[The never-ending] Tales of...
[The never-ending] Tales of...
Mein Einstand in die Welt der RPGs
Alle waren auf der GamesCom. Jedenfalls alle vom D-Pad. Also jetzt außer mir. Als die muntere Truppe Richtung Köln abzog, hatte ich genau zwei Möglichkeiten: Entweder ich weine mir in endloser Trauer die Augen aus und zernage aus lauter Neid sämtliche Controller-Kabel, oder ich nutze zwei Wochen Artikelfreizeit aus, um mich endlich einmal Spielen näher zu widmen, die nicht innerhalb von ein zwei Tagen durchzurushen sind: RPGs.
Nach meiner niederschmetternden Ni-No-Kuni-Erfahrung hatte ich diesem Genre eigentlich schon komplett abgeschworen. Monatelang schleppten meine bessere Hälfte und ich uns immer wieder zur Konsole in der stillen Hoffnung, die Geschichte würde doch irgendwann noch mal interessant werden. Immerhin hatten wir schon so viele Stunden Spielzeit an den leichtgläubigen Oliver und seine infantilen Gesellen verschwendet, dass einfach aufzuhören irgendwie unbefriedigend gewesen wäre. Aber wie das nun mal so ist, stellte sich unsere Kosten-Nutzen-Kalkulation als Fehlleistung und das Ende als weitaus enttäuschender heraus. 70 Stunden "Arbeit" wurden gekrönt von einer nichtssagenden, 2-minütigen Schlusssequenz. Was wir da hätten alles machen können!
Entsprechend hielt sich meine Begeisterung in Grenzen, als mir nach Ni No Kuni Tag für Tag wiederholt Tales Of Vesperia unter die Nase gehalten wurde. Lange Zeit konnte selbst der mitleiderregende Dackelblick meines Freundes mein Herz nicht genug dazu erweichen, mir noch einmal die volle Kante endloser Story und sinnloser Kämpfe zu geben – zumal ich ja ohnehin nur Bildschirmgucker sein würde. Er konnte mir noch so sehr versichern, dass die Tales-Reihe wirklich außerordentlich hübsch und auch story-technisch exzellent sei. No, Sir! Nicht mit mir!
Na ja, und dann kam, wie gesagt, die Gamescom. Und als der Mann sich wieder einmal Tales Of Vesperia aus dem Regal schnappte und gänzlich unerwartet verkündete: "Möh, ich glaub', dann spiel ich das jetzt ohne dich...", guckte ich kurz doof, seufzte, schüttelte den Kopf, ergab mich meinem Schicksal und pflanzte mich zu ihm auf das Sofa. Und da sollte ich die nächsten Tage laaange sitzen. Viele, viele Stunden. Wieder einmal.
Besonders die ersten Stunden und auch immer mal wieder zwischendurch, wenn ein besonders schönes Dungeon bezwungen werden sollte, suchte mich der altbekannte Kopfschmerz wieder heim, der bei Ni No Kuni eigentlich mein ständiger Begleiter gewesen war, denn Vesperia war seinem Ghibli-RPG-Stief-Cousin grafisch so unheimlich ähnlich: Es war genau so hübsch anzusehen mit seinen liebevoll animierten Anime-Sequenzen, seiner bunten Weltkarte, seinen immer in leichter Abwandlung wiederkehrenden Monstern... Ja, es brauchte tatsächlich eine ganze Weile, bis ich mein Trauma letztendlich überwunden hatte und wertschätzen konnte, wie gekonnt Vesperia die zwei großen Stützpfeiler langer RPGs – Labern und Kämpfen – miteinander verband. Obwohl ich den Controller so gut wie niemals selbst in den Händen hatte, weil mir meine Rollen-Spiel-Blockade zunächst jedes nähere Einlassen auf das Kampfsystem komplett verboten hatte ("Tot. Dummes Spiel."), schaffte es die spannende, absolut unvorhersehbare Story tatsächlich, mich konsequent für mehr als sechzig Stunden auf die Sofakissen zu kleben – auch wenn mir bis zuletzt einige Chars unheimlich auf den Keks gegangen waren und mich die Auflösung der Story letztendlich nicht zu 100% befriedigt zurückließ.
Und doch reichte die Geschichte um den selbstgewählten Außenseiter Juri, der eigentlich nur das gestohlene Aqua-Blastia seines Slums wiederfinden will, um seiner von den Reichen der Stadt ohnehin unterdrückten Nachbarschaft wenigstens wieder den Zugang zu frischem Wasser zu ermöglichen, dabei die ahnungslosen Prinzessin Estellise auf ihren eigenen Weg führtundschließlichmiteinerHandvollsehrbesondererFreundedieWeltrettenmusswieinjedemRPGblablabla, aus, um noch vor Ende des Spiels den neuesten Teil der Tales-Reihe ins Haus zu holen: Tales Of Xillia.
Abgesehen von einer kleinen anfänglichen Ernüchterung bezüglich der Grafik, die sich vom schönen Zeichen-Manga-Stil Vesperias zu einer 3D-Böh-Darstellung rückentwickelt hatte, bekam mich dieses Spiel schon nach den ersten Minuten: die Story zog mich von Anfang an in ihren Bann, es geht eigentlich kontinuierlich zur Sache, UND nachdem ich mit Vesperia meine RPG-Vorbehalte erfolgreich abgebaut hatte, halte ich nun auch Controller No. 1 in den Händen! Jawohl! Ich kämpfe! Ich leite! Hrhrhrhr! Und das Schönste: Sowohl Vesperia als auch Xillia lassen sich zu mehreren spielen, das heißt also wir zocken jetzt zu zweit. So voll eklig pärchenhaft. Und es macht so viel Spaß, gemeinsam richtig hart auf schwere Gegner einzuprügeln, was das Zeug hält, denn im Gegensatz zum rundenbasierten Ni-No-Kuni-Kampfsystem basht man bei den Tales-Spielen in Echtzeit!
Und nun möchte ich gerne den Kreis schließen, den ich im ersten Absatz zu ziehen begonnen habe: Während der Gamescom musste ich nicht artikeln und hatte ZEIT für RPGs! Jetzt ist die Gamescom zu Ende, die Artikelserie vorbei, ich muss wieder schreiben, aber Xilia steckt immer noch im PS3-Laufwerk und jetzt kommt's: Obwohl wir es nun schon mehr als 50 Stunden mit Herzblut gezockt haben, stecken wir gerade einmal in der Hälfte des Spiels! WTF?! Xilia ist einfach so... lächerlich lang! Und trotzdem so gut! Bei Vesperia hatte man zwischenzeitlich noch diese nervigen Zeitfresser, sowas wie: "Endlich! Endlich haben wir die Person gefunden, mit der wir unbedingt sprechen wollten! Endlich wird sie uns erzählen, was vor sich geht! Endlich kommen wir vora - - - Toll. Sie ist tot." Aber so etwas gibt es bei Xillia (bisher) gar nicht, und nächstes Jahr soll auch noch ein zweiter Teil kommen! Wo soll das noch hinführen?! Wenn das so weiter geht, komm ich bald nicht mehr zum Artikelschreiben... Und dann darf ich auf der nächsten Gamescom wieder nicht mit...
Prioritäten sind eine echt schwere Sache. Aber mal ehrlich: Welcher normale Mensch hat eigentlich Zeit für RPGs? Kristin
Nach meiner niederschmetternden Ni-No-Kuni-Erfahrung hatte ich diesem Genre eigentlich schon komplett abgeschworen. Monatelang schleppten meine bessere Hälfte und ich uns immer wieder zur Konsole in der stillen Hoffnung, die Geschichte würde doch irgendwann noch mal interessant werden. Immerhin hatten wir schon so viele Stunden Spielzeit an den leichtgläubigen Oliver und seine infantilen Gesellen verschwendet, dass einfach aufzuhören irgendwie unbefriedigend gewesen wäre. Aber wie das nun mal so ist, stellte sich unsere Kosten-Nutzen-Kalkulation als Fehlleistung und das Ende als weitaus enttäuschender heraus. 70 Stunden "Arbeit" wurden gekrönt von einer nichtssagenden, 2-minütigen Schlusssequenz. Was wir da hätten alles machen können!
Entsprechend hielt sich meine Begeisterung in Grenzen, als mir nach Ni No Kuni Tag für Tag wiederholt Tales Of Vesperia unter die Nase gehalten wurde. Lange Zeit konnte selbst der mitleiderregende Dackelblick meines Freundes mein Herz nicht genug dazu erweichen, mir noch einmal die volle Kante endloser Story und sinnloser Kämpfe zu geben – zumal ich ja ohnehin nur Bildschirmgucker sein würde. Er konnte mir noch so sehr versichern, dass die Tales-Reihe wirklich außerordentlich hübsch und auch story-technisch exzellent sei. No, Sir! Nicht mit mir!
Na ja, und dann kam, wie gesagt, die Gamescom. Und als der Mann sich wieder einmal Tales Of Vesperia aus dem Regal schnappte und gänzlich unerwartet verkündete: "Möh, ich glaub', dann spiel ich das jetzt ohne dich...", guckte ich kurz doof, seufzte, schüttelte den Kopf, ergab mich meinem Schicksal und pflanzte mich zu ihm auf das Sofa. Und da sollte ich die nächsten Tage laaange sitzen. Viele, viele Stunden. Wieder einmal.
Besonders die ersten Stunden und auch immer mal wieder zwischendurch, wenn ein besonders schönes Dungeon bezwungen werden sollte, suchte mich der altbekannte Kopfschmerz wieder heim, der bei Ni No Kuni eigentlich mein ständiger Begleiter gewesen war, denn Vesperia war seinem Ghibli-RPG-Stief-Cousin grafisch so unheimlich ähnlich: Es war genau so hübsch anzusehen mit seinen liebevoll animierten Anime-Sequenzen, seiner bunten Weltkarte, seinen immer in leichter Abwandlung wiederkehrenden Monstern... Ja, es brauchte tatsächlich eine ganze Weile, bis ich mein Trauma letztendlich überwunden hatte und wertschätzen konnte, wie gekonnt Vesperia die zwei großen Stützpfeiler langer RPGs – Labern und Kämpfen – miteinander verband. Obwohl ich den Controller so gut wie niemals selbst in den Händen hatte, weil mir meine Rollen-Spiel-Blockade zunächst jedes nähere Einlassen auf das Kampfsystem komplett verboten hatte ("Tot. Dummes Spiel."), schaffte es die spannende, absolut unvorhersehbare Story tatsächlich, mich konsequent für mehr als sechzig Stunden auf die Sofakissen zu kleben – auch wenn mir bis zuletzt einige Chars unheimlich auf den Keks gegangen waren und mich die Auflösung der Story letztendlich nicht zu 100% befriedigt zurückließ.
Und doch reichte die Geschichte um den selbstgewählten Außenseiter Juri, der eigentlich nur das gestohlene Aqua-Blastia seines Slums wiederfinden will, um seiner von den Reichen der Stadt ohnehin unterdrückten Nachbarschaft wenigstens wieder den Zugang zu frischem Wasser zu ermöglichen, dabei die ahnungslosen Prinzessin Estellise auf ihren eigenen Weg führtundschließlichmiteinerHandvollsehrbesondererFreundedieWeltrettenmusswieinjedemRPGblablabla, aus, um noch vor Ende des Spiels den neuesten Teil der Tales-Reihe ins Haus zu holen: Tales Of Xillia.
Abgesehen von einer kleinen anfänglichen Ernüchterung bezüglich der Grafik, die sich vom schönen Zeichen-Manga-Stil Vesperias zu einer 3D-Böh-Darstellung rückentwickelt hatte, bekam mich dieses Spiel schon nach den ersten Minuten: die Story zog mich von Anfang an in ihren Bann, es geht eigentlich kontinuierlich zur Sache, UND nachdem ich mit Vesperia meine RPG-Vorbehalte erfolgreich abgebaut hatte, halte ich nun auch Controller No. 1 in den Händen! Jawohl! Ich kämpfe! Ich leite! Hrhrhrhr! Und das Schönste: Sowohl Vesperia als auch Xillia lassen sich zu mehreren spielen, das heißt also wir zocken jetzt zu zweit. So voll eklig pärchenhaft. Und es macht so viel Spaß, gemeinsam richtig hart auf schwere Gegner einzuprügeln, was das Zeug hält, denn im Gegensatz zum rundenbasierten Ni-No-Kuni-Kampfsystem basht man bei den Tales-Spielen in Echtzeit!
Und nun möchte ich gerne den Kreis schließen, den ich im ersten Absatz zu ziehen begonnen habe: Während der Gamescom musste ich nicht artikeln und hatte ZEIT für RPGs! Jetzt ist die Gamescom zu Ende, die Artikelserie vorbei, ich muss wieder schreiben, aber Xilia steckt immer noch im PS3-Laufwerk und jetzt kommt's: Obwohl wir es nun schon mehr als 50 Stunden mit Herzblut gezockt haben, stecken wir gerade einmal in der Hälfte des Spiels! WTF?! Xilia ist einfach so... lächerlich lang! Und trotzdem so gut! Bei Vesperia hatte man zwischenzeitlich noch diese nervigen Zeitfresser, sowas wie: "Endlich! Endlich haben wir die Person gefunden, mit der wir unbedingt sprechen wollten! Endlich wird sie uns erzählen, was vor sich geht! Endlich kommen wir vora - - - Toll. Sie ist tot." Aber so etwas gibt es bei Xillia (bisher) gar nicht, und nächstes Jahr soll auch noch ein zweiter Teil kommen! Wo soll das noch hinführen?! Wenn das so weiter geht, komm ich bald nicht mehr zum Artikelschreiben... Und dann darf ich auf der nächsten Gamescom wieder nicht mit...
Prioritäten sind eine echt schwere Sache. Aber mal ehrlich: Welcher normale Mensch hat eigentlich Zeit für RPGs? Kristin
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Jetzt spreche ICH!
Sparte - Wir haben eine Meinung und keine Angst, sie auch zu sagen! Manchmal labern wir aber auch nur Anekdoten vor uns her.
Review
Sparte - Wenn es nicht bei drei auf dem Baum ist, testen wir es.
Tales Of Vesperia
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Tales Of Xillia
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