Hatoful Boyfriend im Test
Hatoful Boyfriend im Test
Diese Visual Novel hat 'ne Meise
Morbide Neugierde kann ungeahnte Folgen haben. Ich meine, wäre sonst ein Spiel wie Katamari Damacy (auch bekannt als der Kotkäfer-Simulator) jemals außerhalb von Japan so berühmt geworden? Oder hätte Suda51 jemals irgendeins seiner pornösen Pulpslasher-Spiele verkauft? Nein. Das ist aber dieselbe Neugierde, die einen auch in die Arme von Hatoful Boyfriend treibt. Einer Visual Novel, in der man als Menschenmädchen an einer japanischen Highschool Vögel dated. Ja, Vögel. Tschiep, tschiep. Und bevor ihr fragt: Nein, vögeln kann man die nicht.
Ihr seid verwirrt? Unsere namenlose Protagonistin dagegen überhaupt nicht! Es ist eindrucksvoll, wie nonchalant das Spiel mit der ganzen Thematik umgeht. Die Vögel können reden, rechnen und sind an und für sich von ganz normalen Schülern nicht zu unterscheiden. Wenn sie keine Vögel wären. Sind sie aber. Gleichzeitig sind sie auch wandelnde Visual-Novel-Klischees, wie sie im visuellen Buche stehen. Da gibt es die Felsentaube Ryouta, der uralte Kindheitsfreund. Oder die Pfautaube Sakuya - ein reiches, arrogantes Nobelsöhnchen. Auch Beziehungen mit dem Lehrpersonal sind okay und erwünscht, denn wo bliebe sonst der skandalöse Hauch des Verbotenen? Wer möchte, kann sich bei der Vorstellung der Charaktere deren menschliche Portraits anzeigen lassen. Natürlich haben fast alle hübschen Anime-Jungs blaue Haare.
Die meisten Entscheidungen haben (sehr, sehr) vorhersehbare Auswirkungen darauf, mit welchem Vogel man letztendlich liiert. Dabei ergeben sich teils herzerwärmende, teils äußerst merkwürdige, in sich geschlossene, supersimple Geschichten. Ob man nun ein Herz und eine Seele mit dem Jugendfreund wird oder mit dem verrückten Sportlerass Okosan durchbrennt oder... ganz andere Sachen. Die zu unerwartet oder creepy sind, dass ich sie hier in Worte fassen sollte.
Jedenfalls hält die Absurdität des Ganzen und auch die Konsequenz, mit der die Interaktion zwischen Menschenfigur und Vögeln vor sich geht, das Interesse am Bildschirm geklebt. Das Spiel beschreibt, wie sich die Tauben aufplustern oder sich über Bohnengeschenke freuen oder keine Knochenstruktur fürs Schwimmen haben oder als als Maid cosplayende Transvestitencafehostessen Flyer verteilen. Ja, das passiert auch. Neben Maids und einigen anderen fernöstlichen Kulturspezialitäten wartet das Spiel auch mit mehreren Insidern auf, die japanisch Uneingeweihte nicht verstehen werden.
Ein großes Problem von Hatoful Boyfriend ist die enorm simple Aufmachung. Neues Futter fürs Auge ist selten, die Grafiken - sei es Oberfläche oder Hintergründe - sind bestenfalls unauffällig. Am schlimmsten ist jedoch die Steuerung. Man sollte meinen, die wäre bei einem textbasierten Spiel nicht in den Sand zu setzen, aber es geht. In Hatoful Boyfriend muss man viel alten Text über sich ergehen lassen, da man bummelig alle zwanzig Minuten eine neue Geschichte anfängt. Es gibt zwar einen Skip-Knopf, so dass man bekannte Dialoge überspringen kann (und man tut es oft), allerdings macht die Funktion nicht automatisch vor unbekannten Texten Halt. Was ziemlich kacke ist, wenn man bedenkt, dass das Spiel mit laufendem Gesamtfortschritt immer wieder neue Elemente in bereits bekannten Textpassagen versteckt. Zudem gibt es einige Konstellationen von Entscheidungen, die in Bug-Sackgassen enden und einen Neustart erfordern.
Letztendlich ist das größte Probleme von Hatoful Boyfriend, dass es, wenn man mal von den Vogelsachen absieht, einfach eine stinknormale Visual Novel im ausgelatschtesten Setting unter der aufgehenden Sonne ist. Ja, die Geschichtchen sind nett, eine hat mich sogar gerührt, aber wenn man die Vogelbitmaps durch ihre menschlichen Pendants ersetzen würde, würde man den Unterschied kaum bemerken. Zwar wird das Spiel nicht müde, einen an das abgedrehte Setting zu erinnern, aber das sind eher Aufwecker für die Phasen, in denen man als Spieler schon lange akzeptiert hat, dass man hier mit Vögeln seinen Schulalltag verbringt. Eine kleine Ausnahme ist die bogenspannende Story, die in einem ziemlich ausgedehnten (und interaktionsarmen) Finale kulminiert und endlich mit der Antwort auf die Frage herausrückt, die man sich die ganze Zeit gestellt hat: WTF?
Hatoful Boyfriend hat mir ein paar vergnügliche Stunden beschert. Allerdings geht einfach viel zu viel Zeit durch das ewige Stop and Go des Skippens verloren und so dolle waren die Geschichten im Rückblick nun auch wieder nicht. Wer Hatoful Boyfriend spielt, wird nicht daran sterben. Man verpasst aber auch nichts, wenn man es sein lässt. Holt euch lieber Katawa Shoujo.
Straßen sind nachts gefährlich für ein Menschenmädchen.
Ihr seid verwirrt? Unsere namenlose Protagonistin dagegen überhaupt nicht! Es ist eindrucksvoll, wie nonchalant das Spiel mit der ganzen Thematik umgeht. Die Vögel können reden, rechnen und sind an und für sich von ganz normalen Schülern nicht zu unterscheiden. Wenn sie keine Vögel wären. Sind sie aber. Gleichzeitig sind sie auch wandelnde Visual-Novel-Klischees, wie sie im visuellen Buche stehen. Da gibt es die Felsentaube Ryouta, der uralte Kindheitsfreund. Oder die Pfautaube Sakuya - ein reiches, arrogantes Nobelsöhnchen. Auch Beziehungen mit dem Lehrpersonal sind okay und erwünscht, denn wo bliebe sonst der skandalöse Hauch des Verbotenen? Wer möchte, kann sich bei der Vorstellung der Charaktere deren menschliche Portraits anzeigen lassen. Natürlich haben fast alle hübschen Anime-Jungs blaue Haare.
Die meisten Entscheidungen haben (sehr, sehr) vorhersehbare Auswirkungen darauf, mit welchem Vogel man letztendlich liiert. Dabei ergeben sich teils herzerwärmende, teils äußerst merkwürdige, in sich geschlossene, supersimple Geschichten. Ob man nun ein Herz und eine Seele mit dem Jugendfreund wird oder mit dem verrückten Sportlerass Okosan durchbrennt oder... ganz andere Sachen. Die zu unerwartet oder creepy sind, dass ich sie hier in Worte fassen sollte.
Blinzeln hilft nicht. Das passiert gerade tatsächlich.
Jedenfalls hält die Absurdität des Ganzen und auch die Konsequenz, mit der die Interaktion zwischen Menschenfigur und Vögeln vor sich geht, das Interesse am Bildschirm geklebt. Das Spiel beschreibt, wie sich die Tauben aufplustern oder sich über Bohnengeschenke freuen oder keine Knochenstruktur fürs Schwimmen haben oder als als Maid cosplayende Transvestitencafehostessen Flyer verteilen. Ja, das passiert auch. Neben Maids und einigen anderen fernöstlichen Kulturspezialitäten wartet das Spiel auch mit mehreren Insidern auf, die japanisch Uneingeweihte nicht verstehen werden.
Ein großes Problem von Hatoful Boyfriend ist die enorm simple Aufmachung. Neues Futter fürs Auge ist selten, die Grafiken - sei es Oberfläche oder Hintergründe - sind bestenfalls unauffällig. Am schlimmsten ist jedoch die Steuerung. Man sollte meinen, die wäre bei einem textbasierten Spiel nicht in den Sand zu setzen, aber es geht. In Hatoful Boyfriend muss man viel alten Text über sich ergehen lassen, da man bummelig alle zwanzig Minuten eine neue Geschichte anfängt. Es gibt zwar einen Skip-Knopf, so dass man bekannte Dialoge überspringen kann (und man tut es oft), allerdings macht die Funktion nicht automatisch vor unbekannten Texten Halt. Was ziemlich kacke ist, wenn man bedenkt, dass das Spiel mit laufendem Gesamtfortschritt immer wieder neue Elemente in bereits bekannten Textpassagen versteckt. Zudem gibt es einige Konstellationen von Entscheidungen, die in Bug-Sackgassen enden und einen Neustart erfordern.
Einige Geschichten enden nicht unbedingt erwartungsgemäß.
Letztendlich ist das größte Probleme von Hatoful Boyfriend, dass es, wenn man mal von den Vogelsachen absieht, einfach eine stinknormale Visual Novel im ausgelatschtesten Setting unter der aufgehenden Sonne ist. Ja, die Geschichtchen sind nett, eine hat mich sogar gerührt, aber wenn man die Vogelbitmaps durch ihre menschlichen Pendants ersetzen würde, würde man den Unterschied kaum bemerken. Zwar wird das Spiel nicht müde, einen an das abgedrehte Setting zu erinnern, aber das sind eher Aufwecker für die Phasen, in denen man als Spieler schon lange akzeptiert hat, dass man hier mit Vögeln seinen Schulalltag verbringt. Eine kleine Ausnahme ist die bogenspannende Story, die in einem ziemlich ausgedehnten (und interaktionsarmen) Finale kulminiert und endlich mit der Antwort auf die Frage herausrückt, die man sich die ganze Zeit gestellt hat: WTF?
Hatoful Boyfriend hat mir ein paar vergnügliche Stunden beschert. Allerdings geht einfach viel zu viel Zeit durch das ewige Stop and Go des Skippens verloren und so dolle waren die Geschichten im Rückblick nun auch wieder nicht. Wer Hatoful Boyfriend spielt, wird nicht daran sterben. Man verpasst aber auch nichts, wenn man es sein lässt. Holt euch lieber Katawa Shoujo.
Hatoful Boyfriend
Kommentare
Nils
23. September 2014 um 14:31 Uhr (#1)
Ich bin kein Experte, aber ich habe das Gefühl, dass das Spiel für die Kategorie "Weirdest Game of the Year" nominiert werden sollte...
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Hatoful Boyfriend
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Sparte - Wenn es nicht bei drei auf dem Baum ist, testen wir es.
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04. September 2014
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