Assassin's Creed IV: Black Flag

(Artikel)
Benjamin Strobel, 05. Dezember 2013

Assassin's Creed IV: Black Flag

Das Spiel mit dem Piraten-Assassinen

Das mit IV bezifferte, sechste Spiel in der Assassin's-Creed-Reihe frischt die Franchise wieder mit einem neuen Setting auf: eine Piraten-verseuchte Karibik im frühen 18. Jahrhundert. Assassin's Creed IV: Black Flag steckt den Spieler in eine ruppige Piratenhaut und stülpt noch die Kutte eines Asassinen drüber. Hui. Darauf einen Schluck Rum!

Edward Kenway ist Pirat. Die Assassinenrobe fällt ihm nur zufällig zu, als er gemeinsam mit einem verletzten Assassinen strandet, der nach einer Auseinandersetzung schließlich stirbt. Mit der neuen Identität kommen neue Freunde und Aufträge, aber im Geiste bleibt Edward nur eins: Pirat. Assassinen, Templer, was kümmert es ihn? Edward will nur seine Scheibe vom Kuchen und am Ende des Tages als reicher Mann nach Hause gehen.

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Die Geschehnisse von Black Flag tragen zur Hauptgeschichte von Assassin's Creed nur wenig bei und das Spiel zeigt einen Helden, der sehr wohl Pirat ist, aber kein Assassine. Die Waffen und Werkzeuge, nicht zuletzt die Kluft der Bruderschaft, mögen ihm zwar gut stehen, aber für seinen Charakter und wesentliche Teile des Spiels sind diese Dinge völlig unwichtig. Sicher, ein Messer im Ärmel ist schon praktisch, aber nichts, was so ein Säbel nicht auch erledigen könnte. In diesem Lichte machen auch die Schleichpassagen inhaltlich nur selten Sinn, denn sie entsprechen kaum der Vorgehensweise des ruppigen Edward Kennedy, der schon sehr früh im Spiel ein eigenes Schiff und mehrere Dutzend Männer besitzt. Anstatt ein Missionsziel allein und mühselig zu infiltrieren, könnte er auch einfach mit seiner Crew aufmarschieren und unter klirrenden Säbeln und schallenden Kanonen kurzen Prozess machen. Kurzum: die Welt der Piraten und die Welt von Assassin's Creed kommen nicht sehr gut zusammen.

Das Piraten-Setting macht allerdings den Spaß am Spiel aus. Einerseits bringt es einen neuen Ton in die Reihe und andererseits den Entwicklern einen guten Grund, wieder Schiffe ins Spiel zu integrieren - die große Stärke von Black Flag. Das Spiel macht einen großartigen Job dabei, dem Spieler ein reales und abenteuerliches Gefühl der Karibik zu vermitteln. Der weite Ozean und so manche versteckte Insel wecken den Erkundungstrieb des Spielers, der jederzeit vor einer Küste anlegen und ins Wasser springen kann, um die Geheimnisse einer jeden Insel zu erkunden. Die überall im Spiel verstreuten Schatzkarten tragen ihr Übriges dazu bei, ständig auf der Jagd nach Geheimnissen die Welt zu durchstöbern. Das Schiff ist dabei nicht nur Mittel zum Zweck: die Crew und der eigene Kahn haben persönlichen Charakter und werden zur mobilen Heimat des Spielers. Unter fröhlichen Gesängen segelt man bei bestem Wetter über die See und wenn ein Schiff auftaucht, dann packt man die Kanonen aus und plündert, was nicht niet- und nagelfest ist. Die Steuerung des eigenen Schiffes ist trotz vieler Möglichkeiten simpel gestaltet und gibt dem Spieler das stete Gefühl, die Kontrolle zu haben. Man lenkt, reguliert die Geschwindigkeit und jederzeit kann man die Schultertaste halten, um mit Kanonen auf feindliche Schiffe zu zielen. Dabei bleibt alles übersichtlich, so muss es sein!

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Andere Schiffe sind aber nicht die einzigen Feinde auf hoher See. Das Wetter hält so manche Überraschung bereit und schickt dem Spieler mächtige Wellen und riesige Zyklone entgegen. Wellen müssen frontal angesteuert werden, wenn man sie ohne Schaden überstehen will, und Strudel sollte man großräumig meiden, da sie einen sehr schnell hineinziehen und man schon kräftig gegenlenken muss, um vorbeizukommen. Die Gefahren des Meeres sorgen für Abwechslung beim Segeln und tragen positiv zur Spielerfahrung bei, die umso besser ist, je piratiger es wird.

Auf kleineren Inseln gibt es neben versteckten Schätzen auch wichtige Ressourcen zu entdecken. Aus der Far-Cry-Franchise entlieh man sich das Jagen und integrierte es in Black Flag. So gibt es zahlreiche unterschiedliche Tiere im Spiel und für verschiedene Upgrades benötigt man unterschiedliche Felle. Überschüssige Ressourcen lassen sich verkaufen, sodass die Jagd sich immer lohnt. Mit der altbekannten Adlersicht kann Edward nicht nur Feinde erkennen und markieren, sondern auch wilde Tiere. Erlegen kann man sie dann mit dem Säbel (wenn man schnell genug ist) oder mit der Pistole (wenn man genug Munition dabei hat). Das Aufspüren und Jagen der Wildtiere ist ein interessanter Nebenaspekt, der jeden Inselbesuch interessant gestaltet.

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Randnotiz: Der Multiplayer-Modus kehrt zurück, spielt erneut aber nur an Land. Online-Seeschlachten gibt es bedauerlicher Weise nicht.
Am Festland, in den Städten des Spiels, erwartet den Spieler zuerst einmal die übliche Batterie an Sidequests, die meiner Meinung nach verboten gehören. Das ewige Sammeln von Objekten und Retten unwichtiger Personen ist das Päckchen, das man bei Assassin's Creed unweigerlich anheiraten muss. Überhaupt sind die klassischen Teile des Spiels, die im Kerne "Assassin's Creed" sind, mit Abstand die schwächsten. Hier hat sich seit Jahren nur wenig getan. Der Parkour über die Dächer von Havanna, Kingston und dem Piratennest Nassau sieht bezaubernd aus, unterscheidet sich am Ende aber kaum von Altairs Wegen über Jerusalems Dächer. Halte ich die Schultertaste zum Rennen/Klettern, so kommt es - genau wie früher - ständig zum unbeabsichtigten Erklimmen von Häusern und Bäumen. Bei Verfolgungsjagden ärgert man sich da besonders. Edwards Kletteranimationen sind ja wirklich schön, aber um das Gameplay nach vorn zu bringen, muss sich etwas verändern.

Weiterhin bietet Black Flag eine Mischung aus Schleichen und Kämpfen an, doch keine der beiden Säulen steht solide. Stealth macht Spaß, wenn es funktioniert, die mit adleräugigen Feinden überfluteten Areale machen das Schleichen allerdings sehr schwer. Nur bestimmte Orte (Sträucher, Dickichte) und vereinzelte Verstecke (Heu, Schränke) bieten Zuflucht für den Spieler, wenn er ungesehen bleiben möchte. Oftmals sind Verstecke allerdings zu weit entfernt. Nach kurzem Sichtkontakt kommen die Feinde näher und einen Moment später laufen sie einem mit dem Säbel entgegen. Einige Missionen haben das optionale Ziel, nicht in einen Kampf verwickelt zu werden, was leider nur allzu selten gut geht und dadurch auch frustrierend wird. Man ist einfach nicht Batman und darf sich niemals überlegen fühlen. Die Kämpfe wiederum sind nicht sonderlich schwer und man dominiert hier schnell selbst größere Feindmengen. Konter brauchen kein sehr gutes Timing und mit ein paar Angriffen sind Gegner auch schon dahin. Auch hier hat sich erschreckend wenig verändert, was der Reihe nicht sehr zugute kommt.

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Das Setting von Assassin's Creed IV: Black Flag ist großartig. Die Karibik sah nie besser aus in einem Videospiel und die Musik dazu ist erstklassig. Nicht nur der Soundtrack aus dem Off trägt dazu bei, sondern auch die vielen Gesänge der Piraten und anderer Seemänner. Hier stimmt einfach alles. Problematisch wird es leider bei den klassischen Elementen von Assassin's Creed: Die Nebenmissionen bleiben langweilig und der Parkour bringt immer noch dieselben Probleme mit. Stealth ist oftmals extrem schwierig und den Kämpfen fehlt die Tiefe. Black Flag macht an vielen Ecken Spaß, an vielen anderen muss man sich allerdings sehr ärgern. Ben

Assassin's Creed IV: Black Flag

(Ranking)
B
RANK
Anständig. Stärken und Schwächen halten sich die Waage. Positive Überraschungen sind genauso selten wie negative. Unterm Strich muss man seine Spielzeit keinesfalls bereuen.

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01. November 2013
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PC
Plattform - PC-Spiele haben mit die älteste Tradition. Heutzutage laufen die meisten Games unter dem Microsoft Windows.
Playstation 3
Plattform
Playstation 4
Plattform - Die Playstation 4 (PS4) von Sony ist eine Spielkonsole der 8. Generation. Sie erschien am 29. November 2013 europaweit als Nachfolger der Playstation 3.
Wii U
Plattform
Xbox 360
Plattform
Xbox One
Plattform - Nachfolger der Xbox 360 von Microsoft. Angekündigt am 21. Mai 2013, ist die Heimkonsole am 22. November 2013 in Deutschland und weiten teilen Eruopas erschienen.

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