Planet Crashers

(Artikel)
Haris Odobašic, 08. August 2012

Planet Crashers

Dungeon Crawler ohne Loot

Hättet ihr es geahnt? Schon wieder will jemand das Universum zerstören und in Planet Crashers seid ihr der einzige, der das verhindern kann. Das eigentlich als Retail-Titel geplante Spiel wurde nun als Download in den Handel gebracht und bietet euch neun Planeten, die ihr auf der Jagd nach dem ultimativen Bösen traversieren müsst. Doch leider bietet das erste, vollwertige RPG im Nintendo eStore nur eine sehr unbefriedigende Erfahrung.

Fragwürdige Design-Entscheidungen durchziehen das gesamte Spiel. Das fängt schon beim sehr simplen Kampfsystem an, das bei Angriffen, ähnlich wie die Mario-RPGs, auf Timing setzt. Startet ihr einen Angriff, könnt ihr an bestimmten Punkten A drücken, mit dem Effekt, dass ihr bis zu doppelten Schaden herausholen könnt. Soweit, so gut, aber dann ist der Gegner dran und führt seine Attacke aus -- ohne, dass ihr was machen könnt, außer zuzuschauen, wie euer Charakter verdroschen wird. In den Mario-RPGs durfte man wenigstens durch gezieltes Tastendrücken den Schaden etwas senken.


Und auch die Quests bereiten Probleme. Ihr könnt zum Beispiel immer nur eine Quest jeweils erledigen. Habt ihr mehrere Quests angenommen, könnt ihr nicht etwa einfach in den richtigen Dungeon hüpfen und sie nacheinander erledigen. Nein, ihr müsst zwischendrin immer raus, Quest abgeben und dann wieder zurück. Und zwischendrin müsst ihr dann auch noch immer explizit eine Quest im Menü auswählen. Tut ihr das nicht und geht in einen Dungeon, könnt ihr keine Mission erfüllen. Und zudem laufen ALLE Quests nach demselben Schema ab: geht in den Dungeon, kommt zum Zielpunkt, werdet rausteleportiert. Abwechslung: Fehlanzeige.

Eine absolute Katastrophe ist da auch der Multiplayer-Modus. Das Beste, was man darüber sagen kann, ist, dass er funktioniert und Planet Crashers das erste Download-Spiel für den 3DS ist, welches einen hat. Leider macht er aber absolut keinen Spaß. Nicht nur, dass man nur Versus antreten kann, stört, sondern auch die mangelnden Einstellungen. Erstellt man seine Lobby, passiert es schnell, dass ein überlevelter Charakter reinkommt, einen One-Hit-Kill ausführt und dann wird man aus seiner eigenen Lobby gekickt und darf von vorne anfangen. Man hat keine Möglichkeit auf Revanche, es gibt keinen Chat, gar nichts.

Das wenige Positive an Planet Crashers lässt sich in der Grafik finden. Die ist zwar nicht ganz auf der Höhe der Zeit, aber dennoch hübsch anzusehen. Wandert man über einen der neun Planeten, die an Super Mario Galaxy Sonic Adventure 2 erinnern, kann man sich kaum retten vor Knuffigkeit, die man so ähnlich eigentlich nur aus der Animal-Crossing-Reihe kennt. Das lädt zum Erforschen der unterschiedlichen Welten ein und der Stil hat mir gefallen. Aber leider offenbart das Spiel auch hier grobe Macken, denn durch die Darstellung der Welten als Kugel geht eine gewisse Übersicht verloren. Manchmal muss man deswegen langwierig erst Questgeber oder Dungeon-Eingänge suchen. Eine Übersichtskarte hätte hier Wunder gewirkt.


Auch nachdem ich mehr als zehn Stunden in Planet Crashers gesteckt hatte, blieb eine Frage, auf die ich einfach keine Antwort finden konnte: wem soll dieses Spiel nun gefallen? Die jugendliche Zielgruppe, die vom putzigen Grafikstil angesprochen wird, dürfte nämlich nach kurzer Zeit den 3DS hinwerfen, wenn sie feststellen, dass das Spiel ein Dungeoncrawler mit wenig Abwechslung und viel Gegrinde ist. Und die Leute, die Dungeoncrawler mögen, verfallen vielleicht für wenige Stunden dem Suchttrieb, den sie bei jedem Spiel mit Erfahrungspunkten verspüren -- wenden sich aber dann ab, weil sie feststellen, dass das Spiel einfach nicht anspruchsvoller oder tiefgängiger wird. Am Ende bleibt einfach niemand, dem man eine Reise durch die Galaxie von Planet Crashers empfehlen kann, und das ist schade, denn Potenzial wäre vorhanden gewesen. So müssen 3DS-Besitzer weiter auf das erste, gute, herunterladbare RPG warten. Evil

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