Spiele erhalten, bevor man sie bestellt

(Artikel)
Benjamin Strobel, 23. Januar 2014

Spiele erhalten, bevor man sie bestellt

Die Zukunft des Versandhandels?

Für die Vorbestellung der Zukunft ist vielleicht keine Vorbestellung mehr nötig. Mit einem US Patent (Nr. 8.615.473) vom Dezember 2013 sichert sich der Online-Versandhandel Amazon eine "Methode und [ein] System zum antizipatorischen Paketversand". Das heißt, Pakete sollen schon verschickt werden, bevor der Kunde etwas bestellt.

Mit der neuen Technologie möchte Amazon die Zustellzeiten verkürzen. Wie das Wall Street Journal Blog berichtet, befürchte Amazon, Verzögerungen zwischen Versand und Erhalt der Ware könnten "Kunden davon abbringen, Waren bei Online-Händlern zu kaufen".

In der Tat ist die Befürchtung dann berechtigt, wenn es um Neuerscheinungen geht. Wenn ich ein Spiel vorbestelle, dann möchte ich es auch zum Erscheinungstag erhalten und nicht erst einige Tage später. Auch dann, wenn ich so verplant bin und erst kurz vor Release bestelle. In so einem Fall wäre es vielleicht klüger am nächsten Morgen zum lokalen Spielehändler zu gehen und den Titel auf die altmodische Art zu erstehen: In einem Geschäft, an der Kasse, mit Bargeld. Der Geschäftsführer von Amazon wacht vermutlich schweißgebadet auf, wenn er so etwas träumt. Die neue Geheimwaffe "antizipatorischer Versand" soll nun für ruhige Nächte sorgen. Dass der Versand-Gigant zahlreiche Daten seiner Kunden sammelt, ist kein Geheimnis. Nun sollen vorherige Bestellungen, Produktsuchen, Wunschlisten, Warenkorbinhalte, Rücksendungen und sogar die Zeit, die ihr mit dem Mauszeiger auf Produkten verbringt, für vorzeitigen Versand genutzt werden.

Hab ich dann plötzlich ein Paket zu Hause, das ich nie bestellt habe?
Nein - so invasiv soll das System auch wieder nicht funktionieren. Produkte, die Kunden in einer bestimmten Region offenbar haben wollen, aber noch nicht bestellt haben, sollen vorab verpackt und verschickt werden. So in die ungefähre Richtung. Die Sendungen könnten beispielsweise in den Lieferwagen oder nahegelegenen Versandzentren darauf warten, dass tatsächlich eine Bestellung eingeht. Die Idee geht sogar so weit, Pakete schon mit Postleitzahl oder Adresse zu beschriften und auf dem Wege den Namen einfach zu ergänzen. Sollte also die ganze DPad-Redaktion täglich auf der Produktseite von Titanfall herumlungern und mit dem Mauszeiger über dem Packshot kreisen, würden Amazons Wichtel schon wild werden, unsere Spiele verpacken und nach Norddeutschland verschicken. Und falls ich doch nicht bestelle, landet es vielleicht beim Nachbarn, wer weiß.

Was geschieht mit Sendungen, die einfach nicht bestellt werden?
Auch darüber hat Amazon sich schon Gedanken gemacht. So wäre es möglich, dass Bestellungen doch einfach ausgeliefert werden - und zwar als Geschenk an den Kunden. Sollten die Kosten für den Rücktransport nicht rentabel sein, weil sie z. B. den Warenwert übersteigen oder sollte Amazon es als wichtig erachten, die Kundenbindung zu stärken, hagelt es Geschenke. Hütet euch also davor, Barbie-Spiele anzuklicken, nicht mal zum Spaß. Ihr könntet es bereuen!

Ob und wann dieses System tatsächlich zum Einsatz kommt, ist allerdings noch unklar. Das gibt uns etwas Zeit darüber nachzudenken, ob wir das jetzt gruselig finden oder doch irgendwie angenehm. Es gibt immer wieder Spiele, die möchte man einfach zum Release, pünktlich und günstig aus dem Netz. Andererseits nimmt der Datenwahn damit eine neue Größenordnung an. Wie geht es euch dabei? Ben

Kommentare

Rian
23. Januar 2014 um 12:15 Uhr (#1)
Na, endlich hat Amazon einen Plan, wie es gegen die okkulten Blitz-Lieferungen von Marc Fettweis und seinem Teleport-Motoroller vorgehen soll. Wurde auch mal Zeit.
Nils
23. Januar 2014 um 17:47 Uhr (#2)
Warum zur Hölle versuchen alle aus dem ursprünglichen Bericht "Amazon wird bald Pakete an Privatpersonen versenden, bevor diese bestellen" zu drehen? Es ist ein gottverdammtes Patent. Nicht mehr. Nicht weniger.

Das einzig wirklich absurde an dem ursprünglichen Bericht ist, dass man sich so etwas patentieren lassen kann. ZOMG!
Ben
23. Januar 2014 um 17:57 Uhr (#3)
@Nils
Patente meldet man ja nicht zum Spaß an, sondern auch weil man sich davon verspricht, sie zu nutzen.

Ich finde, es ist in dem Zusammenhang eine angebrachte Spekulation, die Idee weiter zu spinnen und so ein Was-wäre-wenn-Szenario zu diskutieren. Abwegig ist es schließlich nicht.

Und aus dem Beitrag geht ja auch hervor, dass nicht klar ist ob/wie so ein System tatsächlich zum Einsatz kommt.
Kristin
24. Januar 2014 um 07:50 Uhr (#4)
Meine Konsequenz aus der Nachricht wäre eher, meine Wunschliste mit Sachen vollzustopfen, die ich haben will. ^^
Nils
24. Januar 2014 um 20:51 Uhr (#5)
@Ben: Oder weil man jemanden später verklagen will, der diese (oder eine ähnliche) Idee verwendet... ;)

Vieles wird vielleicht auch nur deshalb patentiert, weil man es irgendwann möglicherweise mal verwenden könnte...
Rian
25. Januar 2014 um 10:37 Uhr (#6)
@Kristin: Ich werde dann demnächst auch mal meine Wunschliste löschen und eine neue mit denselben Produkten anlegen. Nicht dass Amazon denkt, dass sie mir nichts schenken müssen, weil sich meine Liste nie ändert!

Manche melden Patente auch nur an, damit jemand anderes es NICHT macht.

Außerdem Amazon Yesterday: http://www.youtube.com/watch?v=HA_gwzx39LQ
Gast
19. April 2024 um 17:21 Uhr
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