Lords of Football

(Artikel)
Haris Odobašic, 17. August 2012

Lords of Football

Das Fußball-Sim(s)

Es sind die späten Neunziger und ausnahmslos alle Management-Spiele jeglicher Coleur sind lustige Erfahrungen für jedermann, die zwar versuchen einen gewissen Anspruch und Komplexität zu haben, dies aber immer mit einem Augenzwinkern präsentieren und sich auch nicht zu schade sind, hier und dort mal einfach was total Abgedrehtes zu machen, wenn es dem Spielwitz dienlich ist. Der Gegensatz der heutigen Zeit: Management-Simulationen sind zum größten Teil staubtrockene Erfahrungen und gerade das Fußball-Manager-Genre ist extremst um Authentizität bemüht, so dass kein Spielraum mehr existiert für alles, was irgendwie Charme versprühen könnte. Auftritt Lords of Football, einen lockeren Manager mit Sims-Touch.

Gleich im ersten Augenblick unterscheidet es sich in einem Punkt von ähnlichen Spielen: tristlose Tabellenwüsten weichen einem visuellen Interface, in dem ihr das Trainingsgelände und die umliegende Stadt sehen könnt und dementsprechend auch damit interagiert. Im Training teilt ihr dann beispielsweise das Spielfeld auf, lasst am einen Tor Elfmeter üben, im Mittelfeld Pass-Stafetten und zieht die entsprechenden Spieler zu den festgelegten Übungseinheiten, die sie dann auch animiert ausüben. Es dürfte zwar ziemlich klar sein, dass man so was wahrscheinlich im üblichen Management-Interface in einer halben Minute alles einstellen könnte, aber so sieht es immerhin ziemlich schön aus.

Selbstverständlich hat das Geschehen am Spieltag daher auch keinen läppischen Textmodus oder Ähnliches, sondern wird mit einer Matchengine dargestellt, die sogar gewisse Nutzerinteraktionen ermöglicht. Schon fast wie bei einem Taktikspiel könnt ihr nämlich das Geschehen jederzeit pausieren, um Instruktionen zu verteilen. Sagt also eurem Flügelspieler, er soll mal eben die rechte Außenbahn runterflitzen, befehlt dem Mittelfeldmaestro einen Ball hinter die Abwehr zu spielen und dann könnt ihr noch gleich einstellen, wohin die Kugel im gegnerischen Tor im Optimalfall einschlagen soll. Dann lasst ihr das Match weiterlaufen und seht, wie eure Mannschaft den vorgegebenen Plan ausführt. Ein Feature, womit sich das Spiel klar von allem, was es bisher in dem Genre gab, absetzt.

Doch kaum ist Trainingsalltag oder Wochenendsspiel vorbei, kriegen die Fußballspieler Freizeit. Und wenn man sich anschaut, was für riesige Egos à la Robin Van Persie und Selbstdarsteller wie Mario "Der Postbote" Balotelli, kann man sich gut vorstellen, dass jede Minute ohne Bewachung zu allerlei Problemchen führen kann. Also plant ihr netterweise für sie auch, wie sie ihre Zeit nach dem Training gestalten sollen, dabei natürlich immer auf Vorlieben und Bedürfnisse achtend. Der eine Spieler geht halt gerne einen über den Durst trinken, der andere kann keinem Rockzipfel widerstehen. Und die Stadt neben eurem Trainingsgelände bietet allerlei Möglichkeiten diese Bedürfnisse zu befriedigen wie Bars, Speed-Dating-Events und Ähnliches, zu denen ihr eure Recken schleusen könnt. Aber es heißt aufpassen, dass nicht übertrieben wird. Denn wenn die Spieler an der langen Leine sind, könnten sie anfangen sich danebenzubenehmen. Ein Egoist hat dann plötzlich keine Lust mehr auf Training und erzählt lieber jedem, der es hören oder nicht hören will, auf der Straße davon, wie toll er ist. Aber natürlich habt ihr Möglichkeiten, solche Unruheherde zu bekämpfen. Eine Therapie-Session ist eine Möglichkeit, aber viel lustiger sind Bestrafungen, wo dann zum Beispiel der Störenfried die Schuhe seiner Mannschaftskollegen putzen darf.

Leider hat das Spiel keine Lizenzen, auch wenn Spieler- und Teamnamen den Originalen ähneln. Es soll allerdings eine Editorfähigkeit geben, mit der ihr solche Problemchen bereinigen könnt. Leider wussten die Entwickler noch nicht, in wie weit es möglich sein wird, solche Edits zu exportieren und mit anderen Spielern zu teilen.

Lords of Football dürfte all die ansprechen, die gerne mal eine etwas eingängigere Management-Erfahrung suchen, denn die meisten Titel dieses Genres der letzten zehn Jahre kamen ja meist eher als aufgebohrtes Excel-Interface daher. Das Spiel scheint unter der Haube eine gewisse Komplexität zu bieten und gerade die Mannschaft zufrieden zu halten, ohne dass sie zu egomanischen Alkoholiker werden, könnte einen interessanten Twist bieten. Das Spiel ist in einem ziemlich fertigen Zustand und das Team steht in Verhandlungen mit Publishern, um es in die Läden zu kriegen, weswegen Fußball-Fans sich wohl schon bald um ihre Recken kümmern können. Evil

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