Wir waren Space Invaders

(Artikel)
Haris Odobašic, 17. Juli 2013

Wir waren Space Invaders

Computerspielgeschichte auf Deutsch

Das von mir letzte Woche vorgestellte Buch The Ultimate History of Video Game ist, wie ihr nachlesen könnt, ein ziemlich tolles Werk mit nur einem kleinen Haken: es ist bisher nicht in deutscher Sprache erschienen. Sowieso hat man als Videospielhistoriker, wenn man was lesen und nicht nur schöne Bildbände anschauen will, keine wirkliche Auswahl am deutschen Markt, da die Anzahl der Bücher, die sich der Thematik annehmen, sehr gering ist. Das wohl noch bekannteste dürfte das 2002 erschienene "Wir waren Space Invaders" von Mathias Mertens und Tobias O. Meißner sein.

Auf den ersten Blick wirkt es sehr ähnlich zu Steven Kents Werk, wenn auch nicht ganz so ausführlich. "Space Invaders" überspringt zwar die analogen Anfänge der Videospiele, folgt aber dann bis Mitte der 80er einem ähnlichen Pfad. Selbst die ein oder andere Anekdote kennt man schon von Kent, beispielsweise die Story um einen Steve Jobs, der schon in jungen Jahren seinen Geschäftssinn demonstriert: für Atari soll er die Anzahl an Transistoren auf der Platine eines Arcade-Automaten verkleinern, tritt diese Arbeit an Steve Wozniak ab, kassiert aber dennoch den Großteil des Geldes.

Doch gegen Mitte der 80er wird's anders. Wo das andere Buch nach dem Konsolencrash zu Nintendo und Sega rüberschwenkt, verfolgt "Wir waren Space Invaders" die Heimcomputerszene und im späteren Verlauf dann auch PC-Spiele. Statt Mario und Sonic also Elite, Zork oder Myst.
Und auch der Erzählstil ist markant anders. In jedem Kapitel werden eins oder auch gleich mehrere Spiele herausgepickt, auf die näher eingegangen werden -- mit subjektiven Empfindungen und natürlich viel Hintergrundwissen zu Entstehungsgeschichte und Entwicklern. Dadurch eignet sich das Buch sehr gut als Zwischendurch-Lektüre, die auch mal wild durcheinander gelesen werden kann, da die Kapitel generell autonom sind. Zudem sind gerade die Querschüsse von Co-Autor Meißner hervorzuheben, die alle paar Kapitel den Fluss unterbrechen und verschiedenste Themen ansprechen, die nicht zum normalen Kapitelstil gepasst hätten. Alles noch eine Spur subjektiver und gerade deswegen auch besser.

Nostalgiker dürften mit "Wir waren Space Invaders" noch am glücklichsten werden. Der historische Aspekt ist nämlich eher im Hintergrund zu finden, erzählt dem Kenner selten was Neues, dafür sticht aber oft die eigene Note durch, die das Buch schon fast zu einer Art Spiele-Biographie des Autors macht. Und da der Autor quasi alle wichtigen Klassiker der Computer-Spiele mal anreißt, fällt es dem Leser nicht schwer, sich durch ein regelmäßiges Aha-Erlebnis wiederzufinden. Deutschsprachig unschlagbar, sollten Leute, die gerne noch mehr Hintergründe erfahren wollen und sich insbesondere für Konsolen interessieren, aber lieber zu "The Ultimate History of Video Games" greifen.Haris

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