Lufia: The Legend Returns

(Artikel)
Torsten Ingendoh, 04. Dezember 2014

Lufia: The Legend Returns

Unepisch unterwegs

Was braucht man für ein klassisches 2D-JRPG? Man nehme bunte Charaktere, eine große Welt, einen oder mehrere Bösewichte, die eben diese Welt bedrohen, und dazu noch ein schönes Kampfsystem. Passende Musik dazu, fertig ist was Zeitloses. Lufia 2: Rise of the Sinistrals hatte eigentlich alles. Es war zwar nicht das beste 16-bit-JRPG, aber es hat sich über die Jahre gut gehalten und nicht viel von seinem Charme eingebüßt. Es ist zurecht der bekannteste Teil der Lufia-Serie. Und wie führt man das fort? Auf jeden Fall bitte nicht so, wie es Lufia: The Legend Returns für den GameBoy Color tut. Ein weiteres Beispiel dafür, wie ein mittelmäßiges Spiel darunter leidet, dass der Vorgänger einfach so viel besser war. Aber fangen wir mal von vorne an.

The Legend Returns spielt 100 Jahre nach Fortress of Doom (Teil Eins, nie in Europa erschienen) und somit 200 Jahre nach Rise of the Sinistrals (Teil Zwei, ein Prequel). Die Sinistrals sind mal wieder zurückgekehrt, was scheinbar eine hundertjährige Tradition ist, und wollen erneut die Welt unterwerfen. Das hat die Hellseherin Seena vorhergesehen und sucht deshalb Helden für ein Abenteuer. Da kommt ihr Wain, ein selbstsicherer Schwertkämpfer, gerade recht. Und ihr Timing hätte nicht besser sein können. Nahezu zeitgleich erscheint Gades, Sinistral der Zerstörung, im nahegelegenen Turm des Todes und erklärt die Zerstörung der Welt als sein höchstes Ziel. Anfangen tut er mit einem Haus in Wains Dorf, welches er mal eben mit einem Blitz zerstört. Gefällt Wain nicht, also verspricht er Gades dafür eins aufs Maul zu geben, was beweist, dass Wain nicht der Hellste ist. Aber Gades auch nicht, der lässt Wain nämlich mit einem Denkzettel davonkommen und zerstört... äh.. na ja, vorerst nix. Hat es wohl nicht so eilig damit.

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Klingt nicht so aufregend? Ist es irgendwie auch nicht. Gut, Rise of the Sinistrals war jetzt auch nicht so das Storyschwergewicht, aber das Spiel und die Charaktere hatten genügend Charisma, um die eher durchschnittliche Story zu tragen. Davon ist hier nicht viel zu spüren. Eher im Gegenteil. Durch überzogen lange Dialoge versucht das Spiel den Figuren eine Chemie zu verpassen, die nicht existiert. Wain wurde schnell zum Wayne, genau wie der Rest der Truppe. Und die kann bis zu neun Kämpfer enthalten, die während des Kampfes in einem 3x3 Raster angeordnet sind. Es wird in Formation gekämpft, pro Zug muss man in jeder Reihe einen Kämpfer auswählen, der zuschlägt. Die Kämpfer vorne machen vollen Schaden, nehmen aber auch ungebremst auf die Glocke. Je weiter hinten man steht, desto weniger teilt man aus, steckt aber auch weniger ein. Sind alle Streiter der ersten Reihe tot, dann heißt es Game Over, völlig egal ob da sonst noch wer lebt. Das macht nicht so wirklich Sinn. Da hilft auch das Tutorial für Gehirnamputierte nichts, das einem die weiteren Feinheiten noch bis ins kleinste Detail mit Beispielen erklärt.

Die größte Sünde ist das Gameplay jenseits der Kämpfe. Was ich Lufia 2 immer noch hoch anrechne, ist das Dungeon-Design mit den tollen Rätseln. Legend Returns wirft das Ganze über den Haufen. Ich weiß nicht, ob es fehlgeleitete Inspiration oder Faulheit war, die hier die Level entwarf. Wobei, von entwerfen darf man gar nicht sprechen, denn die Dungeons sind ALLE zufallsgeneriert. Jedes Dungeon besteht aus einem festgelegten Eingangsraum, einem festgelegten Ausgangsraum und dazwischen eine festgelegte Anzahl an Stockwerken. Diese werden neu generiert, wenn man sie betritt. JEDES MAL! Geht die Treppe rauf und wieder runter, das Stockwerk hat sich verändert. Was soll der Quatsch? Das geht mir in den Kopf nicht rein, ehrlich. Freue ich mich auf ein neues Dungeon? Nein, weil es heißt, dass ich mich durch Zufallsmüll wühlen muss, bis ich die Treppe ins nächste Stockwerk finde. Truhen in diesen Abschnitten enthalten auch nur irgendwelche Verbrauchsitems, lohnt sich also nicht, die alle zu suchen.

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Ob die Story jemals an Fahrt gewinnt? Keine Ahnung, dieses unmögliche Dungeon-Design gepaart mit fummeliger Menüführung und generellem Desinteresse an den Figuren zwang mich dazu dem Spiel nach gut vier Stunden den Rücken zu kehren. Es hat mich in dieser Zeit nicht gefesselt und ich habe kein Bedürfnis weiterzuspielen. Irgendwo wurde auch eine Ahnenhöhle eingebaut, soweit ich weiß, aber die fand ich schon in Lufia 2 dämlich und da jetzt jedes Dungeon irgendwie eine Ahnenhöhle ist, habe ich erst recht keine Lust da reinzugehen. Wer ein ganz hartgesottener Lufia-Fan ist, der kann sich The Legend Returns mal angucken. Allen anderen entgeht nichts, wenn sie die Finger davon lassen.

Lufia: The Legend Returns wurde auf dem Nintendo 3DS getestet. Ein Testmuster wurde uns von Nintendo zur Verfügung gestellt.

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16. April 2024 um 07:51 Uhr
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RELEASE
23. Oktober 2001
PLATTFORM
Game Boy Color
Plattform
Nintendo 3DS
Plattform
Wii U
Plattform

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