Injustice: Götter unter uns

(Artikel)
Benjamin Strobel, 18. April 2013

Injustice: Götter unter uns

Der Superhelden-Prügler im Test

Superman ist durchgedreht. Es war einfach zu viel, selbst für ihn. Der Joker brachte ihn mit einem Trick dazu, Lois und seinen ungeborenen Sohn zu töten und ganz Metropolis zu zerstören. Selbst der Mann mit Stahlnerven ist damit emotional überfordert. Er schwört sich, so etwas nie wieder zuzulassen und bringt die Welt unter seine Kontrolle. Das Verbrechen wird ausgerottet. Doch einer empfindet die neue Weltordnung als ungerecht: Batman wehrt sich mit aller Kraft gegen den selbstgekrönten König. In Injustice: Götter unter uns entbrennt ein unerbittlicher Kampf zwischen den Superhelden des DC Universums und jeder muss sich für eine Seite entscheiden.


Das Mortal-Kombat-Studio NetherRealm kehrt einem völlig neuen Prügler zurück. Während Mortal Kombat mit übertriebener Gewalt aufwartet, darf man Injustice auch jüngeren Spielern in die Hand geben. Der USK-16-Titel setzt auf Over-the-Top-Action und schämt sich nicht, die Grenzen ins Lächerliche zu überschreiten. Es gilt das Prinzip: wenn es geil aussieht und völlig übertrieben ist, gehört es ins Spiel. Die Story gibt den Helden und Schurken aus dem DC Universum guten Grund sich kloppen und das tun sie mit Herzblut. Während eines normalen Kampfes stürzen Gebäude ein, die Figuren schlagen sich durch Wände, ins All und quer durch andere Dimensionen. Spieler müssen sich dabei nicht nur auf Schläge, Tritte und ihre Superkräfte verlassen, sondern können mit einem zusätzlichen Button mit zahlreichen Objekten der Umgebung interagieren. Explosive Fässer werden geworfen, Raketen abgefeuert und so manches Auto gegen Köpfe geworfen. Es kommt dabei weniger darauf an, wie fair und ausbalanciert die Figuren und Kämpfe sind, sondern auf den Spaß beim Spielen. Selbst wenn man die arme Socke ist, die durch 27 Stockwerke in den Boden gerammt wird, ist das Match eine Augenweide. Fast jede Arena besitzt mindestens zwei verschiedene Orte, an denen man kämpfen kann, wenn man sich an der richtigen Stelle durch die Wand katapultiert. Das Beste: man kann sich an diesen Sequenzen nicht satt sehen. Irgendwann weiß man halt, was kommt, aber das macht es nicht weniger cool.


Es sollte klar sein, dass Injustice kein Turnier-Fighter ist. Viele Kämpfer haben mächtige Projektilangriffe. Der dunkle Ritter wirft Batarangs, Superman schießt Laser aus seinen Augen und Deathstroke packt Gewehre aus. Wie aus Marvel VS Capcom bekannt, werden Fernangriffe gern als schäbiges Mittel zum schnellen Sieg missbraucht. Spammer sind auch bei Injustice schwer zu bekämpfen und leider ebenso schwer zu vermeiden. Verbissene Projektil-Duelle in der Ranking-Playlist verderben schnell den Spaß, den das Spiel von Grund auf mitbringt. Stattdessen sollte man sich Freunde auf die Couch einladen und in alter Manier den Controller herumreichen. Durch die stetige Action und den Wechsel der Umgebungen ist Injustice ein ebenso gutes Spiel zum Zuschauen wie zum Selberzocken. Anfängern wird das Spiel enorm dadurch erleichtert, dass die Steuerung einfach und zugänglich ist. Starke Angriffe lassen sich mit wenigen Tastendrücken ausführen und können mit wenig Input große Effekte erzielen. Zusätzlich bietet das Spiel aber auch Techniken für fortgeschrittene Spieler, wie Juggling und Cancels, die das Spiel auf einem höheren Niveau interessant halten.

Technisch ist Injustice wirklich hochwertig. Die Synchronstimmen wurden überwiegend aus bekannten Größen rekrutiert (unter anderem Kevin Conroy als Batman) und machen einen erstklassigen Job. Einige Dialoge sind Käse, aber das gehört auch so. Grafisch überzeugt Injustice vor allem durch viele Details und zahlreiche Objekte auf dem Bildschirm ohne dabei Probleme mit der Framerate zu bekommen. Die Ladezeiten sind auf ein Minimum reduziert und, wenn vorhanden, ziemlich kurz. Die Animationen der Figuren tragen die Handschrift der Mortal-Kombat-Macher und wirken manchmal etwas zu steif. Dennoch haben NetherRealm sehr gut mit charakter-typischen Körperhaltungen und Bewegungen gearbeitet, sodass die Figuren authentisch wirken.


Der Singleplayer-Modus ist wohl der wichtigste Bestandteil des Spiels. Hier stellt sich weniger die Frage nach Balancing. Stattdessen soll der Spieler etwas geboten bekommen! Die Story bringt mehrere Stunden Video mit, die eine hochwertige Geschichte erzählen. Derart aufwändige Erzählungen finden sich selten im Fighter-Genre und sind beinahe ein Spezifikum von NetherRealm-Spielen. Ähnlich wie bei Mortal Kombat schlüpft der Spieler in verschiedene Charaktere und treibt Kampf für Kampf den Plot voran. Die Videosequenzen gehen dabei nahtlos ins Kampfgeschehen über, Ladezeiten gibt es nicht. An verschiedenen Stellen wird das Spiel außerdem durch Minigames aufgewertet, die etwas Abwechslung hinein bringen. So muss man mehrere Quick-Time-Events bestehen oder einen Feind abschießen ohne selbst getroffen zu werden. Der sparsame Einsatz dieser Elemente macht sie zu einem willkommenen Gimmick ohne dem Spieler auf die Nerven zu gehen.

Nach gut sechs Stunden Spielzeit wird man vom Ende der Story hungrig zurück gelassen. Auch wenn die Spielzeit damit kurz ausfällt, darf man Injustice nicht allein daran bewerten. Viel Mühe ist auch in den gelungenen Challenge-Modus geflossen. Hier findet der Spieler zehn Aufgaben für jeden Kämpfer. Diese beginnen bei Kombo-Übungen, bringen normale Kämpfe mit sich und besitzen eine Reihe von verrückten Minispielen. Als Batman muss man den Tortenwürfen des Jokers ausweichen oder mit Catwomans Katze unbemerkt an Wachen vorbei schleichen. Jede Challenge kommt mit drei Aufgaben, sodass man viele auch mehrfach spielen muss, um die beste Bewertung freizuschalten. Wer dagegen lieber klassische Kämpfe bestreiten möchte, kann sich im Battles-Modus austoben. Hier findet man die klassische Ladder mit einer Reihe von Feinden, die nacheinander besiegt werden müssen. Aber das ist hier nicht alles: Injustice bietet eine ganze Liste von Ladder-Modi. So gibt es eine Einstellung, bei der man nur gegen Helden oder Schurken kämpft, oder eine Survival-Variante, bei der man seine Energie über die Kämpfe hinweg behält und nur durch hohe Combos wieder herstellen kann. Wer die ultimative Herausforderung sucht, findet sie hier ebenfalls: Ladder auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad ohne Retry. Puh. Na dann viel Glück!


Modi-übergreifend wird der Spieler für alle Aktionen und Kämpfe mit Erfahrungspunkten belohnt. Durch Levelups verdient man sich neue Kostüme, Avatarbilder und andere Goodies dazu. Dabei ist es egal, ob man sich durch den Story-Modus prügelt oder online mit anderen Spielern. Spielt man online King of the Hill (ein Spieler ist solange König und darf spielen, bis er besiegt wird), kann man beim Zuschauen sogar auf einen Sieger wetten und dafür Punkte einheimsen. Zusätzlich gibt es ständig kleine Challenges in den Online-Modi, die mit weiterer Erfahrung belohnt werden. Letztlich ist man aber nie gezwungen, einen bestimmten Modus zu spielen, sondern kann seine Level dort sammeln, wo es Spaß macht.

Injustice lockt mit einer imposanten Superhelden-Story und überzeugt längerfristig durch eine große Auswahl an Spielmodi. Die technische Qualität zeigt sich nicht nur audiovisuell und in einer cinematischen Geschichte, sondern auch in Lag-freien Online-Sessions. Für Couch-Zocker und Beater-Freunde garantiert das Spiel einen Arsch voll lustiger Nächte und epischer Duelle, die sich gewaschen haben. Die absurde Action dieses Spiels sucht Ihresgleichen. Nex

PS: Danke an NetherRealm für einen Aquaman, der die Hütte rockt.

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16. April 2024 um 20:08 Uhr
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RELEASE
19. April 2013
PLATTFORM
Playstation 3
Plattform
Wii U
Plattform
Xbox 360
Plattform

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