Bangai-O

(Artikel)
Rian Voß, 28. Juni 2008

Bangai-O

Boom, Baby!

Im Zuge des unlängst in Japan erschienenen Nachfolgers des sehr guten Dreamcast- und N64-Spiels Bangai-O für den DS namens Bangai-O: Spirits möchte ich euch ein wenig über dieses Explosionsbonbon aus dem Hause der genialen 2D-Spiele (Treasure) zufaseln.

Das junge Heldenduo, bestehend aus dem hitzköpfigen Riki und seiner Schwester Mami, kommen eines Tages nach Hause und müssen bemerken, dass ihr Vater von den fiesen Weltraumpiraten der SF Kosmo-Gang verprügelt wurde. Das geht ja so nicht! Der Wissenschaftler hat in seiner Freizeit zum Glück so ein Gerät, das als Bringer des Bösen bezeichnet wird, zum Boten der Gerechtigkeit umgebaut: Den Bangai-O! Zitat aus dem Intro:

DEIN FREUND IST BANGAI-O

Der Name bedeutet nichts.

Jetzt liegt es an den Geschwistern, der teuflischen Kosmo-Gang das Handwerk zu legen, das Universum zu retten, ihren Vater zu rächen, die überdimensionalen Space-Früchte zu befreien und dabei alles in Schutt und Asche zu legen, was sich ihnen in den Weg stellt!


Okay, nicht mehr lange reden, gleich rein ins Spiel: Man startet als ein etwa fünf Pixel großer Roboter in einem geschlossenen 2D-Areal, welches mit allerlei zerstörbaren Objekten gefüllt ist: Kisten, Bäume, Häuser, Gegner. Nun kann man in acht Richtungen umherdüsen und entweder zielsuchende Raketen (Riki) oder von Wänden abprallende Laser (Mami) abfeuern, wobei die Spielfigur durch einen Knopfdruck sofort gewechselt werden kann. Entweder kann man jetzt alles kaputt machen (gibt Punkte, macht Spaß) oder gleich zum Endgegner vorflitzen, der immer irgendwo auf der Karte wartet. ...Natürlich wartet er! Nein, er stürmt den Helden nicht mit seiner ganzen Handlangerarmee entgegen. Was denkt ihr denn? Hört mal, Jackie Chan kämpft auch immer nur gegen einen Schläger zur Zeit. Das hat schon seinen Sinn.

Auf jeden Fall muss man diesen Endgegner besiegen und dann ist der Level geschafft. Dieses Verfahren wiederholt sich lückenlos in allen vierundvierzig Höllenleveln, allerdings mit Einigem an Variation. Wir reden hier schließlich über ein Treasure-Spiel - langeweiliges Gameplay gibt's hier nicht! Um also nicht durch ständiges Dauerfeuer in ein Langeweilekoma zu fallen, wurden die meisten Level im Puzzle-Format aufgebaut. Oft müssen irgendwo Kisten zerstört oder explosive Objekte gezündet werden, die dann in einer Kettenreaktion ihrerseits irgendeine Tür öffnen, die sich irgendwo in der Gegend befinden. Oder man muss einem ständigen Steinregen aus Objekt-Spawnern ausweichen, um nicht unwiderbringlich in einem Granitgrab eingeschlossen zu werden.


Tja, für solche Fälle hätte man sich mal eine Bombe aufsparen sollen.
Aber auch wenn man seine grauen Zellen uberraschenderweise mal beanspruchen muss, so stellen die großen, unverkeilten, weitläufigen ZERSTÖRE-AAALLEEEEES-Karten immer noch den größten Spielspaß. Das liegt daran, dass der Bangai-O eine Spezialfähigkeit beherrscht: Die Counter-Bomb! Je gefährlicher es für die Insassen des Megabots wird, desto mehr Konter-Geschosse werden im Moment größter Not entgegengefeuert. Wenn etwa eine müde Plasmakugel schleichend auf den Spieler zukriecht, dann werden nur läppische vierzig Bombengeschosse gezündet. Das lohnt ja nicht. Aber wenn ein Bossgegner seine fetten Phazer-Salven auf das unvorbereitete Zockerlein zurasen lässt, dann können schonmal 400 Raketen simultan entgegengerotzt werden. Das kann dann auch mal in starken, ungewollten, wenn auch im Sinne für sich unfreiwillig coolen Software-Slo-Mos enden - vor allem, wenn die Endgegner dann damit anfangen, die Konter zu kontern. Was kann man dagegen tun? Noch mehr kontern! Und hoffen, dass einem nicht die Bomben ausgegangen sind. Wäre sonst schade ums schöne Chassis.

Zusätzlich zum Boom-de-Blasto-Gigantomania mit tierisch vielen Explosionen (die Endpunktewertung besteht eigentlich NUR aus getätigten Explosionen) gibt es noch eine witzige, hirnlose Story, kranke Charaktere und abgöttisch herrliche Dialoge mit den Bossen und Mrs. M, die Infotussi, die Riki im ersten Level noch für den Anführer der Kosmo-Gang gehalten hat. Naja, jeder macht Fehler, nicht wahr? Besonderes Schmuckstück der Running Gags: Der Endgegner und verkapptes Tele-Tubby Sabu wird im gesamten Spieleverlauf nicht einmal, nicht zweimal, sondern etwa vierzehn Mal getötet - was Riki total auf die Palme bringt und mir als Spieler mit jedem Mal mehr Lachtränen in die Augen trieb.

Riki: "Häh?! DU SCHON WIEDER!"
Sabu (#7): "Wir treffen uns zum ersten Mal."
Riki: "Also... hast du Brüder?"
Sabu: "Ich habe keine Brüder!"
Riki: "Dann warst du es doch! Oder nicht? Oder wie?"
Sabu: "Lass uns kämpfen!"

Ich habe mich außerdem schon mal so ein bisschen mit der japanischen DS-Bangai-O-Version beschäftigt. Der enthaltene Story-Mode wurde anscheinend leider auf Tutorial-Länge zurechtgestutzt und lässt sich in einer halben Stunde locker beenden. Allerdings gibt's noch mehrere kleine Challenge-Maps, mit denen man noch gut was zu tun hat. Die Steuerung wurde, meines Erachtens, leider unnötig verkompliziert, was an den unterschiedlichen Waffen- und Bombensystemen liegen mag (mit dabei sind etwa Schwerter, Baseball-Schläger, Gummiballgeschosse, Zeitbomben und Gravitationskiller), hätte man aber auch anders lösen können. Ich kriege auf jeden Fall schon nach kurzem Spielen einen Krampf in den Daumen.

Mein besonderer Dank geht an Mr. Monkeyman, der mich durch seine tolle Seite erst auf den Treasure-Dreh gebracht hat.
Besonderes Augenmerk wurde bei diesem Bangai-O jedoch auf den User Content gelegt: Mit einem integrierten Map Editor lassen sich eigene Karten erstellen, die man dann auch im Multiplayer begehen darf. Diese Maps lassen sich durch ein für mich immer noch nebulöses Sound-System auf den PC übertragen und ins Internet laden. So wie ich das verstanden habe, werden die Karten als Sound verschlüsselt, die man dann per PC-Mikrofon aufzeichnen und hochladen kann. Und wenn man eine Karte "runterladen" will, dann spielt man dem DS-Mikrofon einfach einen Map-Sound über die Boxen vor. Sehr merkwürdig, hmm. Naja, wenn's klappt? Weiß wegen der Language Barrier jetzt leider nicht so genau, ob ich Bangai-O: Spirits ohne Weiteres empfehlen kann, aber wenn ihr einen N64 oder Dreamcast habt, dann solltet ihr euch unbedingt mal die respektiven Spiele besorgen. Die rocken ungemein. Rian

Jozu: An dieser Stelle möchte ich noch einmal erwähnen, dass die Vorversion dieses Artikels schon seit über 2 Monaten hier in unserer Datenbank rumgammelte und auf seine Fertigstellung durch Rian wartete xD.

Rian: Gut Ding will Weile haben.

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RELEASE
20. Oktober 2000
PLATTFORM
Nintendo 64
Plattform
Sega Dreamcast
Plattform

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