Noch bevor ich in den Termin gehe, weiß ich genau, was mich erwartet: Forza dominiert schon seit dem ersten Teil das Rennspiel-Genre qualitativ, hat nun auch erfolgreich mit einem Spin-Off bewiesen, dass es abseits Simulationspfade erfolgreich sein kann - kaum eine Spielereihe ist so konstant in ihrem Output. Der Maßstab ist sehr hoch, vielleicht noch eine Spur höher als sonst, weil Forza 5 für die Xbox One erscheint und als wohl größter Launchtitel zusätzliches Gewicht stemmen muss: kann es in der Präsentation bei Microsoft überzeugen?

Neuerungen zumindest sind viele geplant. Denn wo andere Launchrennspiele in der Vergangenheit bei ihren Ambitionen immer etwas zurückstecken mussten, will Forza 5 keine Kompromisse eingehen und deswegen neben großartiger Grafik auch in anderen Bereichen die Vorreiter-Stellung einhalten. Eines der Highlights sind dabei natürlich die Drivatare, die vom Spieler lernen und somit eine KI bieten, die wohl außer Konkurrenz zu jedem anderen Rennspiel steht.

Auch eines der spektakuläreren Features aus Forza 4 macht ein Comeback: Der Autovista-Modus, der es damals ermöglichte, bei 26 Autos mit vielen Details sowie netten Zusatzinfos unter die Haube und in den Innenraum zu schauen, heißt nun Forzavista und ist für jedes der im Spiel enthaltenen Autos inklusive Audiokommentar verfügbar. Dieser erzählt beispielsweise etwas zur Herstellungsgeschichte erzählt, während eure Augen versuchen sich an der Grafikpracht satt zu sehen.


Neben der spektakulären Grafik wurde aber auch am Look von Forza gefeilt, zum Beispiel mit einem komplett neudesignten Hauptmenü im Kachel-Look, welches auf einen Blick alle wichtigen Features wie Multiplayer, Karriere oder Autotuning verfügbar macht. Überarbeitungen finden sich aber auch in Karriere und Progression. Erstere wurde darauf ausgelegt, etwas weniger grindig zu sein, indem man dem Spieler einfach die Möglichkeit gibt, für seinen Autogeschmack personalisierte Meisterschaften zu fahren, während bei Letzterem nun eine konstante Rate zum Leveln genutzt wird. Statt also am Anfang schnell aufzusteigen und dafür gegen Ende Ewigkeiten bis zur nächste Stufe fahren zu müssen, soll man sich dieses Mal regelmäßig über Belohnungen für gemachte Fortschritt freuen dürfen.

Aber natürlich wäre es kein Forza, wenn nicht auch unter der Haube ordentlich gewerkelt wurde. So gibt es ein neues Stoßdämpfungssystem, das sogar so tief geht, dass bei Autos, die auf Vorder- bzw. Hinterachse unterschiedliche Stoßdämpfer nutzen, diese Unterschiede spür- und sichtbar werden. Für die Reifentechnologie schloss man sich mit der Firma Calspan zusammen, die unter anderem Reifentests für namhafte Hersteller wie Pirelli entwickelt, um Millionen von Datenpunkten zu sammeln, die entsprechend in das Reifenmodell im Spiel eingeflossen sind. Und selbst auf den Strecken finden sich für mich schon quasi unvorstellbare Innovationen: es wurden nämlich nicht nur mit Laguna Seca und Spa-Francorchamps zwei neue Strecken bestätigt, sondern auch erwähnt, dass die richtigen Rennstrecken im Spiel per Laserscan-Technologie komplett gescannt wurden, um die Unterschiede in den Eigenschaften des Asphalts im Spiel abbilden zu können. Ich wusste bis heute nicht mal, dass es mehr als eine Art von Asphalt gibt!


Enttäuschung gibt es nur für die Leute, die hofften, dass das Duell der Simulationsgrößen auf der großen Leinwand fortgeführt wird. Denn wo Gran Turismo demnächst einen Film herausbringt, kommentierten die Forza-Entwickler die Frage nach weniger interaktiven Ambitionen nur mit lautem Lachen und dem Hinweis, dass ihnen Hollywood noch nicht mit Skripten die Bühne einrennt.

Forza 5 lässt kein Zweifel offen: Rennspiel- und Auto-Enthusiasten, die in den nächsten sechs Monaten auf der Piste ihre Runden drehen wollen, sollten sich den November rot im Kalender anstreichen. Dann erscheint Forza 5 exklusiv für die Xbox One und dürfte alle Wünsche restlos befriedigen. Zumindest bis zum nächsten Forza.Haris