Resistance: Burning Skies

(Artikel)
Haris Odobašic, 20. Juni 2012

Resistance: Burning Skies

Das Beste und doch nicht unwiderstehlich

Durch die gesteigerte Leistungsfähigkeit der Handhelds sind auch die Erwartungen an die kleinen Zockbegleiter dementsprechend gestiegen. Wäre es noch Mitte der 90er undenkbar gewesen, dass man ein Spiel in Konsolenqualität auch nur annährend auf ein mobiles Gerät bringt, sind wir es nun gewohnt selbst solch ein massives Open-World-Game wie GTA unterwegs und in guter Qualität spielen zu können.
Ausgerechnet das populärste Genre scheint bei dieser Gleichschaltung der Spieleerfahrungen die letzte Hürde darzustellen. Auftritt Sony, die mit der Vita es erstmals ermöglichen wollen, auch unterwegs Ego-Shooter nicht nur spielen, sondern auch genießen zu können. Knapp drei Monate nach dem Launch des Handhelds kommt der erste Versuch, dieses Unterfangen gelingen zu lassen, in Form eines Spin-Offs eines Konsolentitels: Resistance: Burning Skies.

Die Steuerung, bei vorherigen Handheld-Generationen wegen der mangelnden Ausstattung immer ein massives Handicap, ist makellos in Resistance umgesetzt. Präzise reagierende Sticks und ein dezent eingebundener Touchscreen-Einsatz, um den Tastenmangel der Vita zu kompensieren, stellen euch beim Spielen kein Bein und sorgen für allem für eines: dass ihr euch zu keinem Zeitpunkt danach sehnt, einen richtigen Controller in der Hand zu halten.

Eine großartige Vorraussetzung, weswegen es umso bedauerlicher ist, dass der Rest des Spiels im Gegensatz dazu ziemlich abfällt. Die mit fünf Stunden Spielzeit sehr kurze Hauptgeschichte um Feuerwehrmann Tom Riley, der seine Familie im Nachspiel der Bestien-Invasion sucht, lässt den Spieler auf emotionaler Ebene völlig kalt. Riley ist Feuerwehrmann, was einzig und alleine den Zweck hat, dem Spieler klarzumachen, dass man es hier mit keinem traditionellen Revolverhelden zu tun hat, sondern nur mit irgendeinem stinknormalen Typen. Leider wurde verpasst, abseits Normalität, dem Charakter noch irgendwelche anderen Persönlichkeitszüge auf die Fahne zu schreiben.
Für gewöhnlich ist dies in so einem Genre nur ein kleiner Lapsus, insbesondere wenn das Gameplay gelungen ist und die genauso abwechslungsreichen wie ungewöhnlichen Waffen, seit jeher eine Stärke der Resistance-Serie, in der Bedienung viel Spaß machen. Doch leider geht das nicht vorhandene Interesse am Protagonisten vollkommen in einem Mix aus langweiligem Level-Design und schlechter Gegner-KI, garniert mit einigen Bugs, unter.

Man kann Resistance: Burning Skies keinen Vorwurf machen, dass das Spiel sich allzu oft anfühlt wie eine Aneinanderreihung von Räumen, in der man Gegner abschießt und dann weitergeht. Diese Kritik müsste man nämlich an das halbe Action-Genre richten. Was aber andere Spiele im Vergleich zu Resistance schaffen, ist mit Atmosphäre und einem gelungenen Design der Spielabschnitte diese Offensichtlichkeit soweit in den Hintergrund rücken zu lassen, dass man sich als Teil der Welt fühlt. Burning Skies hat aber keine Atmosphäre, zu einem großen Teil hat es nicht mal Hintergrundmusik, und die einzelnen Level sind so uninspiriert und generisch daherkommend, dass man ohne es zu wissen nie erahnen könnte, wo das Spiel nun spielt. New York im Jahre 1951 ist die richtige Antwort, aber es könnte genauso gut eine kleine Stadt in der Ukraine im Jahr 1980 oder sonstwas sein. Grafisches Muskelgeprotze könnte vielleicht genug blenden, um vom allumfassenden 08/15 abzulenken, doch anders als Spin-Off-Cousin Uncharted: Golden Abyss, macht sich Resistance noch nicht einnmal die Mühe, Launchtitel aus dem Jahre 2005 der Xbox 360 in den Schatten zu stellen.

Gelingt es euch dann doch, in die Spielerfahrung einzutauchen, weil ein isoliertes Feuergefecht für sich stehend einen gewissen Spielspaß hervorgerufen hat, könnt ihr sicher sein, dass die schlampige Programmierung der Entwickler, die eine Abkürzung nach der anderen nehmen, euch schnell aus diesem Zustand herausreißen wird. Eure Kameraden im Kampf gegen die Bestien teleportieren sich regelmäßig, manchmal vor euch, in anderen Fällen ganz weg, während die dümmliche KI der Biester -- wir sprechen hier von einem Niveau weiter unter dem ersten Halo aus dem Jahre 2001 -- mit ihrem oftmals stark geskripteten Verhalten irritierend oder amüsierend wirken wird, aber niemals bedrohlich.

Die Enttäuschung der Kampagne kann der gelungene Online-Multiplayer nicht ganz wett machen. Gut weniger als zehn Sekunden vergehen zwischen Matchmaking und Spieleintritt ein Matches in gewohnten Deathmatch-Modi mit bis zu acht Spielern. Das ist eine stressfreie Angelegenheit ohne Lags, die dank des Waffenarsenals ziemlich spaßig ist. Wer vor dem Einschlafen noch ein paar Kopfschüsse verteilen will, kann dies auch gemütlich ins Bett gekuschelt tun. Leider ist der Mehrspieler-Aspekt aber etwas mager auf den Rippen, so dass dieser eure Aufmerksamkeit nicht allzu lange halten wird.

Man muss sich fragen, wieso Sony aus diesem Titel nicht mehr gemacht hat. Es wäre wichtig gewesen, gerade weil Resistance eine Art Vorreiter-Rolle einnimmt, dem Spieler ein Produkt zu bieten, das nicht im Vergleich mit den großen Geschwistern in allen Aspekten den Kürzeren zieht. Dass man die Entwicklung an ein Team ausgelagert hat, welches seit 2000 kein einziges gutes Spiel herausgebracht hat, hätte man als schlechtes Omen sehen können und im Endeffekt ist Resistance: Burning Skies, trotz des kurzweiligen Multiplayers, kein Spiel, das diesem Trend entgegensteuert. Wer auf Ego verzichten kann, holt sich seine Action-Dosis lieber bei Unit 13 ab. Evil

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