End of Nations

(Artikel)
Rian Voß, 27. August 2012

End of Nations

Command and Conquer in MMO

Ich bin kein Fan von Command & Conquer, aber ich war mal einer - damals, als Westwood noch die Hände am Ruder hatte. Danach ist meine Motivation für die Serie irgendwie versiegt, aber Alarmstufe Rot 2 gehört immer noch zu meinen Lieblingstiteln in dem Sektor. In Petroglyphs End of Nations sieht man zwar weder Alliierte oder Sowjets noch NOD oder GDI, dafür bekriegen sich die Order of Nations, die Shadow Revolution und die Liberation Front um die Weltherrschaft in diesem Free-to-Play-Echtzeit-Strategiespiel aus der Feder der Ex-Mitarbeiter des Schöpferteams einer der bekanntesten Spieleserien der Welt.


Anstatt dass man, wie gewohnt, ganz heimelig eine Basis aufbaut, Einheiten produziert und dann den Gegner totrusht, orientiert sich End of Nations eher am Heldenprinzip von MMO-Action-Rollenspielen: Man wählt sich zuerst einen Commander aus, den man im Laufe der Zeit bis Level 20 hochtrainieren kann, wobei Stufen zum Beispiel neue Einheiten freispielen. Unter seiner Fuchtel hat man dann bis zu drei Trupps, bestehend aus einer Handvoll Einheiten, welche sich die meiste Zeit sehr gemütlich als Ganzes ziehen lassen oder von der man auch einzelne Teile abspalten kann, um etwa seine Helikopter nicht ins Mündungsfeuer von Luftabwehrkanonen flattern zu lassen. Wie man es so kennt, basiert das Grundprinzip der Einheiten auf einem Stein-Schere-Papier-Konzept, woraus auch kein Hehl gemacht wird, denn beim Anwählen von Einheiten oder Fähigkeiten lässt sich bereits ablesen, welche Gegnertypen man am effizientesten platt macht.
Wie man es aus außerdem noch aus anderen, modernen Strategiespielen kennt, hat jeder Einheitentypus eigene Spezialfähigkeiten, etwa gibt es Fahrzeuge, die in kurzen Abständen zwei flächendeckende Brandsätze abfeuern können. Insofern ist, zuzüglich zu den noch mal speziellen Kommandofähigkeiten unseres Strategen-Vehikels, jede Gruppe gleicher Gattung ein Held für sich. Um in der Hitze des Gefechts aber nicht einzelne, motorisierte Soldaten anklicken zu müssen, werden die Eigenschaften der selektierten Company-Mitglieder in eine Schnellleiste verschoben und sind so bequem anwählbar. Das kapiert sogar ein 10-APM-Noob wie ich bei einer Verteidigungsmission im Ko-Op so schnell, dass kaum noch Fragen übrig blieben. Und sollte doch mal etwas schiefgehen: Mit verdientem oder eingesammelten Geld lassen sich auf dem Feld der Ehre verlorene Einheiten schnell ersetzen und stoßen von der Landezone hurtig wieder zur Kompanie hinzu.

Jetzt muss Petroglyph natürlich noch irgendwo die Entwicklungskosten wieder reinholen - da kommt der Shop ins Spiel. Selbstverständlich ist mir da der Modebegriff der Gamescom, "Not pay-to-win", also kein unfairer Nachteil für geizige Spieler, um die Ohren geflogen, aber so hundertprozentig kaufte ich das den guten Petroglyph-Mitarbeitern nicht ab. Klar, es werden alle Gegenstände im Spiel, eventuell mit der Ausnahme von Kosmetik für die eigenen Truppen (es gibt den BACON-SKIN!!!), mit echtem Geld sowie mit der In-Game-Währung zu erstehen sein und man bekommt nichts, was man von seinem Level her noch nicht haben darf. Aber wenn man unbedingt noch den einen, superguten Helikopter braucht, um das Quartett für seine dritte Kompanie fertigzustellen, und dann, anstatt wie andere Spieler stundenlang Punkte zu grinden, einfach die Kreditkarte durch den Scanner zieht - ist das dann kein spürbarer Vorteil? Nun ja, ich lasse das mal jeden für sich entscheiden. BACON SKINS!


An dieser Stelle ist es übrigens nicht nur ein nettes Feature, mehrere Kompanien haben zu dürfen, sondern kann auch in der eigentlichen Mission essentiell sein, da man zwischen den Trupps wechseln kann. Das nimmt natürlich ein klein wenig Zeit in Anspruch, aber wenn man von einem schweren Panzertrupp überrascht wird und die eigenen Jungs in Wägelchen aus Pappmaché herumgondeln, wünscht man sich doch den einen oder anderen Verteidigungsspezialisten herbei. Anstatt hier einfach bedingungslos den Kürzeren zu ziehen, muss der umfassend vorbereitete Spieler einfach nur eine kleine Strafe entgegennehmen, bevor er wieder gepflegt das Haus rocken darf. Hier zeigt sich dann unter Progamern natürlich auch, wie wichtig Kommunikation ist, denn wenn in einer Notsituation unabgesprochen alle gleichzeitig ihr Kommando zu Supportern wechseln oder ihre vorher eingekauften Elite Companies (vorgefertigte Söldnertrupps) auf den Plan rufen, fühlen sich die Teammitglieder mit Sicherheit wie die letzten Deppen.

Während ich selbst auf dem Showfloor wellenweise heranstürmende CPU mit drei anderen Spielern abwehren durfte, wurde uns in der Demo eine andere Art von Ko-Op-Match gezeigt, in dem es darum ging in einem Zeitlimit bestimmte Punkte auf der Karte zu erobern und Ressourcen zu klauen, bevor die Order of Nations mit einer Übermacht anrückt und die Spieler ungespitzt in den Boden rammt. Das sah zu Beginn auch sehr geradlinig aus, bis dann ein Zwischenboss namens "Panzer Hulk" auftrat, der mit seiner gigantischen Masse mal locker den ganzen Bildschirm einnahm - nur wirklich kooperierende Spieler haben hier die Chance, das Vieh rechtzeitig zu besiegen und nicht zu viele Minuten zu verlieren, bevor die Verstärkung mit noch wesentlich mehr dieser Kolosse auf den Plan tritt. In der Demonstration wurde dieser eine Hulk dann mit einer Spezialfähigkeit in seine Einzelteile genuked. Schöner Beieffekt: der riesige Schrotthaufen bleibt auf der Karte liegen.


Neben einem massiven Multiplayer - es wird Matches mit bis zu 56 Spielern gleichzeitig geben - soll auch die Geschichte nicht zu kurz kommen. Laut Aussage des Teams sollen die Dialoge so gelungen und die Persönlichkeiten der Commander so tiefgründig sein, dass man schon längst beschlossen hat, das Spiel zum globalen Launch in deutsch, englisch und französisch vollständig zu synchronisieren. Und, um das C&C-Feeling gänzlich abzurunden, wird Frank Klepacki, seines Zeichens Komponist des berühmten Hell March, dreieinhalb Stunden an Soundtrack beisteuern.

End of Nations befindet sich zur Zeit in der Betaphase und sieht einem Release noch dieses Jahr entgegen. Mit den gebotenen Features muss sich das Spiel wohl kaum vor einem herkömmlichen AAA-Titel desselben Genres verstecken, und ich drücke Petroglyph die Daumen, eine angenehme Nische in der sich rasch füllenden F2P-Welt gefunden zu haben. Rian

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