PlanetSide 2

(Artikel)
Rian Voß, 17. Dezember 2012

PlanetSide 2

Mehr Krieg braucht man nicht

Ich bin eigentlich kein großer Fan von Spielbeschreibungen durch Genres, da man irgendwas immer in den falschen Hals bekommt, aber mit PlanetSide 2 von SOE geht es eigentlich ganz gut: Free-to-play-Sci-Fi-MMO-Ego-Shooter-Krieg. Auf der Oberfläche des Planeten Auraxis bekämpfen sich drei Parteien, jede mit seinen eigenen Gründen für den Konflikt, und für alle Spieler gibt es nur ein Ziel: Die Welt zu erobern!

Story gibt es nicht. Okay, schon, aber eher... außerhalb des Spiels. Auf der offiziellen Seite und in eventuellen Romanen oder Graphic Novels. Im Spiel wählt man sich allerdings eine Partei aus (Terran Republic, New Conglomerate oder die Vanu Sovereignty), dann noch den Server und den Kontinenten, den man für seine Organisation in Besitz nehmen möchte und wird sofort über dem ersten Einsatzgebiet abgeworfen. Intro-Video? Nein! Tutorial? PFFF! In PlanetSide 2 lernt man auf die harte Tour und die harte Tour hält mehr als nur eine Handvoll Tode bereit.


Glücklicherweise findet sich so ziemlich jeder, der schon einmal seit Call of Duty einen Egoshooter am PC gespielt hat, sofort zurecht: WASD, Leertaste zum Springen, Shift zum Rennen, Maustaste zum Schießen, rechte für Ironsight, etc. pp. Die einzigen Unterschiede finden sich auf den Tasten F, G und Q - das eine ist die Spezialfähigkeit, das andere die Granatentaste und mit der letzten spotted man Feinde und macht sie in all dem Kuddlmuddl auch für andere Spieler sichtbar. Nicht zu unterschätzen.
Super, dann kann's ja losgehen! Da kommt auch schon der erste Feind! Aber oooh... man ist schon tot. Ab da fängt das Spiel eigentlich erst an, denn während man auf dem Boden zwar die Ausübung seiner Pflicht erledigt, gehört ein Großteil des Spiels dem Karten- und Spawnbildschirm und den Fragen "Wo will ich hin?" sowie "Wie erreiche ich diesen Ort?"

Um sich auf der Einsatzkarte zurecht zu finden, muss man erst einmal verstehen, wo man überhaupt spawnen kann. Das geht an eroberten Basen, an mobilen Einsatzfahrzeugen und Leuchtmarken, die vom eigenen Truppenführer errichtet worden sind. Letzterer ist, wie der Name schon sagt, der erste Mann eines Trupps, der aus zwei bis zwölf Leuten bestehen kann. Nicht nur hat der Spieß ein stylisches Symbol neben seinem Namen, sondern er kann auch besondere Fähigkeiten einsetzen wie das Anfordern von Verstärkung, aber insbesondere auch Zielpunkte für sein Squad setzen. Diese Zielpunkte liegen meist Gebiete, die man einnehmen oder verteidigen soll - denn das ist alles, was man in PlanetSide 2 macht: Man versucht, andere Regionen einzunehmen und zu verhindern, dass man welche verliert. Je mehr Gebiete man hat, desto größer ist die Chance auf den Sieg auf dem Kontinent, denn mehr Fabriken und Basen bedeutet mehr Ressourcen für jeden Soldaten, so dass diese sich mehr Fahrzeuge und Grundausrüstung kaufen können.

Das Einnehmen von Bereichen stellt sich dabei als erstaunlich taktisch dar, denn man muss nicht nur in irgendeinem Raum sitzen und warten, bis eine Eroberungsleiste voll ist, sondern auch darauf achten, wie viel Einfluss man auf das Gebiet hat. Je mehr eigene Länder an das zu erobernde Gebiet angrenzen, desto schneller funktioniert der Eroberungsprozess. Das geht sogar so weit, dass viel Einfluss bewirken kann, dass man etwa nur zwei von drei Punkten auf einer Karte halten muss - ein herausragender Vorteil bei einem Angriff.
Dementsprechend gibt es noch eine höhere Instanz, die den Angriff auf ein wichtiges Ziel koordinieren kann: den Platoon Leader. Dieser vereint mehrere Squads unter seiner Fuchtel und kann so beispielsweise die Umzingelung eines großen Zieles planen und dieses von der Versorgungslinie zum Hauptquartier abzuschneiden, bevor die Basis von allen gleichzeitig geraided wird. Gerade in diesen Schlachten kommt die richtige Kriegsatmosphäre auf, denn solche Gebäudekomplexe sind meist durch mehrere Sicherheitsbarrieren geschützt, die erst einmal systematisch auseinandergenommen werden müssen, bevor man sich Stück für Stück unter Kanonenfeuer voranarbeiten kann. Sanitäter laufen über das Schlachtfeld und versuchen zu retten, was zu retten ist, leichte Angriffstruppen umgehen mit ihren Jetpacks Wälle und fallen nichtsahnenden Feinden in den Rücken, Spione verwandeln gegnerische Ressourcenterminals in eigene, Ingenieure reparieren Panzer, Flugzeuge und stellen Maschinengewehre auf, schwere Angriffstruppen nehmen Geschütze und Bomber mit ihren Raketenwerfern auseinander und die Maxx-Einheit kommt mit Exoskelett und seiner geballten Feuerkraft langsam anmarschiert. Hier herrscht das meiste Chaos, aber man hat beim Sieg auch das schönste Gefühl etwas geschafft zu haben. Nur sollte man sich nach der Eroberung nicht zu sehr auf die faule Haut legen, denn bis die beschädigten Barrieren nicht wieder aufgerichtet sind, kann ein Gegenangriff immer noch fatale Folgen haben. Und auch in einem solchen Rückschlag zeigt sich die Macht von PlanetSide 2, denn hier können mehrere tausend Spieler gleichzeitig auf einem Server agieren. Immerhin hat man dann immer etwas, worauf man schießen kann!


Will man sein Squad an so einen heißen Ort verlegen oder einfach nur die Gegner ärgern, indem man ihnen unwichtigere Regionen wegnimmt, muss man sich erst über die Art der Transportation einig werden. Derlei gibt es eine Vielzahl: Zu Fuß, per Orbitaldrop, per Fahr- oder Flugzeug oder mit einer Teleportation.
Zu Fuß will man natürlich nicht. Die drei Kontinente - Indar, Esamir und Amerish - sind wahnsinnig groß und man kommt auf seinen müden Latschen selbst als flink geskillter Jetpacker nur in angrenzende Areale in erträglicher Zeit. Der Orbitaldrop geht bei weitem am schnellsten, ist aber vor allem für Notfälle gedacht - er wird nur aktiviert, wenn irgendwo ein großer Konflikt am Laufen ist und muss nach Benutzung erst einmal wieder eine knappe Viertelstunde aufladen. Man sollte sich also gut überlegen, wann und wo man ihn einsetzt. Fahr- und Flugzeuge sind bei weitem die witzigste Art zu reisen, erfordern aber genug Ressourcen auf Soldatenseite. Für gewöhnlich stopft sich ein Squad großteils vollständig in einen gut ausgerüsteten Sunderer, einen Truppentransporter, aber es kommt auch vor, dass niemand die Kohle dafür hat und sich stattdessen alle ein knuffiges Quad kaufen und dann zwölf Leute durch die Eiswüste wie die Bikerkönige auf ihr nächstes Ziel zuheizen. Nicht die schnellste Methode, aber enorm stilvoll. Der effizienteste Reisemodus ist selbstverständlich die Teleportation, erfordert allerdings Vorbereitung. Vor allem, wenn es in Einsatzgebiete hinter feindliche Linien geht. Dafür benötigt man nämlich entweder einen Truppenanführer, der genug Zertifikate hat, um sich eine Spawnpunkt-Fertigkeit zu kaufen, oder jemand muss einen Sunderer bereits mit eben jener Fähigkeit aufgestockt haben - was unter anderem den enorm hohen Preis des Vehikels erklärt. Ein verlorener Sunderer bricht jedem Soldaten auf dem Feld das Herz und die Ingenieure sind schnell der Fokus des Teamzorns, wenn die teure Technik explodiert.

Als Anfänger muss man aber erst einmal an die sagenumwobenen Zertifikate herankommen. Diese erspielt man sich in erster Linie durch das erfolgreiche Einnehmen feindlicher Gebiete, werden aber auch gerne bei Levelaufstiegen verteilt. Was man mit Zertifikaten verbessern kann? ALLES. Man kann sich Waffen kaufen, Waffenverbesserungen, dickere Rüstung, mehr Schaden, Wiederbelebungsgranaten, härtere Kanonen für die Beisitzer im Flieger, seinen Charakter in verschiedene Bereiche hineinskillen... ALLES. Allerdings kann man nie alles auch in den Kampf mitnehmen, sondern man muss sich schon Loadouts anlegen. Und noch viel wichtiger: Alles muss sich für jede Klasse einzeln gekauft werden. Und man darf Charaktere nicht auf andere Server übertragen. Wenn ihr also Freunde habt, die gerade angefangen haben, dann überredet sie am besten, auf euren Server zu wechseln.

Leider geschehen manchmal einfach Dinge, die für alle den Spielspaß drücken und wo man sich nur sagen kann: Die Wege des Herren sind unergründlich. Damit sind die Bugs gemeint, die hin und wieder auftauchen. Da hakt dann ein teurer Sunderer mal an irgendeinem Stein unwiederbringlich fest oder verschwindet nach dem Aussteigen. Oder man darf gar nicht erst wieder einsteigen. Oder man stirbt aus heiterem Himmel einfach mal.


Gute Sache: Gekaufte Fahrzeuge kann man nur selbst fahren, solange man sie nicht für andere Spieler freigibt. Nie wieder muss man sich über einen geklauten Panzer ärgern!
Irgendwo wollen die Entwickler natürlich auch an ihrem Free to Play-Titel noch verdienen. Das Geheimnis liegt dort in den Boostern, kleinen Consumables und der Unterscheidung zwischen Zertifikaten und Erfahrungspunkten. Während man sich temporäre Erfahrungs- und Ressourcenbooster für sich oder sein Squad zwar erwerben kann und einen Vorteil darstellen, sind sie nicht wirklich nötig, um eine Schlacht zu gewinnen - Kommunikation und Taktik gehen vor. Und auch wenn man sich stärkere Waffen kaufen kann, so sind die wichtigsten Sachen, nämlich die Fähigkeiten, nur durch Zertifikate zu erstehen, welche nicht mit echtem Geld käuflich sind. Der größte Anreiz zum Geldausgeben werden aber wohl die verschiedenen Ausrüstungsdesigns sein. Mir ist bisher zwar noch kein pinkes Squad mit Regenbogenemblem begegnet, aber das kommt sicherlich noch.

Da werden dann wohl auch Outfits, also die Clans, die größten Abnehmer sein. Jeder kann so ein Outfit gründen und beliebige Leute einladen. Aber wie andere Leute auszusehen ist ja langweilig! Wer die nötigen Euros übrig hat, kann dann auch sein Team in besonderen Farben einkleiden, damit jeder auf den Server an der grimmigen Teddybärmarke sehen kann: "Oh nein, da sind wieder die Deadly DPads! Wir müssen fliehen!"

PlanetSide 2 macht Spaß, man erlebt durch das Free-to-Play-Verkaufsmodell als Free-Spieler keine großartig spürenswerten Nachteile und die Anzahl an Gegnern gleichzeitig auf dem Server ist ziemlich beeindruckend. Schade nur, dass man wirklich viel Schweiß und Arbeit in das Ziel stecken muss, einen Kontinenten oder sogar die ganze Welt zu erobern - da ist nichts mit Pause machen. Da muss man schon ausnutzen, wenn die Feinde auf Klo müssen, und gnadenlos in die Bresche schlagen! Immerhin ist es gar nicht so schwierig, selbst aus hoffnungslosen Positionen noch ein Comeback zu gewinnen, so dass der Krieg wohl nie ein Ende finden wird. Rian

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29. März 2024 um 16:28 Uhr
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20. November 2012
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