Tobe's Vertical Adventure

(Artikel)
Rian Voß, 26. April 2012

Tobe's Vertical Adventure

Rein da, Schatz greifen, abhauen!

Oh Mann, da sitzt man gerade vor der Konsole, die Jalousien sind heruntergelassen und im eigenen Dunst verdichtet sich gerade die so richtig geile Zockeratmo, da muss natürlich die Freundin reinkommen. Wo andere, mit Gamern liierte Damen eventuell verlangen, dass man jetzt zum Shoppen mitkommen soll, dass sich der Abwasch türmt oder sie frecherweise verlangt, dass man unter der Dusche mal ein paar Schichten des in mühevoller Kleinarbeit angesammelten Drecks abtragen soll (ich nenne es: "milieubedingte Körperpanzerung"!), kommt Nana frustriert in Tobes Wohnung und trägt ihn am Kragen zur Schatzsuche weg. Das ist jetzt kein augenzwinkernder Euphemismus, sondern Tobe soll wirklich auf irgendwelchen Inseln auf Höhlenforschung gehen. ...Ach, jetzt hört doch auf!

In Tobe's Vertical Adventure übernimmt man die Rolle von Tobe. Oder von Nana. Oder, wenn man einen Gefährten an derselben Tastatur oder vor derselben Xbox hat, gleich beiden. Und dann geht's runter. Also nicht mit dem Spielspaß, sondern vom Leveldesign her. Jede Karte in TVA besteht aus einem kleinen Dungeon, das man hinabklettern muss und an dessen tiefsten Punkt eine große Schatzkiste voller Punkte auf einen wartet. Auf dem Weg dorthin gibt es weitere Punkte in Form von Edelsteinen, kleineren Truhen oder Hühnern (okay..?), die nicht nur eine charmant hohe Summe im Abschlussbildschirm erzeugen, sondern auch hin und wieder Tobes und Nanas Statuswerte erhöhen.


Runter geht es dabei meistens ganz leicht. Runter kommen sie schließlich alle! Aber wenn man einmal den dicken Oschi am Fuße der Grotte aufgestemmt hat, löst sich selbstverständlich irgendwo ein alter Maya-Mechanismus und es gibt eine schreckliche Erderschütterung, die einige Wände einstürzen lässt und so das Level für den Rückmarsch ein wenig verändert. Außerdem läuft ab diesem Zeitpunkt ein Timer - ist der einmal bei Null angekommen, dann können unsere Protagonisten zusehen, wie sie sich aus ihrem verschütteten Loch wieder rausgraben.
Glücklicherweise sind die zwei sehr bewandert darin, an diversen, komfortabel platzierten Seilen herumzuklettern oder gerade noch so schaffbare Abgründe zu überspringen. Dabei unterscheiden sich Frau und Typ ein wenig in ihren körperlichen Eigenschaften, hauptsächlich dadurch, dass Nana einen Uterus hat den weltbekannten Doppelsprung beherrscht, während Tobe sich immerhin noch ein wenig mehr an die Naturgesetze hält und nur Wände hochzulaufen vermag. Des Weiteren sind ein paar Gimmicks überall verteilt, namentlich Balons und Einmal-Seile. Mit ersteren kann man bequem für ein paar Sekunden sanft irgendwo hinabschweben, mit letzteren kann man auf die Schnelle eine Kletterhilfe herbeizaubern. Wirklich notwendig ist das aber eigentlich nur, wenn man alleine spielt und jedes Areal komplett von Schätzen befreien möchte - im Ko-Op kann man sich durchgehend durch eine Art Räuberleiter über jedes Hindernis behelfen.

Gerade der Ko-Op-Modus ist die größte Stärke und die schlimmste Schwäche des Spiels. Einerseits ist es sehr witzig, in diesem Arcade-Feeling zu zweit auf Punktejagd zu gehen und sich dabei gegenseitig nach Leibeskräften zu unterstützen (Lootkonkurrenz wie in Four Swords kommt leider nicht auf, da beide Spieler in denselben Pool wirtschaften), andererseits geht der ohnehin schon recht einfache Plattformtourismus vom Herausforderungsgrad her beim Duett endgültig in die Knie, will sagen: Einzelspieler- und Multiplayer-Missionen sind exakt gleich. Ein paar neue Level, die man nur im Team überwinden könnte, wären schön gewesen.


Tobe's Vertical Adventure ist ein eingängiges Spiel für PC und die Xbox-Live-Indie-Plattform. Es ist zwar kein LARA-Gewinner, aber für ein bis zwei sorgenfreie Stunden im Ko-Op durchaus zu haben. Wer seine Lust auf Hüpfen und Springen kurz mal eben befriedigen möchte, der ist hier adäquat beraten; wem es aber nach dem Verschlingen von Retro-Hardcore-Titeln wie Cave Story oder VVVVVV nach einem weiteren Hauptgang verlangt, dem wird nach diesem Appetitanreger noch ordentlich der Magen knurren. Rian

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