Chaos auf Deponia

(Artikel)
Kristin Riedelsberger, 14. Oktober 2012

Chaos auf Deponia

Ich bin da. Du bist hier. Schnabeltier.

Liebe Leute von Daedalic, lieber Poki. Ich muss euch gratulieren. Mit Chaos auf Deponia habt ihr für mich definitiv und endgültig den Adventure-Thron erklommen! Und deswegen sitze ich hier nun am Rechner, proste euch im Geiste mit meinem mit frischer Vollmilch gefülltem Sektglas zu und lausche dem pathetischen, doch an dieser Stelle angemessenen "Oh ah Organon" vom neuen Deponia-Soundtrack, der wieder mal fantastisch ist! Hach, wie diesmal ALLES fantastisch ist!

Nex hatte ja in einem anderen Artikel schon mal wissenschaftlich erläutert, dass es Spiele gibt, die erst mal eine Weile "ruhen", ja, atmen müssen. Deponia war für mich so ein Spiel. Die meiste Zeit wusste ich einfach nicht, was ich tun sollte, und ein Blick in die Komplettlösung trieb mir die Tränen in die Augen. Mit einem Kopfschütteln und einem leisen Wimmern stopfte ich es nach nur einer Stunde Spielzeit zurück ins Regal mit der Überzeugung: "Also nä. Nä. Deponia. Das wird nichts mehr mit uns." Zu willkürlich. Zu verwirrend. Zu viel Müll im Inventar, mit dem ich nichts anzufangen wusste!

Kurz vor Release des Folgeteils entschied ich mich dann doch noch, dem Spiel eine zweite Chance zu geben, und – ich kann euch wirklich nicht sagen, wieso! – aber plötzlich flutschte es! Nach zwanzig Minuten war ich voll im Geschehen, spätestens mit Auftauchen der süüüßen Postkatzen im Postersatzkatzenkasten für alles entschädigt und nicht mehr vom Rechner wegzukriegen. Anscheinend hatte mir einfach nur Rufus‘ Groove, seine Lässigkeit gefehlt – vor allem in Hinblick auf die teilweise wirklich absurden, kackschweren Lösungswege und die nervigen Minispiele, von denen ich wohl mehr als die Hälfte übersprungen habe... Aber abgesehen davon: Oh man, was für ein Spiel!

Und jetzt, im zweiten Teil der Trilogie, hat Daedalic Entertainment wirklich alles richtig gemacht!

Die erste Hälfte des Spiels befinden wir uns auf dem liebevoll gestalteten, schwimmenden Schwarzmarkt. Über aufgestellte Stadtpläne gelangt man schnell von A nach B.

Kurz zur Story: Nachdem Rufus im Vorgänger ungewohnt uneigennützig darauf verzichtet hat, mit Goal nach Elysium zu gehen, sitzt er in Chaos auf Deponia immer noch auf seinem geliebten Müllplaneten fest – und entscheidet einfach mal, sich mit der Situation, so wie sie jetzt ist, doch nicht abfinden zu wollen. Unter spontaner Fremdaufopferung zweier Leben baut er sich ein bis ins Letzte undurchdachtes Katapult und bleibt auf halber Strecke nach Elysium in Goals und Cletus‘ Notboot stecken. Im darauf folgenden Durcheinander stürzen Rufus und Goal ab und plumpsen zurück auf Deponia, wovon die schöne Elysianerin gar nicht so amused ist. Das gilt es in der lauschigen Atmosphäre des schwimmenden Schwarzmarktes zu ändern! Leider muss Rufus gleich das Herz dreier Goals gewinnen, denn der Absturz hat – irgendwas ist ja immer – die Persönlichkeit der Guten in drei Teile gespalten.... War noch was? ... Ach ja! Deponia müsst ihr natürlich auch noch retten! Rufus' Heimatplanet soll nämlich nach wie vor gesprengt werden!

Immer Ärger mit den Goals. Da hilft nur noch ein Besuch beim Wahrsager.

Chaos auf Deponia ist zwar noch absurder als der erste Teil, aber dabei gleichzeitig totaaalst einleuchtend und an Witz und Einfallsreichtum nicht zu überbieten! Natürlich muss Rufus Schnabeltiere ausbrüten, um dafür zu sorgen, dass das Restaurant "Chez Schlumpi" sie von der Karte nimmt! Natürlich kann nur der Rasiermesserfisch das geeignete Werkzeug sein, um Donnas Kitty zu rasieren! Natürlich muss Rufus die Schrottkrabben dazu bringen, den... nein, das sag ich jetzt nicht. Nur so viel: Schon bei Edna bricht aus und spätestens bei Harveys neue Augen wurde ja sehr deutlich, dass sich im Daedalic-Team einige schwarzhumorige Genies herumtreiben, und so erreicht man bei Chaos auf Deponia durch manche Aktionen zwar genau das, was man erreichen wollte, allerdings oftmals nicht ganz sooooooo wie man gedacht hat. Eben auf... tja... Rufus-Art. Und das ist SO. SCHÖN!

Selbst die Minispiele sind diesmal FAST allesamt einleuchtend (mal ehrlich... dieses Klopfzeichenrätsel, Jungs. Was sollte das? O.o) und gut platziert, wenn auch zum Teil nicht ganz so einfallsreich. Wer keine Lust auf kleine Puzzle- und Knobelspiele hat, der kann sie überspringen und sich weiter seiner Entdeckungstour widmen.

Was denn? So teuer!?! Ich will doch nur den Glückskeks!

Und das macht diesmal besonders viel Spaß! Abgesehen vom schwimmenden Schwarzmarkt mit seinen liebevoll gestalteten und animierten Schauplätzen und vorzüglich gesprochenen Charakteren - unter anderem blinde Apotheker, putzige Jukeboxzwerge und bassiwe Widerschdandsgämbwer - tuckern wir in Chaos auf Deponia auch übers rostrote Meer, zum Nordpol und nach Porta Fisco, wo Let’s-Play-Legende Gronkh einen famosen Gastauftritt hat. Aber es sind auch alte Bekannte dabei: Bastler und Neurochirurg Doc, Pirat Bozo, Schrecken des rostroten Meeres, Toni und – ja, wir haben doch alle drauf gewartet! – Rufus‘ Vater! Ach ja, und es gibt Zeitreisen, genetische Veränderungen, Eastereggs... Kurz: Alles, was das Abenteurerherz begehrt!

"Dädä-dä! Dä-dädädä-dä!"

Begleitet wird man auf seiner Reise von einem Soundtrack, der wieder so Faust-aufs-augig zum Spiel passt, wie wir es von Daedalic gewohnt sind. Aber eine Warnung an alle: Er geht ins Ohr! Nicht nur Rufus vergisst über den Groove der Hintergrundmusik hin und wieder, was er eigentlich zu tun in Begriff war – mir ging es ganz genauso! Von daher war es für mich persönlich ganz hilfreich, eine To-Do-Liste zu führen, gerade weil es einem selbst überlassen ist, ob man Lady-, Krawall- oder Babygoal zuerst von sich überzeugen will – oder ob man alle drei Baustellen gleichzeitig in Angriff nehmen möchte. Richtig den Faden verlieren tut man allerdings nie; die Bewohner Deponias bringen einen schnell wieder auf die richtige Fährte.

Am Ende bleibt mir nichts anderes mehr zu sagen als: Unbedingt Spielen!

Kantapperkantapperkantapperkantapp... Ich freu' mich schon auf's Finale! :3

Quis.

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RELEASE
12. Oktober 2012
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