Duke Nukem 3D: Megaton Edition

(Artikel)
Rian Voß, 22. April 2013

Duke Nukem 3D: Megaton Edition

Einzeiler in hoher Auflösung

Egal, was wir tun: Wir werden Duke Nukem einfach nicht los. Vor allem nicht das 1996 erschienene Duke Nukem 3D. Der beliebte Egoshooter hat zwar das Rad nicht neu erfunden, aber in so einer Weise verbaut, dass er zusammen mit DOOM und Quake eines der besten Vorzeigeexemplare für Shooter vor der Jahrtausendwende darstellt. Und auch in der neu erschienenen Duke Nukem 3D: Megaton Edition macht der blonde Sprücheklopfer immer noch was her.


Ich hatte bis zur Megaton Edition immer nur den Port für den Sega Saturn gespielt. Kein Wunder, dass ich mich immer ärgerte, nie über den ersten Level hinauszukommen - so ganz ohne Analogsticks.
Was die Megaton-Version vom ursprünglichen Vanilla-Duke unterscheidet, sind vor allem technische Sperenzchen: Die Auflösung macht nun auch das übliche obere Limit von 1920-Breitenpixeln mit und man kann die Texturen von Retro auf Modern stellen. Was sie einfach nur matschig macht. Ich weiß nicht, warum man das wollen sollte - für matschige Texturen schalte ich die PS2 an. Dann lieber crisp und altbacken!
Charakter- und Objektmodelle verbleiben in den klassischen 2D-Bitmaps, auch die Tonspuren haben keine Neuauflage erfahren. "Hail to the King, Baby!" rödelt so aus den Lautsprechern, als wäre Helmut Kohl immer noch Kanzler.
Ansonsten ist die Megaton Edition eine durch alle Add-Ons (Duke it out in D.C., Nuclear Winter, Carribean: Life's a Beach) aufgewertete Atomic Edition, also der Duke mit allen Patches und einer ursprünglich kostenpflichtigen Extra-Episode.

Alle Add-Ons bringen ihre kleinen Modifikationen mit, so werden die Waffenmodelle am Strand von Life's a Beach durch - auch für Zivilisten äußerst letale - Spritzpistolen ersetzt und in Nuclear Winter haben alle Gegner Weihnachtsmützen auf. Es sind im Kern immer noch dieselben Spiele, aber für den Duke-Süchtigen sind das nette Zusätze.


Was nach all den Jahren aber immer noch festgestellt werden muss: Duke Nukem 3D ist wirklich würdevoll gealtert. Das ist einerseits den charmanten Bitmaps fieser Aliens geschuldet, bei denen die Draufsicht auf einen zweidimensionalen Feind in einer dreidimensionalen Welt fast schon etwas artistisch Absichtliches im Stile von Paper Mario hat, zum anderen aber dem Gameplay an sich. Nach allen Regeln der Kunst ist Duke Nukem 3D ein guter Shooter. Sogar ein gutes Spiel! Es entspringt definitiv der Mentalität einer anderen Generation von Shootern, in der weder Deckungssysteme noch künstliche Intelligenz noch regenerierende Energieleisten noch steuerbare Fahrzeuge existierten. Eine versimpelte Spielerfahrung hat man dadurch jedoch nicht, ganz im Gegenteil.

Selbst auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ist Duke Nukem 3D kein Zuckerschlecken. Im Gegensatz zur Massenerinnerung an eine Zeit, in der man man waffenbeladen und dauerfeuernd über Horden von Leichen marschiert, ist zum Großteil einfach falsch. Man tastet sich als Spieler, der noch nicht alle Level und Gegnerpositionen auswendig kennt, langsam voran, hält ständig nach Secrets Ausschau, die einem das Leben erleichtern können, nutzt Wände und halbhohe Deckungen zum Schutz vor feindlichem Feuer aus, zählt die Schüsse, bis der Schweinecop seine Flinte nachladen muss, und springt dann aus der Deckung, um ohne Zielhilfe so viele harte Treffer anzubringen, wie nur möglich.
Und wie geil es ist, wenn man sich ein wenig umguckt und in den ersten Leveln einen Raketenwerfer findet. Das ist wie eine Schummelei, nur dass man sie sich erkämpft hat! Der Raketenwerfer ist dann die ultima ratio gegen knifflige Situationen, und dabei ist er im Waffenranking nur irgendwo in der Mitte angesiedelt.

Gleichzeitig stellt man schmerzlich fest, wie sehr doch den modernen Shootern das Erkunden abhanden gekommen ist. Wo man in neuesten Arcade-Militärsimulatoren durch die Gegend hetzt und Reihen von taktisch platzierten Hindernissen eher an pragmatische Puzzle erinnern, erforscht man hier noch wirklich in allen drei Dimensionen. Selbst wenn man mal eine Sackgasse erreicht, schlummert dort vielleicht immerhin ein wenig Munition oder ein frisches Item. Da fühlt man sich im kargen Canyon, der aus hundert Polygonen und einem spärlich animierten Fluss besteht, fast heimischer als auf der hastigen Weltreise, die einem in jedem Call of Uncharted: Medal of War erwartet. Schließlich untersucht man jede Ecke!
Wobei man beim Duke nach einer Weile manchmal wirklich nicht mehr weiß, wo man noch hin soll. Ich habe mich jedenfalls mehr als einmal verlaufen und bin frustriert durch leere Gänge getrottet. Trotz zuschaltbarer Karte. Alles hat seine Vor- und Nachteile.


Des Weiteren ist der Humor schön. Geschmacklos, aber an der Zeit angesiedelt (die 90er waren halt geschmacklos) und selbst ich kichere bei den lahmen Einzeilern noch manchmal. Als ich hinter einer Tür den ermordeten DOOM-Guy von der Rivalenfirma id Software sah, war mir erst klar, dass es solche Seitenhiebe in der politisierten Branche heutzutage kaum noch gibt. Ähnlich wie der Held der japanischen Jugend, Segata Sanshiro, fallen diese kleinen Stinkefinger gänzlich unter den Tisch. Was sehr schade ist! Schließlich ist das ja auch ein Ausdruck von Leidenschaft und Stolz seitens der Entwickler.
Alles in allem ist der Humor in Duke Nukem 3D aber doch schon sehr datiert und dient eher als offenes Fenster in vergangene Zeiten. Das heißt nicht, dass man ihn nicht genießen darf.

Wer seine alten Duke-CDs verlegt hat oder noch nie mit der personifizierten Satire-Gestalt des perfekten Amerikaners zu tun hatte, der kann gut zum vollen Paket der Megaton Edition greifen. Genauso wie diejenigen, die ihr Lieblingsspiel unbedingt in 1080p und ihrer Steam-Bibliothek sehen wollen. Wer aber eine Art Remake erwartet hat, wird außer den optionalen, matschigen Texturen leer ausgehen. Rian

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