Risk: Factions

(Artikel)
Haris Odobašic, 19. Dezember 2011

Risk: Factions

Volles Risiko oder neues Risiko?

Eigentlich ist Risiko ein Glücksspiel. Ich bezweifel nämlich, dass man mit der allerbesten Strategie auch nur ein bisschen kompensieren kann, was die Würfel so alles vernichten, wenn es mal nicht läuft und man ein schönes 1er-Abo bestellt hat. Dennoch erfreut sich das Ding einer schier unendlichen Beliebtheit und dürfte nicht weit hinter Monopoly und Mensch Ärgere Dich Nicht auf der Liste der beliebtesten Brettspiele liegen. Kein Wunder also, dass es, ähnlich wie andere Genrevertreter à la Carcassonne oder Siedler von Catan, immer mal wieder in eine digitale Form gebracht wurde, um es auch Leuten ohne riesige Tische zu ermöglichen, ein bisschen Spaß zu haben.

Risk: Factions ist dabei der neueste Versuch, der euch gleich vor die Wahl stellt: wollt ihr das übliche Risiko spielen oder eine neue Variante? Wer das übliche Risiko wählt, findet eine wirkliche 1-zu-1-Umsetzung des Brettspiels ohne Missionsziele wieder. Bis zu fünf Spieler, offline leider nur vier, kämpfen um Territorien und damit um die Weltherrschaft, indem sie mit ihren Truppen Invasionen auf feindliche Gebiete starten, die per Würfelglück entschieden werden. Da man sich dicht am Original gehalten hat, findet man hier eben alles, was das ursprüngliche Brettspiel so gut bzw. schlecht gemacht hat: Unendliche Freude, wenn mal ein unwahrscheinlicher Kampf zu eigenen Gunsten ausgeht, eine Spieldauer, die auch mal gerne mehrere Stunden in Anspruch nimmt, und natürlich muss man trotz des etwas schnelleren Spielablaufs, da einem kuriose Würfelrituale und ähnliches erspart bleibt, sich ordentlich einen Wolf warten, wenn die anderen Spieler am Zug sind.


Die neue Variante entfernt sich dabei nicht zu weit von Risiko, hat aber ein paar neue Ideen. Eine davon sieht vor, dass man verschiedene Ziele erfüllen kann (das ist jetzt nicht soooo neu, aber war im Brettspiel auch nicht von Anfang an mit dabei), um zum Sieg zu kommen. Diese können daraus bestehen, dass man bestimmte Punkte auf der Karte halten, gewisse Kontinente unter seiner Macht haben oder die Hauptstädte der anderen Spieler erobern muss. Unterschiedliche Karten, die auch ihre Spezialitäten haben, sorgen für zusätzliche Abwechslung als die sonst immer gleiche Risiko-Weltkarte. In einem Level gibt es beispielsweise einen kleinen Inselkontinent mit mehreren Terrains, der von einem Damm geschützt wird. Wenn ein Spieler die Kontrolle über diesen Damm übernimmt – dadurch, dass er zwei auf unterschiedlichen Kontinenten liegende Territorien übernimmt – hat er jede Runde die Wahl, ob er die Insel überfluten möchte, mit dem Resultat, dass alle Einheiten bis auf eine Einheit in den dortigen Territorien vernichtet werden.

Eine andere Neuerung sind die Overkills. Wer zwei 6er in seinem Angriff würfelt, halbiert mal eben spontan die Anzahl der gegnerischen Truppen in dem Terrain, während man mit drei 6ern einen noch stärkeren Overkill fabriziert, quasi einen Uberkill, der alle Truppen vernichtet.
Rein kosmetisch hingegen sind die verschiedenen Fraktionen, die zur Auswahl stehen. Das ist insbesondere deswegen ärgerlich, weil der Begleittext verspricht, dass jede Gruppierung einzigartige Fähigkeiten besitzt. Im Spiel merkt man davon aber gar nichts.

Durch den stärkeren Fokus auf die Offensive hat man mit dieser Risiko-Variante insgesamt eine um einiges schnellere Spielerfahrung, die man auch gerne mal zwischendrin reinquetschen kann. Spiele dauern nicht länger als 30 bis 60 Minuten. Was man am Ende aber bevorzugt bleibt wohl Geschmackssache, es ist aber schön die Wahl angeboten zu bekommen.


Viel Drumherum gibt es bei der Präsentation. Die fünf Fraktionen sind, anders als man es vielleicht beim eher trockenen Risiko erwarten würde, erstaunlich schillernd und mit viel Persönlichkeit gestaltet. Es gibt Menschen, geführt von einem ultramilitaristischen General, Kommunistenkatzen und sogar Zombies, deren Anführer auf den schönen Namen Colonel Claus von Stiffenberg hört. An vielen Stellen versucht das Spiel mit seinem Charme von der Drögheit, die Risiko eigentlich ausstrahlt, abzulenken und das gelingt sogar insoweit, dass man ruhig mal die mit fünf Karten eher kurze Kampagne, die lustig erklärt, wie alle Fraktionen dazu kommen sich durch eine Verkettung unglücklicher Umstände gegenseitig den Krieg zu erklären, durchspielen kann.

Es gilt gleich klarzustellen, dass eine Partie Risk: Factions selbstverständlich nicht mit dem Original mithalten kann. Selbst im lokalen Multiplayer stellt sich das als eine etwas witzlose Sache heraus, wennn man bedenkt, dass man genauso gut das Brettspiel spielen könnte. Andererseits gibt es die Möglichkeit online zu spielen, die es ermöglicht eine Partie des Klassikers zu genießen, wenn es sonst aus logistischen Gründen nicht möglich wäre, genug Leute zusammenzukriegen. Und man sollte nicht vergessen, dass Risk: Factions auch die mit Abstand beste Umsetzung des Hasbro-Dauerbrenners auf Computer und Konsolen darstellt. Evil

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