TrackMania² Stadium

(Artikel)
Rian Voß, 27. Mai 2013

TrackMania² Stadium

Rückkehr des Klassikers

TrackMania zu spielen war für mich immer eine saisonale Angelegenheit. Jahr für Jahr um den Mai rum fand irgendeine LAN statt oder ich bekam generell mal wieder Lust auf einen Ableger von Nadeos großartiger Racing-Serie - früher TrackMania Sunrise, später das kostenlose TrackMania Nations Forever. 2011 erschien dann TrackMania² mit der Canyon-Umgebung. Aber pf, Canyons! Wo ist das Stadion, das ich mit nächtelangem Forever-Zocken so liebgewonnen habe? Mit seinen Rampen, Loopings, blauen Himmeln und glattgewienerten Rennwagen? Abhilfe für dieses tiefgründige Verlangen wird TrackMania² Stadium schaffen.

tm2-01Loopings: Check.

Kurze Erklärung zum ManiaPlanet-System und dem ganzen Umgebungs-Wirrwarr: Die Spiele ShootMania, TrackMania² Canyon, TrackMania² Stadium und das vermutlich zeitgleich mit Stadium erscheinende TrackMania² Valley lassen sich in eine gemeinsame Umgebung namens ManiaPlanet integrieren und verwalten. Es ist quasi wie ein kleines Betriebssystem für Nadeo-Spiele. Startet man also Maniaplanet aus Steam heraus, welches man wiederum aus Windows heraus startet... Na gut, irgendjemand wird das ganze Geschachtele für eine gute Idee gehalten haben. Wichtig ist, dass alle TrackMania²-Umgebungen Stand-alone sind, allerdings in ein TrackMania²-Framework eingebettet. Das bedeutet, dass man auch mit Canyon-Spielern um die TrackMania-Ladder und den weltweiten ersten Platz konkurriert, auch wenn man nur Stadium besitzt und umgekehrt.

Und die Konkurrenz ist wieder da im großen Stil. Wählt man seinen Kontinent, Land, Bundesland und gar die Stadt aus, wird man mit einer Flut an Ranglisten überschüttet. Verdient man sich nach und nach Gold-Medaillen und Skillpoints auf den Tracks, klettert man Rangfolgen hinauf - du bist zwar auf dem ersten Platz in Hamburg, aber deswegen trotzdem nur auf dem fünfzehnten in Europa? DA MUSS NOCH WAS GEHEN! Schließlich macht es so ein herrlich befriedigendes Geräusch, wenn die Position mal wieder ein paar Hunderterstellen nach oben rutscht. KLACK KLACK KLACK KLACK KATCHING!
Das Spiel ist, verständlicherweise, ranglistenfixiert: der Bildschirm, besucht man einen Online-Server, ist nur so vollgepflastert mit Statistiken. Interessanterweise stören diese das Gesamtbild nicht und ich persönlich habe mich nie genötigt gefühlt, die Menüs zu verstecken. Stattdessen werfe ich nach zehn verpatzten Versuchen lieber mal einen Blick darauf, wer gerade die lokale Bestzeit hat, wer auf die Karte bisher serverweit am meisten gerockt hat, wer am häufigsten ins Ziel gefahren ist, bei wem vor laufender Webcam die größten Popel aus der Nase gefischt wurden...

tm2-02Dieser Anblick ist doch ein bisschen wie nach Hause zu kommen.

Rein spielerisch ist Stadium herrlich nostalgisch. Während das alte Stadion-Design einen hübschen Neuanstrich bekommen hat, der Himmel noch nie so blau war, die Boliden noch nie so glänzten und die Action trotzdem selbst bei Rentner-PCs wie meinem Redaktionsexemplar die meiste Zeit im dreistelligen Bereich landet, ist es schon schwierig, großartige Unterschiede zu Nations Forever zu finden. Aber wie viele Möglichkeiten gibt es schon, einen Sandkasten zu verbessern? Mit neuen Bausteinen! Die Kartenentwickler der Fangemeinde sind schon jetzt mit glühenden Fingern dabei, neue Maps nur so herauszuschießen und ich bin erstaunt, was ich bisher gesehen habe. Nadeos hauseigene Karten - in der Preview-Version und Open Beta ist bisher nur der White-Cup, eine von fünf Kampagnen, mit 15 Strecken freigeschaltet - knallen zwar auch schon tüchtig rein, aber wenn man irrwitzige Ideen sehen möchte, wie man absolut jeden Umgebungsblock irgendwie noch kreativer als den letzten benutzen kann, dann muss man sich Onlineserver geben.


Eine großartige Neuerung dort ist, dass die Spielerzahl pro Track brachial angehoben wurde. Über 200 Spieler gleichzeitig kann eine Karte gleichzeitig fassen. Das wird OPTISCHES CHAOS! Kollisionsgefahr besteht nicht, schließlich fährt man durch andere Spieler ohne Probleme hindurch. Es geht ja um die Bestzeit auf der Strecke und man kann sich bei jedem noch so kleinen Fehler sofort und asynchron zu allen anderen Spielern wieder an den Start rückversetzen lassen. Was im Multiplayer eine spaßige Gaudi ist, wird vor allem im Singleplayer zum absoluten Fähigkeitenbeweis.
Das Zauberwort ist die Official Time. Trainieren kann man, solange man will, um möglichst nah an die absoluten Spitzenzeiten zu kommen - oder um einfach nur seine Medaillenzeiten zu schaffen. Dabei helfen dann auch die verschiedenen Shadows, die man hinzuschalten darf. Dann kann man etwa gegen das Goldzeit-Auto oder auch gegen die eigene Bestzeit fahren. Ist ein kurzer Trainingstimer abgelaufen und hat man die Goldmedaille eingesackt, darf man die Official Time attackieren. Das bedeutet: Ein Versuch ohne Rücksetzen. Und das ist deine Online-Zeit. Das klingt jetzt schlimm, aber die Zeit ist nicht in Stein gemeißelt: Hat man den Versuch doch mal verkackt, darf man nach fünf Minuten trainieren seinen nächsten Versuch starten.

Fun fact: An der Tastatur kann man TrackMania problemlos einhändig spielen. Theoretisch könnte man gegen sich selbst Splitscreen fahren. Oder... andere Dinge tun.
Und was sind die Karten taff. Und die Online-Zeiten erst. Ich habe eine halbe Stunde mir den rechten Zeigefinger am Gashebel blutig gespielt, nur um ein paar Zehntel zu verbessern und einigermaßen in die Nähe der Kieler Topzeit zu kommen. War dann auch irgendwann endlich soweit, aber habe schließlich doch versagt. Ja, "ALTER SCHWEDE", irgendwann hole ich mir deine Rekorde noch! Und gemeinsam heben wir Schleswig-Holstein auf den Olymp der deutschen TrackMania-Bundesländer!


Letztendlich ist das Umfeld, das Nadeo für seine Spieler liefert, ein Traum. Es gibt Editoren für alles in einfacher und fortgeschrittener Ausführung: Replays, Karten, Bolidenmalereien. Man kann für seine Karten Introvideos erstellen (mir sind unter Anderem kleine Animationsfilme begegnet), andere Musik als den eigentlich sehr hübschen und elektroniklastigen Soundtrack verwenden (ich war sehr verwirrt, als einmal plötzlich Helloween aus den Kopfhörern powermetalte), seine Rennteams verwalten, in-game ins Forum und zu aktuellen Events wechseln und späterhin auch eigene Spielmodi erstellen. Man muss, ganz wortwörtlich, den ManiaPlanet eigentlich niemals verlassen.

Ich glaube, TrackMania² wird mit seinen Umgebungen das Ende aller TrackManias sein. Ich halte mich eigentlich für eine sehr kritische Person, aber abgesehen davon, dass ich gerne während der Singleplayer-Maps die besten Onlinezeiten angezeigt bekäme, um nicht zum Abgleich ins vorige Menü wechseln zu müssen, ist mir einfach absolut nichts eingefallen, was noch fehlen könnte. Die neue Lighting- und Shadows-Engine lässt selbst die sterilen Stadion-Umgebungen lebendig aussehen, das Feature-Angebot ist überwältigend und das TrackMania-Gameplay ist ohnehin seit Jahren schon perfektioniert. Zudem läuft die Beta von Stadium so absolut flüssig und stabil, dass Nadeo wahrscheinlich nur noch an den Karten für die zusätzlichen Cups und ein paar Wunsch-Features für die Fans bastelt. In die Open Beta kommt ihr über die ManiaPlanet-Seite. Das wird ein guter Release! Rian

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RELEASE
21. Juni 2013
PLATTFORM
PC
Plattform - PC-Spiele haben mit die älteste Tradition. Heutzutage laufen die meisten Games unter dem Microsoft Windows.

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