Dracula 4

(Artikel)
Kristin Riedelsberger, 05. Juli 2013

Dracula 4

Der Blutsauger unter den Spielen.

Ich bin böse. Mal wieder. Diesmal auf Microïds. Diese frechen, kleinen Halunken.

Seit dem 28. Juni steht der laut Pressemittleiung "heiß ersehnte" vierte Teil der Dracula-Reihe in den Spieleregalen und verlockt mit seinem vielversprechenden Cover ausgehungerte Adventure-Fans zum Kauf: Ein zerfahrener Mann in dunklem Gehrock blickt mit leerem Blick nach vorn, während sich über ihm eine bedrohliche Figur mit gleißenden Augen aus den schwarzen Nebelschwaden erhebt, die Arme weit ausgebreitet und kurz davor, seine ganze zerstörerische Kraft über die Welt hinweg fegen zu lassen. Über ihr prangt in blutroten Lettern der Titel "Dracula 4 – The Shadow Of The Dragon".

Dracula4 2013-07-05 14-12-42-93Auch das hübschigste Rätseldesign kann über die große Gemeinheit nicht hinwegtäuschen.

Ihr wittert Mysterien, Gefahr, Finsternis, Vampire, Blut und Dracula! Und dann dieser unwiderstehliche Drang! Ihr greift nach dem Spiel, dreht es um, lest mit leuchtenden Augen den Klappentext: "Sie haben geglaubt der Fürst der Finsternis sei vernichtet und die Welt von einer jahrhundertelangen Plage befreit? Sie haben angenommen, sie könnten wieder ruhig schlafen? Sie wurden getäuscht, denn Dracula ist zurück – heimtückischer und mächtiger als je zuvor!" Verdammt, wie unheimlich gut das klingt! In euch keimt das unangenehme Gefühl auf, all die Jahre, die ihr ohne die Dracula-Reihe verbracht habt, etwas sehr Wichtiges verpasst zu haben, sozusagen die Vampir-Adventure-Reihe schlechthin! Wie im Wahn lest ihr weiter und über sämtliche Rechtschreibfehler hinweg: "Auf Ihrer Suche durchquert die Wissenschaftlerin Ellen Cross Europa von Budapest bis Istanbul". Das stinkt geradezu nach wundervollen Locations, einer spannenden Suche, einem gefährlichen Abenteuer! Dreißig Euro soll das Spiel kosten – ein echtes Schnäppchen, meint ihr. Wie ein heiliges Kleinod tragt ihr es auf euren ausgebreiteten Handflächen zur Kasse und ZACK! Die hatten sie euch. Diese Pensis.

Ich sage euch jetzt mal, was euch bei Dracula 4 wirklich erwartet: Ihr spielt tatsächlich die Wissenschaftlerin Ellen Cross. Soviel stimmt. Und es dreht sich tatsächlich um Dracula. Naja, eigentlich um ein Bild von Dracula, das Ellen Cross finden muss. Dazu reist sie in ein altes Herrenhaus nach Budapest, sieht sich dort ein bisschen um, löst fünf bis sechs Logikrätsel, findet eine Spur nach Istanbul (so viel zum Thema "Europa von Budapest bis Istanbul"), fliegt dorthin und findet nach geschätzten zwei Stündchen Gesamtspielzeit das gesuchte Bild. Ihr packt es aus - Und dann, gerade als Dracula drauf und dran ist, aus dem Bild zu springen und euch mit seinen Schneidezähnchen den zarten Hals zu durchlöchern, ploppt plötzlich dieser liebreizende Screen vor euren neugierigen Nasen auf:

Dracula4 2013-07-05 14-26-56-00

Was? Wie jetzt? Hä? Ihr wollt euch gerade die ungläubigen Glubscher reiben, da tut sich was! Na, zum Glück! Das wäre ja auch echt zu dreist gewesen, wenn wirklich - - -

Nein. Es geht nicht weiter. Aber dafür rotzt euch der Entwickler den Trailer für den nächsten Dracula-Teil auf den Bildschirm.

Ist es den Leuten Microïds nicht irgendwie peinlich, ihren treuen Dracula-Fans und uns unvoreingenommenen Adventureliebhabern so halbgare Kost vorzusetzen? Und schämt sich denn niemand, eine solche Frechheit auch noch als Testexemplar zu verschicken? Was haben die denn alle gedacht? Dass ich nur zehn Minuten spiele und so etwas schreibe wie: "Eine Mischung aus Adventure und anspruchsvollen Wimmelbild-Rätseleien, solide"? Streng genommen hätte ich das können, denn wirklich innovativ waren die Entwickler nicht gerade – einmal davon abgesehen, dass unsere Protagonistin angeblich dem Tode nahe ist, sodass man sie hin und wieder mit Tabletten, die man nach Belieben zusammencraften kann, aufpäppeln muss. Aber selbst das ist nur an einer einzigen Stelle des Spiels überhaupt nötig. Ansonsten trifft man auf genau drei Gesprächspartner, die nun wirklich nicht der Rede wert sind, kombiniert ein bisschen herum und entdeckt zwischendurch mal eine Leiche in der Zimmerecke. Außerdem habe ich nicht den Hauch einer Ahnung, wer denn nun der Typ auf dem Cover ist, und das gruselige Gewitterwolkenmonster ist mir auch nicht begegnet.

Also, sollte eine solche Rezension eure stille Hoffnung gewesen sein: Pech gehabt. Ich spiele selbst die schlechtesten Rezensionsexemplare so weit durch, wie möglich. An und für sich ist das "heiß ersehnte" Dracula 4 eigentlich absolut durchschnittlich, aber dreißig Euro für PC- und Mac-Version? Schämt euch! Kristin

Dracula 4: The Shadow of the Dragon

(Ranking)
F
RANK
F wie Fail. Kaum von Wert. Hier jagt eine Schwäche die nächste. Niemand braucht das, niemand will das. Nicht einmal geschenkt.

Kommentare

Rian
05. Juli 2013 um 22:27 Uhr (#1)
Es sind auch noch mobile Versionen des Spiels angekündigt - eventuell sind die etwas kostengünstiger? Dreißig Euro für zwei Stunden durchschnittliches Adventuren ist auf jeden Fall schon ziemlich dreist.
Kristin
06. Juli 2013 um 09:44 Uhr (#2)
Dreist ist vor allem auch die Irreführung auf der Verpackung. -.-
Ben
06. Juli 2013 um 17:40 Uhr (#3)
Wie, man sucht nur ein Bild und nicht ganzen Dracula? Aber er ist doch die Titelfigur?
Kristin
06. Juli 2013 um 18:14 Uhr (#4)
Welcher von den beiden soll denn Dracula sein? Das Wölkchen oder der abgeranzte Kerl? ^^
Rian
07. Juli 2013 um 01:32 Uhr (#5)
Ich glaube, er meint das Bild, das Ellen sucht und am Ende gefunden wird!
Kristin
07. Juli 2013 um 10:39 Uhr (#6)
Achso. Ja. Ich unterlag nur der irrigen Annahme, dass ein Spiel, wenn es Dracula heißt, eigentlich auch Dracula auf dem Cover zeigen müsste. ^^

Witzig ist übrigens, dass im Internet Coverbilder kursieren, auf denen Ellen Cross vor unserem Wolkengespenst steht... Vielleicht waren ihre Boobies zu klein und man hat sie deshalb wieder rausgekickt.
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