DC Universe Online

(Artikel)
Christin Kämke, 29. Juni 2012

DC Universe Online

Neue Helden braucht das Land

"Ich will auch Superkräfte haben!" Ich kann es gar nicht glauben, dass es schon zwölf Jahre her ist und ich zarte neun Jahre alt war, als mir dieser Satz über die Lippen kam. Frisch aus dem Kino kommend und wild entschlossen, mir die Haare, wie Storm von den X-Men, weiß zu färben.
Wie das so mit Kindern ist, die nicht erwachsen werden wollen: Die Haare hatte ich tatsächlich irgendwann einmal weiß und Superkräfte hätte ich auch verdammt gern. Wurde mein Wunsch erhört? So ungefähr.

Man könnte meinen, ich als Comic-Fan und Zocker-Mädchen wäre früher drauf gestoßen, doch tatsächlich hat es mich erst in jüngster Vergangenheit zu DC Universe Online gezogen. Der Grund hierfür ist simpel: Ich mag keine MMORPGs. Ich hatte davon gehört, ich hatte mich darüber informiert, ich hatte es weggeklickt. Meine ersten Erfahrungen mit Online-Rollenspielen waren einfach mies gewesen: von dem langweiligen und ewig-dauernden Levelsystem bis hin zu Spielern, die mit ihren Errungenschaften rumprahlen und jeden Neuankömmling erst einmal beschimpfen, hatte ich genug.
Ich hätte sicherlich weiter mein ruhiges Leben ohne MMORPGs führen können – würde ich auf Freunde verzichten.


Auf wessen Seite stehst du?

"Batman ist mein Mentor. Ich mache gerade Bane platt." Nargh. Plötzlich war es überall. Sogar bekannte Fernsehsender werben momentan für das Spiel und ich musste zugeben, dass es verlockender nicht klingen könnte. Mit Skepsis, einer guten Portion Angst, aber der Unterstützung von alten Online-Rollenspiel-Hasen, meldete ich mich an und erschuf meinen eigenen, kleinen Helden.

Die Story: I need a hero!
Die Welt ist dem Untergang geweiht, Schurken und Helden schlagen ihre letzten Schlachten und schließlich taucht Brainiac auf, um das Chaos zu vervollständigen. Oh no! Die ganze Welt in Trümmern? Das hat doch niemand gewollt, nicht einmal die fiesesten der fiesen Schurken. Also wird schnell die Reverse-Taste eingelegt und Lex Luthor selbst eröffnet den Justice-League-Oberhäuptern ihre bevorstehende Zukunft. Allein könnten sie damit niemals fertig werden: Aber da tritt ja auch der Spieler in Erscheinung.


Hi, Talia.

Brainiacs eigene Erfindung, die Exobytes, geben Normalsterblichen übermenschliche Kräfte und so mehren beide Seiten ihre Armeen für den finalen Kampf. Das ist also der Hintergrund dafür, dass in Gotham und Metropolis überall kleine Nachwuchs-Helden und Schurken umherfliegen, laufen und springen. Mit den Missionen im Spiel an sich hat es allerdings weniger zu tun. Zwar findet man hier und da ein paar Brainiac-Truppen, der Hauptanteil der Quests liegt jedoch woanders. Wer vorher noch keine Ahnung von den ganzen Mitgliedern der Justice League oder der Society hatte, wird sie nun peut à peut kennenlernen. Ihr begegnet dem ganz normalen Alltag eines Helden: Fiese Machenschaften verhindern. Oder auf der anderen Seite: Verhindern, dass eure Machenschaften verhindert werden. Abwechslungsreich wird’s auf jeden Fall.

Die Spielwelt: Wie gemütlich.
Neonlichter schimmern in den Pfützen auf Gothams Straßen, Autos ziehen vorbei und ein schriller Schrei, nicht allzuweit entfernt. Erstaunlich viel Atmosphäre für ein Online-Rollenspiel.

Hier und da wirkt die Grafik etwas kantig oder die Gebäude zu glatt, dennoch erkennt man deutlich die Liebe zum Detail, wenn man sich in Gotham und Metropolis umschaut. Die unterschiedlichen Charakterzüge der Stadt wurden besonders schön hervorgehoben. Da kann es schon einmal passieren, dass man die Augen zukneift, wenn man von der einen zur anderen wechselt und das grelle Sonnenlicht viel zu freundlich wirkt. Zugleich lernt man dank den Booster-Gold-Kiosk-Führungen auch etwas über die einzelnen Bezirke und Gebäude der Städte. Der Clou: Man erhält Erfahrungspunkte, wenn man Rundgänge abschließt, besondere Stätten wie die Superman-Statue besucht oder man Sammlungen von Schildern abschließt. Das motiviert!


Gotham zeigt sich von seiner schaurig-schönsten Seite.

Doch auch der Watchtower oder die Halle des Schreckens, die jeweiligen Hauptzentralen der Vereinigungen, sind mehr als nur einen Blick wert und selbst nach einigen Tagen Spielzeit entdeckt man doch immer wieder neue Räume und noch nicht erkundete Gänge. Wenn man die Karte nicht beachtet, wird man sich hier auch mehr als nur einmal verlaufen.

Die Charaktere: Verrückte Irre, zum Knuddeln gern
Es wäre langweilig, einfach Superman zu klonen, sich ein S auf die Brust zu pinseln und Leute verhauen zu gehen. Ihr könnt euer eigener Held sein! Eure eigene Superkraft, eure eigene Mentalität, euer eigenes Spandex-Kostümchen! Fabulös! Leider ist die Auswahl zum Erstellen des Charakters nicht ganz so vielseitig, wie man es vielleicht aus anderen Rollenspielen gewohnt ist. Mehr Auswahl wäre bei der Kräfte-, Mentoren- und Bewegung-Wahl sicher einfach zu viel für dieses kostenlose Online-Spiel, jedoch wünscht man sich gerade bei der Kleidung und dem Gesicht etwas mehr Möglichkeiten. Dennoch: Man liebt seinen Charakter und stattet ihn seinen Bedürfnissen entsprechend aus, zeigt, wer man ist und worauf man Wert legt.


Die eigenen Helden präsentieren sich im besten Licht.

Die persönlichen, kleinen Fan-Momente sind jedoch, wenn man mit seinen liebsten Helden oder Schurken Seite an Seite kämpfen darf, sie unterstützt oder befreit. Sehr schön dabei immer die Motivationsreden der Mentoren oder die Mails, wenn man jemanden geholfen hat. Auch Kostüme und die eingesetzten Fähigkeiten sind originalgetreu. Schade nur, dass die Animationen während den Gesprächen recht plump bis lächerlich aussehen.
Ich würde im Übrigen jedem empfehlen einmal die Schurken-Laufbahn einzuschlagen: Calculator macht einfach die besten Bemerkungen.

Das Leveldesign: Legende sein? Here I come.
Gegner vermöbeln, Missionen abschließen, Erfahrungspunkte sammeln, eine Stufe aufsteigen. Tatsächlich ist der Anfang des Spiels recht simpel und wenig abwechslungsreich. Die Gegner und Missionen bieten jedoch genug Variation, als dass es nicht langweilig wird. Oft genug stand ich auch schon vor einem Gegner und bin mit meinem Level und meiner Taktik einfach nicht weitergekommen. Besonders spannend für einen Neuling wie mich war es zu lernen, meine Fähigkeiten aufeinander abzustimmen. Anfänglich noch für mich allein in Solo-Missionen, später um mein Team bei Gruppen-Quests zu unterstützen.


Friss Magie!

Bei den Level-Aufstiegen erscheint die Auswahl an Möglichkeiten riesig. Nicht nur die Art der Kampffertigkeiten der Waffe, sondern auch die Fortbewegung, die natürliche "Begabung" (Wow, cool, ich kann meinen Gegner in einen Hund verwandeln!) und charakterliche Kräfte stehen zur Auswahl. In welche Richtung sich der eigene kleine Superheld entwickelt, bleibt einem selbst überlassen. Schade nur, dass man gerade einmal sechs seiner Fähigkeiten später anwenden kann. Das ginge wirklich besser.
Aber hat man es geschafft und sich bis Level 30 durchgeboxt ist der Spaß nicht etwa vorbei - jetzt geht es um die wirklich wichtigen Dinge des Lebens: Ansehen und Aussehen!

Man kämpft in gesonderten Gruppen-, Solo- oder Duo-Missionen, um sich den Respekt der einzelnen Stations-Verkäufer zu ergattern und sich deren Ausrüstung unter den Nagel zu reißen. Andernfalls versagt man auf einigen Missionen kläglich.

Das Drumherum: Zahl ich?
DCUO beschäftigt einen, lässt einen oft genug schmunzeln und ist für Comic- und Rollenspiel-Fans eine Bereicherung. Noch mehr Vergnügen hätte man jedoch, wenn man dafür zahlt.
Wählbar zwischen Freier, Premium- und Legendärer Mitgliedschaft kriegt man einige Extras obendrauf. Nicht nur die Möglichkeit, dem Green Lantern Corps anzugehören oder Blitz-Fähigkeiten zu nutzen, sondern auch Gadgets stehen zur Verfügung oder die Möglichkeit, mehr als nur zwei Charaktere zu kreieren.
Nervig, wenn man nicht für den Spielspaß zahlen möchte, ist jedoch die Regelung mit den Ausrüstungsgegenständen und der Bank: Viel zu wenig Slots für all den Plunder, den man so ansammelt. Doch verkaufen ist nicht immer gleich die beste Option. Wenn man mehr als 1.500 Dollar ansammelt, wandert der Überschuss automatisch auf ein Konto, auf welches man als freier Mitspieler keinen Zugriff besitzt. Ärgerlich!

Was mir dagegen besonders an DCUO und den Missionen gefallen hat, sind die kleinen Comic-Sequenzen nach den Boss-Kämpfen. Das fasst nicht nur die Pläne der Bösen oder die Motivation der Guten zusammen, sondern zeigt auch nochmal die Ursprünge des Spiels.


Bis denn?

Das Fazit: I’m the fucking Diniwoman!
Ich habe meinen Helden großgezüchtet, ich habe meinen Schurken ausgestattet, Gotham gerettet, Superman besiegt, Exobytes gesammelt und bin schlussendlich Fan von einem MMORPG. Hätte nicht gedacht, dass dieser Tag jemals kommen möge.
DC Universe Online ist ein Zeitvertreib, den ich nicht nur Online-Rollenspiel-Freunden ans Herz legen möchte. Ich habe meinen kleinen Charakter lieben gelernt und die Mitspieler obendrein. War ich anfangs noch skeptisch, wenn es um Gruppenmissionen ging, stürze ich mich mittlerweile in sie. Bisher gab es noch keine Beleidigungen und die Zusammenarbeit klappt meist kommentarlos.

"Ich will auch Superkräfte haben!" Bitte sehr. Dini

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