DG2: Defense Grid 2 im Test

(Artikel)
Haris Odobašic, 08. Oktober 2014

DG2: Defense Grid 2 im Test

Turmverteidigung mit Humor

Manchmal kommt es einem vor wie die verkehrte Welt: während richtige Echtzeit-Strategie-Spiele zu einer Rarität geworden sind, sprießen jeden Monat unzählige Tower-Defense-Spiele auf allen Plattformen aus dem Boden. Obwohl TD eigentlich nur ein Untergenre ist, ist es nun wohl -- Starcraft mal abgesehen -- populärer als die eigentliche Oberkategorie. Diese Tatsache macht es aber auch schwierig, die guten Spiele herauszufiltern, denn ohne Frage sind 90 Prozent der TD-Spiele auf dem Markt entweder Schrott oder Schrott-Klone. Defense Grid 2 ist da zum Glück anders es ist die Nadel im Heuhaufen, nach der es sich zu suchen lohnt. Defense Grid war schon damals, 2008 als es erschien, ein kleiner Hit und gerade der Release per XBLA ein Jahr später popularisierte das Genre auch auf Heimkonsolen. Die Messlatte liegt also hoch.

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Auf dem Papier hat sich dabei oberflächlich wenig geändert. DG2 folgt der Formel von DG1, welches wiederum dem Standard-TD-Schema folgte, wenn auch auf sehr hohem Niveau. Das heißt: keine Actionsequenzen à la Orcs Must Die! oder gar eine komplette Genreumkehrung, wie bei der Anomaly-Reihe, sondern typischer Türmchen-Bauspaß. Ein paar Sonderkniffe kennt Defense Grid 2 dann aber doch.

So arbeitet Defense Grid 2 zwar mit festen Bauplätzen, aber diese können durchaus auch im Laufweg der Außerirdischen liegen, die euch an die Kerne gehen wollen. Baut ihr nun einen Turm auf solch einen Platz, müssen sich die Aliens einen anderen Weg suchen. Im Optimalfall zwingt ihr sie so längere Strecken zu gehen und sich länger dem Turmbeschuss auszusetzen. Und das gleich doppelt! Denn bei Defense Grid reicht es nicht nur aus für die Aliens eure Basis zu erreichen, sie müssen sich auch einen der Kerne daraus schnappen und mit ihm wieder zurück zum Leveleingang wandern. Das sorgt meist für zusätzliche Spannung, wenn ihr seht, wie einer eurer Gegner tapfer auf dem Rückweg ist und ihr euch die Daumen blutig drückt voller Hoffnung, dass einer eurer Türme noch den Feind zerstören und den Kern retten kann.

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Während Türme vor allem Standardkost bieten -- Nahkampf, Fernkampf, Flächenschaden, Verlangsamung und Co. -- ermöglicht euch der einzige neue Turmtyp, der Boost-Tower, neue Upgrades für eure Türme zu bauen, wenn ihr sie denn direkt auf dem Boost-Tower baut. So erhöhen sich die Baukosten pro Turm etwas, aber auch eure Möglichkeiten steigen. Außerdem gibt es, wie man es aus dem ersten Teil kennt, Spezialangriffe, wie zum Beispiel die Orbitalkanone, die euch helfen kann, haarige Situationen zu überleben. Was für eine Spezialfähigkeit ihr mitnehmt, hängt dabei davon ab, welchen KI-Kommandanten ihr am Anfang einer Mission auswählt.

Der signifikanteste Unterschied im Vergleich zum ersten Defense Grid findet sich im taktischen Anspruch des Spiels. Teil Eins erforderte in den späteren Leveln und auf höheren Schwierigkeitsgraden allergenaueste Planung, da konnte schon ein falsch gesetzter Turm oder verbauter Weg durchaus das sichere Game Over bedeuten. In Teil Zwei wird euch mehr Freiheit gelassen, es gibt viel mehr Erfolgsstrategien und auch wenn das Spiel deswegen nicht wirklich als "leicht" zu bezeichnen wäre, ist es doch minimal einsteigerfreundlicher und dezent weniger frustrierend auf Kosten der taktischen Herausforderung.

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Was man Defense Grid 2 am ehesten vorwerfen kann, ist, dass es nur ein winziger Schritt vorwärts im Vergleich zum Vorgänger ist. So viel Spaß es auch macht, viel Neues gibt es nicht zu sehen und auch die Boost-Tower verändern wenig an eurem Spielvorgehen. Gerade die Rahmenbedingungen hätte man vielleicht etwas spannender gestalten können, zum Beispiel mit einem Upgrade-Tree zwischen den Missionen oder solchen Späßen. Wenn man die zwei Defense-Grid-Spiele nebeneinander legt, fällt es einfach ziemlich schwer zu glauben, dass zwischen den Releases mehr als ein halbes Jahrzehnt vergangen ist.

Defense Grid 2 ist, ohne Frage, eines der besten Spiele des TD-Genres. Sowohl Einsteiger als auch Profis finden in den unzähligen Modi und Einstellungsoptionen ihr passendes Gegenstück, während die kurzweilige Kampagne dank der humorvollen Dialogen zwischen den KIs zu begeistern weiß. Aber TD ist auch ein Genre, dem der Saft ausgeht und dem die zündenden Ideen fehlen. Defense Grid 2 kann vielleicht den Kadaver noch ein paar weitere Monate künstlich am Leben erhalten, aber ein neuer, vitaler Impuls für das Genre ist es nicht. Und das ist vielleicht schade, denn wenn man es einem Entwicklerteam zutrauen könnte, Tower Defense wiederzubeleben, dann Hidden Path Entertainment. Haris

DG2: Defense Grid 2 wurde auf der Xbox One getestet. Ein Testmuster wurde uns von 505 Games zur Verfügung gestellt.

DG2: Defense Grid 2

(Ranking)
B
RANK
Anständig. Stärken und Schwächen halten sich die Waage. Positive Überraschungen sind genauso selten wie negative. Unterm Strich muss man seine Spielzeit keinesfalls bereuen.

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RELEASE
23. September 2014
PLATTFORM
PC
Plattform - PC-Spiele haben mit die älteste Tradition. Heutzutage laufen die meisten Games unter dem Microsoft Windows.
Playstation 4
Plattform - Die Playstation 4 (PS4) von Sony ist eine Spielkonsole der 8. Generation. Sie erschien am 29. November 2013 europaweit als Nachfolger der Playstation 3.
Xbox One
Plattform - Nachfolger der Xbox 360 von Microsoft. Angekündigt am 21. Mai 2013, ist die Heimkonsole am 22. November 2013 in Deutschland und weiten teilen Eruopas erschienen.

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