Test: Hyperdimension Neptunia Re;birth2

(Artikel)
Haris Odobašic, 18. Februar 2015

Test: Hyperdimension Neptunia Re;birth2

Ohne Neptune, mit Nepgear

Nachdem ich im letzten Jahr das erste Hyperdimension-Neptunia-Vita-Remake, Re;birth1, auf die Overgame-Liste gepackt hatte, ist es wenig verwunderlich, dass ich mich ziemlich auf den Nachfolger gefreut habe. Denn so viel wie bei Re;birth1 hatte ich wohl noch bei keinem anderen Spiel gelacht. Und dass der tolle Humor im Gewand eines JRPGs kam, war dann noch ein Bonus. Doch schon gleich beim Einschalten von Re;birth2 der erste Schock: mich lächelt nicht etwa Neptune an, Protagonistin des ersten Teiles und Personifikation einer Sega-Konsole, sondern ihre kleine Schwester Nepgear - der Gamegear in Mädchenform.

Denn wo es im ersten Abenteuer in Gamindustri noch um Konsolen ging, rücken im zweiten Abenteuer, welches in einem Paralleluniversum spielt und so in vielen Belangen einfach den Reset-Knopf drückt, die Handhelds in den Vordergrund. Neptune, Noire und Co. sind kaltgestellt und stattdessen müssen ihre kleinen Geschwister Gameindustri vor der bösen Raubkopie-Bedrohung bewahren.

Hyperdimension-Neptunia-Rebirth2-Raubkopien

Zum Glück sind auch die neuen Figuren hochsympatisch, so dass man schnell darüber hinweg kommt, dass die alten Favoritinnen fehlen, insbesondere auch weil natürlich die ganzen Nebencharaktere wie IF und Compa weiterhin mit von der Partie sind und so eine gewisse Familiarität wahren. Der Personalwechsel hat aber auch in der Geschichte spürbare Auswirkungen: Re;birth2 schraubt den Humor etwas herunter, stimmt dafür mit mehr Drama einen etwas ernsteren Ton an. War zum Beispiel im Vorgänger noch die Bedrohung durch Raubkopien nur mit einem einzigen Charakternamen, der eine Referenz auf die Nintendo-DS-R4-Steckkarte war, erklärt, wird das Thema dieses Mal näher beleuchtet. Ihr braucht hier keine tiefsinnigen Erkenntnisse erwarten, das würde nicht zum Stil der Reihe passen, und das Thema wird ziemlich schwarz/weiß dargestellt, aber es ist storymäßig dennoch ein interessanter Tempowechsel. Auch Re;birth2 wird euch viel zum Lachen bringen und dieses Mal sogar etwas mehr zum Mitfiebern animieren, aber eurem Zwerchfell sind auch gelegentliche Pausen vergönnt.

hyperdimension-neptunia-rebirth2-menue

Betrachtet man das Gameplay, gibt es zwei mögliche Sichtweisen: wer zuvor Neptunia mk2 gespielt hat - die PS3-Variante, auf der Re;birth2 basiert -, wird hier quasi ein komplett neues Spiel mit stark verändertem Kampfsystem vorfinden. Für diese Leute wird sich Re;birth2 unheimlich frisch anfühlen und wie ein großer Schritt nach Vorne. Wer hingegen Re;birth1 schon gespielt hat, wird sich hingegen wundern, ob es überhaupt irgendwelche großen Gameplay-Änderungen gibt. Man kann nun mit vier statt drei Charakteren in die rundenbasierten Schlachten ziehen und es gibt nun auch Fernkampfwaffen, aber das große Ganze wird dadurch nur wenig beeinflusst. Es macht noch immer viel Spaß und ist gerade gegen fiesere Boss- und Bonusgegner eine ziemlich taktische Angelegenheit. Leider haben auch einige der Designprobleme des ersten Teiles überlebt. So gibt es noch immer Sequenzen, in denen man einen Bossgegner bekämpft und direkt danach aus dem Nichts ein weiterer auftaucht und ihr so ohne Speichermöglichkeit, Heilung und Ähnliches weiterkämpfen müsst. Das endet gerne mal in frustrierenden Toden, wenn man nicht hochgelevelt genug ist, und zwingt euch so zum letzten Spielstand zurückzukehren.

Auch der Recycling-Anteil ist bei Re;birth2 ziemlich hoch. Wie schon im Vorgänger werden Dungeons mehrfach verwendet und nur mit stärkeren Gegnern befüllt. Aber ein sehr hoher Anteil dieser Umgebungen wurde direkt Re;birth1 entrissen, genauso wie sicherlich mindestens die Hälfte der Feindmodelle. Gerade wenn man Re;birth1 vor Kurzem gespielt hat, fällt das doch stark auf und gibt Re;birth2 eher den Charakter eines Erweiterungspacks statt dass man das Gefühl hat, hier ein vollwertiges und eigenständiges Abenteuer zu spielen.

hyperdimension-neptunia-rebirth2-kampf

Es gibt aber auch ein paar Verbesserungen: die Framerate ist stabiler. Neigte Re;birth1 zu fiesen Rucklern bei Spezialattacken, hält Re;birth2 auch die kleinen Grafikfeuerwerke tapfer durch - auch wenn die Leute, die durch die Steam-Version des Vorgängers mit 60 FPS verwöhnt sind, nun wegen der konsequent niedrigeren Bildwiederholungsrate natürlich einen kleinen Schock kriegen könnten.
Abgerundet wird das Remake-Paket durch ein nettes, kleines Minispielchen, bei dem man das Katzenmädchen Feli und ihre Partnerin Stella - eine Anspielung auf den Hauptentwickler der Remakes - Felistella, in Dungeons schickt, wo sie selbstständig looten und euch Geschenke mitbringen. Das alles läuft zeitbasiert ab und kann ziemlich lange dauern, funktioniert aber auch im Standby-Modus der Vita und gibt euch so einen Grund, euch schon morgens zu freuen, wenn ihr die Vita anmacht und tolle Geschenke erwartet.

Wenn ich ganz tief in mich hinein gehe, muss ich sagen, dass Re;birth2 minimal schlechter ist der erste Teil. Der Neptune-Anteil ist über die gesamte Spiellänge einfach nicht hoch genug und die paar Gameplay-Kniffe machen jetzt keinen so großen Unterschied. Aber das ist natürlich Meckern auf sehr hohem Niveau: Hyperdimension Neptunia ist die vielleicht individuellste JRPG-Reihe der letzten Jahre, die mit ihrem großartigen Humor und kompetenten Mechaniken ein absolutes Muss für jeden Genrefan ist. Auch hier werdet ihr euch vor Referenzen, Anspielungen und urkomischen Dialogen kaum retten können und so gut 50 niemals langweilige Stunden in Gamindustri verbringen. Wenn man bedenkt, dass dieses Jahr insgesamt vier Spiele der Reihe erscheinen, könnte man meinen, dass 2015 das Jahr von Hyperdimension Neptunia ist und mit Re;birth2 hat man den perfekten Start in dieses Jahr erwischt. Haris

Hyperdimension Neptunia Re;birth2 wurde auf der PS Vita getestet. Ein Testmuster wurde uns von Idea Factory zur Verfügung gestellt.

Hyperdimension Neptunia Re;birth2: Sisters Generation

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A
RANK
Reife Leistung. A-Spiele machen alles richtig oder sind nah dran. Kleine Schwächen werden durch Stärken mehr als wett gemacht. Das ist Spieldesign auf hohem Niveau.

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06. Februar 2015
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PC
Plattform - PC-Spiele haben mit die älteste Tradition. Heutzutage laufen die meisten Games unter dem Microsoft Windows.
PS Vita
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