Unvereinbare Dinge

(Artikel)
Christin Kämke, 25. Mai 2012

Unvereinbare Dinge

Wie Männer und Frauen und Gamer und so

Okay, was treibe ich in der Magier-Akademie? Was ist das denn für eine übertriebene Rüstung? Und wieso habe ich 87 Eisendolche in meinem Gepäck? Da lässt man den Herren eine halbe Stunde allein und - schwups - erkennt man den eigenen Skyrim-Charakter nicht mehr. Plötzlich sind da Quests angefangen und gelöst, die man nie wollte, und man hat sich Feinde und Freunde gemacht, auf die man lieber verzichten würde. Seine Antwort ist ganz und gar logisch für ihn: Meine Rüstung war schlecht, also hat er meine Schmiede-Fertigkeiten so schnell gesteigert, wie er konnte, und hat mir dann eine Deadra-Rüstung zusammengebastelt. Er wäre stolz, würde ich nicht sagen, die Rüstung sei unglaublich hässlich und dass es mich stört, dass man den Kopf meines Charakters nicht mehr sehen kann.

Der heutige Header kommt von Erika. Besten Dank!
"Ist doch vollkommen egal", meint er.
Für mich nicht. Wieso sollte ich stundenlang ein Gesicht erstellen, wenn es mir später egal ist? Was bringt es mir, eine Fähigkeit auszubauen, wenn ich das durch eintönige Arbeit tun muss? Warum sollte ich auf Quests eingehen, die nicht zu der Geschichte passen, die in meinem Kopf vorherrscht?

Und daraus resultierend gefragt: Bin ich die einzige, die so denkt?


Quelle: GfK/BIU e.V.

Bei meiner Recherche und Rumfragerei kam ich zu einem einfachen Ergebnis: Nein, ich war nicht allein mit dieser Einstellung. Allerdings war der Großteil der mir zustimmenden Gamer weiblich. Sicher, Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus und sowieso eigentlich total inkompatibel – aber den meisten Frauen, die mehr als nur Facebook-Spielchen zocken, wird doch oft unterstellt, sie müssten ihre wuchernden Brusthaare trimmen und Hormone schlucken, damit ihnen nichts zwischen den Beinen wächst. Sollte also dennoch eine so große Kluft in der Gemeinde herrschen?

Die Game Ad Net Studie von 2011 ergab, dass es ca. 23 Millionen Gamer in Deutschland gibt, 9,9 Millionen davon Frauen. Männer stehen auf Action- und Rennspiele, die Weibchen wollen nachdenken, tanzen und Karaoke singen.


Quelle: Bitkom.org

Die Mehrzahl meiner Bekanntinnen sind allerdings keine Dance-Dance-Revolution-Süchtigen, sondern genießen die gleichen Spiele, die ich auch von den Männern kenne. In RPGs, Shootern und Adventure-Games haben sie genauso gelitten, gekämpft und sich bis zum Ende durchgebissen. Nur auf eine andere Art und Weise als ihre männlichen Kollegen.
Frauen legen Wert auf Handlung, auf die Tiefe der Charaktere und die Identifikation mit diesen. Spiele wie Dragon Age 2 wurden von Kritikern in der Luft zerrissen, da der Nachfolger dem vorangegangen Epos nicht gerecht wurde, Dungeons sich wiederholten und beim Level-System abgespeckt wurde. Die Fangemeinde um dieses Game könnte jedoch nicht größer sein - allein aus dem Grund, dass den Charakteren eine Geschichte gegeben und die Interaktion mit dem Helden deutlich hervorgehoben wurde.

Ästhetik sollte man dabei auch nicht vergessen. Ich habe noch von keinem Mädel gehört, das ihren Charakter alt und runzlig gemacht hätte, oder bevorzugt kleine, hässliche Zwerge wählt. Egal, ob Frau einen männlichen oder weiblichen Helden spielt: Gut muss er aussehen und sein Partner, wenn möglich, dazu passen.
Männer dagegen legen Wert darauf, das Beste zu haben oder der Beste zu sein: Das mächtigste Schwert, die dickste Rüstung und auf der Highscore-Liste ganz oben stehen. Frauen können darauf getrost verzichten, solang alles andere stimmig für sie ist.

Genau das führt mich auch zurück zu meinem Skyrim-Charakter: Vielleicht ist die Rüstung gut und ich kriege tolle Boni von manchen Quests, aber all die Handlungen passen einfach nicht zu dem Hintergrund, den ich ihm gab. Mein braver, edelmütiger Ritter tritt nicht der dunklen Bruderschaft bei, nur um ein Pferd zu bekommen, und damit basta.

Einen allgemeingültigen Anspruch hat dies jedoch nicht. Es gibt ebenso Männer, die auf Highscores verzichten können, als auch Frauen, die sich besinnungslos leveln. Die besten Spiele scheinen schließlich nach wie vor solche zu sein, die eine gute Portion von allem für beide Geschlechter bietet. Dann können sich die Männer über ihre Errungenschaften austauschen und Frauen Bildchen für ihre Charaktere malen. Solang keiner dem anderen die Leidenschaft streitig macht, können diese inkompatiblen Wesen in friedlicher Koexistenz spielen. Dini

Kommentare

Marcel
Gast
29. Mai 2012 um 14:30 Uhr (#1)
Sexy Titelbild! :) Davon gibt es nicht zufällig auch eine Version inklusive des dazugehörigen Kopfes? ;)

PS: Toller erster Artikel Dini!
Marcel
Gast
29. Mai 2012 um 14:32 Uhr (#2)
Schlagt mich, ich war nur zu lange nicht hier, es war garnicht dein Erster *duck*
Dini
29. Mai 2012 um 17:32 Uhr (#3)
Die gute Dame, von der das Foto stammt, hat leider dieses nicht mit Kopf (zumindest nicht in der Gallery) aber ihr nettes Gesicht kann man dafür auf vielen anderen Fotos bewundern. ;)

Danke, danke :) Ich nehm das Kompliment auch für den dritten Artikel an. :D
Haris
02. Juni 2012 um 00:49 Uhr (#4)
ich meine ja nun endlich die Essenz dieses Artikels verstanden zu haben! Frauen sind oberflächlich und Männern kommt es auf die inneren Werte an. Ob das so beabsichtigt war/richtig ist?
Jozu
08. Juni 2012 um 00:18 Uhr (#5)
"Hast du die Rüstung des Dovahkiin gesehen?" - "Oh Gott! Ja, habe ich." - "Held hin oder her: Drachenschuppen sind ein No-Go! Habe ich nicht recht meine Liebe?" - "Absolut, Darling!"
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18. April 2024 um 04:35 Uhr
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