Reality Fighters

(Artikel)
Benjamin Strobel, 13. März 2012

Reality Fighters

Voll real, ey!

Augmented Reality war schon eines der großen Versprechen für den Nintendo 3DS. Seit dem Launch des 3D-Handhelds mit ein paar AR-Demos hat man aber nicht mehr viel davon gehört. Auf der PS Vita dagegen geht man offensivere Wege: Reality Fighters, PS Vita-Launchtitel, bringt das volle Augmented-Reality-Paket mit. Und was der Beater sonst so kann, habe ich hier auch noch aufgeschrieben!


Was ist an Reality Fighters so real? Kurze Antwort: Zum einen die Kämpfer, zum anderen die Schauplätze.

Bevor man das Spiel so richtig beginnt, wird man erst mal durch die Charakter-Erstellung geführt. Neben einem großen Repertoire an Hemden, Hosen, Hüten und anderen Kleidungsstücken kann man auch die Figur selbst durch zahlreiche Modifikationen jagen: Frisuren, Größe, Breite und Muskelmaße zählen hier noch zu den konventionellen Ideen. Bevor man sich auf die Modifikationen stürzt, springt die Kamera der Vita an und will das Gesicht des Spielers scannen. Findet man willige Opfer, kann man über die Außenkamera auch andere Personen fotografieren. Anschließend generiert das Spiel aus dem Gesicht ein Ingame-Äquivalent der Person. In der Regel klappt das ziemlich gut, aber schlechte Beleuchtung ist ein absolutes No-Go. Das kennen wir ja schon von den Foto-Funktionen bei Kinect-Titeln.

Ist das Äußere nach Zufriedenheit und den derzeitigen Möglichkeiten fertiggestellt, geht es an die inneren Werte. Hierfür kann man aus verschiedenen Kampfstilen wählen. Neben dem Boxer-Kampfstil und Kung-Fu bietet Reality Fighters auch ausgefallene Spezialitäten wie Ballet und den Zombie. Alle verfügbaren Stile finden sich auch in vorgefertigten Charakteren des Spiels wieder. Zu Anfang ist der Roster sehr klein und muss erst nach und nach durch das Erledigen von Spielaufgaben aufgefüllt werden. Erst dann werden die entsprechenden Stile auch für den Charakter-Editor verfügbar. Leider sehen die selbstgebastelten Kämpfer oftmals etwas creepy aus. Das liegt besonders daran, dass die Körper einfach komische Formen haben. Auch die Köpfe sehen in diesem Zuge manchmal etwas aufgesteckt aus, was gar nicht mal an der Textur des Gesichts liegt, sondern einfach am Polygon-Gerüst der Figur.


Realität Stufe 2 stellt über Augmented Reality die Kampfumgebungen bereit. Neben ein paar vorgefertigten Stages von bekannten Umgebungen im 360-Grad-View kann man auch seine AR-Karten Gebrauch machen. Zu Hause auf dem Tisch, bei der Arbeit auf dem Büro-Teppich oder auf dem Dach eures Hauses: jeder Ort wird zum Kampfschauplatz. Man kann sogar sein Gerät um die Karte herum bewegen, um den Blickwinkel aufs Kampfgeschehen zu ändern. Leider wird dieses Feature zu einem großen Manko des Titels: Während des Kampfes wackelt man relativ viel hin und her, besonders wenn man mal mehr auf die Tasten hämmert. Man muss sich also immer mal wieder neu justieren, weil man das Kampfgeschehen aus dem Blick gerückt hat. Zudem kann es bei hitzigen Kämpfen durch das Gewackel auch mal unübersichtlich werden. Sehr schade, dass eine nette Idee an so einer Kleinigkeit scheitert, aber das ist eben die Quittung für versäumte Konsequenzen aus dem einem Praxistest. Man wird ja wohl einen gemacht haben?


Das Gameplay selbst bietet leider nur wenig Tiefe. Es ist sehr schön, dass sich die meisten Stile distinkt unterscheiden und sich wirklich unterschiedlich anfühlen. Mit Buttonmashing kann man die simplen Special-Moves (halbe Drehung plus... irgendwas) fast beliebig oft hintereinander durchführen. Da sich das Super-Meter dank vieler Treffer sehr schnell füllt, kann man die brachialen und teils wirklich lustigen Super-Angriffe ebenfalls etwas zu oft ansetzen, sodass das Spiel meistens zu einfach ist.

Der Multiplayer-Modus bietet ebenbürtige Feinde online oder lokal, hebt das Niveau aber leider wenig - Buttonmashing bleibt klar im Vordergrund von Reality Fighters. Insgesamt baut das Spiel einfach auf seine witzigen Ideen, doch etwas Substanz wäre sicher nicht schlecht gewesen. Zahlreiche Frisuren, Kleidungsstücke und Stile, die erst freigespielt werden wollen, bieten zwar einen Ansporn auf lange Zeit, täuschen aber nur oberflächlich über das monotone Gameplay hinweg. Unterm Strich bleiben witzige Ideen und Online-Begegnungen der dritten Art mit merkwürdigen Eigenkreationen - selbst für 29,99 Euro ist das etwas wenig. Freunde der Idee sollten auf ein passendes Angebot warten, Beater-Fans sind besser mit der Vita-Version von Ultimate Marvel VS. Capcom 3 beraten. Nex

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