Pink Panthers gefährliche Mission

(Artikel)
Kristin Riedelsberger, 28. Juni 2013

Pink Panthers gefährliche Mission

Rätseln, Lachen, Gruseln, Lernen!

So, jetzt aber genug der Peinlichkeiten! Ich musste zwar auch für meinen heutigen Artikel wieder meine Nostalgiekiste durchwühlen, dafür berichte ich heute aber über eine echte Herzensangelegenheit in Sachen Adventureerfahrung: über Pink Panthers gefährliche Mission.

Eines Tages bekommt Privatdetektiv Paul Panther den Auftrag, ins Ferienlager Chilli Wawa zu reisen: Das Lager ist voll von sehr, sehr schlauen Aristokratenkindern aus aller Welt, die hier die Kulturen der anderen Länder kennen lernen, Freundschaften schließen und so später, wenn sie als Spitzenpolitiker die Welt in ihren Händen halten, den Frieden bewahren sollen. Doch noch sind es Kinder, die es zu beschützen gilt - und die Gefahr scheint, wie Paulchen schnell feststellt, direkt unter ihnen zu lauern. Immer mehr Kinder verhalten sich plötzlich eigenartig. Sie klagen über Heimweh, verlernen ihre Sprache oder werden einfach nur total fies. Zunächst denkt sich Paulchen noch nichts dabei (es sind halt Kinder), bis er auf seinen Reisen in die Heimatländer der kleinen Hoffnungsträger erkennt, dass ihr Verhalten mit den unterschiedlichen Kulturen ihrer Heimatländer überhaupt nicht zusammenpasst. Irgendetwas stimmt ganz gewaltig nicht, und jedes Mal, wenn unser rosaroter Panther von einer seiner Reisen zurückkehrt, ist Chilli Wawa noch gruseliger und unheimlicher... Sollten die fiesen Hunde von der Bundes-Camping-Beaufsichtigung ihre dreckigen Pfoten im Spiel haben?

wawaSind sie nicht süß, die Hoffnungsträger der Welt? Noch scheinen sie im Chilli Wawa Camp gut aufgehoben, aber...

Das traditionelle Point&Click aus dem Hause Ravensburger Interactive zählt eigentlich zu den Kinderspielen. Für mich aber ist es bis heute eines der schönsten und gelungensten Adventures, die ich jemals gezockt habe, und das liegt nicht zuletzt an der perfekten Verschmelzung von Lernen und Spielen bei diesem echten Klassiker des Genres. Dass ein Protagonist auf seiner Suche nach der Wahrheit verschiedene Länder bereist, ist ja keine Besonderheit und gehört seit Baphomets Fluch eigentlich zum guten Ton eines spannenden Verschwörungsabenteuers. Gemeinsam mit George Stobbart bereiste ich Spanien, Irland, Frankreich und Syrien, Jahre später mit Nina Kalenkow Sibirien und Kuba, nur: Wirklich etwas erfahren über die von mir besuchten Orte habe ich dabei nicht. Im Grunde dienten die unterschiedlichen Schauplätze nur dazu, die global ausufernden Dimensionen des Bösen besonders in Szene zu setzen und um das Starren auf den Bildschirm etwas abwechslungsreicher zu gestalten.

hinduAndere Länder, andere Sitten. Das ist die Botschaft von Pink Panthers gefährliche Mission - immer mit einem Augenzwinkern.

Bei Pink Panther aber kommt unser rosaroter Privatdetektiv nur voran, wenn er sich auf die Sitten, Werte und Geschichten der bereisten Orte einlässt: In Indien muss er erst lernen, dass hier ein Kopfschüttler "ja" und ein Kopfnicken "nein" bedeutet, um überhaupt mit den Einheimischen in Dialog treten zu können; in Australien muss er sich zunächst mit der Geschichte der Aborigines auseinandersetzen, um zu verstehen, weshalb ihm die Ureinwohner anfangs gar nicht so wohlgesonnen sind; in China wird ihm auf die Frage hin, ob der kleine Yung Li aus Chilli Wawa noch Geschwister habe, anschaulich die Ein-Kind-Politik erklärt. Und das sind nur einige ganz wenige Beispiele der Dinge, die der Spieler - egal ob Kind oder Erwachsener - während des spannenden Abenteuers erfährt, denn neben den oben genannten Ländern bereist man auch England, Bhutan und Ägypten.

Von zehn Malen, die ich mit Pink Panther auf gefährliche Mission gegangen bin, habe ich das Spiel bestimmt fünf Mal nur gespielt, um dieses Lied wieder zu hören. Aber sie sind eigentlich alle toll!

Das Wissen ist stets so gut verpackt in Situationskomik, Rätselspaß und wunderschöne Lieder, dass es ganz nebenbei eingeatmet und so schnell auch nicht wieder vergessen wird. Das indische Kastensystem, die Rolle der Frau in Ägypten, Guy Fawkes – von all diesen Dingen hörte ich zuerst durch Paulchen Panther. Wären die liebevoll animierten Lieder, die einem in jedem Land begegnen und jeweils eine ganz bestimmte kulturelle Eigenart oder auch nur eine Legende näher bringen, in deutscher Sprache gewesen, ich könnte sie bestimmt immer noch auswendig mitsingen.

pdaMit dem PDA (Pinks digitaler Assistent) kann sich der Spieler noch einmal einen ganzen Haufen zusätzliches Wissen über das bereiste Land anlesen. Dieses ist dann auch schon ein bisschen anspruchsvoller formuliert. Ich muss allerdings zuegeben, dass ich den PDA so gut wie nie benutzt habe. *räusper*

Es ist euch bestimmt schon selbst klar geworden, trotzdem möchte ich es jetzt doch noch mal betonen: Natürlich geht es bei Pink Panther nicht nur darum, fremde Kulturen kennen zu lernen, Wissen über sie anzuhäufen und dann in der Schule davon zu profitieren. Es geht um viel mehr, nämlich um Toleranz, um Verständnis, um ein Daraufeinlassen. So wie die Kinder in Chilli Wawa, so sollen auch die Kinder vorm PC mit Paulchens Hilfe lernen, dass Xenophobie, Hass und Intoleranz die falschen Wege sind (und nur nebenbei bemerkt: Fast food kommt auch nicht gut weg). Und das tut das Spiel unheimlich gut.

Aber genug zum Lernaspekt, denn der macht zwar einen großen Teil des Spiels aus, ist aber lange nicht alles, was einem geboten wird, denn Paulchen Panther ist noch dazu wirklich witzig, wirklich schön (obwohl es aus dem Jahr 1996 ist!), gut: rätseltechnisch jetzt nicht so anspruchsvoll, aber wirklich spannend, vollgestopft mit super Charakteren (mein persönlicher Favorit: der verfressene ägyptische Reiseleiter mit seinem dreibeinigen Esel Lucy: "Ist verloren gegangen beim Haareschneiden!") und hervorragenden Sprechern (sogar die Original Panther-Stimme!) und streckenweise absolut unheimlich. Vor allem beim ersten Spielen hatte ich jedes Mal Angst davor, wie sich Chilli Wawa wohl entwickelt hat, wenn ich von meiner Reise zurückkehren würde - und als dann plötzlich halbe Kinder über den Baumästen hingen und einzelne Hände vor meinen rosa Tatzen über den Boden krochen, die Musik einfach nur noch creepy und für meine kleinen Kinderohren kaum noch auszuhalten war, hätte ich mir wirklich fast in die Hosen gemacht und mich danach bei Mami unter der Decke verkrochen. Meine Fresse, hatte ich Schiss... Aber ich habe das Spiel bezwungen!

gruseligSooo unheimlich. Wuahaha. Ich konnte damals nicht verstehen, wie Paulchen in so einer Umgebung noch sein Lächeln behalten konnte...

Und ich kann euch nur raten, das auch mal zu tun, wenn ihr zwischen 8 und 99 Jahren alt seid und sollte euch das leider Gottes vergriffene Spiel irgendwann mal auf dem Flohmarkt oder sonst irgendwo in die Hände fallen. Schmeißt Windows 8 von euren Rechnern, installiert XP oder 95 und stürzt euch mit 16 Bit und Paulchen Panther ins Abenteuer. Es lohnt sich wirklich. Doll. Kristin

Pink Panthers gefährliche Mission

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Reife Leistung. A-Spiele machen alles richtig oder sind nah dran. Kleine Schwächen werden durch Stärken mehr als wett gemacht. Das ist Spieldesign auf hohem Niveau.

Kommentare

Fesitoli
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23. Februar 2017 um 18:33 Uhr (#1)
Ich habe dieses Spiel so geliebt! Habe das und die Zauberformel als Kind so oft gespielt, bis ich beide Teile in und auswendig konnte. Einfach schön, diese ganzen Screenshots mal wieder zu sehen. Und das Lied, oh, das Lied. Schön! :D Ich wünschte, dass ich das nochmal spielen könnte, aber das läuft auf keinem PC mehr. -.-
Gast
28. März 2024 um 14:42 Uhr
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