Mad Catz Unveiled

(Artikel)
Rian Voß, 15. August 2012

Mad Catz Unveiled

Hardware zum Sabbern und Staunen

Jeder, der seine eigene kleine Gamescom-Vorglüh-Party hat, nennt sie ein bisschen anders. Jozu und ich haben das Mad Catz Unveiled Event besucht und uns dort über die neueste Gamerperipherie des Drittherstellers informiert, also die Produkte mit vielsagenden Namen wie MLG Pro Circuit, Warhead 7.1, F.R.E.Q. 5, S.T.R.I.K.E. 7 und das Spiel Damage Inc. Pacific Squadron WWII.

Fangen wir von hinten an: DIPSWWII spielt, wie könnte es anders sein, im zweiten Weltkrieg. Da die russische, französische und britische Luftwaffe von der Geschichte nicht so hervorstechend davonkamen und man als Spieler nicht einfach so in eine deutsche Messerschmidt einsteigen kann, ohne einen Skandal zu erschaffen, der selbst den PR-Leuten bei Activision und ihren regelmäßigen Call-of-Duty-Fettnäpfchen Tränen des Stolzes in die Augen treiben würde, fokussiert der Dogfighter auf den Konflikt zwischen Amerika und Japan - selbstverständlich angefangen bei Pearl Harbor. Neben einer Singleplayerkampagne unterstützt der von Mad Catz mitentwickelte Titel 4-Spieler-Ko-Op und 8-Spieler-Versus.
Die Besonderheit hier ist dann aber doch, dass für den solide wirkenden Arcade-Flieger auch ein Steuerknüppel von Saitek für PC, PS3 und Xbox 360 existiert. Zumindest war ich überrascht, da ich dachte, dass solche Knüppel nur noch an Leute verkauft werden, die an Flugsimulatoren ihre Real-Life-Skills trainieren oder sich seit Apache keine neuen Videospiele mehr gekauft haben. Ein bisschen gewöhnen musste ich mich dann an das Gerät schon, da ich bestimmt seit zehn Jahren keine Fliegersteuerung mehr in den Händen hatte, aber mit ein paar Kniffen und dem praktischen Knopf, der Slowmotion auslöst, habe ich bald die Eindringlinge aus dem Reich der Morgensonne vom Himmel geholt wie die Fliegen. Meiner Meinung nach ist der Joystick aber ein bisschen steif und will übermäßig stark in die Ausgangsposition zurückschnellen, aber vielleicht gehört das auch so. Jedenfalls: Damage Inc. macht Spaß, macht mit mehr Spielern bestimmt noch mehr Spaß und wer sich den Joystick, der auch mit anderen Flugspielen wie Ace Combat kompatibel ist, nicht dazukaufen will, kann das Spiel auch mühelos mit Controller spielen. So sind alle glücklich.

S.T.R.I.K.E. 7 heißt nun die extravagante Tastatur, die im ersten Moment so aussieht, als wäre sie einem modernen Science-Fiction-Film entsprungen - gar nicht mal wegen übermäßig vieler oder befremdlicher Tasten, weil man das WASD-Set durch Buttons mit Gummirändern austauschen kann oder weil da am unteren Ende ein Metallrädchen herumnubbelt, wo mir immer alle PR-Menschen davongelaufen sind, bevor sie mir beantworten konnten, wofür das Ding eigentlich da ist, sondern wegen des anmontierten Bildschirms. Dieses kleine Touch-Gerät verfügt über mehrere Optionen, die einem das Powergamen vereinfachen sollen. Dazu gehören Optionsbildschirme, die die Tastaturbeleuchtung in allen Farben des RGB-Regenbogens steuern oder die sich um Helligkeit des Zusatzbildschirms kümmern, ein Untermenü für programmierbare Macros, ein Launcher für Anwendungen, ein Teamspeak-Chatfenster, Timer, Stoppuhr, ein Journal, ein Windowstasten-Locker (weil man da ja wohl immer genau dann draufkommt, wenn man vor dem schönsten Headshot der Spielegeschichte steht und dann vom Desktop begrüßt wird) und noch mehr Kram, den ich in der kurzen Zeit bestimmt nicht mehr in mich aufnehmen konnte.
Der Anschlag der Tastatur ist angenehm und beruht auf Membramtechnologie. Ich selbst mag ja eher das laute Klacken einer Zehn-Kilo-Cherry-Tastatur, aber jeder so wie er will. Des weiteren interessant: alle Funktionalitäten bleiben unter Mac OSX bestehen. Wer also auf dem Apfelsystem mal so richtig bei... äh... Team Fortress 2 abrocken möchte und die Knete locker hat, der kann sich für 299 Euro dieses Schmuckstück neben seine One-Button-Maus stellen.

Zum Headset mit der Bezeichnung F.R.E.Q. 5 von der Tochterfirma Cyborg möchte ich nicht so viel schreiben. Ist ein tolles Gerät mit abnehmbaren Metallmikrofon (lässt sich auch dann lustig einfach am Laptop befestigen) und Equalizer, aber ich bin ein Tonqualitätsnoob (ich musste ja schon fluchen, weil ich vor kurzem alle FLAC-Dateien meiner Lieblingsalben weggeschmissen habe, da ich mit den Teilen nichts anfangen konnte und sie nur Platz wegnahmen) und Evil als Audiophiler möchte ein Review dazu schreiben, also nehme ich hier hoffentlich nicht zu viel vorweg. Kostenpunkt: 150 Euro.

Das Warhead 7.1 von Triton ist da noch mal eine andere Klasse. Das exklusiv für die Xbox 360 und auch in einer Halo-4-Edition zu habende Headset brüstet sich damit, das erste echte WiFi-Headset für Microsofts Konsole zu sein. Es unterstützt Dolby Surround 7.1, trägt sich angenehm, wenn auch ein bisschen fest, und kann wohl stundenlang die Ohrmuscheln umrunden ohne dass sich das Hörfleisch abscheuert. Der Funkverkehr wird über ein kleines Gerät gesteuert, welches auf der Frequenz des Controllers Daten versendet, dort auch die Spracheingaben integriert und somit hässliche Erweiterungen am unteren Controllerrand überflüssig macht. Cooler Zusatz: Die Station enthält zwei Akkus, von denen immer einer geladen wird. Nie wieder Batterien tauschen! Und selbstverständlich verfügt auch dieses Headset über einen Equalizer.

Mein persönliches Highlight war aber der MLG Pro Circuit-Controller. Angepriesen wurde er uns als "der letzte Controller, den ihr jemals kaufen braucht" - und es stimmt wohl. An diesem Lego-Gamepad lässt sich erst mal die Front komplett nach farblichem Geschmack customizen. Die drei Faceplates des am Design des 360-Controllers orientierten Controllers werden mit Magneten gesichert, die gerade so viel Kontaktstärke haben, dass die Teile nur bei den schwersten Wutanfällen davonfliegen, aber trotzdem leicht genug, dass man mit einer Handbewegung sein Spiele-Werkzeug neu eingekleidet hat.
Der Trick ist jetzt aber, dass die persönlichen Anpassungen da nicht aufhören, denn die zwei Analogsticks und das Steuerkreuz sind beliebig austauschbar - wer an der PS3 lieber das 360-Layout hätte, der kann sich mit diesem Controller nicht mehr beschweren, dass er bei Street Fighter nur wegen der doof platzierten Sticks immer auf die Fresse bekommt. Naja, ganze Narrenfreiheit hat man leider nicht: natürlich haben wir versucht, zwei Sticks nach links zu packen, aber leider passte das D-Pad rechts nicht in den Slot. Jedem Controller, egal ob für die Sony- oder die Microsoft-Konsole, liegen Ersatzteile in Anlehnung an das jeweilige Konkurrenzprodukt bei, also Analogstickwölbungen nach innen und außen und ein wesentlich optimiertes 360- und das normale PS3-Steuerkreuz. Und wenn man mal einen Stick runtergezockt hat, kann man den Nubsi einfach abschrauben und muss nicht gleich die ganze Elektronik ersetzen. Genial! Und der Austausch ist auf allen Ebenen kinderleicht.

Am Rande: Jozu hatte zum Testen den neuen, kabelgebundenen Arcadestick bei Street Fighter getestet. In einem Match wurde der ungeübte SF-Spieler in Grund und Boden rapiert. Später kam dann heraus, dass sein Gegner mehrfacher Weltmeister und Guiness-Weltrekordhalter war.
Ansonsten ist mit diesem Controller auch wirklich an alles gedacht. Es gibt zwar keine Wireless-Unterstützung (nur Noobs ist der Wifi-Delay egal!), dafür kann man aber Verlängerungskabel in beliebiger Länge dranschrauben. Das Handling des Geräts ist, da, wie gesagt, ganz nah an den 360-Controller angelehnt, selbstverständlich ein Traum, es ist gut verarbeitet, und liegt prima in der Hand. Einzig die Umplatzierung von Start- und Select-Knöpfen über den Xbox-/PS3-Guide-Button hat mich etwas irritiert. In Spielen, wo man häufiger auf ein Menü angewiesen ist, könnte diese Designentscheidung mit der Zeit eventuell etwas nerven.
Was mich zuletzt noch komplett umgehauen hat: Ich spielte Halo Anniversary mit dem Gamepad, weil ich so natürlich am schnellsten bemerke, was gleich und was anders im Handling ist. Mein Ringfinger stieß dann gegen etwas an der Rückseite des Geräts, was mir merkwürdig erschien. Ein Kabelcontroller sollte eigentlich nicht hinten über ein Akku-Fach verfügen, dachte ich mir. Knopf entdeckt, draufgedrückt. Zum Vorschein kamen zwei Bleigewichte, um die Schwere des Pro Circuit den eigenen Bedürfnissen anzupassen. Ja. Und deswegen kostet das Pad auch 100 Euro und ich sage euch was: wer einen guten Steuerknüppel zu schätzen weiß, für den wird dieser Preis nicht so abwegig sein wie er klingt. Und als Pro-Gamer braucht man das einfach, denn wenn der Skill einem im entscheidenden Moment versagt, kann man es noch immer darauf schieben, dass man das Gewicht im Controller falsch verteilt hatte.

Mad Catz Hardware hat uns durch Zweierlei beeindruckt: die Qualität und das Preisschild. Produkte für den kleinen Geldbeutel waren leider nicht in Sicht, aber wer nach Gaming-Peripherie der höheren Gehaltsklasse für PC, Mac, Xbox oder PS3 sucht, sollte mit der Anschaffung dieser aktuellen Fabrikate lange Zeit zufrieden sein. Rian

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