Xbox Media Briefing 2013

(Artikel)
Haris Odobašic, 10. Juni 2013

Xbox Media Briefing 2013

Games, not TV

Zwei vermummte Männer, die auf Pferden durch eine malerische Wüste reiten und sich unterhalten, während im Hintergrund ein Sandsturm aufzieht. Was wohl im ersten Blick an Red Dead Redemption erinnerte, stellt sich im abgedunkelten Microsoft-Saal auf der E3 2013 als ein neuer Trailer zu Metal Gear Solid 5 heraus – und haut dementsprechend auch rein. Das Spiel sieht nicht nur fantastisch aus, sondern zeigt auch, wie sich der Stealth-Aspekt in der Serie intelligent weiterentwickelt hat. Sich von einem Pferd hängen zu lassen, um ungesehen an Wachen vorbeizukommen, hat verdammt viel Stil. Außerdem gibt es im Trailer einige der wichtigsten Charaktere zu sehen und neben einigen neuen Figuren kehren auch altbekannte Protagonisten zurück, wie Ocelot und "Ich kann’s nicht mehr halten" Emmerich. Das Video schreit einfach Next-Gen und bannt einen beim Schauen, weswegen es ein perfekter Einstieg für die Xbox-Pressekonferenz ist.

Metal-Gear-Solid-5-Phantom-PainMetal Gear Solid 5: Phantom Pain

Doch statt direkt mit der Zukunft fortzufahren, gibt es erst noch ein paar Kleinigkeiten zur alten Generation. Eine neue Xbox-360-Variante wird vorgestellt, im Design der Xbox One ähnlicher, aber gleichzeitig kleiner als die bisherige 360. Zudem wird World of Tanks 360 Edition als exklusiver Titel angekündigt, was, wenn man bedenkt, dass WoT auf dem PC 80 Millionen registrierte Spieler hat, kein so kleiner Fisch ist. Weitere Trailer zu ein paar zukünftigen 360-Spielen folgen - Max und Dark Souls 2 -, bevor eine richtig coole Info angekündigt wird: Gold-Mitglieder kriegen jeden Monat bis zum Launch der XO zwei Spiele kostenlos. Ohne Frage hat diese Entscheidung damit zu tun, dass die neue Konsole nicht abwärtskompatibel ist, aber dennoch ein netter Bonus. Den Anfang machen mit Halo 3 und Assassin’s Creed 2 etwas ältere Titel.

Damit ist dann aber auch alles zu Themen, die nicht direkt Xbox-One-Spiele betreffen, gesagt, denn in der darauffolgenden Stunde gibt Microsoft Vollgas, zeigt ein Spiel nach dem anderen, viele davon exklusiv, und lässt Fernsehen, Sport und Casual für zumindest einen Moment vergessen sein. Den Anfang macht Ryse, ein Exklusivtitel in Entwicklung bei Crytek, der auch dementsprechend aussieht. In der Rolle eines römischen Soldaten in der Antike schlagt ihr Schlachten in einem dynamischen Brawler, der vor allem mit butterweichen Animationen und spektakulären Effekten zu überzeugen weiß. Die gezeigte Sequenz erinnert dabei ein bisschen an die Landung an der Normandie, nur eben in der Antike, mit ähnlich viel Vernichtung und Gewalt, als man als Teil eines römischen Trupps versucht einen befestigten Strand zu stürmen. Und das Beste: Ryse wird ein Launchtitel.

Ryse-Xbox-One-CrytekRyse

Es folgt ein ganz kurzer Teaser-Trailer zu Killer Instinct, welcher das Publikum ziemlich aufheizt, ehe wieder ein komplett neues Spiel vorgestellt wird: Sunset Overdrive von Insomniac, einem Studio, das vor allem bekannt dafür war, Resistance und Ratchet & Clank für Sony zu entwickeln, aber diesen Titel exklusiv auf die Xbox One bringt. Der Trailer verspricht eine farbenfrohe Actionerfahrung mit vielen Parkour-Elementen und einer Menge Mutanten, dazu natürlich Multiplayer. Kein Tophit, aber verspricht zumindest eine gute Stunde.

Auch Forza 5 darf nicht fehlen, wobei Microsoft die Angebermuskeln spielen lässt und irgendein McLaren Supercar, von dem es nur zwei Stück auf der Welt gibt, auf die Bühne heben lässt. Ich glaube, ich schreibe zu jedem Forza dasselbe: es ist Forza, die mit Abstand bestbewerteste Rennspielreihe aller Zeiten, eine absolut sichere Bank, bei der nichts schief gehen kann. Das kann man auch ungesehen kaufen. Wer doch die Augen auf macht, sieht zumindest atemberaubende Grafik, aber so sehen eben alle Rennspiele aus. Ich freue mich schon auf die nächste Generation, wo man dann hoffentlich auch die einzelnen Atome der Automodelle in den Spielen modelliert kriegt.

sunset-overdrive-xbox-oneSunset Overdrive

Minecraft ist als nächstes dran, denn ein Port für die Xbox One wird angekündigt, unter anderem mit noch größeren Welten als Feature, ehe Max Payne Cosplayer Nummer 1 Sam Lake auf die Bühne stolziert, in seinem sympathischen Nordmannakzent ein paar Takte flüstert und ein In-Game-Video zu Quantum Break präsentiert. In der gut aussehenden Sequenz hält ein Mann die Zeit an, um eine Frau, die erschossen werden sollte, zu retten und sie dann vor einer Explosion in Sicherheit zu bringen. Die Sequenz verrät leider nichts zum Gameplay, und noch viel weniger zum eigentlichen Konzept. Irgendwas mit Serie, und interaktiv und selbstbestimmtes Seherlebnis, aber auch ein zweites Video hat die Verwirrung, die nach dem Teaser vor ein paar Wochen herrscht, nicht beseitigt.

Quantum-Break-Xbox-OneQuantum Break

Das folgende Spiel sieht am Anfang etwas lahm aus. Project Spark lässt euch eine Welt kreieren, beispielsweise per Smartglass aber auch direkt an der Konsole, in der ihr zum Beispiel das Terrain gestalten, aber auch Objekte in der Umgebung beeinflussen könnt. Gezeigt wird, wie einem einfachen Stein ein Haustiergehirn "eingepflanzt" wird, und dieser Stein dementsprechend euch dann überall hinfolgt und euch beschützt. Wirkt putzig, aber nicht so wirklich spannend.
Und dann macht es doch noch Klick, denn es wird eine von anderen Spielern innerhalb von drei Tagen erschaffene Welt gezeigt und die Multiplayerkomponente offenbart. Am Ende ist das Fazit: ein noch abgedrehteres Little Big Planet, welches, falls das überhaupt möglich ist, noch mehr kreatives Potenzial bietet.

project-spark-xbox-oneProject Spark

Als kurze Interludie gibt es dann ein paar tiefergehende Details zu ein paar eingebauten Features der Xbox One. Nein, nicht Fernsehen, sondern Zockspezifisches. Das Smartmatching-System wird demonstriert und kann durch seine Nahtlosigkeit beeindrucken. Wenn das am Ende wirklich so flüssig klappt, zwischen zwei Spielen zu wechseln, wäre das ein echter Kracher. Außerdem wird die schon lange unoffiziell bekannte Twitch.tv-Kooperation bekannt gemacht. Für Gamer sicher etwas interessanter als die Integration von UStream bei der PS4.
Viele dürfte es freuen, dass die Gold-Mitgliedschaft nun mit der ganzen Familie geteilt werden kann, und außerdem die Microsoft Points abgeschafft werden zugunsten von echten Währungen. Letzteres zumindest kann aber auch mit einem weinenden Augen betrachtet werden, immerhin dürfte so die Möglichkeit wegfallen, per Ebay locker 30% am Preis der Points zu sparen.

Weiter mit den Spielen, aber ohne Sound, als Crimson Dragon endlich gezeigt wird. Der spirituelle Nachfolger zu Panzer Dragoon hält dann auch den Erwartungen stand, wäre aber mit dem Ton sicher etwas besser rübergekommen.

Das überraschenderweise exklusive Dead Rising 3 folgt, dieses Mal wirklich Open World, mit noch mehr Zombies, noch mehr Möglichkeiten sich seine Traummetzelwerkzeuge zusammenzustellen, aber einem etwas zu matschbraunen Farbton. Ich hoffe, der Farbtopf wurde nur für diesen Trailer vergessen, denn Dead Rising braucht keinen Superrealismus.
Außerdem wird das bis dato PS4-exklusive The Witcher 3: Wild Hunt demonstriert, und ich würde gerne mehr dazu schreiben, wenn nicht mysteriöse Spinnenflüssigkeit aus der Redaktion meinen Bildschirm plötzlich ziemlich schlecht erkennbar machen würde. Das, was ich sah, sah aber verdammt gut aus und wann haben CD Project Red mal was vermasselt?

Zeit für einen realistischen Militärshooter und nein, nicht den mit den Hunden. Battlefield 4 wird ausgiebig demonstriert, auch wenn hier wieder kleine Soundpannen auftreten, und sieht grafisch noch mal eine gute Spur besser aus als der Vorgänger, der ohne Frage lange Zeit Grafikreferenz war. Es gibt einiges aus dem Singleplayer zu sehen, vor allem natürlich ganz viele Explosionen und Geballer. Leider geht die Demo einige Minuten zu lange.

Es folgte etwas, was das potenzielle Highlight einer schon starken Pressekonferenz hätte werden können: erstes Material zum neuen Spiel der Black Tusk Studios. Wem der Name nichts sagt: Black Tusk Studios ist ein neu gegründetes Entwicklerstudio von Microsoft, mit mehreren hundert Mitarbeitern, die quasi mit der Mission ausgestattet wurden "das nächste Halo" zu erschaffen. Leider gibt es nur einen nichtssagenden Teaser von einem Agenten, der in einen Wolkenkratzer einbricht.

Die nächste Enthüllung ist ziemlich geschickt, da man die ganze Zeit nur eine Person in Kutte sieht, die durch eine Wüste spaziert. Sieht nach Journey aus, bis diese Person plötzlich im Sand einen riesigen Roboter entdeckte, der sich zu einer beeindruckenden Größe aufrichtet und ein Windstoß die Kutte beiseite schiebt. Darunter hervor kommt dann ein altbekanntes "Gesicht": der Helm des Master Chief. Ob das Halo 5 sein soll? Unklar, weil am Ende nur ein normaler Halo-Schriftzug steht und weitere Informationen uns verschwiegen werden.

Halo-Xbox-OneHalo 5?

Doch zwischen all den Spielen findet Microsoft dann auch die Zeit, endlich mal ein bisschen Klartext zu reden, um zwei Ansagen zu machen: Launch in 21 Ländern im November und 499€/429PFUND/499$. Ein stolzer Preis, der zwar durch die Hardware gerechtfertigt wird, aber für uns Konsoleros, die, abgesehen von Sony-Hardware, eher eine 3 vorne gewohnt sind, dennoch ein leichter Schock. Insbesondere auch, weil anders als vorher viel gemurmelt, kein Modell gezeigt wird, das per Xbox Live Gold Abo verbilligt daherkommt. Dennoch sehr mutig, hier direkt mit den Details herauszurücken, und man kann gespannt sein, ob Sony diese Woche ähnlichen Mut beweisen wird.

Ein letzter Titel soll dann aber noch gezeigt werden. Mir kullerten schon die Tränen bei dem Gedanken, dass es noch mehr Call of Gähn geben sollte, aber ich werde positiv überrascht. Verdammt positiv überrascht. Titanfall, exklusiv von Respawn Entertainment, ironischerweise ein Studio gegründet von ehemaligen CoD-Entwicklern, bietet krachende Multiplayeraction in einem Mix aus etwas schnellerem Halo-Gameplay sowie fetten Mechs. Das sieht besser aus, als es sich liest, und schon nach den ersten Momenten wird klar, wieso Microsoft sich dieses Spiel gesichert hat. Es schreit einfach Millionenseller und ist ein sehr gelungener Abschluss.

titanfall-xbox-one-respawn-entertainmentTitanfall

Nach der Xbox-One-Vorstellung hatte Microsoft eine große Aufgabe vor sich, und man muss sagen, dass diese Pressekonferenz es geschafft hat, selbst hohen Erwartungen gerecht zu werden. Sie hat sich nur auf Spiele konzentriert, sehr viele exklusive Titel und einige neue IPs präsentiert und einfach rundum Spaß gemacht. Ohne zu übertreiben, war das die beste Pressekonferenz einer der großen Drei, die ich in den letzten paar Jahren gesehen habe. Die Zeit verflog wie der Wind und im Kopf wurden schon Pläne geschmiedet, wo das Ding denn zum Launch hingestellt wird, während die vorhandenen und ohne Frage berechtigten Zweifel plötzlich wie weggeblasen waren. Der Redmonder Konzern hat hier massiv vorgelegt und einem sehr viele Gründe geboten, wieso man als Zocker unbedingt eine Xbox One braucht. Jetzt muss die Konkurrenz nachlegen. Haris

Kommentare

Ben
12. Juni 2013 um 11:29 Uhr (#1)
Microsoft hat ein beeindruckendes Angebot an Exklusivtiteln, die zum Teil am Launchtag aufgeboten werden. In dieser Hinsicht hat die Xbox One die Nase ganz weit vorne.

DRM & Co. lauern aber noch im Hintergrund und sind immer noch nicht zu Ende besprochen. Dadurch hat das Ganze leider einen negativen Beigeschmack.
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29. März 2024 um 12:27 Uhr
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E3 2013
Event
Xbox 360
Plattform
Xbox One
Plattform - Nachfolger der Xbox 360 von Microsoft. Angekündigt am 21. Mai 2013, ist die Heimkonsole am 22. November 2013 in Deutschland und weiten teilen Eruopas erschienen.

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