Castlevania: Lords of Shadow 2

(Artikel)
Benjamin Strobel, 13. März 2014

Castlevania: Lords of Shadow 2

Hack 'n' Metroidvania

Lords Shadow 2 ist nicht nur ein weiteres Castlevania-Spiel. Es ist das Spiel, das dem Spieler ein rotes Gewand umwirft und sagt: Du bist Dracula! Monsieur le Vampire! Dracul, Sohn des Drachen, der König der Blutsauger! Man schlüpft in die Rolle von Gabriel Belmont, dem gefallenen Helden des ersten Teils und mittlerweile dunkler Lord. Jahrhunderte schlummerte er friedlich in seinem Sarg, doch jetzt erwacht er in der Gegenwart zu neuem Leben. Natürlich wartet Ärger auf ihn.

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In der Neuzeit erwacht und leicht verwirrt, ist Dracula ziemlich ausgetrocknet und körperlich geschwächt. Das lange Dasein als Unsterblicher hat ihn auch psychisch nicht geschont: Nach dem Verlust seiner Familie, wünscht er sich selbst den erlösenden Tod - vergeblich. Der angeschlagene Dracula formt bald eine Allianz mit seinem einstmaligen Feind Zobek. Der macht ihm ein Angebot, dass Dracul nicht ausschlagen kann: Erlösung vom Fluch der Unsterblichkeit, wenn er die nahende Rückkehr Luzifers verhindert. Der Schattenlord willigt ein und ist vorerst damit beschäftigt wieder zu Kräften zu kommen und nebenher das Gefolge Luzifers aus der Stadt zu vertreiben. Und mit vertreiben meine ich kleinhacken und töten.

Über große Teile des Spiels mag der Biss zu dem Vampirkönig einfach nicht recht zurückkehren. Es beginnt schon damit, dass er für einige Feinde im Spiel einfach zu schwach ist und sich daher an ihnen vorbei schleichen muss. Mit größeren Monstern kann er es in Bossfights zwar aufnehmen, aber die besagten Bürschchen in den Kampfanzügen sind einfach zu hart. Kurzum fährt der große Dracul an solchen Stellen in den Körper von Ratten, um sich unbemerkt zu bewegen. Als einmaliges Gimmick hätte man es vielleicht noch witzig gefunden, aber leider zählt das Spiel viele solcher Passagen. Das Schleichen ist uninspiriert und besteht im Wesentlichen darin, andere Feinde zu übernehmen und mit ihnen Schalter zu betätigen, um ins nächste Areal vorzudringen. Weniger wäre hier mehr gewesen.

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Fernab der Stealth-Ausflüge schließt Lords of Shadow 2 an den blutigen Metzelspaß seines Vorgängers an. Dracula schnetzelt sich wie Kratos in God of War durch Horden von Monstern, Untoten und allerhand mythologischer Kreaturen. Als Hack'n'Slay funktioniert LoS2 hervorragend. Pepp erhält das Kampfsystem vor allem durch zwei magische Fähigkeiten. Neben der obligatorischen Peitsche besitzt Dracula zwei Elementarkräfte: das Void Sword und die Chaos Claws.
Mit dem Void Sword richtet er wenig Schaden an, kann aber eigene Lebensenergie mit jedem Treffer wiederherstellen. Die Chaos Claws sind Haudruff-Handschuhe, die besonders viel Schaden machen, Blocks durchbrechen und Rüstungen zerstören können. Beide Fähigkeiten verbrauchen Magie, die man nur mit etwas Geschick im Kampf wiederherstellen kann. Schafft man es, mit der Peitsche eine Reihe von Treffern zu landen, ohne selbst Schaden zu nehmen, kann man Magie-Orbs aus seinen Feinden prügeln. In einer ruhigen Sekunde kann man sie einsaugen, um entweder das Void Sword oder Chaos Claws damit zu füttern. Auf diese Weise erreicht das Spiel große Variation im Kampf, weil man meistens alle drei Kampfstile verwenden muss. Zusätzlich wird der Kampf umso taktischer (wann mache ich eine Kombo-Pause und sammle die Orbs sein?) und anspruchsvoller (wie weiche ich geschickt aus, um meine Kombo nicht zu verlieren, die mir Orbs beschert?). Um die drei Kampfstile weiter zu verbessern, kann man für Erfahrungspunkte schließlich neue Skills dazu kaufen. Sie lassen sich außerdem verstärken, indem man die freigespielten Moves häufig einsetzt. So bringt LoS2 seinen Spieler dazu, viele Moves auszuprobieren, um sie durch Benutzung zu meistern.

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Dracula schnetzelt sich zwar durch allerhand Dämonen, sonst aber ist er eine sympathische, eher tragische Figur. Lords of Shadow 2 ist sehr bemüht, die menschliche Seite von Gabriel Balmont zu zeigen und traumartige Szenen mit seiner verstorbenen Familie emotional aufzuladen. Dabei bleibt das Spiel aber oberflächlich und schafft es nie so richtig, mit seiner Geschichte zu überzeugen.

Die Levelstruktur des ersten Teils gibt LoS2 zugunsten eines Metroidvania-Aufbaus wieder auf und transportiert damit eine lange Tradition der Castlevania-Reihe in eine 3D-Welt. Der Spieler befindet sich also einem labyrinthartigen Netz von Räumen, die vom Prinzip her alle miteinander verbunden und auch zugänglich sind, wäre da nicht ein Detail. Viele Passagen werden für Dracula erst erreichbar, wenn er im Geschichtsverlauf bestimmte Fähigkeiten oder Gegenstände erworben hat. Dass verschiedene Bereiche der Weltkarte nur etappenweise erreichbar sind, ist bei dieser Gattung normal. LoS2 hat aber die nervtötende Angewohnheit, dem Spieler die unerreichbaren Stellen mit einem Kameraschwenk zu präsentieren und einem dann unter die Nase zu reiben, dass man nicht das nötige Upgrade hat, um zu passieren. Das ist etwas anstrengend.

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An verschiedenen Stellen im Spiel erscheint Dracula sein toter Sohn und verschleppt ihn in eine Traumwelt, die ihn weit in die Vergangenheit und zurück in sein Schloss bringt. Eine Hälfte des Spiels findet also in der Gegenwart statt, die andere in den traumartigen Erinnerungen des Vampirkönigs. Beide Teile der Welt sind optisch sehr unterschiedlich gestaltet und bieten eine angenehme Abwechslung zwischen den Missionen. Der Spieler kann sich aber auch entscheiden, jederzeit vom Weg abzukommen, der mit einem Questmarker auf der Karte gekennzeichnet ist. Stattdessen kann man auf Erkundungstour gehen, die nur von fehlenden Upgrades begrenzt wird. Leider sind viele Abschnitte durch nervige Türmechanismen getrennt, die vielleicht auch Ladezeiten für die unterschiedlichen Areale kaschieren sollen. Einige Übergänge brauchen daher mehr Zeit als man für nötig hält. Ein zweites Problem ist die schlechte Führung des Spielers zum Missionsziel. Der Questmarker zeigt zwar die Richtung an, aber trotzdem habe ich mich ständig am Rand der Karte verfranzt, weil ich dort einen direkten Weg suchte, den es nicht gab. Oft war nicht klar, durch welche Tür man gehen sollte und wo es am Ende weiter geht.

Als Hack'n'Slay spielt Castlevania: Lords of Shadow 2 sich großartig. Das Abwechseln verschiedener Kampfstile wird vom Gameplay sinnvoll motiviert und holt aus den Kämpfen sogar etwas Taktik heraus. Die Verbindung mit einer Metroidvania-Welt funktioniert ziemlich gut, aber es fehlt Feinschliff in der Technik und am Design. Zuletzt ist die lauwarme Geschichte ein echter Schwachpunkt des Spiels und lässt einen wünschen, dass da noch etwas mehr gewesen wäre. Spielerisch kommt man aber nicht zu kurz und so zeigt sich Lords of Shadow als solider Actiontitel, der vor allem für Genrefans ein paar gute Stunden bereit hält. Ben

Castlevania: Lords of Shadow 2

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B
RANK
Anständig. Stärken und Schwächen halten sich die Waage. Positive Überraschungen sind genauso selten wie negative. Unterm Strich muss man seine Spielzeit keinesfalls bereuen.

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RELEASE
27. Februar 2014
PLATTFORM
Playstation 3
Plattform
Xbox 360
Plattform

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