Zelda: A Link to the Past

(Artikel)
Benjamin Strobel, 07. März 2017

Zelda: A Link to the Past

Eine Reise ins Zeitlose

Es brauchte nicht mehr als 1 MB Speicher, um einen Meilenstein zu setzen. Nach dem großen Erfolg von The Legend of Zelda und Zelda II auf dem NES, konnte Nintendo sich erlauben, den Nachfolger zu exquisiten Bedingungen zu produzieren. Schöpfer Shigeru Miyamoto und sein Team bekamen freie Hand, längere Entwicklungszeit und statt der üblichen 512 KB die doppelte Speichermenge auf einer Kassette für den Super Nintendo. Heute gilt The Legend of Zelda: A Link to the Past als das beste Spiel für den Super Nintendo und wird regelmäßig unter die besten Spiele aller Zeiten gewählt. Ich möchte hinzufügen: es ist der entscheidende Trendsetter für alle 2D-Zelda-Spiele bis heute.

Dieser Beitrag wurde erstmals am 14.2.2013 veröffentlicht.

Seit Bekanntmachung der offiziellen [i]Zelda-Timeline ist klar: A Link to the Past ist ein Prequel zum originalen The Legend of Zelda.[/i]
Als ich A Link to the Past vor vielen Jahren das erste Mal spielte, nahm ich es einfach als gegeben hin. Es war ein großartiges Spiel und nichts Geringeres war von Zelda zu erwarten. Dann schaltete ich es für meine Retrospektive nach Langem wieder ein und sah das Spiel mit neuen Augen. Der Qualitätssprung von den ersten beiden Titeln zu diesem ist enorm in jeder Hinsicht. Es hat keine Kanten, über die man stolpert oder sich ärgert - es ist Zelda auf Hochglanz.

Besonders hervorstechend ist der phänomenale Soundtrack, der dem von Ocarina of Time in nichts nachsteht. Das eingängige Hyrule Overworld Theme des Originals erstrahlt in satten Tönen, als wäre es nie anders gewesen. Es klingt exakt wie in meinem Kopf, wenn ich an die Zelda-Spiele denke. Und damit steht der Track nicht allein da: Zeldas Wiegenlied und Ganons Thema, vielfach aufbereitet und wiederverwendet, wurden vom einzigartigen Koji Kondo in diesem Spiel zum Leben erweckt. Er komponierte auch das bekannte Fairy Cave Theme, das jedem Zelda-Spieler ein Begriff ist. Zelda, wie es heute klingt, wäre ohne diesen Komponisten gar nicht denkbar. A Link to the Past hat die musikalische Welt der Reihe entscheidend bestimmt und bildet noch immer die akustische Grundfeste jedes neuen Spiels, inklusive Ocarina of Time.


Auch spielerisch stellt A Link to the Past das neue Zentrum dar, um das sich alle Nachfolger eingependelt haben. Es bietet eine lebendige, angereicherte Welt mit zahlreichen Charakteren und dazu eine motivierende Rahmenhandlung für den Spieler. Es findet eine brillante Balance zwischen offenen Strukturen, die Erkundung und Entdeckung ermöglichen, und einer hinreichend zielstrebigen Erzählstruktur, die den Spieler gerade so viel an die Hand nimmt, wie es ihm gut tut ohne seinen Erkundungsdrang zu unterwandern. Beispielsweise sind weite Teile der Spielkarte von Anfang an begeh- und erkundbar und machen auf diese Weise die platzierten Grenzen sogar interessant. Seltene Items (wie Herzteile) sind häufig leicht zu sehen, aber nur schwer zu erreichen. Der Spieler startet mit der Frage "Wie komme ich da bloß hin?" und lernt, sie im Laufe des Spiels neu zu stellen: "Welche Fähigkeit kann mir helfen, diesen Ort zu erreichen?" Solche Etappen strecken dem Spieler die Zunge aus und wollen, dass man über sie grübelt. Hat man im Spiel neue Fähigkeiten dazu gewonnen, wird man sich erinnern: "Jetzt aber schnell zurück zum Herzteil! Mit diesem Krafthandschuh kann ich den Stein davor sicher heben!"

Obwohl sichtliche Grenzen existieren, wollen sie im Voraus gefunden und memoriert werden. Und mit jeder Hürde, die man überwindet, dringt man weiter in die Spielwert vor, nur um sich die Positionen neuer Hürden zu merken. A Link to the Past macht einen ausgezeichneten Job, die Neugier des Spielers nicht nur zu erhalten, sondern weckt und befriedigt sie immer wieder aufs Neue. Es ist eines dieser Spiele, die man einfach nicht mehr weglegen möchte, weil es ständig neue Orte gibt, die man noch dringend besuchen muss.

Die Ziele, die es für die Story zu erfüllen gilt, werden für den Helden auf seiner Karte markiert. Es bleibt aber offen, und manchmal sogar ein Rätsel, wie sie zu erreichen sind. Für den Spieler ist es üblich, von seinem Weg abzuweichen, da er einen interessanten Ort entdeckt hat oder einfach keinen direkten Weg zum Ziel findet. So bewegt er sich in Schlangenlinien durch die Spielwelt und erkundet sie Schritt für Schritt. Trotzdem ist es ein Leichtes, sich auf das große Ganze zu besinnen. Eine blinkende Kette auf der Karte macht sofort klar: "Ach ja richtig, ich soll noch diese Amulett sammeln und die Prinzessin retten."


Und dann gibt es noch das Paralleluniversum. Um Prinzessin Zelda zu retten, muss der Held Link sich mit einem fiesen Zauberer anlegen und zwischen der Licht- und der Schattenwelt hin und her reisen. Die Schattenwelt ist ein dunkles Abbild der normalen Spielwelt, sehr ähnlich, aber in matten und schmutzigen Tönen gezeichnet. Das Wasser ist dunkel, das Gras verdorrt und statt Steinen findet man Totenschädel vor. Dass die Bäume gruselige Gesichter haben, ist nur eines von vielen weiteren Details. Manchmal sind die Unterschiede sogar so groß, dass sie eigene Rätsel aufspannen: Wenn ein Ort in der einen Welt nicht erreichbar scheint, lohnt es sich häufig, die gleiche Stelle in der Parallelwelt zu besuchen. An einigen Stellen kommt man nur dann weiter, wenn man geschickt zwischen den beiden Welten wechselt.

Interessant ist hier auch die technische Ebene, auf der das Spielprinzip realisiert wurde. Reverse-Engineering der Spiel-Rom hat gezeigt, dass das Spiel nur die Unterschiede zwischen den Welten gespeichert hat und nicht zwei vollständige Welten. Dafür hätte die Größe von einem Megabyte nämlich nicht ausgereicht - es wären mindestens zwei nötig gewesen. Zieht eure Hüte vor den Programmierern, die A Link to the Past mit dieser Technik möglich gemacht haben! Denn man darf nicht vergessen, dass das Spielprinzip von Parallelwelten seitdem ein wichtiges Thema in fast allen Zelda-Spielen war: Ocarina of Time, Twilight Princess und die Oracles-Teile sind nur ein paar offensichtliche Beispiele dafür.

A Link to the Past hat vielleicht nicht so viel innoviert wie seine beiden Vorgänger, aber es hat mit Gewissheit das Beste von beiden Spielen genommen und es noch besser gemacht. Dieses Spiel ist die unbestrittene Premium-Variante von Zelda (in 2D). Der Soundtrack ist ein Meilenstein, sowohl für die Reihe als auch für Videospiele im Allgemein. Das Artdesign ist detailverliebt und zeitlos. Spielerisch findet das Franchise seine goldene Mitte zwischen Freiheiten und Führung durch die Erzählung. Im Vergleich zu den Vorgängern gibt es kaum Frustration, wenn man stirbt; man kann jederzeit speichern und immer dort beginnen, wo man zuletzt gesichert hat oder gestorben ist. In diesem Sinne habe ich nicht das Gefühl, dass A Link to the Past auch nur einen Tag gealtert ist. Man könnte dieses Spiele heute noch genau so veröffentlichen, wie es damals war, und einen Hit verkaufen. Selbst dann noch, wenn dieses Spiel bereits existiert und der neue Release nur ein Remake ist (Millionenverkäufe der Versionen für GBA und Virtual Console auf der Wii sprechen da ganz für sich). Wer sich einen Einstieg ins Zelda-Universum oder das Genre der 2D-Action-Adventures wünscht, ist bei A Link to the Past auch heute noch genau richtig. Nex

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16. April 2024 um 20:16 Uhr
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RELEASE
24. September 1992
PLATTFORM
Super Nintendo
Plattform
Wii
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Wii U
Plattform

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