Beatbuddy: Tale of the Guardians

(Artikel)
Paul Rubah, 14. Juli 2014

Beatbuddy: Tale of the Guardians

Verstimmtes Rhythmusabenteuer

Kennt ihr das auch, wenn ihr nur kurze Ausschnitte von einem Spiel seht und euch denkt: "Ne." Aus der Ferne könnt ihr schon sehen, dass irgendetwas nicht stimmt. Es erinnert euch an andere Spiele, die denselben Fehler gemacht haben. Aber dann hat dieses Spiel irgendein cooles, neues Gimmick, dem ihr nicht widerstehen könnt, auch wenn ihr wisst, dass es das Ganze nicht retten kann. Im Fall von Beatbuddy heißt dieses Gimmick Parov Stelar, ist Musiker und macht ziemlich guten Electroswing.


Das war wirklich die größte Falle überhaupt. Ich sah den Trailer von Beatbuddy, und ich saß mit verzogener Miene davor. Normalerweise stehe ich total auf Musikspiele. Ich stehe auch total auf Puzzles und Plattformer. Beatbuddy vereint das alles, aber es sah so aus, als würde es das nicht gut machen. Als gäbe es zu viele Elemente, die den Flow unterbrechen, auf den Spiele mit eindringlichem Rhythmus so vehement angewiesen sind. Aber dann stand da "Parov Stelar" und das Geld flutschte vom Konto. Zu meinem Unglück musste ich aber Recht behalten: Beatbuddy funktioniert nicht. Schlimmer noch: Es ist langweilig.

Die Story ist nicht der Rede wert: In Symphonia will der Maestro die Musik unter seine Knute bringen, weswegen er drei schlafende Geschwister aufweckt: Melody, Harmony und... Buddy. Die erträumen den ganzen Tag phatte Beats, was nun nicht mehr geht. Also: Maestro kloppen, schlafen gehen.
Man steuert den blobbigen Buddy. Der schwimmt Unterwasser durch Höhlensysteme, während der Takt wummert, falls Feinde oder interaktive Objekte in der Gegend sind: Bestimmte Wände lassen sich nur im zweiten Beat einrennen, bestimmte Feinde bewegen sich im Takt. Klingt zuerst gut. Klingt nach Flow, als würde man alles im Rhythmus aus dem Ärmel schütteln. Flow ist super, wenn er bestehen bleibt. Tut er allerdings nicht, denn zwischen solchen Beataufgaben gibt es immer wieder Pausen, an denen Buddy nur durch das Wasser paddelt, während ich verzweifelt rhythmisch den Dash-Knopf drücke. Einen echten Vorteil hat das nicht, und meistens crashe ich gegen irgendwelche Ecken, aus denen ich mich herausmanövrieren muss, aber es ist notwendig, um musikalisches Momentum zu bewahren - und nicht einzuschlafen.

beatbuddy-01

Von den sechs Leveln sind die ersten drei, mit einer Spielzeit von 20 bis 30 Minuten, schon mal kinderleicht. Man wird so sehr durchgeschlaucht und es wird einem so sehr vor die Nase gehalten, was zu tun ist, dass die Hirnzelle sagen: "Nö, lohnt sich nicht." An sich nicht schlimm, wenn eben der Flow da wäre und man die ganze Zeit voran käme. Leider gibt es die aus Sonic bekannten - ich nenne sie mal - Arschlochbumper. In Sonic gibt es so Sprungfedern, die man nicht kommen sehen kann. Man kann sie nur überspringen, wenn man weiß, dass sie da sind, also schon mal in sie hineingerannt ist, ansonsten wird man aus vollem Lauf zurückgefedert und muss erst mal bremsen. Das stoppt das Spiel. Warum sollte ein Entwickler den Spieler einfach so bestrafen wollen? Weil er ein Arschloch ist.
Jedenfalls hat Beatbuddy solche blöden Bremsen überall: Eine pulsierende Qualle wird leicht gestreift und schickt einen zehn Sekunden zurück oder eine Wasservenusfliegenfalle frisst einen auf und teleportiert einen in die anliegende Höhle. Das macht keinen Spaß und ist nicht fordernd, es zwingt einen nur dazu aus dem Tiefschlaf in den Halbschlaf zu erwachen und die verlorenen Sekunden durch das Wasser zu delphinen.

Trotz all dem Beat und den Hi-Hat-Krabben bietet das Spiel gar nicht so viel Musik, wie man denken würde. Jeder Level hat eigentlich nur ein einziges Stück, das so schnell geht wie es kommt. Von dem einen Parov-Stelar-Track habe ich insgesamt vielleicht anderthalb Minuten gehört, der Rest bestand aus Geklatsche, Getrommel und ein paar sehr spärlich im Takt spielenden Klarinetten.

beatbuddy-02

Ab und an darf man in eine Bathysphäre reinklettern. Hier wird das Spiel tatsächlich etwas sinnvoller, da die Metallkugel nur im Takt schwimmen kann. Man ist etwas mehr in der Musik drin und meistens ist das auch die Stelle, an der der Song komplett aufdreht. Da das Spiel aber eintönig bleibt und hier auch noch die Schieberätsel - der einzige Quell von Hirnstimulation - ausfällt, sind die Passagen schnell erledigt und nicht sehr aufreibend.

Beatbuddy gehört zu den Spielen, die es gut gemeint haben. Die Entwickler wollten Rätsel und Plattforming mit Musik vereinen, haben aber nicht bedacht, dass das ohne große Anpassung an beiden Genres wegen unterschiedlicher Spielgeschwindigkeiten nicht reibungslos funktionieren kann. Schlimmer noch: Beatbuddy könnte man problemfrei stumm schalten oder mit eigener Musik übertönen, falls einem die Stücke nicht zusagen. Die musikalischen Cues sind jedenfalls nicht notwendig für die sehr nachsichtigen Rhythmus-Eingaben, was einen nur fragen lässt: Warum existiert dieses Spiel überhaupt?

Beatbuddy: Tale of the Guardians

(Ranking)
C
RANK
Gut gemeint. C-Spiele haben ihre strahlenden Momente, aber in entscheidenden Situationen wird großes Potential verschenkt. Über keine anderen Spiele kann man sich so sehr ärgern.

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28. März 2024 um 14:27 Uhr
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06. August 2013
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