Das Springen

(Artikel)
Joshua Peters, 04. März 2017

Das Springen

Und warum wir es nicht brauchen

Früher war alles besser. Okay, das ist gelogen, aber es gab kein Springen in Videospielen. Warum sollte man in Space Invaders, Pong oder Tetris auch springen? Irgendwann waren dann die Möglichkeiten erschöpft und man hielt es für eine gute Idee das Springen einzuführen. Eine Weile ging das auch gut, aber funktionert das Springen immer noch so makellos wie früher? Jetzt, da wir so viel mehr Möglichkeiten haben?

Dieser Beitrag wurde erstmals am 13.1.2012 veröffentlicht.

Gutes Spiel - kein Springen

Jump 'n' Run war einmal ein großes Genre - viele Plattformer zählen heute immer noch zu Kulthits und auch heute verkaufen sie sich noch gut. Aber hat ein Spiel wie das neue Mario für den 3DS, das hauptsächlich darauf basiert, dass man rumspringt und Münzen sammelt, wirklich noch eine Daseinsberechtigung? Ich meine, es ist ja nicht so, als wär' jetzt irgendetwas neu daran. Trotzdem verkauft sich sowas wie geschnitten Brot. Sux.

Natürlich gibt es Ausnahmen, wie z. B. Nyan-Tech, die wirklich Fingerakrobatik von einem verlangen und kein Casual-Rumgehüpfe darstellen, dass schon tausendmal da gewesen ist. Wenn wir nun aber mal vom Jump-'n'-Run-Genre absieht, so kann man ja in fast jedem Spiel heutzutage springen. Ab und an scheint einem das ja sinnvoll zu erscheinen, aber wenn wir mal ehrlich sind, braucht man es in vielen Fällen einfach nicht. Dass es auch ohne geht, beweisen viele Hit-Spiele, die auch von riesigen Communities gespielt werden. Ich erwähne da jetzt einfach mal Gears of War und Guild Wars. Auch Einzelspielerkracher wie Mass Effect oder Dragon Age kommen ohne springen aus und haben verdammt viele Fans.

Gutes Spiel - kein Springen

Zudem bin ich der Meinung, dass wir uns zu sehr an diesen "Luxus" gewöhnt haben und nicht mehr wirklich mitbekommen, wie es uns bei einigen Spielen das Erlebnis verderben kann. Betrachten wir einmal einige meiner Lieblingsspiele: Morrowind und Oblivion. Beides grandiose Spiele und kaum einer wird mir hier widersprechen wollen. Hier konnte man sich allerdings bei der richtigen Klasse, die man sich ja auch selbst zusammenstellen konnte, durch das Springen aufleveln. Durch das verdammte Springen! Und dann springt man auch noch höher! Damit kommt man unter Umständen an Orte, an die man eigentlich gar nicht sollte - oder zumindest nicht so einfach. Damit verpasst man etwas. Oft passt es auch einfach nicht zum Setting eines Spiels, die ganze Zeit springen zu können. Und wir alle tendieren ja dazu, die ganze Zeit zu springen, wenn man von einem Ort zu einem anderen soll. Man stelle sich jetzt also ein Kriegsszenario vor, in dem man sich vom Schlachtfeld in ein Lazarett begeben soll, weil dort ein Freund von einem liegt. Und wie tut man das? Fröhlich über das verdammte Schlachtfeld hüpfend. Wow.

Scheiß Spiel - Springen

Natürlich ist das Hüpfen nicht immer fehl am Platz - manchmal gehört es einfach dazu ein Hindernis zu überwinden. Aber das kann ja auch kontextsensitiv geschehen, wie z. B. bei Resident Evil 4 und 5, wo das ja meines Wissens nach auch niemanden gestört hat, dass er nicht die ganze Zeit umherhoppeln konnte.

Somit ist meine Überzeugung, dass man nur noch Hüpfen können sollte, wenn es angebracht ist. In Plattformern wäre das natürlich immer, allerdings sind Plattformer in meinen Augen genau so tot wie Point-and-Click-Adventures. Auch wenn es von Leuten wie Nintendo und Sega immer noch künstlich am Leben gehalten wird.

Auch Ihr - Jozu

Kommentare

Rian
13. Januar 2012 um 23:50 Uhr (#1)
Üblicherweise bin ich ein Verfechter des Springens, aber zumindest hier muss ich dir grummelnd zustimmen (mal abgesehen von deiner Abneigung gegenüber Plattformern), denn Sprungeinlagen haben in Spielen nicht immer etwas verloren.

Die Darstellung ist aber ein wenig irreführend, denn es gab auch früher genug Spiele, die über Protagonisten verfügten, die nicht springen konnten. Zum Beispiel Link. Okay, der konnte springen, aber meistens nur in Löcher rein. Wegen der begrenzten Knopfauswahl auf den Controllern mussten sich die Entwickler aber auch genauer überlegen, ob sich so ein Feature überhaupt lohnt oder nicht. Ein Spiel wie Call of Juarez oder Oblivion haben halt den Knopf dafür vorgesehen, obwohl er nicht unbedingt notwendig ist. Okay, wenn ich daran denke, wie oft ich in TES-Spielen an irgendwelchen Kanten hängen geblieben bin, dann hat der Knopf zum Bugfixen auch wieder seine Daseinsberechtigung.

Ich hege dennoch aus zwei Gründen Sympathien für das Rumgehüpfe, solange es nicht die Atmosphäre des Spiels stört: 1. Ist es psychischer Balsam. Ich glaube, Ocarina of Time hätte seinerzeit wesentlich schlechtere Bewertungen bekommen, wenn der Spieler nicht während der vielen Laufpassagen einen Knopf drücken könnte, um sich abzulenken - übrigens auch ein Feature, das in Dragon Age 2 mit dem "Waffenzücken" seinen Platz gefunden hat. 2. Springen ist ein vertikaler Freiheitsgrad. Dieser ist egal, wenn man nicht gerade dem Char über die Schulter oder aus seinen Augen herausguckt oder ihn von der Seite betrachtet, aber ansonsten ist es ganz simpel eine Beraubung des Spielers um eine ganze Dimension. Dieses Fehlen merkt man. Ich bin jedes Mal gänzlich verstört, wenn ich Time Splitters 3 spiele und ich keine Taste zum Hüpfen finde. Springen ist ein Rettungsring für viele Situationen, aus denen es mit "normalen Mitteln" anscheinend keinen guten Ausweg mehr gibt. Wenn ich umgekehrt frage, wie oft dir schon in Spielen unkontrolliertes Herumspringen den virtuellen Arsch gerettet hat, dann gehe ich mal davon aus, dass die geschätzte Zahl nicht unbedingt klein sein wird. Und im Spiel ist alles, was einem das Leben rettet, etwas Positives. :3
Ben
14. Januar 2012 um 18:06 Uhr (#2)
Halo?
Jozu
14. Januar 2012 um 20:34 Uhr (#3)
Team SWAT - Elfenbeinturm (Halo 2 Name - vergessen wie die Map bei Reach heißt). Spiel es und du weißt, dass springen bei Halo saugt.
Haris
15. Januar 2012 um 14:11 Uhr (#4)
Also ich finde, dass gerade Morrowind ein schlechtes Beispiel ist. Ich hatte mir da einen lustigen Ninja-Khajiit gebaut, und das der eben ordentlich springen kann passt absolut in die Spielwelt rein und das so ein athletischer Katzenhumanoid nicht in der Lage wäre wenigstens ein bis zwei Meter ausm Stand zu springen wäre arg lächerlich. Macht auch ganz sicher nicht die Atmosphäre kaputt, sondern verstärkt sie eher noch. Und zum Aufleveln durch Springen: in den Elder Scrolls Spielen kann man auch durch Laufen aufleveln. Da finde ich ein Level-Up durchs Springen ja schon fast ein kleines bisschen weniger ungewöhnlich.

Ansonsten mag ich es in Spielen springen zu können. Nicht alle Spiele brauchen es -- Gears hat durch seine Ausweichrolle eben das perfekte Äquivalent gefunden -- aber ich kenne bisher eigentlich kaum ein Spiel, wo ich mich gestört gefühlt habe durch die Möglichkeit zu springen. In wenigen Spielen, Red Dead Redemption zum Beispiel, ist Springen ziemlich "nutzlos", da man sich dadurch nicht unbedingt schneller bewegt noch durch das Springen irgendwelche tollen Gameplay-Möglichkeiten hat, aber selbst dort störe ich mich höchstens daran, dass man den Knopf besser hätte belegen können.
Was mich vielleicht am ehesten beim Springen stört sind Spiele, die ein möglichst realistisches Setting haben und es dann trotzdem erlauben, dass man wie ein lustiger Knilch springt und gleichzeitig ballert. So ala CS. Aber das ist dann eben auch nicht unbedingt ein Problem mit dem Springen an sich, sondern höchstens ein Realismus- und Atmosphäre-Fail.

In vielen anderen Spielen hingegen ist Springen richtig gut gemacht und ein wichtiges Feature. Würde man in Halo plötzlich nicht mehr springen können, würde sehr viel Spielspaß verloren gehen, alleine durch die ganzen geheimen Ecken und Kanten die man durch ein paar gute Sprünge erreichen kann. Andere Spiele wie Assassin's Creed haben das Springen eben genommen und es evolutioniert, was denke ich auch eine sehr gute Entwicklung für Videospiele ist.
Ben
17. Januar 2012 um 18:53 Uhr (#5)
@Evil

In MW3 gibt es die verrückten Akimbo-Springer.. die machen tatsächlich das realistische Setting kaputt, weil man denkt: Okay, wenn jetzt Krieg wäre, würde niemand mit zwei Uzis in der Hand um die Ecken springen, um Leute abzuballern.
AsgarZigel
19. Januar 2012 um 18:58 Uhr (#6)
Wenn die Alternative ist um die kleinsten Pupsanhöhen und -zäune herumwatscheln zu müssen dann nehme ich die Springerei gerne in Kauf ;)

Ich bin übrigens auch einer der durch-die-Gegend-Hüpfer weil ich denke dass ich dann schneller bin. Ich glaub das hat mit Mario Kart 64 angefangen... da hieß es auch immer auf der Zielgeraden *hüpfhüpfhüpf*
Gast
19. April 2024 um 05:54 Uhr
GASTNAME
E-MAIL (nicht öffentlich)
      
SICHERHEITSFRAGE
Mit wie vielen "d" schreibt sich "dailydpad"?
ANTWORT

Themen

Jetzt spreche ICH!
Sparte - Wir haben eine Meinung und keine Angst, sie auch zu sagen! Manchmal labern wir aber auch nur Anekdoten vor uns her.
Klettern, hüpfen, springen
Gameplay-Element - Wände, Simse und gewagte Sprünge über Kluften haben schon etwas für sich. Jedenfalls ist der Weg von A nach B kreativ - und selten in der Horizontalen - zu überwinden.
Spielosophie
Sparte - Ob Analyse von Gameplay-Elementen, Gedanken zu Entwicklungen und Trends oder höhere Erkenntnisse im Themengebiet Videospiele - die Spielosophie ist das Coq au Vin unter den Pommes Frites.

Gefällt dir unser Artikel?

Ähnliche Artikel