluss, bis die Story stärker abweicht und etwas mehr Eigendynamik entwickelt. Innerhalb und außerhalb der Kämpfe gibt es massenweise Gesprächsstoff und sogar ein paar eigene Anime-Sequenzen für das Spiel. Obwohl manche Dialoge plump sind, ist die Präsentation der Geschichte insgesamt stark und kann einige Vorgänger locker ausstechen.

Frust am Horizont
Xenoverse pflegt ein ähnliches Kampfsystem wie Battle of Z: Selten steht man im Zweikampf, meistens hat jede Seite drei bis vier Kämpfer. Die KI der Mitspieler ist dabei nicht so grausig wie beim Vorgänger und häufig ist die Unterstützung der computer-gesteuerten Mitstreiter nicht so kampfentscheidend. Sie schaffen es in der Regel, sich gegenseitig wiederzubeleben und haben mir auch schon ein paar Mal wieder aufgeholfen. Das ist okay!

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Im Kampf dreht sich alles um Energie-Leisten. Neben der üblichen Lebensenergie hat man eine für Ki und eine für Ausdauer, wobei die eine wichtig für den Angriff ist, die andere für die Verteidigung. Um Ki für Super-Angriffe aufzubauen, muss man im Nahkampf erfolgreiche Treffer landen. Wie schon bei Battle of Z kann man seine Energie nicht mehr per Knopfdruck aufladen - man muss schon rein in den Mann! Für einen Balken Ki darf man einen von vier Super-Angriffen starten, zum Preis von drei Balken kann man eine von zwei Ultra-Attacken ausführen. Den meisten Angriffen kann man mit etwas Übung gut ausweichen, also sollte man die Super-Attacken möglichst in Kombos einbauen oder seine Feinde damit überraschen. Zur Verteidigung kann man Blocken und sich aus Kombos heraus teleportieren, was wieder unterschiedliche Mengen der Balken frisst.

Auf dem Papier klingt das System recht taktisch und scheint Potential mitzubringen. Doch in der Praxis ist man hauptsächlich damit beschäftigt, viele Kombos per Buttonmashing in seine Gegner zu prügeln, um dann ein paar starke Angriffe hinterher zu schicken. Wenig Tiefgang - bis der Schwierigkeitsgrad plötzlich anzieht und das Spiel total frustrierend wird. Xenoverse hat auf dem Weg zu dieser Stelle völlig versäumt, den Spieler darauf vorzubereiten und ihm die Taktiken beizubringen, die nötig sind, um weiterzukommen. Erst in der zweiten Spielhälfte lernt man mühsam, sich geschickter zu bewegen, seine Audauer aufzusparen und Angriffe besser zu platzieren - falls man gewillt ist, sich über die Frustrationsgrenze hinweg zu setzen, die einem das Spiel aufzwingt.

Sieht gut aus. Aber nicht sehr gut.
Die großen Areale des Spiels sehen überwiegend gut aus und kommen der gezeichneten Vorlage recht nahe. Allerdings wirken die meisten Maps etwas steril und es gibt kaum Details zu entdecken. Viele Felsen und Häuser sind nicht mehr zerstörbar und es passiert tatsächlich selten, dass man mal etwas in Schutt und Asche legt. Super-Angriffe hinterlassen zwar überzeugende Krater, allerdings hält die Textur kaum drei Sekunden, bis sie wieder verschwindet. Ernsthaft, das verstehe ich nicht. Eine Genkidama ist einfach nicht so befriedigend, wenn hinterher noch alles steht. Hier haben andere Dragon-Ball-Spiel deutlich mehr auf älterer Hardware geleistet.

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Vor allem der besseren Beleuchtung ist es geschuldet, dass Figuren wie Son-Goku, Vegeta und andere so gut aussehen wie nie zuvor. Richtig toll gefallen mir die zahlreichen Gesichtsausdrücke der Kämpfer, die von fies bis schmerzverzerrt ein ganzes Emotionsspektrum abarbeiten. In den chaotischen Kämpfen kommen die Fratzen leider viel zu selten zur Geltung und man wünscht sich ein gutes altes One-on-On mit Close-Ups auf hervortretende Augen. Es ist da, aber man sieht es viel zu selten!

MMO-Ansätze mit Online-Problemen
Ausgangspunkt für alle Spielmodi ist Toki-Toki City. Die Stadt ist in drei Bereiche aufgeteilt und fungiert als Hub für die verschiedenen Tätigkeiten. Überall stehen NPCs herum, einige verschenken Items oder vergeben besondere Quests. Man kann sogar bekannte Figuren wieder treffen und als Lehrmeister anheuern, um besondere Angriffe bei ihnen zu lernen. Es gibt einen Handelsdistrikt, in dem man neue Kleidung, Items und Angriffe einkaufen kann. In einem zweiten Distrikt findet man die Zeitmaschine vor, über die man Story-Missionen startet. Von einem weiteren Bezirk aus kann man Quests starten. Diese so genannten Parallel-Quests sind nicht in die Story eingebunden, sondern funktionieren eher wie Challenges, mit denen man sich Geld, Erfahrungspunkte und Items verdienen kann.
Die Charakter-Entwicklung des eigenen Schützlings ist außerdem ein wichtiger Bestandteil des Spiels: Von der Kleidung über Attributpunkte bis zu den Super-Angriffen kann man seine Figur frei entfalten und gestalten. Das ist auch wichtig, denn die Quests werden mit der Zeit nicht gerade leichter.

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Das Ganze erinnert nicht zufällig an ein MMO: Spielt man online, wird die Stadt von anderen Spielern bevölkert und man kann sich in Gruppen zusammenfinden, um gemeinsam Parallel-Quests zu starten. Der netten Theorie wird von der Praxis jedoch schnell ein Riegel vorgeschoben: seit Release ist Dragon Ball Xenoverse von massiven Server-Problemen geplagt, welche die PC-Version ebenso wie die Konsolen-Ableger betreffen. Auf der Xbox One habe ich bis jetzt kein einziges Spiel zustande bekommen. In der Regel ist keine Verbindung zu den Servern möglich. Wenn ich mal eine Verbindung herstellen kann, bricht sie nach wenigen Minuten wieder ab, schubst mich zurück ins Hauptmenü und vergisst dabei auch noch zu speichern. Für ein Spiel, das MMO-artige Strukturen so prominent in den Vordergrund stellt, sind Online-Probleme in dieser Größenordnung einfach untragbar.

Das Kampfsystem von Dragon Ball Xenoverse lässt Spieltiefe erneut vermissen und versäumt es, seine wenigen taktischen Kniffe gut zu vermitteln. Damit bleibt Xenoverse ein Spiel für die Fangemeinde, für die eine neue Geschichte Belohnung genug ist. Eine andere Baustelle sind die massiven Server-Probleme, die das Zocken mit anderen Spielern bislang unmöglich machen. Der Spieler bekommt nur die Hälfte des versprochenen Spielumfangs für den vollen Preis. Wann die Fehler behoben werden, ist unklar. Vielleicht profitiert das Spiel sehr von seiner Online-Komponente, doch zum jetzigen Stand kann ich Dragon Ball Xenoverse nicht empfehlen. Ben

Dragon Ball Xenoverse wurde auf der Xbox One getestet. Ein Testmuster wurde uns von Namco Bandai Games zur Verfügung gestellt. Anmerkung: Zum Zeitpunkt des Reviews, über eine Woche nach Release, war der Online-Modus vollkommen unzugänglich und nahm entsprechend Einfluss auf den Rank.

Dragon Ball Xenoverse

(Ranking)
F
RANK
F wie Fail. Kaum von Wert. Hier jagt eine Schwäche die nächste. Niemand braucht das, niemand will das. Nicht einmal geschenkt.

Kommentare

Rian
09. März 2015 um 01:07 Uhr (#1)
Dass Spiele eine so lange Zeit nach Release nicht ordentlich laufen, ist echt Kundenverarsche vom Feinsten. Wenn am ersten Tag die Server nicht gehen - okay. Passiert. Man kann testen, so viel man will, der echte Fall sieht etwas anders aus. Zwei oder drei Tage später? Auch noch vertretbar. Nicht jeder ist EA und kann all seine Ressourcen auf Debugging schmeißen. Über eine Woche? Das darf man als Konsument gar nicht erst gutheißen. Dieses Spiel wurde unvollständig ausgeliefert. Da gibt es nur eins: nicht kaufen. "Kein Geld" ist schließlich eine Sprache, die auch die Businesspeople verstehen.
TrashCave
Gast
27. März 2016 um 14:15 Uhr (#2)
Ich find das Spiel an sich okay, gerade die Story find ich super mit dem "Was wäre wenn" Anstrich. Jedoch find ich Xenoverse teilweise wirklich frustrierend, da man nie weiß unter welchen Bedingungen man einen S oder Z-Rang erhält, die Vorraussetzungen sind nicht offensichtlich und wenn man in den Parallelquests die Bedingungen findet heißt es nicht, dass man dann auch den gewünschten Rang erhält.
Auch gibt es sehr viele frustrierende und unfaire Stellen in den Quests, ich sag nur "Supersaiyajin", sobald man 2 oder mehr von den "Blond-Cheatmode-Kämpfern" vor sich hat, wirds schnell einfach nur unfair. Diese Klasse ist, wie die Jugend heute sagen würde, Overpowered und spammen mit Superangriffen nur so um sich, kaum hat man ein Superkamehameha gefressen bekommt man gleich ein zweites und drittes reingedrückt oder wird noch im sinkflug weitervermöbelt ohne die Chance zu haben auszuweichen oder zu blocken, dass nervt extrem. Die KI auf der eigenen Seite ist auch wenig nützlich, da sie viel zu selten sinnvolle Angriffe starten und oft genug in Ki-Explosionen fliegen.

Aber wie gesagt, das Spiel hat auch viele tolle Seiten, es gibt massig Kostüme mit Auswirkungen auf die Skills, viele Heilitems und effektvolle Angriffe. ich mag die Synchro, die Grafik ist sehr schön und detailreich (auch wenn zuweilen viele Gebiete sehr steril wirken, halt wie in der Serie ^^). Die Antagonisten sind wirklich spitze, vorallem Demigra passt sehr gut zum Thema.

Mir fehlen halt wirklich ein Paar normale Figuren wie Mutenroshi, Yajirobi oder Chao-Zu.

Ich würd dem Hauptspiel so im großen und ganzen 2,5 - 3 von 5 möglichen Punkten geben.

Die DLC sind für meinen Geschmack zu gering im Preis-Leistungsverhältnis ausgefallen und machen die Frustfallen noch größer. Überlegt euch wirklich gut ob ihr sie holen wollt oder nicht.

Grüße TrashCave
Gast
24. April 2024 um 17:27 Uhr
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RELEASE
27. Februar 2015
PLATTFORM
PC
Plattform - PC-Spiele haben mit die älteste Tradition. Heutzutage laufen die meisten Games unter dem Microsoft Windows.
Playstation 3
Plattform
Playstation 4
Plattform - Die Playstation 4 (PS4) von Sony ist eine Spielkonsole der 8. Generation. Sie erschien am 29. November 2013 europaweit als Nachfolger der Playstation 3.
Xbox 360
Plattform
Xbox One
Plattform - Nachfolger der Xbox 360 von Microsoft. Angekündigt am 21. Mai 2013, ist die Heimkonsole am 22. November 2013 in Deutschland und weiten teilen Eruopas erschienen.

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