Just Dance 2015 im Test

(Artikel)
Kristin Riedelsberger, 06. November 2014

Just Dance 2015 im Test

It's just a jump to the left

Jetzt heißt es wieder: Rein in die Sportklamotten und ab vor die Konsole, denn Ubisoft hat den mittlerweile sechsten Teil von Just Dance auf den Markt geschmissen. Und der hat es in sich! Mit flinker, leichtfüßiger und nicht zuletzt einschüchternder Beweglichkeit wirbeln grellbunte Abbilder von Profi-Tänzern über den Fernsehschirm und laden Casuals und Kellerkinder aller Generationen dazu ein, sich einmal mehr gründlich zu blamieren - und das nicht nur auf der kommenden Silvestersause, sondern vor aller Welt!

Keine Sorge: Ob ihr eure Performance tatsächlich online stellen wollt, bleibt Gott sei Dank euch selbst überlassen, und der Jahreswechsel ist immerhin noch knapp zwei Monate hin. Genug Zeit, um Kondition und Skill wieder auf Vordermann zu bringen - oder habt ihr euch über die letzten zehn Monate tatsächlich mit Just Dance 2014 in Form gehalten, wie ihr es euch beim mitternächtlichen Sektanstoß 2013/2014 fest vorgenommen hattet? Egal, Just Dance 2015 ist jedenfalls so schweißtreibend wie eh und je und damit bestens geeinigt für ein forderndes Work-Out in den eigenen vier Wänden. Im 10-, 20-, 30-minütigen oder endlosen (!) Just-Sweat-Modus bekommt jeder sein Fett weg und kann sich nach erfolgreich abgeschlossenem Training sogar die verbrannten Kalorien anzeigen lassen. Na, wenn das keine Motivation ist!

foxBlind. Blind! BLIND!

Aber gut, wenn wir ehrlich sind, dann ist bei so einem Tanzspiel die Verbesserung der körperlichen Fitness doch eher ein angenehmer Nebeneffekt. Was vor allem interessiert, sind Musikauswahl und der Spaßfaktor. Und hier macht es einem der neueste Ableger der Serie leider ganz schön schwer.

Das liegt vor allem daran, dass Just Dance 2015 im Vergleich zum Vorgänger eigentlich nichts Neues zu bieten hat. Gut, die Kinect-Steuerung ist merklich verbessert und mittlerweile gibt es sogar von zwei bis drei Songs "Sing-Along-Versionen", die allerdings überflüssig sind, da es 1. so gut wie unmöglich ist, Choreographie und Lyrics gleichzeitig zu verfolgen, und es 2. völlig egal zu sein scheint, was man singt - Hauptsache das Mikrofon registriert, dass irgendetwas gegrölt wird. Wirklich interessante Neuerungen bieten sich somit nur wettstreitgeilen Hüftschwingern ohne Online-Phobie: Wer will, kann jetzt Just-Dancer auf der ganzen Welt direkt zum Duell auffordern, und das dank Android-Feature sogar per Smartphone.

Dafür ist allerdings das gesamte Menü ein einziges Chaos. Lieder beginnen sofort zu spielen, sobald der Cursor auch nur kurz ihren Auswahl-Button streift, sodass eine Geräuschkulisse entsteht, als würde man permanent am Frequenzregler eines alten Radios herumschrauben; die Liederliste wird mit jedem weiteren erstandenen oder freigespielten Song länger und länger, was zur Folge hat, dass am Ende nicht etwa die ausgefeilte Choreographie in-game, sondern vor allem das eintönige Hin- und Herwinken durch die Songauswahl perfektioniert wird; und das Artdesign mit seinem Wechselspiel von Pastell- und Neonfarben würde ich als "anstrengend", wenigstens aber als "gewöhnungsbedürftig" charakterisieren. Just Dance ist bunt, laut, psychedelisch, sodass ich bereits nach zehn Minuten das wachsende Bedürfnis spürte, mir einfach Augen- und Ohren zuzuhalten. Überflüssig zu erwähnen, dass das nicht so die optimale Voraussetzung für einen spaßigen Tanzabend ist.

jdmenueImmer schön winken! 45 Songs stehen bei Just Dance 2015 zur Auswahl, nur drei davon werden gleichzeitig angezeigt. Da heißt es suchen, suchen, suchen.

Das größte Ärgernis ist allerdings das Erspielen neuer Songvarianten: Konnte man beim Vorgänger noch für ertanzte Münzen eine Songvariante gezielt einkaufen, muss man nun genug Tanzminuten sammeln, um die nächste Freischaltung zu erhalten. Für die Münzen gibt es nur noch so genannte "Smileys", kleine Bildchen, die niedlich aussehen und als Avatar verwendet werden können. Außerdem bekommt selbst der wenig engagierte Tanzfan nach Start des Spiels links und rechts ein Achievement nach dem anderen um die Ohren gehauen, was wohl darüber hinwegtäuschen soll, dass es genau genommen gar nicht so viel zu entdecken gibt.
Aus demselben Grund hat sich wohl der Entwickler entschieden, manche Versionen der Lieder wie Sing-Alongs und Mash-Ups häppchenweise nachzuliefern, was vor allem dann ärgerlich ist, wenn man Just Dance tatsächlich nur zu großen Feierlichkeiten aus dem Schrank holt. Da muss dann erst mal fleißig ein bis zwei Stündchen geschunkelt werden, bevor zur alternativen Version von Rihannas "Diamonds" gebounced werden darf.

Womit wir endlich bei der Songauswahl wären. Diese hat, während die des Vorgängers bei uns noch große Euphoriestürme ausgelöst hat, eher ein wohlwollendes "befriedigend" verdient. Unter mittlerweile überhörte Pop-Kamellen aus dem letztem Jahr ("Happy" von Pharrell Williams, zweimal Katy Perry, "I love it" von Icona Pop) streut sich eine Hand voll Oldies ("Ain't No Mountain High Enough", "Walk This Way", "Spin me round like a record") und die eine oder andere, zum Teil gewöhnungsbedürftige Überraschung (zum Beispiel "Xmas" von Bollywood Santa). Highlight für alle Nerds ist vor allem die Tetris-Melodie, die aber leider auf vier Personen ausgelegt ist, weshalb zu zweit oder zu dritt nicht alle Figuren Sinn machen.

Solche Titel, bei denen eine feste Anzahl von Tänzern wirklich nötig ist, bilden glücklicherweise die Ausnahme. Allerdings sind tatsächlich mehr als die Hälfte der Choreographien auf mindestens zwei Tänzer ausgelegt. Titel wie "Mahna Mahna", "Let It Go" oder - noch besser - "Only You" wirken im Online-Battle oder Sweat-Modus eher... na ja, sagen wir mal: dezent lächerlich.

Hoffentlich wählt hier niemand beim Start Orange.

Wenn Ubisoft wenigstens dafür gesorgt hätte, dass sich die Songs aus 2014 mit denen von 2015 vereinen. Aber nein, stattdessen lässt sich im DLC-Shop "Gangnam Style" nochmals kaufen, selbst wenn man schon im letzten Jahr dafür bezahlt hat. Die Versionen sind natürlich identisch.
Andererseits ist es wohl besser, dass man nicht einfach übergreifend auf alle Songs zugreifen kann; sonst bekäme man schon beim Scrollen durchs Menü den ersten Muskelkater. Schließlich werden immer nur drei Songs gleichzeitig im Auswahlmenü angezeigt.

Just Dance 2015 ist eher so etwas wie eine neue "Bravo Hits": eine Erweiterung des Musikrepertoires ohne dabei großartig neue Konzepte vorzuweisen. Es ist immer noch ein Partyspiel, allein schon deshalb, weil sich mehr als die Hälfte aller Songs nicht gut allein bestreiten lässt und weil es nach wie vor kein Problem ist, selbst mit einer objektiv miserablen Darbietung eine gute Wertung zu ertanzen. Und es ist nach wie vor nicht darauf ausgelegt, euch wirklich das Tanzen beizubringen, denn selbst auf die Schwierigkeitsgerade von Easy bis Hard, nach denen die Choreographien des Vorgängers noch klassifiziert worden sind, ist in der Neuauflage gleich ganz verzichtet worden. Euch hemmungslos blamieren, das könnt ihr nach wie vor ausgezeichnet, und damit muss man Just Dance 2015 neidlos zugestehen, dass es alles hat, was ein Partyspiel braucht. Kristin

Just Dance 2015 wurde für Xbox One getestet. Ein Testmuster wurde uns von Ubisoft zur Verfügung gestellt.

Just Dance 2015

(Ranking)
B
RANK
Anständig. Stärken und Schwächen halten sich die Waage. Positive Überraschungen sind genauso selten wie negative. Unterm Strich muss man seine Spielzeit keinesfalls bereuen.

Kommentare

Rian
06. November 2014 um 23:15 Uhr (#1)
Der Tetris-Tanz ist das Nerdigste, das ich je in meinem Leben gesehen habe.
Ben
08. November 2014 um 12:44 Uhr (#2)
Tetris ist leider nur sehr schwierig tanzbar :(
Gast
16. April 2024 um 20:21 Uhr
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23. Oktober 2014
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Playstation 3
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Playstation 4
Plattform - Die Playstation 4 (PS4) von Sony ist eine Spielkonsole der 8. Generation. Sie erschien am 29. November 2013 europaweit als Nachfolger der Playstation 3.
Wii
Plattform
Wii U
Plattform
Xbox 360
Plattform
Xbox One
Plattform - Nachfolger der Xbox 360 von Microsoft. Angekündigt am 21. Mai 2013, ist die Heimkonsole am 22. November 2013 in Deutschland und weiten teilen Eruopas erschienen.

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