Iron Brigade

(Artikel)
Haris Odobašic, 16. Januar 2012

Iron Brigade

The Game Formerly Known As Trenched

In einer dunklen Stunde in der Geschichte von Tim Schäfers Double Fine Productions, in der es Probleme mit Publishern gab und nicht klar war, ob ihr Spiel Brütal Legend überhaupt jemals das Tageslicht sehen würde, veordnete der Studio-Chef eine zweiwöchige Brainstormsession für die gesamte Firma. Das Resultat waren vier Spielekonzepte, die alle am Ende entwickelt wurden. Iron Brigade, das vormals Trenched hieß und in den USA schon seit Sommer 2011 erhältich ist, aber aus rechtlichen Gründen, die auch die Umbenennung erklären, in Europa lange verschoben wurde, ist das letzte dieser vier Konzepte. Und genau wie alles, was Double Fine Productions macht, erwartet euch ein ziemlich abgefahrener Mix. Nennen wir es mal Tower-Defense-Action-Mech-RPG in einer Art Steampunk-Erster-Weltkrieg-Setting.

Auch wenn wir nicht wissen, wie es zu diesem Bild gekommen ist, hier der Link zum Ursprung des Header-Motivs.
Aber halt, jetzt nicht wegdrücken, auch wenn ihr beim Gedanken an Türme und Gegnerwellen schon schreckliche Magengeschwüre kriegt. Iron Brigade einfach als Tower-Defense-Spiel abzuschreiben - das hat es nicht verdient. Denn natürlich, die gewohnten Elemente sind da: die Gegner kommen in nach und nach an, um ein Ziel, das ihr beschützt, zu zerstören, während ihr mithilfe eurer Türme natürlich versucht, sie davon abzuhalten. Aber genauso gut könnte man Iron Brigade in die Schublade Mech-Spiel stecken, denn die Trenches genannten Riesenmechs, die ihr im Cabrio-Stil ohne Dach bemannt, sind der wahre Star des Spiels. Wie man es aus jedem guten Mech-Spiel gewohnt ist, habt ihr natürlich die Möglichkeit euer Kriegsgefährt beliebig zu modifizieren. Ein bisschen vercasualisiert natürlich, also ohne kryptische Gewichtslimits oder 10-KG-Spezialcontroller, sondern stattdessen einfach und übersichtlich.

Die Wahl stellt sich meistens zwischen Waffen-fokussierten Mechs oder welchen, die auf Türme ihr Augenmerk legen. Erstere haben mehr Slots für Waffen, können damit auch richtig schweres Geschütz wie zerstörerische Artilleriekanonen oder mächtige Scharfschützengewehre transportieren, müssen sich aber bei den Türmen meist auf simple MGs beschränken. Die richtig coolen Dinger, beispielsweise Minenleger-Türme, entgehen ihnen also.

Habt ihr schließlich euren Traummech zusammengepuzzelt, begebt ihr euch auf eine von knapp zwanzig unterschiedlichen Karten. Dort erwarten euch gut zehn verschiedene Gegnertypen. Fängt es locker an mit simplen Nahkampf-Hau-Draufs, die euch und eure Türme komplett ignorieren und sich stattdessen nur um das Ziel kümmern, an, gibt es später neben fetten Boss-Gegnern auch Spezial-Einheiten, die dann auch gerne mal eure teuer erkauften und aufwändig upgegradeten Türme einfach mal vernichten. Fiese Biester sind das, sage ich euch.
Doch die Karten unterscheiden sich nicht nur in Aussehen und Zusammenstellung der Gegner-Wellen. Auf manchen Maps müsst ihr auch mit Umgebungseinflüssen kämpfen, beispielsweise Sandstürmen, die euch die Sicht versperren. Und andere wiederum verzichten ganz auf das Übliche Wellen-Konzept, da seid ihr dann in der puren Offensive gegen ganz eigentümliche Boss-Gegner.

Das alles ist eine gute Kombination -- aber alleine natürlich nicht so spaßig. Darum ist ein unkomplizierter Multiplayer-Modus das Herzstück des Spiels. Ihr könnt nämlich zwischen Missionen einfach ein paar Kameraden einladen oder per Matchmaking finden lassen, die nicht nur für härtere Gegner und damit besseres Loot sorgen, sondern auch noch eurem "Regiment" hinzugefügt werden. Die letzten gut 10 Leute, mit denen ihr gespielt habt, sind Teil eures Regiments, was auf den ersten Blick keine direkten Auswirkungen auf das Spiel hat. Aber wenn ihr mal eine Zeit lang nicht gespielt habt und euch wieder einloggt, kriegt ihr Belohnung für das, was die anderen so geleistet haben! Es gibt nämlich, wie man es heutzutage ja schon gewohnt ist, gewisse Herausforderungen der Marke "Töte X Gegner mit Waffe Y" und Ähnliches. Und diese kommen eben in zwei Ausführungen: einerseits nur für euch alleine und andererseits in einer Variante für euer Team, in der eben alle was beitragen. Und für jede erfolgreich abgeschlossene Herausforderung gibt es das Manna der Videospieler: Loot. Da wird schon das Einloggen zu einem freudigen Erlebnis gestaltet.

Ich fühle mich noch immer schlecht, es Tower Defense zu nennen, auch wenn das die naheliegendeste Genre-Assoziation ist. Andererseits, wenn es um Spiele geht, finde ich einen Vergleich zum Horde-2.0-Modus von Gears of War 3 gerechter, gepaart mit eben dem üblichen Diablo/Borderlands/Phantasy Star Online/etc.-Loot-Faktor. Wenn ihr also auf eine Kombination der zwei letzteren Elemente Lust habt und sowieso üblicherweise dem üblichen Double-Fine-Charme erliegt, kann ich euch Iron Brigade, eines der besten Download-Spiele des Jahres 2011, also nur wärmstens ans Herz legen. Evil

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