Cthulhu Saves the World

(Artikel)
Haris Odobašic, 07. Mai 2014

Cthulhu Saves the World

Sympathischer Tentakelmann auf Zerstörungstrip

Wenn es um Crossover geht, die sich niemand wünscht – alleine schon, weil kaum jemand es sich überhaupt vorstellen könnte –, dann ist Phantasy Star meets H.P. Lovecraft ganz weit vorne mit dabei. Klassisches JRPG gepaart mit dem Horrormythos um Cthulhu, kann das überhaupt gut gehen? Zeboyd Games will mit Cthulhu saves the World die Antwort bieten.

So abgedreht, wie das Konzept klingt, ist dann auch die Story: Cthulhu will die Welt zerstören, verliert aber all seine Kräfte. Die einzige Möglichkeit, sie wiederzugewinnen? Er muss ein wahrer Held werden. Eine Herausforderung, der sich Cthulhu bereitwillig stellt. Damen in Nöten retten, alte Freunde platt machen (Cthulhu hat natürlich nur "Böse" als Freunde) und ähnliche Späße und das alles natürlich nur, um am Ende die Welt selbst zerstören zu können. Das Lovecraft-Parademonster stellt sich dabei als ziemlich irre Figur dar, die natürlich nur an Zerstörung, Tod und Ähnliches denkt und sich dabei nicht mal zu schade ist, die vierte Wand zu durchbrechen, in dem es ständig mit dem Erzähler palavert.

Doch nicht nur Cthulhu selbst ist ein ziemlich abgedrehter Charakter, das Spiel ist voll solcher verrückter Figuren. So ist schon das erste Mitglied eurer Party, Umi, einfach mal direkt hoffnungslos in den grünen Tentakelmann verliebt und lässt sich durch nichts davon abbringen. Später erwartet euch unter anderem auch ein sprechendes Schwert und ein Weltraumkätzchen.

Cthulhu-Saves-The-World-Kampf

Mit dem Vorsatz, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, um sie dann zu zerstören, streift ihr in klassischer 8- bzw. 16 Bit-JRPG-Manier umher. Heißt, es gibt ein paar Städte zu betreten, ein paar Dungeons zu säubern und natürlich Zufallskämpfe bis zum Abwinken (auch wenn euch Cthulhu nach 25 Zufallskämpfen pro Gebiet erlaubt, sie abzustellen). Das Kampfsystem ist dabei natürlich weit entfernt von jeglichem neumodischen Schnickschnack. Selbst ATB ist zu modern! Stattdessen seht ihr die Gegner aus der ersten Person, wie sie vor euch stehen, und prügelt Runde um Runde auf sie ein. Für Auflockerung sorgt die Möglichkeit, die Gegner in den Insane-Zustand zu versetzen, Cthulhus-Spezialfähigkeit, in dem sie manchmal anfälliger sind für Schaden, aber in anderen Fällen macht ihr die Feinde damit noch stärker. Außerdem füllen eure Attacken einen Kombozähler, durch den sich besonders mächtige Angriffe entfachen lassen.

Die Retro-Anleihen ziehen sich dabei auch konsequent durch die Präsentation: Grafisch ist man von Phantasy Star IV inspiriert, insbesondere bei den Zwischensequenzen zu merken, die wie kleine Bildergeschichten inszeniert sind. Und auch die Musik, die mit einigen eingängigen Tracks aufwarten kann, hätte sich auch zu 16-bit-Zeiten nicht schlecht gemacht. Ich verspürte dann und wann schon den leichten Wunsch, dass jemand das Spiel einfach auf den Mega Drive portiert, weil es an vielen Ecken den Eindruck macht, eben genau auf diese Konsole zu gehören.

cthulhu-saves-the-world

Was hingegen nicht retro ist, ist die Einsteigerfreundlichkeit. So kann man jederzeit speichern und der Schwierigkeitsgrad ist, zumindest auf normalen Einstellungen, selten besonders herausfordernd. Dazu kommen auch gelegentliche Gameplay-Längen. Bosskämpfe, zum Beispiel, sind einfach nicht so taktisch wie bei einem guten RPG und insgesamt ist das Kampfsystem auch nicht tief genug, um wirklich die gesamte Spielzeit über zu fesseln. Und das trotz einer eher kurzen Dauer: nach knapp 10 Stunden dürftet ihr schon durch sein. Versüßt wird die Zeit außerdem durch die Qualität der Dialoge, die euch durchgehend ein Lächeln auf die Lippen zaubern werden. Schade ist nur, dass es nicht genug davon gibt. Dem Spiel hätte mehr Text sicher nicht geschadet.

Es ist nicht schwer zu verstehen, wieso Cthulhu Saves The World trotz der kleinen Nische, die es bevölkert, ziemlich erfolgreich ist. Das absurde Konzept bietet viel Potenzial, welches aus humoristischer Sicht vollkommen ausgeschöpft wird, während das Gameplay gerade Retro-Fans viel Spaß machen wird, aber durch die ein oder andere eigene Idee nicht ganz in den 90ern feststeckt. Cthulhu erfüllt sein Ziel, eine Parodie sowohl auf das JRPG-Genre als auch auf H.P. Lovecrafts Werke zu sein, vollkommen und ist deswegen gerade Fans eben dieser Themengebiete wärmstens ans Herz zu legen. Haris

Cthulhu Saves the World

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A
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Reife Leistung. A-Spiele machen alles richtig oder sind nah dran. Kleine Schwächen werden durch Stärken mehr als wett gemacht. Das ist Spieldesign auf hohem Niveau.

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13. Juli 2011
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