State of Decay

(Artikel)
Haris Odobašic, 09. Oktober 2013

State of Decay

Auf dem Weg zum ultimativen Zombiespiel?

Es ist das Ende eines schönen Campingausflugs, bei dem ihr zusammen mit einem Freund bewusst den Alltagsstress Zuhause gelassen habt, aber der Anfang des Albtraums nach der Zombieapokalypse. Denn kaum nähert ihr euch wieder etwas, was Zivilisation entspricht, müsst ihr feststellen, dass das Chaos um sich greift und auch nicht vor eurem Kumpel halt macht, der verletzt wird. Fortan seid ihr unterwegs in der Welt von State of Decay, auf der Suche nach Schutz, anderen Überlebenden und den Hintergründen der Zombieepidemie.
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State of Decay ist dabei ein weiteres Zombie-Spiel in der Reihe, der Zombie-Spiele, in denen die eigentlichen Hauptantagonisten nicht mehr Gegner sind, sondern eine weit geringere Rolle innehaben. In State of Decay sind sie Hindernisse, die man umgehen will, denn Waffengewalt ist selten die Lösung: Schusswaffen tendieren dazu, Untote in der näheren Umgebung zu alarmieren, während der Nahkampf euch schnell erschöpft, und ohne Ausdauer lauft ihr quasi ständig Gefahr, von den Zombies überrannt zu werden, ohne effektiv flüchten zu können. So will jede Konfrontation wohlüberlegt sein, generell hält man sich lieber von den Gegner fern und umschleicht sie oder sucht anderweitig das Weite. Wobei dieses Ziel nicht ganz erreicht wird, da State of Decay das Kunststück schafft, gleichzeitig für Profis zu leicht und für Einsteiger zu schwer zu sein. Denn die erfahrenen Spieler, die ihre Aggressionen nicht unter Kontrolle halten können, werden normalerweise auch nach Begegnung mit einer Zombie-Übermacht keinen Tod einer Spielfigur beklagen müssen, während für Neulinge schon untote Kleingruppen den Wechsel auf eine neue Figur bedeuten können.

Denn wenn man eines wissen sollte bei diesem Spiel, dann, dass der Tod einer Figur permanent ist. Durch den Aufbau von Freundschaften, zum Beispiel in dem ihr Aufträge für andere Figuren erfüllt, wächst zwar der Pool an auswählbaren Charakteren, die mit euch eine Gemeinschaft bilden, und euch im Überlebenskampf unterstützen. Doch diese weiteren Charaktere können nicht unbedingt als „Leben“ aufgefasst werden. Jede Figur hat nämlich individuelle Stärken und Schwächen, verbessert ihre Fähigkeiten durch regelmäßigen Einsatz und kann außerdem unter Krankheiten, Verletzungen oder Ermüdung leiden. Wenn also eure Lieblingsfigur, mit der ihr am meisten gespielt habt, stirbt, ist das ein wirklich schmerzlicher Verlust, genauso wie ihr nicht in die Situation geraten wollt, mit einem verletzten oder übermüdeten Charakter in die Außenwelt ziehen zu müssen auf der Jagd nach dringend benötigten Ressourcen.
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Und die Ressourcenjagd ist ein ständiges Thema. Es gilt Essen und Medizin zu besorgen, Munition und Baumaterialien. Denn einerseits kostet eure Gemeinschaft einen gewissen Unterhalt: jeden Tag muss eine gewisse Menge der unterschiedlichen Ressourcen zur Verfügung stehen, um euer normales Weiterleben zu sichern, eure Basis zu befestigen und andere, unerlässliche Dinge. Fehlt es an Medizin können kranke Charaktere nicht geheilt werden, ohne Essen wird Hunger gelitten, was Andererseits können diese Materialien aber auch vielfältig eingesetzt werden: man kann Handeln, euren Stützpunkt ausbauen oder verschiedene Ereignisse auslösen, wie ein Festmahl, um die Moral zu steigern, oder Schusswaffentraining, um eure Figuren gewandter im Umgang mit diesen zu machen.

Eine interessante Mechanik, die dabei zum Tragen kommt, ist das „Influence“-System, welches die Währung im Spiel darstellt. Alles, was ihr tut, bringt euch nämlich Influence ein: erfüllen von Missionen, das Heimbringen wertvoller Ressourcen, Ausschalten von Zombie-Horden oder auch ein paar Waffen im Gemeinschaftsschrank ablegen. Genauso kostet aber auch alles Influence. Wollt ihr nun euch selbst beispielsweise Medizin aus dem Schrank besorgen, hat diese einen Einflusspreis. Doch der Nutzen eurer Influence reicht weit über Inventar-Befüllung hinaus. Einflussreiche Charaktere überreden andere Figuren dazu, sie zu begleiten, oder können bei den Militärs für den Fall der Fälle einen Artilleriebeschuss anfragen.
Das System mag zwar am Anfang etwas abstrakt erscheinen, spiegelt aber sehr gut wieder, wie die Situation in einer solchen Gesellschaft wirklich wäre: immerhin würde man einem Schmarotzer kaum weiterhelfen wollen oder was mit ihm teilen, während das Wort einer Person, die regelmäßig ihren Wert der Gemeinde demonstriert, viel Gewicht trägt.
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Dank Einsatz der CryEngine 3 sieht State of Decay sogar ganz ansehnlich aus, muss dabei aber bei der Performance einige Abstriche hinnehmen. Allzu große Zombiehorden zwingen die Framerate deutlich in die Knie, während es auch öfter mal passiert, dass ihr mit einem Auto schnell über die Straßen hetzt und plötzlich gegen eine unsichtbare Wand kracht, wo keine sein sollte. Erst einige Sekunden später löst sich das Mysterium auf: ein Auto oder Zaun stand im Weg, wurde aber vom Spiel nicht rechtzeitig nachgeladen. Solche Pop-Ups tauchen quasi dauernd auf, nur wer zu Fuß unterwegs ist, bleibt davon verschont.

Es grenzt schon fast an ein Wunder, dass State of Decay trotz unterschiedlichster Elemente, die verbaut sind, dennoch in der Kombination ein großartiges Spiel ist. Denn realistisch betrachtet haben die Entwickler von Undead Labs hier Ambitionen gezeigt, die selbst ein vollbesetztes Studio, welches an einem Vollpreistitel arbeitet, gehörig ins Schwitzen bringen würde. Demnach ist das Resultat in Form eines XBLA-Titels ein kleines Wunder. Man hat nie den Eindruck, dass irgendwas nur halbgar implementiert oder nur eingebaut wäre, um drin zu sein. Zwar gibt es Potenzial für Verbesserungen mancher Aspekte, doch jede Funktion ergibt im Spielkontext Sinn und trägt dazu bei, euch in die Welt hineinzusaugen. Das gab mir persönlich zum ersten Mal das Gefühl, in einem Zombie-Spiel wirklich in einer post-apokalyptischen Welt gelandet zu sein.

Deswegen solltet ihr euch auch nicht vom Preis täuschen lassen. Knapp 20€ mag für einen Arcade-Titel teuer erscheinen, aber ihr kriegt hier ein Spiel geboten, dass so auch problemlos im Handel für das dreifache hätte stehen können, ohne, dass man als Spieler das Gefühl hat, zu viel zu zahlen. Hier und da merkt man, gerade auf technischer Seite, dass ein kleines Entwicklerstudio einfach nicht die Möglichkeiten hat, so sauber zu arbeiten wie ein AAA-Studio, genauso wie das Fehlen eines Coop-Modus ein großes Versäumnis ist, doch das kann nichts daran ändern, dass State of Decay mit erhobenem Haupt seinen Platz im Pantheon der besten Zombie-Spiele dieser Generation, neben einem Dead Rising oder The Walking Dead, einnehmen kann.Haris

State of Decay

(Ranking)
A
RANK
Reife Leistung. A-Spiele machen alles richtig oder sind nah dran. Kleine Schwächen werden durch Stärken mehr als wett gemacht. Das ist Spieldesign auf hohem Niveau.

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RELEASE
05. Juni 2013
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PC
Plattform - PC-Spiele haben mit die älteste Tradition. Heutzutage laufen die meisten Games unter dem Microsoft Windows.
Xbox 360
Plattform

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