Mark of the Ninja

(Artikel)
Benjamin Strobel, 21. Oktober 2012

Mark of the Ninja

2D Stealth is on the Rise

Stealth-Spiele existieren seit vielen Jahren und haben zahlreiche namhafte Größen hervorgebracht: Metal Gear Solid, Splinter Cell und Deus Ex sind einige der Besten. Es existieren jedoch nur wenige 2D-Sidescroller, die vorwiegend auf Schleichen setzen. Bis zum Release von Mark of the Ninja. Der Download-Titel aus dem Hause Klei füllt diese Lücke und schließt eine Brücke vom Stealth-Genre in die zweite Dimension.


Das Schleichen nimmt Mark of the Ninja wirklich ernst. Der Spieler schlüpft tatsächlich in die Haut eines Ninjas - das ist nicht Mario im schwarzen Strampler. Man hüpft nicht fröhlich über Schluchten und locker-flockig anderen auf den Kopf. Jeder Raum will gut inspiziert sein, jeder Schritt gut geplant. Es gibt zwar die Möglichkeit, im Nahkampf auf seine Feinde einzuprügeln, aber das sollte man sich zweimal überlegen. Kaum ein Feind wird zögern seine Uzi aus der Hose zu ziehen, wenn er euch herumhuschen sieht. In diesem Sinne spielt sich Mark of The Ninja wie eine 2D-Version der Arkham-Reihe: Wie die große Feldermaus lungert man auf Dächern und in Gullis, um seine Feinde einen nach dem anderen wegzupflücken. Es fehlen zwar die Lautsprecher-Kommentare, die Batman so großartig gemacht haben, dafür plaudern aber die Wachen und geben bei Bedarf zu Protokoll, dass sie wohl nur einen Schatten gesehen hätten oder - wenn sie pfiffig sind -, dass sie mich schon noch finden werden. Haha. Von wegen. Wendet ein Feind sich ab, so kann man zum Stealth-Anriff ausholen. Befindet man sich in seiner Nähe, genügt ein schneller Tastendruck, um ein kurzes Quick-Time-Event auszulösen, das bei Bestehen zum lautlosen Kill führt. Jemanden im Scheinwerferlicht abzumurksen ist aber Tabu, die Straße ist ja keine Bühne! Und fünf bewaffnete Wachen sind auch nicht so geil. Stattdessen kann man mit Shurikens so manche Lampe klirren lassen oder vorbeilaufende Ratten aufscheuchen. Das dient im Übrigen auch der Ablenkung. Patroullierende Gegner haben schnell Interesse an quiekenden Ratten und anschließend ein Schwert im Nacken. Täuschung und Theatralik sind machtvolle Instrumente!


Während man zu Beginn des Spiels noch spärlich ausgestattet ist, kann man im weiteren Verlauf zahlreiche Upgrades kaufen. Shuriken, Rauchbomben, Fallen und Knallfrösche gehören zu den wichtigen Utensilien eines Ninja und können nach und nach erspielt werden. Skillpunkte für Upgrades verdient man sich in jedem Level auf drei Weisen: zum einen durch das Finden versteckter Schriftrollen, zum anderen durch das Erfüllen kleiner Challenges wie "Verstecke fünf Feinde in Müllcontainern". Drittens durch das Verdienen von Punkten. Und die wiederum bekommt man für alles, was cool und stealthy ist: leise Kills, unentdecktes Beschleichen von Feinden, Erschrecken von Wachen und das Verstecken von Leichen. Es kann also sein, dass man auf einer Lampe hockt, während ein Feind vorüber läuft (+200 Punkte), den schnappt man sich im Stillen (+400 Punkte) und hängt ihn auf, woraufhin sich eine zweite Wache tierisch in die Hosen machen wird (+300 Punkte). Andererseits erhält man am Ende eines Levels noch Boni über mehrere tausend Punkte, wenn man ein Level schafft ohne jemanden zu töten. Mark of the Ninja erweist sich hier als ein echtes Stealth-Spiel. Wenn man nur hart genug im Schatten kriecht, muss man niemanden im offenen Kampf zur Strecke bringen. Das gilt übrigens auch für die Bosskämpfe. Da kommt man nicht aus dem Lüftungsschacht gesprungen und schüttelt dem Raketenwerfer die Hand! Selbst dann nicht, wenn die Bosse es einfordern ("Zeig dich! Kämpfe ehrenhaft!"). Wie die Partnerin des Hauptcharakters treffend anmerkt: "Glaubt er wirklich, du kommst raus und kämpfst gegen ihn? Du bist ein Ninja." Stattdessen huscht man durch die Schatten und erledigt seine Aufgabe klug und listig.

Das Stealth-Gameplay erhält noch besondere Würze, da viele Bereiche auf dem Bildschirm dunkel oder verschwommen bleiben. Und zwar genau dann, wenn die Spielfigur diese Orte nicht einsehen kann. Man kann sich für solche Fälle gegen Türen und Schachtöffnungen pressen, um in den nächsten Raum zu spähen, bevor man ihn betritt. Später kann man aus diesen Positionen heraus auch seine Feinde wegpflücken. Komplizierte Räume mit vielen Feinden erfordern auch mehr Planung und bringen eine Puzzle-Komponente ins Spiel. So muss man bestimmte Wege meiden bis man Wachen aus einer anderen Richtung ausschalten kann und sich geschickt durch die Areale bewegen, die späterhin bewegliche Scheinwerfer und Laser-Fallen beherbergen. Für den Einsatz von Gadgets kann man zusätzlich die Zeit einfrieren und in Ruhe auf eines oder mehrere Objekte zielen, bevor man seine Spielzeuge abwirft. Viele Stellen erfordern es zum Beispiel, den Strom per Hand oder mit einem Shuriken abzuschalten oder Laser-Fallen durch Rauchbomben zu stören. An vielen Stellen gibt es auch mehrere Möglichkeiten vorzudringen, was mich doch sehr an Deus Ex erinnert, nur in kleinerem Stil.


Besondere Hindernisse im Spiel stellen die Hunde dar. Die lästigen Vierbeiner sind nämlich nicht an ein Sichtfeld gebunden, sondern können den Spieler in einem gewissen Radius erschnüffeln, selbst wenn sie ihm den Rücken zugewandt haben. Kläffende Hunde alarmieren natürlich weitere Wachleute, die dann sofort die Umgebung durchsuchen. An vielen Stellen im Spiel gibt es für solche Situationen Verstecke, in denen man ziemlich sicher ist. Mülltonnen, Kisten und Einbuchtungen in der Wand lassen den Spieler eins mit dem Schatten werden. In so einer Position sollte man dann abwarten, bis man nicht mehr gesucht wird. Gleichzeitig kann man einige dieser Orte auch benutzen, um Leichen zu verstecken. Wird nämlich von anderen Gegnern ein Körper irgendwo gefunden, löst das natürlich Alarm aus. Da das Verstecken und das Aufsammeln von Leichen aber auf denselben Knopf gelegt wurde, kann es manchmal ziemlich ätzend werden, die richtige Aktion in die Wege zu leiten - besonders wenn weitere Feinde in der Nähe sind und man sich beeilen muss. Das ist aber nur ein kleines Manko für ein ansonsten großartiges Spiel.

Die verschiedenen Levels von Mark of the Ninja werden von einer kleinen Geschichte zusammengehalten, die in animierten Cutscenes zwischen den Missionen erzählt wird. Sie ist nicht atemberaubend spannend, aber dank guter Synchronsprecher ordentlich in Szene gesetzt. Der Grafikstil erinnert mich fortwährend an eine Mischung aus Disney-Zeichnung und Batman: The Animated Series aus den 90ern. Auch wenn die Animationen in den Cutscenes manchmal etwas grob sind, entfalten die Figuren durchaus ihren Charme. Im Spiel selbst zeigen sich immer wieder hübsche Szenen durch gute Beleuchtung, Schatten und die detaillierten Hintergründe. Mark of the Ninja baut so eine hervorragend düstere Atmosphäre auf, die eine perfekte Kulisse zum Schleichen aufmalt. Es sieht gut aus und zieht die Essenzen des Genres zu einem genialen Spiel zusammen. So muss Schleichen sein. Nex

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20. April 2024 um 13:01 Uhr
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