Die Rolle des Reviews
Die Rolle des Reviews
Spielejournalismus am Scheideweg
Eines der Themen, welches in der Videospielewelt aktuell am heftigsten diskutiert wird, ist die Kunst des Spieletests und der Vorwurf der mangelnden Objektivität in diesem. Es ist ein Vorwurf, der genauso vollkommen schwachsinnig wie schwerwiegend ist. Schwachsinnig, weil Videospiele ein rein subjektives Medium sind, welche sich nicht nach objektiven Kriterien bewerten lassen, um eine Aussage darüber zu treffen, ob ein Spiel Spaß macht. Schwerwiegend, weil die Videospieleindustrie aber an allen Ecken auf diese "Objektivität" baut. Da bekommen Entwickler Bonuszahlungen, wenn sie einen bestimmten Metacritic-Score erhalten, und Marketingmaterialien werben mit "10/10 - Best game ever!!"-Testimonials.
Ich glaube auch nicht, dass die Leute, die nach objektiven Reviews wie ein Kind nach dem Schnuller schreien, diese wirklich wollen. Wer anderer Meinung ist, darf gerne auf Objective Game Reviews surfen, um mal eine Testfahrt in die verquere Welt der Objekivität zu unternehmen. Das Wort "objektiv" wird in dieser Diskussion missbraucht, um eine Ablehnung gegen einen anderen Aspekt auszudrücken, welcher sich in die Tests mancher Publikationen geschlichen hat. Traditionelle, kritische Betrachtung von Videospielen fanden bisher in einer Art Isolation statt, nur auf Ebene des Spiels oder höchstens des Mediums als Ganzes konzentriert. Manch moderner Schreiber wollte aus dieser Isolation ausbrechen und diese kritische Betrachtung auch auf die Wechselwirkung mit unserer Kultur und Gesellschaft ausweiten.
Dabei wirken die als Reviews verpackten Kulturkritiken, als wären sie von einem anderen Stern. Das hat einen guten Grund: In der nun knapp dreißigjährigen Geschichte des geschriebenen Wortes zu Videospielen hatte nämlich ein Test immer einen ganz bestimmten Charakter: den einer Produktbesprechung à la Stiftung Warentest. Gerade hier in Deutschland - wo auch sonst? - fand eine Quasi-Fetischisierung der Objektivität statt, welche in der Monstrosität, die das Wertungssystem der Computerbild Spiele darstellt, ihren Höhepunkt fand. Doch nachdem wir diese dunklen Zeiten hinter uns ließen, gewannen GameRankings und Metacritic an Bedeutung: Zeitgleich mit der Neuerfindung des Spielejournalismus wurde die Zahl am Ende eines Testes wichtiger und wichtiger. So wichtig, dass Entwicklerjobs plötzlich davon abhingen, wie es beispielsweise bei Fallout: New Vegas geschehen ist. Bei Metacritic schlidderte es mit einer Wertung von 84 um einen Punkt an den vertraglich festgelegten Bonuskonditionen vorbei und brachte den Entwickler Obsidian Entertainment in die finanzielle Bredouille. Und selbst wir vom Daily D-Pad beugten uns irgendwann und führten, nach Jahren "wertungsfreier" Tests, unser eigenes Wertungssystem ein mit dem Ziel, unseren Lesern einen schnellen Überblick über die Qualität eines Spieles zu bieten, ohne zu tief in den Wertungssumpf zu steigen.
Der typische Leser will subjektive Eindrücke des Testers lesen, er will wissen, was das Spiel bietet, wie es sich im Vergleich zu anderen Titeln des Genres schlägt, ob es grobe Bugs im Spiel gibt und wie es mit der Performance aussieht. Er will all das auf sich wirken lassen, um die wichtigste Frage beantworten zu können: ob dieses Spiel seine 60 Euro wert ist. Anders als andere Kulturgüter sind die meisten Videospiele keine finanzielle Ausgabe, die man einfach so rationalisieren kann. Wer sechs Euro beim Kinobesuch in einen schlechten Film steckt, der weint diesem Geld nicht unbedingt nach. Wenn man das Zehnfache für ein minderwertiges Spiel ausgibt, dann tut das weh.
Dieser Leser scrollt nun also durch die Wertungen eines Spiels, für das er sich interessiert. Die meisten spucken gute Zahlen aus, aber ein Tiefflieger einer bekannten Publikation sticht aus der Masse heraus. Er liest das Review, um seine internen Warnlampen zu beruhigen, nur um dann festzustellen, dass der Tester Bayonetta 2 als sexistisch empfand, Bioshock Infinite als blasphemisch oder Gone Home wegen seiner Thematiken als moralisch bedenklich. Da kann ich schon nachvollziehen, wenn dieser Leser empört ist, denn aus solchen "Strafwertungen", die allein der Weltanschauung des Testers entspringen, kann der Leser kaum die für ihn wichtige Information herausziehen: ob das Gameplay in Bayonetta 2 mit dem genialen Vorgänger mithalten kann, wie gut die Story im neuen Bioshock ist oder was Gone Home zu so einem herausstechenden Spiel macht.
Was in den Augen des Otto-Normal-Lesers höchstens in eine kleine Textbox verpackt gehört, wird plötzlich zum Kernstück des Reviews und er fühlt sich dezent verarscht. Denn natürlich hätte der Schreiber seine Kulturkritik und seine Moralisierung in eine anderen Form verpacken können, zum Beispiel als Kommentar oder Glosse, ohne die bizarre Formatvermischung mit einem Spieletest. Aber ein Spieletest mit kontroverser Wertung garantiert eine lebendige Diskussion. Das Ego des Testers wird auf Kosten der Zeit des Lesers gestreichelt.
Es ist auch der Kampf des Videospieljournalismus um neue Anerkennung, welcher auf dem Rücken der Leser ausgetragen wird. Denn der Angriff durch die YouTuber nimmt kein Ende. Man muss sich nur das neugestartete Steam-Curators-Programm anschauen, um zu verstehen, wie der traditionelle Spielejournalismus an Bedeutung verliert. Auf Platz 2 der Spieleberater wartet PC Gamer, ein seit Jahrzehnten bestehendes Printmagazin zu Computerspielen und eines der letzten, die noch auf dem Markt vertreten sind. Rund 115.000 Steam-Zocker folgen diesem Account.
Man könnte meinen, das wäre beeindruckend: eine knapp sechsstellige Anzahl Steam-Nutzer interessiert es, welche Spiele eines letzten traditionellen Spielemagazine empfiehlt. Dann schaut man zum ersten Platz hoch und sieht TotalBiscuit, der unter bürgerlichem Namen als John Bain bekannt ist, und die mehr als 300.000 Nutzer, die seinen Empfehlungen folgen. Dann kann man sich ein herzliches Lachen nicht verkneifen - der Unterschied ist grotesk. Den Rest der Liste dominieren fast ausschließlich Youtuber.
Es ist Fakt: das gesprochene Wort John Bains ist in Spielerkreisen wichtiger als das, was PC Gamer, Kotaku und Co. schreiben. Er hat Authentizität, Autorität und wenn seine bassgewaltige Stimme durch Millionen von Kopfhörerpaaren dröhnt, dann ist es, wie wenn Gott höchstpersönlich spricht. Ich wäre überhaupt nicht überrascht zu sehen, wenn sein vernichtendes Urteil zu einem dürftigen PC-Port sich direkt auf die Verkaufszahlen des Spieles niederschlagen würde.
Doch dass er nun dieses Ansehen genießt, hat einen sehr guten Grund, der sich mit einem Wort beschreiben lässt: Glaubwürdigkeit. Wenn es eine Kontroverse im Bereich YouTube gibt, dann ist Bain immer einer der ersten, welcher darüber redet - offen und transparent. Wenn irgendein Publisher mit einem minderwertigen Produkt ins Fettnäpfchen tritt, dann ist Bain immer zur Stelle, um für die Rechte des Konsumenten einzustehen. Wenn TotalBiscuit Teil einer Werbekampagne ist, dann macht er das immer sehr deutlich in seinen Videos. Und wenn eines seiner Videos ein offensichtliches Problem hat, zum Beispiel falsche Grafikeinstellungen, dann ist er sich nicht zu fein, solche Fehler zuzugeben und zu korrigieren.
Es ist diese totale Transparenz und eine Ausrichtung zum Wohl des Konsumenten, die ihm das Vertrauen unter den Videospielern einbringt, das ihn zu einem Avatar der Glaubwürdigkeit macht. Und das alles während er stetig Videos herausbringt, die über das reden, was die meisten Spieler wirklich interessiert.
Es ist eine Glaubwürdigkeit, um die der traditionelle Spielejournalismus kämpfen muss. Ein halbstündiges Video zu einem Spiel kann eben um einiges mehr Informationen vermitteln als ein typischer Spieletest - und der Reviewer sieht in der Kulturkritik eine Nische, in der er sich etablieren kann. Aber der angehende Kulturkritiker muss auch verstehen, dass Kulturkritik nicht der Mainstream ist.
Wer Kulturkritiker werden will in einer Publikation, die im Mainstream steht, darf nicht die beleidigte Leberwurst spielen, wenn unzufriedene Leser die eigene Arbeit kritisieren, weil der Großteil diese Beitragsart nicht lesen will. Es ist eine verständliche Abstoßreaktion des Spielerkörpers, welcher einen traditionellen Test erwartet, der über Gameplay, Story und Performance redet, und stattdessen mit einer halben Dissertation über Gesellschaftswirkungen, Geschlechterrollen und post-moderne Moralstrukturen konfrontiert und mit seinem Ton dem Leser zwischen den Zeilen Vorwürfe macht.
Der Scheideweg, an dem der Spielejournalismus steht, ist deswegen auch nicht die Entscheidung, ob man zurück in traditionelle Reviewstrukturen verfällt oder den Pfad der Kulturkritik weiter einschlägt. Denn es gibt einfach kein Zurück mehr. Die jetzige Generation der Acht- bis Zwölfjährigen, die noch in den 90ern dank Club Nintendo und Co. zu fleißigen Magazinlesern angefixt worden wäre, die in den 00ern über top-aktuelle Newsportale den Internetjournalismus für sich erkannten, diese Generation wächst in den 10ern mit Gronkh, PewDiePie und Co. auf. Sie folgen den Twitter-Kanälen, Facebook-Seiten und YouTube-Channeln der für sie wichtigen Persönlichkeiten und Spieleentwickler und holen sich so alle relevanten Informationen. Sie machen den Mittelmann namens Spielejournalismus obsolet.
Videospielekritik muss aus dem videospielerischen Mainstream ausbrechen, um in den gesellschaftlichen Mainstream gelangen zu können. Ich sehe im Spielejournalismus viele Spieler, die ihre Gedanken in Worte fassen, und ein paar Kulturkritiker, die eine engstirnige Perspektive auf das Thema bieten. Letztere haben meist das falsche Werkzeug, erstere gar keins. Was fehlt, sind die Leute, die Videospiele mit dem Respekt behandeln können, den sie verdienen. Nicht als pures Konsumgut, nicht als Untermenge bisheriger Unterhaltungsmedien und auch nicht als Anlass, über Meta-Missstände herzuziehen. Was fehlt auf dem Weg, dass Videospiele und der Journalismus erwachsen werden und Anerkennung jeweils als eigenständiges Medium finden, sind die Ludologen, die in ihren Analysen alle Aspekte eines Spiels vereinen. Haris
Ich glaube auch nicht, dass die Leute, die nach objektiven Reviews wie ein Kind nach dem Schnuller schreien, diese wirklich wollen. Wer anderer Meinung ist, darf gerne auf Objective Game Reviews surfen, um mal eine Testfahrt in die verquere Welt der Objekivität zu unternehmen. Das Wort "objektiv" wird in dieser Diskussion missbraucht, um eine Ablehnung gegen einen anderen Aspekt auszudrücken, welcher sich in die Tests mancher Publikationen geschlichen hat. Traditionelle, kritische Betrachtung von Videospielen fanden bisher in einer Art Isolation statt, nur auf Ebene des Spiels oder höchstens des Mediums als Ganzes konzentriert. Manch moderner Schreiber wollte aus dieser Isolation ausbrechen und diese kritische Betrachtung auch auf die Wechselwirkung mit unserer Kultur und Gesellschaft ausweiten.
Dabei wirken die als Reviews verpackten Kulturkritiken, als wären sie von einem anderen Stern. Das hat einen guten Grund: In der nun knapp dreißigjährigen Geschichte des geschriebenen Wortes zu Videospielen hatte nämlich ein Test immer einen ganz bestimmten Charakter: den einer Produktbesprechung à la Stiftung Warentest. Gerade hier in Deutschland - wo auch sonst? - fand eine Quasi-Fetischisierung der Objektivität statt, welche in der Monstrosität, die das Wertungssystem der Computerbild Spiele darstellt, ihren Höhepunkt fand. Doch nachdem wir diese dunklen Zeiten hinter uns ließen, gewannen GameRankings und Metacritic an Bedeutung: Zeitgleich mit der Neuerfindung des Spielejournalismus wurde die Zahl am Ende eines Testes wichtiger und wichtiger. So wichtig, dass Entwicklerjobs plötzlich davon abhingen, wie es beispielsweise bei Fallout: New Vegas geschehen ist. Bei Metacritic schlidderte es mit einer Wertung von 84 um einen Punkt an den vertraglich festgelegten Bonuskonditionen vorbei und brachte den Entwickler Obsidian Entertainment in die finanzielle Bredouille. Und selbst wir vom Daily D-Pad beugten uns irgendwann und führten, nach Jahren "wertungsfreier" Tests, unser eigenes Wertungssystem ein mit dem Ziel, unseren Lesern einen schnellen Überblick über die Qualität eines Spieles zu bieten, ohne zu tief in den Wertungssumpf zu steigen.
Nur ein kleiner Ausschnitt des CBS-Wertungskastens. Das ist schon die vereinfachte Variante.
Der typische Leser will subjektive Eindrücke des Testers lesen, er will wissen, was das Spiel bietet, wie es sich im Vergleich zu anderen Titeln des Genres schlägt, ob es grobe Bugs im Spiel gibt und wie es mit der Performance aussieht. Er will all das auf sich wirken lassen, um die wichtigste Frage beantworten zu können: ob dieses Spiel seine 60 Euro wert ist. Anders als andere Kulturgüter sind die meisten Videospiele keine finanzielle Ausgabe, die man einfach so rationalisieren kann. Wer sechs Euro beim Kinobesuch in einen schlechten Film steckt, der weint diesem Geld nicht unbedingt nach. Wenn man das Zehnfache für ein minderwertiges Spiel ausgibt, dann tut das weh.
Dieser Leser scrollt nun also durch die Wertungen eines Spiels, für das er sich interessiert. Die meisten spucken gute Zahlen aus, aber ein Tiefflieger einer bekannten Publikation sticht aus der Masse heraus. Er liest das Review, um seine internen Warnlampen zu beruhigen, nur um dann festzustellen, dass der Tester Bayonetta 2 als sexistisch empfand, Bioshock Infinite als blasphemisch oder Gone Home wegen seiner Thematiken als moralisch bedenklich. Da kann ich schon nachvollziehen, wenn dieser Leser empört ist, denn aus solchen "Strafwertungen", die allein der Weltanschauung des Testers entspringen, kann der Leser kaum die für ihn wichtige Information herausziehen: ob das Gameplay in Bayonetta 2 mit dem genialen Vorgänger mithalten kann, wie gut die Story im neuen Bioshock ist oder was Gone Home zu so einem herausstechenden Spiel macht.
Was in den Augen des Otto-Normal-Lesers höchstens in eine kleine Textbox verpackt gehört, wird plötzlich zum Kernstück des Reviews und er fühlt sich dezent verarscht. Denn natürlich hätte der Schreiber seine Kulturkritik und seine Moralisierung in eine anderen Form verpacken können, zum Beispiel als Kommentar oder Glosse, ohne die bizarre Formatvermischung mit einem Spieletest. Aber ein Spieletest mit kontroverser Wertung garantiert eine lebendige Diskussion. Das Ego des Testers wird auf Kosten der Zeit des Lesers gestreichelt.
Es ist auch der Kampf des Videospieljournalismus um neue Anerkennung, welcher auf dem Rücken der Leser ausgetragen wird. Denn der Angriff durch die YouTuber nimmt kein Ende. Man muss sich nur das neugestartete Steam-Curators-Programm anschauen, um zu verstehen, wie der traditionelle Spielejournalismus an Bedeutung verliert. Auf Platz 2 der Spieleberater wartet PC Gamer, ein seit Jahrzehnten bestehendes Printmagazin zu Computerspielen und eines der letzten, die noch auf dem Markt vertreten sind. Rund 115.000 Steam-Zocker folgen diesem Account.
Man könnte meinen, das wäre beeindruckend: eine knapp sechsstellige Anzahl Steam-Nutzer interessiert es, welche Spiele eines letzten traditionellen Spielemagazine empfiehlt. Dann schaut man zum ersten Platz hoch und sieht TotalBiscuit, der unter bürgerlichem Namen als John Bain bekannt ist, und die mehr als 300.000 Nutzer, die seinen Empfehlungen folgen. Dann kann man sich ein herzliches Lachen nicht verkneifen - der Unterschied ist grotesk. Den Rest der Liste dominieren fast ausschließlich Youtuber.
Es ist Fakt: das gesprochene Wort John Bains ist in Spielerkreisen wichtiger als das, was PC Gamer, Kotaku und Co. schreiben. Er hat Authentizität, Autorität und wenn seine bassgewaltige Stimme durch Millionen von Kopfhörerpaaren dröhnt, dann ist es, wie wenn Gott höchstpersönlich spricht. Ich wäre überhaupt nicht überrascht zu sehen, wenn sein vernichtendes Urteil zu einem dürftigen PC-Port sich direkt auf die Verkaufszahlen des Spieles niederschlagen würde.
Doch dass er nun dieses Ansehen genießt, hat einen sehr guten Grund, der sich mit einem Wort beschreiben lässt: Glaubwürdigkeit. Wenn es eine Kontroverse im Bereich YouTube gibt, dann ist Bain immer einer der ersten, welcher darüber redet - offen und transparent. Wenn irgendein Publisher mit einem minderwertigen Produkt ins Fettnäpfchen tritt, dann ist Bain immer zur Stelle, um für die Rechte des Konsumenten einzustehen. Wenn TotalBiscuit Teil einer Werbekampagne ist, dann macht er das immer sehr deutlich in seinen Videos. Und wenn eines seiner Videos ein offensichtliches Problem hat, zum Beispiel falsche Grafikeinstellungen, dann ist er sich nicht zu fein, solche Fehler zuzugeben und zu korrigieren.
Es ist diese totale Transparenz und eine Ausrichtung zum Wohl des Konsumenten, die ihm das Vertrauen unter den Videospielern einbringt, das ihn zu einem Avatar der Glaubwürdigkeit macht. Und das alles während er stetig Videos herausbringt, die über das reden, was die meisten Spieler wirklich interessiert.
Es ist eine Glaubwürdigkeit, um die der traditionelle Spielejournalismus kämpfen muss. Ein halbstündiges Video zu einem Spiel kann eben um einiges mehr Informationen vermitteln als ein typischer Spieletest - und der Reviewer sieht in der Kulturkritik eine Nische, in der er sich etablieren kann. Aber der angehende Kulturkritiker muss auch verstehen, dass Kulturkritik nicht der Mainstream ist.
Wer Kulturkritiker werden will in einer Publikation, die im Mainstream steht, darf nicht die beleidigte Leberwurst spielen, wenn unzufriedene Leser die eigene Arbeit kritisieren, weil der Großteil diese Beitragsart nicht lesen will. Es ist eine verständliche Abstoßreaktion des Spielerkörpers, welcher einen traditionellen Test erwartet, der über Gameplay, Story und Performance redet, und stattdessen mit einer halben Dissertation über Gesellschaftswirkungen, Geschlechterrollen und post-moderne Moralstrukturen konfrontiert und mit seinem Ton dem Leser zwischen den Zeilen Vorwürfe macht.
Der Scheideweg, an dem der Spielejournalismus steht, ist deswegen auch nicht die Entscheidung, ob man zurück in traditionelle Reviewstrukturen verfällt oder den Pfad der Kulturkritik weiter einschlägt. Denn es gibt einfach kein Zurück mehr. Die jetzige Generation der Acht- bis Zwölfjährigen, die noch in den 90ern dank Club Nintendo und Co. zu fleißigen Magazinlesern angefixt worden wäre, die in den 00ern über top-aktuelle Newsportale den Internetjournalismus für sich erkannten, diese Generation wächst in den 10ern mit Gronkh, PewDiePie und Co. auf. Sie folgen den Twitter-Kanälen, Facebook-Seiten und YouTube-Channeln der für sie wichtigen Persönlichkeiten und Spieleentwickler und holen sich so alle relevanten Informationen. Sie machen den Mittelmann namens Spielejournalismus obsolet.
Videospielekritik muss aus dem videospielerischen Mainstream ausbrechen, um in den gesellschaftlichen Mainstream gelangen zu können. Ich sehe im Spielejournalismus viele Spieler, die ihre Gedanken in Worte fassen, und ein paar Kulturkritiker, die eine engstirnige Perspektive auf das Thema bieten. Letztere haben meist das falsche Werkzeug, erstere gar keins. Was fehlt, sind die Leute, die Videospiele mit dem Respekt behandeln können, den sie verdienen. Nicht als pures Konsumgut, nicht als Untermenge bisheriger Unterhaltungsmedien und auch nicht als Anlass, über Meta-Missstände herzuziehen. Was fehlt auf dem Weg, dass Videospiele und der Journalismus erwachsen werden und Anerkennung jeweils als eigenständiges Medium finden, sind die Ludologen, die in ihren Analysen alle Aspekte eines Spiels vereinen. Haris
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Die meisten erfolgreichen Youtuber sind bessere Präsentatoren/Moderatoren, als viele die in Rundfunk und Fernsehen zu sehen/hören sind...
Wenn das kein Werkzeug ist...das weiss ich auch nicht was eines sein soll......
Der letzte Beitrag, mit dem Hackfleisch, war besser :-D