Halo: Spartan Assault

(Artikel)
Haris Odobašic, 07. August 2013

Halo: Spartan Assault

Halo trifft auf Halo Wars trifft auf unverschämte Geldmache

Seit Microsoft vor einigen Jahren beschloss, sich in den Kampf um den Smartphone-Markt einzuklinken, war aus Spielersicht vor allem eine Frage relevant: wann kommt ein mobiles Halo? Denn immerhin warb Microsoft insbesondere mit der Xbox-Live-Integration, da war die Erwartungshaltung nachvollziehbar, dass man nun mit mobilen Versionen großer Spiele rechnen würde. Leider war, abgesehen von einem ziemlich guten Kinectimals-Ableger, bisher Flaute. Doch nun, fast drei Jahre nach Microsofts Windows-Phone-Debüt, gibt es mit Halo: Spartan Assault zum ersten Mal Halo für unterwegs, exklusiv für Windows 8 sowie Windows Phone 8.

Halo: Spartan Assault ist dabei ein eigenständiges Produkt, welches als Prequel für den Charakter Sarah Palmer aus Halo 4 dient. In der Rüstung der Spartanerin seid ihr auf einem Mond nahe einer UNSC-Forschungskolonie stationiert, die von einer Allianz-Flotte angegriffen wird. Als eine der wenigen Soldatinnen des neuen Spartan-IV-Programs, der neuen Generation der menschlichen Superkrieger, fällt euch natürlich besondere Verantwortung in der Verteidigung gegen die Allianz zu, weswegen ihr schnell zu einer wichtigen Schachfigur im Kampf avanciert und allerlei Missionen erfüllen dürft. Insgesamt sind das 25, die in einer Art isometrischem Twin-Stick-Shooter-Gewand daherkommen. Missionstechnisch gibt es das übliche Spektrum: zerstöre dies, verteidige das, eskortiere jenes. Überraschend abwechslungsreich für ein Handy- bzw. Tablet-Spiel und deswegen ist die Kampagne, die für mehrere Stunden fesselt; durchaus eine spaßige und spannende Erfahrung.

Halo-Spartan-Assault

Es ist dabei überhaupt eine positive Überraschung, wie viel der Halo-Mechanik es nach Spartan Assault geschafft hat. Nahkampfangriffe, Granaten, Rüstungsfähigkeiten, Fahrzeuge kapern und benutzen – all das ist im Spiel drin und selbst per Touchscreen ganz gut steuerbar, auch wenn die üblichen Probleme des Mediums erhalten bleiben. Man trifft natürlich auf Halo-typische Gegner und hat Zugriff auf ein breites Arsenal der üblichen Waffen, auch wenn das meiste erst auf dem Schlachtfeld aufgelesen werden muss. Das Gesamtpaket sorgt vor allem für eins: man hat hier wirklich den Eindruck, ein echtes Halo zu spielen. Meine persönliche Befürchtung war, dass man hier einfach einen Titel geboten kriegt, der quasi wie ein Lizenzspiel wirkt - eine bestehende Spiele-Vorlage, der am Ende nur noch der Halo-Name aufgeklatscht wurde -, doch glücklicherweise ist dem nicht so.

Den positiven Eindruck verstärkt die an Halo Wars erinnernde Ästhetik, die einiges her macht, da sie qualitativ durchaus an das Konsolenvorbild herankommt, und dennoch ruckelfrei über Tablet beziehungsweise Handy flimmert. Auf dem Handy werden dabei 30fps erreicht, Windows-8-Geräte freuen sich über flüssige 60fps. Es gibt außerdem zwischen den Missionen gute CGI-Videosequenzen, die die Geschichte vorantreiben. Dazu ist die aurale Seite Halo-typisch großartig. Die Soundeffekte krachen schön, Allianz-Kreaturen geben ihre charakteristischen Ausrufe von sich und, was vielleicht am besten ist, der Soundtrack klingt nach Halo!
Ich hatte die Befürchtung, dass sich Komponist Tom Salta an der Schundmusik aus Halo 4 orientieren würde, immerhin sind die zwei Spiele storytechnisch direkt miteinander verbunden, aber zum Glück hat er sich stattdessen vom ersten Halo inspirieren lassen. Dauerhaft großartige Musik ist die Folge, die respektvoll mit dem Halo-Erbe umgeht, aber dennoch genug Eigenständigkeit aufzuweisen hat. Diesem Mann könnte man auch mit gutem Gewissen die Verantwortung für die Musik der nächsten zwei Teile der Reclaimer-Trilogie übertragen.

Halo-Spartan-Assault-Alien-Forest

Schmerzlich vermisst wird nur noch ein Co-op-Modus. Quasi Markenzeichen Halos und selbst im Strategie-Spiel-Ableger Halo Wars enthalten, ist es schwer zu verstehen, wieso Spartan Assault darauf verzichtet. Das Spielprinzip bietet sich ja eigentlich dafür an, erwartet man quasi im Twin-Stick-Shooter-Bereich immer Co-op. Zudem wäre dies dem Wiederspielwert sehr zuträglich, da man nach den 25 ziemlich guten Missionen wenig Grund hat, noch mal durch die Kampagne zu wandern, und andere Spielmodi fehlen komplett.
Und auch die Steuerungsmöglichkeiten sind etwas beschränkt. Wer keine Lust auf Touchscreen hat, der kann mit Maus & Tastatur auf Windows-8-PCs spielen, aber der Xbox-360-Controller wird noch nicht unterstützt. Zum Glück wurde schon ein Patch angekündigt, der diese wichtige Kompatibilität nachreicht und damit wohl das optimale Spartan-Assault-Spielerlebnis ermöglichen wird.

Eigentlich könnte man Halo: Spartan Assault allen Halo-Fans, sowie denen, die gute Actionunterhaltung für unterwegs suchen, ans Herz legen. Eigentlich, denn im Endeffekt bin ich nicht in der Lage, solch eine Empfehlung über meine Lippen gleiten zu lassen, ohne von dem ekelhaften Nachgeschmack auch gleich mein Mittagessen dezent nachzufeuern. Hinter all dem Positiven hat sich nämlich ein Ärgernis versteckt, das ich persönlich als Unverschämtheit ansehe: Micro-Transactions.

Mein Problem ist dabei nicht mit der Existenz von Micro-Transactions an sich. Diese Büchse der Pandora ist geöffnet worden und nun fester Bestandteil, ungeachtet ob Vollpreistitel oder Freemium-Game. Im Endeffekt ist so was ja auch völlig legitim, wenn man beispielsweise eine Möglichkeit zur Freischaltung von Spielobjekten anbietet, die auch für Spieler geeignet ist, die nicht mit Zeit, dafür aber mit Geld gesegnet sind. Das Problem bei Spartan Ops ist eher, dass einem Spielinhalte einfach frech vorenthalten werden und nur gegen Geld freikaufbar sind. Namentlich handelt es sich um zwei Waffen (Raketenwerfer und Spartan-Laser) sowie ein paar Rüstungsfähigkeiten und Booster. Diese sind nicht essentiell für das Spiel, man kann auch alle Missionen locker ohne schaffen, aber hier geht es einfach um das Prinzip: wenn ich einen Preis von knapp 7 Euro für ein Spiel bezahle -- was für die gebotenen Inhalte fair ist, aber dennoch im oberen Preisspektrum für mobile Games liegt -- dann sollte ich davon ausgehen können, Zugriff auf alle Inhalte zu haben. Es ist einfach absolut unverständlich, wieso diese Gegenstände nicht auch mit der normalen, freispielbaren Währungen erhältlich sind.

Halo-Spartan-Assault-Credits

Hierzu muss man aber auch sagen, dass der ganze Micro-Transactions-Aspekt etwas angetackert wirkt, wie etwas, das einfach nur noch hinzugefügt wurde, weil es halt eben alle anderen Spiele auch haben. Das System ist weder besonders durchdacht noch großartig tiefgründig. Microsoft wäre hier auf jeden Fall besser damit gefahren, es ganz weg zu lassen.

Spartan Assault braucht sich vor keinem vergleichbaren Spiel zu verstecken, macht Spaß und ist großartig produziert. Hätte es noch einen Coop-Modus, würde es ohne Frage zum Besten zählen, was es in diesem Bereich für mobile Endgeräte gibt. Ohne diesen bleibt noch immer ein ziemlich guter Titel, bei dem man sich aber leider fragen muss, ob man wirklich eine Kultur unterstützen will, in der ein Titel im hochpreisigen Mobilspektrum noch mal nach einem finanziellen Nachschlag giert. Haris

Halo: Spartan Assault

(Ranking)
B
RANK
Anständig. Stärken und Schwächen halten sich die Waage. Positive Überraschungen sind genauso selten wie negative. Unterm Strich muss man seine Spielzeit keinesfalls bereuen.

Kommentare

Ben
09. August 2013 um 11:04 Uhr (#1)
Das erste Halo-Spiel ohne Koop-Modus? Sogar Halo Wars hatte einen Koop. Ich denke, das ist ein wichtiges Markenzeichen der Serie und mit ein Grund dafür, warum Halo so erfolgreich wurde. Da ist es besonders schade zu sehen, dass dieser Aspekt hier völlig außen vor gelassen wurde.
Rian
09. August 2013 um 13:27 Uhr (#2)
Ich finde den "Buy Credits"-Bildschirm so manipulativ, dass es mir vor Genialität die Sprache verschlägt.
Gast
25. April 2024 um 06:59 Uhr
GASTNAME
E-MAIL (nicht öffentlich)
      
SICHERHEITSFRAGE
Mit wie vielen "d" schreibt sich "dailydpad"?
ANTWORT

Themen

Review
Sparte - Wenn es nicht bei drei auf dem Baum ist, testen wir es.

Gefällt dir unser Artikel?

Spiele des Artikels

RELEASE
19. Juli 2013
PLATTFORM
PC
Plattform - PC-Spiele haben mit die älteste Tradition. Heutzutage laufen die meisten Games unter dem Microsoft Windows.
Windows Phone
Plattform

Ähnliche Artikel