Twisted Metal

(Artikel)
Benjamin Strobel, 19. April 2012

Twisted Metal

Autos, Clowns und das Chaos

Was haben Clowns mit Autos zu tun? Jede Menge, wenn man David Jaffe, dem Schöpfer von Twisted Metal, glauben darf. Der ungewöhnliche Titel, der weder ins Racer- noch ins Shooter-Genre passt, platziert sich in der seltenen Kategorie namens Car Combat. Twisted Metal verwickelt den Spieler nicht nur in großartige wie zeitweise chaotische Kämpfe Auto gegen Auto, sondern auch in abstruse Geschichten.

Eine der drei Hauptpersonen des Spiels ist Sweet Tooth, der Clown (siehe Header). Der gewalttätige Massenmörder schlachtet hauptberuflich Familien ab - nimmt nun allerdings am Twisted Metal-Event teil. Der mysteriöse Betreiber Calypso verspricht dem Gewinner die Erfüllung eines seiner Wünsche. Da dem verrückten Clown vor vielen Jahren tatsächlich mal ein Mädchen entwischt ist, wünscht er sich nichts sehnlicher als ihren Aufenthaltsort zu erfahren, um sie endlich zu töten. Was eignete sich da besser als Autokämpfe bis zum Tod mit Aussicht auf die Erfüllung eines Wunsches? Klingt immer noch einfacher als sieben magische Kugeln zu suchen, oder? Wenn das Spiel diese Vorgänge geklärt hat und sich der Spieler so richtig mit dem Hauptcharakter identifiziert, geht es auch schon los: Deathmatch mitten in der City!

Dieses Gefährt erinnert mich irgendwie an die Ghostbusters

Inmitten der Absurdität dieses Spiels sucht man die Logik vergebens. Stattdessen sollte man sich der abgefahrenen Vorstellung hingeben und das anfängliche Tohuwabohu akzeptieren: Überall ist der Feind und Schüsse prasseln von allein Seiten auf den Spieler ein. Nachdem man sich ein Fahrzeug und zwei andere als Ersatz ausgewählt hat, geht es auch schon los. Erst mal visualieren: Der Spezialangriff ist aufgeladen - also am besten gleich mal die X-Taste drücken. Der Truck des Clowns verschießt seinen Deko-Kopf vom Dach, der sich als Verfolgungsrakete entpuppt und eine Menge Schaden reißt. Leider muss sich der Spezialangriff erst wieder erholen, bis man ihn erneut benutzen kann. Was tun? Sekundärwaffe abfeuern! Die verbauten Kanonen des Trucks arbeiten im Dauerfeuer, fräsen aber nur sehr langsam Schaden ins Blech der Gegner. Am besten fliehen, also. Sehr wichtig bei Twisted Metal: Die Taste zum Drehen des Fahrzeugs benutzen. Das ist so etwa wie die Handbremse, funktioniert aber auch im Stehen. Knopf halten und drehen, dann nochmal Boost dazu und weg ist man!
Auf dem Weg finden sich zahlreiche Zusatzwaffen. Mit eingesammelten Raketen im Gepäck kann man zurück in die Schlacht! Eine nach der anderen verursacht ordentlich Schaden. Aber was ist das? Plötzlich kann sich der Truck nicht mehr rühren. Jemand hat einen Schock auf ihn abgefeuert! Kann ich sowas auch? Japp! Neben der Spezialwaffe und dem Sekundärangriff verfügt jedes Fahrzeug über einen Satz von Standard-Fähigkeiten, die an einer eigenen Energieanzeige zehren: Schock (zur Paralyse), Schutzschuld (selbsterklärend) und Minen (Schwupp! Nach hinten weg...). Im richtigen Moment eingesetzt, retten sie einem den Hintern unter dem Angesicht des Todes hinweg!

Ein großer Nachteil vieler Waffen ist allerdings das Lock-On. Aktiv zu zielen wäre bei dem Durcheinander des Spiels allemal zu viel verlangt, also ist das eigentlich okay. Leider wählt das Zielsystem nicht immer den Feind aus, den man gerne abschießen würde. So kann es passieren, dass man jemandem akribisch verfolgt, das Lock-On sich aber lieber ganz woanders platziert. Zwar lässt sich das Ziel per Tastendruck wechseln, das kann aber wertvolle Sekunden kosten. Hinzu kommt die generelle Komplexität der Steuerung, die zu Anfang gar nicht so leicht zu lernen ist. Ich habe mich schließlich mit der Racer-Steuerungsvariante angefreundet, aber da es viele zusätzliche Aktionen wie Boosten und Springen gibt, dauert es wirklich, bis die zahlreichen Kommandos in Fleisch und Blut übergegangen sind.

Achja: Der Clown-Truck ist auch ein Transformer.

Neben dem klassischen Deathmatch gibt es zahlreiche Variationen wie Käfigmatches (die etwas an King of the Hill erinnern, da der Käfig die Position wechselt und man hinterher muss, um nicht zu sterben) oder Kampfarenen, die mit Fallen gespickt sind. Und am Ende eines jeden der drei Kampagnen-Titel wartet ein Endboss auf den Spieler. Während das gefühlte Chaos mit der Zeit durch eine strategische Komponente ersetzt wird, steigt auch der Schwierigkeitsgrad der Kämpfe. Zu Anfang fragt man sich noch: Wozu eigentlich die Ersatzfahrzeuge? Ich schaffe es doch locker mit einem! - das ändert sich später. Um sein Fahrzeug zu wechseln, muss man eine Garage aufsuchen. Das sollte man auch rechtzeitig tun, wenn man nicht auf dem Weg dahin getötet werden will. Auch die Wahl der Fahrzeuge kann den Sieg ausmachen: sie unterscheiden sich nicht nur in der Ausstattung mit Spezialwaffen, sondern auch in Geschwindigkeit und Panzerung. Leider musste ich herausfinden, dass die kleinen Fahrzeuge zwar sehr durch ihre Wendigkeit profitieren, aber dennoch zu schnell Schrot fressen. Mittelstarke Panzerung ist eigentlich Pflicht und so manches Mal lohnen sich die dicken Trucks.

Schnell! Aber auch schnell einen Kopf kürzer.

Stellt man sich gut an, verdient man sich neue Waffen dazu. Das gilt auch für den Multiplayer-Modus, für Erfahrungspunkte gibt es nämlich auch Waffen. Neben dem umfangreichen Online-Modus gibt es hier sogar die Möglichkeit im LAN und im Splitscreen zu spielen. Der Mehrspieler-Aspekt rückt bei Twisted Metal deutlich in den Vordergrund, zumal die Kampagne in einem Tagesmarsch zu durchlaufen ist. Zuzüglich zu Fahrzeugen und Waffen kann man sogar neue Skins freispielen und im Netz so richtig individualisiert gegen andere abstinken. Für die Tabellenkämpfer gibt es Ranked Matches, aber wer es ein bisschen entspannter möchte, kann sich auch in Unranked Matches versuchen. In beiden Fällen gibt mehrere Spielmodi, die aus der Kampagne schon bekannt sind, und sogar Teamspiele.

Twisted Metal zeigt sich mit dem besten Arcade-Gesicht! Wenn ihr ins Car Combat-Genre einsteigen wollt, ist jetzt die Gelegenheit! Der Exklusivtitel für die PlayStation 3 hat bisher keine echte Konkurrenz auf seinem Gebiet, mal abgesehen von seinen Vorgängern, aber die braucht es auch nicht. Wer sich von einer umfangreichen Steuerung und etwas Eingewöhnungszeit nicht abschrecken lässt, wird in Twisted Metal ein anspruchsvolles Spiel mit großem Wiederspielwert im Mutliplayer finden. Nex

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