Daytona USA

(Artikel)
Rian Voß, 13. Dezember 2011

Daytona USA

Gentlemen, start your engines

Eigentlich war ich zu Saturn-Zeiten ja mehr der Sega-Rally-Spieler - wenn meine verkrüppelten Racer-Skills denn überhaupt dazu ausreichen, mich selbst so nennen zu dürfen. Aber ich dürfte selbstverständlich niemals ein aufmerksamer Leser von NotUKResistance sein, wenn ich nicht über kurz oder lang zum Lieblingstitel dieser herzhaften, britischen Sega-Fan-Seite greifen würde: AM2s Daytona USA. Nach heutigen Standards ist selbst die für Xbox Live Arcade aktualisierte Version im Vergleich zu anderen Rennspielen ziemlich umfangslos. Aber, irgendwie... hat es was... ich weiß auch nicht... vielleicht ist es ROOOOOOOLLIIIIIIIIING STAAAAAAAAAAAAAAAAAAART!


Daytona USA gehört zu einer Reihe von Aushängeschildern vergangener Zeiten, als die Himmel noch blau, der Spaß unbeschwert, "Story" ein Nischen-Feature war und als die meisten erfolgreichen Spiele direkt aus der Arcade-Halle kamen. Und als Sega noch Spiele machte, deren Soundtrack man lauthals mitsingen konnte. Living in the city, open your heaaaaart! Diese Eigenschaften lassen sich hier besonders gut erkennen, denn auch wenn die "Neuauflage" von Daytona einen Multiplayer-Modus spendiert bekommen hat, so bleibt der pure Kern doch erhalten und es gibt nur ein wirkliches Ziel: die Jagd nach der absolut schnellsten Zeit im Singleplayer, sei es mit CPU-gesteuerten Fahrzeugen oder ohne.

Dabei spielt es absolut keine Rolle, dass nur drei Strecken (mit Spiegelung theoretisch sechs) existieren, die sich mit zwei verschiedenen Autos des Hornet-Teams befahren lassen - eins mit Automatik und einer Spitzengeschwindigkeit von 315km/h, das andere manuell und mit 325km/h. Warum spielt es keine Rolle? WEIL WIR HIER NICHT IM KINDERGARTEN SIND!
Ahem. Die drei Strecken von Daytona sind nach Härte gestaffelt. Der Anfänger-Kurs besteht ausschließlich aus Links- respektive Rechtskurven, der fortgeschrittene lässt einen schon mal in unterschiedliche Richtungen lenken und der Experten-Track führt einen durch abgesperrte Stadtgebiete, die es ordentlich in sich haben. Will man nun eine Top-Zeit fahren, oder überhaupt mal auf dem normalen Schwierigkeitsgrad als erster ins Ziel kommen, dann sitzt man da nicht nur ein paar Minuten dran, bekommt nach ein bisschen Zähnezusammenbeißen seine Platinmedaille und kann dann weitermachen, oh nein. Die drei Kurse sind wie alte Liebhaber. Man kommt immer und immer wieder zu ihnen zurück, studiert ihre Stärken und ihre Schwächen. Man wird mit ihnen kreativ. Man lernt selbst nach vielen Jahren immer noch neue Seiten an ihnen kennen. So lange, bis man selbst im Schlaf genau weiß, wann man bremsen und wann man Gas geben sollte. Im Vergleich dazu begehen Karten anderer Rennspiele die reinsten Prostitution.


Was aber noch viel wichtiger ist als der extreme Fokus auf spielerische Leistung Marke "leicht zu lernen, schwierig zu meistern", ist der unendlich große Flair, der diesem Spiel anhaftet. Dazu gehört einerseits natürlich die aufgefrischte, dennoch antiquierte Grafik, das Rütteln der Modelle durch die damals erst vor kurzem in Umlauf gebrachte 3D-Grafik, die emotional überwältigende Flut an Pastellfarben und, selbstverständlich, der Soundtrack. EAs Lizenzkiste in allen Ehren, es geht doch nichts über wirklich echte, eigens zu diesem Zwecke komponierten Musik, die jeden Zeitgenossen, der auch nur die Worte "Rolling Start" leise vernimmt, sofort in ein warmes Nostalgie-Wachkoma einbettet.

Neben den nötigen Spielmodi wie einem Online-Multiplayer, Time Attack und dem Arcade-Modus gibt es auch noch ein paar kleine Perlen zu entdecken: etwa den Karaoke-Modus. Hier werden für einige Lieder des grandiosen Soundtracks die Texte während des Fahrens eingeblendet. Oder der Survival-Modus, bei dem das Auto, welches übrigens in allen anderen Modi bei schweren Unfällen total verbeult, langsam den Grip verliert und man überlegen muss, ob man noch genug Zeit vorrätig hat, um neue Belege auf die Reifen zu klatschen. Das macht das Daytona-Paket einfach nur sympathischer.

Manche Spiele haben nicht viel anzubieten. Viele lächeln nur müde über drei Strecken, zwei Autos und drei "echte" Modi. Aber wenn einfach nur alles so sehr stimmt, dass ich nach meinem ersten erfolgreichen Kampf um den ersten Platz beim Erscheinen der Mini-Credits einen ziemlich ausführlichen Siegestanz aufs Parkett lege, dann ist der betreffende Titel seine 800 MS-Points auf jeden Fall wert. In diesem Fall ist Daytona USA dieses Spiel und es fragt sich, ob ihr taff genug seid, um in die Top 100 des Online-Rankings einzubrechen. Rian

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Review
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Spiele des Artikels

RELEASE
08. Juli 1995
PLATTFORM
Arcade
Plattform
Sega 32X
Plattform
Sega Saturn
Plattform
Xbox 360
Plattform

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