Die Erde wird niemals aufgeben!
Die Erde wird niemals aufgeben!
Earth Defense Force: Insect Armageddon
Earth Defense Force 2017 gehörte eigentlich zu den Spielen, für die ich mir keinen Nachfolger wünschte. Alles war perfekt: der Kaufpreis billig, die Synchronstimmen schäbig, die Steuerung simpel, die Munition unendlich und die Anzahl an Waffen und Gegnern nahe dran. Darum habe ich auch den Mund sehr schief verzogen, als ich von Earth Defense Force: Insect Armageddon hörte und befürchten musste, das Spiel würde auf einer vom Entwickler unerwarteten Budgetwelle dahergesurft kommen und ein einwandfreies B-Videospiel mit nutzlosen, modernen Features verschlimmbessern. Die Angst war, wie sich herausstellte, vollkommen unbegründet, denn Insect Armageddon gehört zu der raren Spezies von Fortsetzungen, die Dinge verändern und gleichzeitig absolut ALLES besser machen.
Die Story im Sauseschritt: Aliens greifen die Erde an. Die sogenannten Ravager kommen in großen Blechbüchsen angeflogen, lassen einen Haufen gigantischer Insekten und Roboter auf unseren schönen, blauen Planeten fallen und meinen doch glatt, wir würden uns nicht wehren. Hah! Da haben sie aber nicht mit der Spezialeinheit Lightning gerechnet, die nun mal ordentlich unter den Insektoiden aufräumen soll.
Das macht man am besten mit einem Kumpel oder gleich zweien, was beim Setup zumindest ein bisschen umständlich ist, da man zwar ein einer Konsole zu zweit im Splitscreen spielen, der dritte im Bunde aber nur über das Internet dazufinden kann. Und was ist 3-Spieler-Ko-Op überhaupt für eine Idee? Hat man gerade keine Freunde zur Verfügung, werden die übrigen Charaktere vom Computer übernommen, der seine Rolle gar nicht mal so schlecht ausübt. Allerdings sind menschliche Mitspieler immer noch stark vorzuziehen, denn während man am Anfang noch über die mickrigen Angriffe der Ameisen kichert, muss man später um jeden Punkt auf der Energieleiste kämpfen, während man Maschinengestapfe mit Schuhgröße 5800 ausweichen muss.
Jozu und ich setzten uns also eines Tages an die wohl wichtigste Aufgabe unseres Lebens: EDF durchspielen. Jetzt, hier, sofort. Keiner geht auf Klo, bevor nicht der letzte Endgegner in seinem eigenen Blut liegt, sei es nun rot, grün, blau oder gelb. Die erste Schwierigkeit stellte sich schon bei der Auwahl der Rüstung: Battle, Jet, Trooper oder Tactical? Vier Klassen, die sich essentiell voneinander unterscheiden und kräftig beeinflussen, wie man das Problem in Form mörderischer Außerirdischer angeht. Der Trooper ist dabei unser klassischer Fußsoldat: er hat keine besonderen Fähigkeiten, kann dafür einigermaßen flink über das Spielfeld wetzen, gefallene Gefährten im Sekundenbruchteil wiederbeleben und hat die größte Waffenauswahl. Die anderen drei Klassen können über einen Knopf ihre jeweilige Spezialeigenschaft einsetzen, so kann der Tactical automatische Gewehre platzieren, der mit der Battle Armor zückt ein Schild und hat dicke HP und der Jet, naja, kann fliegen. Der Einsatz dieser Fähigkeiten schröpft die Spezialenergieleiste, welche sich aber glücklicherweise relativ flott wieder auflädt. Nach einigem Überlegen schnappte sich Jozu den Panzer auf zwei Beinen, ich den flotten Flugmann, wir färbten unsere Panzerungen violett und los ging es!
Sofort mussten wir zähneknirschend feststellen, dass wir in eine Mission hineingeraten waren, die nicht "Töte alle Feinde" lautete. Wa? Bwah? Was ist hier los? Erst zum Punkt A laufen, dann einen Sender aktivieren, dann weiterlaufen, dann auf Befehle warten, bwah? Ja. Aber das ist nicht schlimm! In den meisten Fällen handelt es sich bei den Aufträgen um eine leicht maskierte Version des üblichen Wellenangriffsschemas: Feinde kommen, man tötet sie, die nächste Welle anderer Feinde kommt, und so weiter. Das "realistische" Aufgabenschema ist dabei nur dazu gedacht, um auch mal ein bisschen Platz für Funkgespräche und Story zu machen, denn, oho, die Story ist gut! Okay, wir sollten es nicht "Story" nennen. Das wäre irreführend. Aber die Gespräche, die man so als unbescholtener Soldat der planetaren Sicherheit mithört, sind einfach nur köstlich. Hauptakteure sind die britisch angehauchte Stimme der Operationskoordination, OPS, der Für-Volk-und-Vaterland-Sicherheitsnerd des Geheimdienstes, INTEL, und Captain Sully, der uns immer mal wieder von einem Ort zum nächsten karrt und die ganze Situation nicht sonderlich ernst nimmt, weil er wie ein Linien-Pilot labert. "Wenn Sie jetzt rechts zum Fenster herausschauen, dann sehen Sie DAS BESCHISSEN GRÖßTE RAUMSCHIFF, das Ihnen jemals unter die Augen treten wird."
Wesentlich schöner als die schon amüsanten Tiraden unseres Flugbegleiters sind aber die Nervenzusammenbrüche, die OPS immerzu erleiden muss. Während die Dame versucht uns so gut es geht das Leben zu erleichtern und uns mit Informationen und Tipps zu füttern, stellt sich INTEL nämlich gerne mal quer. "INTEL, können Sie uns nähere Infos zum Missionsziel geben?" "OPS, das ist... äh... als super-duper geheim eingestuft." Oder weiß überhaupt nicht, was los ist. Überhaupt ist INTEL wohl der inkompetenteste Nachrichtendienst, den man erleben kann, da gehen die Hinweise von "Der Trick, diesen Gegner zu besiegen... ist seinen Angriffen auszuweichen und ganz viel auf ihn zu schießen." zu Kommentaren, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. In einer Situation referiert INTEL darüber, wie in Tokio festgestellt wurde, dass die riesigen Versionen der Hector-Roboter eine Schwachstelle an der Brust haben. Funkverkehr nach dem Zerstören des Hectors:
"Hey, ihr habt den Roboter besiegt! Unvorstellbar!"
"Wie, und was ist mit Tokio?"
"Naja, man konnte ihnen dort ein bisschen oberflächliche Schäden zufügen, aber keinen in die Knie zwingen. Den Robotern gehört Tokio jetzt."
Oh Mann.
Diese Waffen sind dabei so gefährlich, dass die EDF eigentlich die Städte, die sie beschützen soll, mehr in Schutt und Asche verwandelt als die Aliens an sich. Wie schon zuvor transformieren wenige Treffer mit Sprenggeschossen jeden Wolkenkratzer in ein Tal der Trümmer, so dass man häufiger mal in einer Häuserschlucht startet und das Kapitel in einer Ebene abschließt. Sehr beeindruckend fand ich auch die Effekte, die mit vielen Waffen einhergehen: Aus weiter Entfernung konnte Jozu schon die violetten Blitzwolken meiner Lieblingswaffen ausmachen - und sie meiden. Einstürzende Gebäude und einschlagende Raketen hinterlassen dicke Staubwolken, aus denen nicht nur einmal ein ziemlich unbeeindruckter Riesen-Cyborg herausstapfte, den wir eigentlich schon für tot gehalten haben. Manche Insekten schmeißen auch gerne Mal mit Autos um sich, was zu Situationen von Actionfilm-Qualität führt. Etwa meinte irgendjemand, ein Taxi nach Jozus dick gerüstetem Schädel zu werfen. Ihm macht sowas natürlich nichts aus, er sprintet ja aus Spaß schon Vehikel am Wegesrand kaputt. Also durfte ich beiwohnen, wie der geworfene Blechhaufen an seinem stahlharten Body auseinanderbrach und explodierte. ER IST DER JUGGERNAUT, BITCH!
Natürlich wurde auch das Arsenal an Monstern und Mutanten stark aufgestockt. Neben den üblichen Robotern und Insekten gibt es jetzt auch Roboter-Insekten! Kleine und große! Es gibt überdimensionale Wespen, die einen mit ihren weitreichenden Stichen das Leben zur Hölle machen. Es gibt gigantische Robo-Mantisse, die mit Schockwellen um sich schmeißen und mit einem Sprung mühelos große Distanzen überwinden. Es gibt kleine Krabbler, die einen ganz warm umarmen und dann noch wärmer in die Luft gehen. Man hat alle Hände voll zu tun und gerade da ist es wichtig, mit anderen Spielern zusammenzuspielen.
Denn die hervorstechendste Eigenschaft von Insect Armageddon ist der perfekt ausbalancierte Ko-Op-Modus. In vielen Shootern ist es so, dass, selbst wenn sie auf Kooperation ausgelegt sind, man das Spiel doch auch ganz gut alleine absolvieren kann. Zu zweit ist zwar irgendwie cooler, aber man muss sich nicht wirklich absprechen und einsam geht's auch. Bei Insect Armageddon ist ein einsamer Wolf ein toter Wolf. So fielen Jozu und mir im Zusammenspiel natürlich vollkommen unterschiedliche Funktionen zu: er steht rum und ballert aus seiner Gatling-Gun und packt den massiven Schaden aus, während ich herumflitze, verwundete Versorge, Gruppen von Gegnern mit meinen Raketen zerstreue oder mich auf Dächer von Gebäuden stelle und mit der Sniper einzelne Ziele auf's Korn nehme. Natürlich haben wir es hier weiterhin mit einer großen Portion an spaßmachendem, sinnlosem Rumgeballer zu tun, aber man sollte zumindest das Bild von Rambo, wie er auf einer Anhöhe steht und sich mit der Minigun wild im Kreise dreht, aus seinem Geiste verbannen. Wichtig ist hier nämlich tatsächlich auch die Kommunikation, denn wenn einer Probleme hat, kann der andere ein Medikit einsammeln, um alle Spieler zu heilen. So eine Art von Zusammenspiel, bei dem man ständig, vor allem auf den höheren Schwierigkeitsgraden, mit seinen Mitspielern reden muss, kenne ich maximal noch von Left 4 Dead, wobei es sich da auch eher auf ein "OMG, ICH WURDE VON EINEM ZOMBIE ANGEFALLEN!" "OKAY, ICH KOMME" beschränkt. Andere Shooter wie Halo oder Killzone stehen da in keiner Konkurrenz, alleine schon weil man dort die Sicherheit von minütlichen Checkpoints im Rücken hat. Bei EDF wird gefälligst die ganze Mission neugestartet, wenn alle tot sind.
Insofern können doch auch manche Stellen selbst durch das beste Teamwork nicht überwunden werden. So haben sich Jozu und ich dreieinhalb Stunden am vorletzten Level des zweithöchsten Schwierigkeitsgrades die Zähne ausgebissen, bevor wir kapitulieren mussten und uns darauf einigten, dass wir erst unsere Ausrüstung auf den nächsten Level grinden müssen. Seufz.
Da haben wir's also: Witzige Story, imponierende Effekte (bei schäbiger Umgebungsgrafik, aber wen stört's? Die Gebäude stehen eh nicht lange da) und eine ausladende, anspruchsvolle Kampagne voller Explosionen mit hohem Wiederspielwert. Darf's sonst noch etwas sein? Wie wäre es mit einem 6-Spieler-Survival-Modus, bei dem ihr euch Welle um Welle durch Gegnerhorden schlagen dürft? Oder mit einem Remix-Modus, der die Missionen der Kampagne mit einer alternativen Gegnerbesetzung beschlägt? Ach, ich weiß, was ihr wollt: Einen Kaufpreis unter 40 Euro. Ja, könnt ihr auch haben.
Im Grunde genommen braucht man nach EDF: Insect Armageddon nichts mehr. Behaltet euer Gears of War 3, euer Halo 4, eure fünf neuen Resistances, Half-Life 3 und was ihr mir sonst noch so entgegenschmeißen wollt, denn der Shooter des Jahres steht bei mir im Regal und bei ihm geht es darum, große Ameisen abzuknallen. Rian
Die Story im Sauseschritt: Aliens greifen die Erde an. Die sogenannten Ravager kommen in großen Blechbüchsen angeflogen, lassen einen Haufen gigantischer Insekten und Roboter auf unseren schönen, blauen Planeten fallen und meinen doch glatt, wir würden uns nicht wehren. Hah! Da haben sie aber nicht mit der Spezialeinheit Lightning gerechnet, die nun mal ordentlich unter den Insektoiden aufräumen soll.
Das macht man am besten mit einem Kumpel oder gleich zweien, was beim Setup zumindest ein bisschen umständlich ist, da man zwar ein einer Konsole zu zweit im Splitscreen spielen, der dritte im Bunde aber nur über das Internet dazufinden kann. Und was ist 3-Spieler-Ko-Op überhaupt für eine Idee? Hat man gerade keine Freunde zur Verfügung, werden die übrigen Charaktere vom Computer übernommen, der seine Rolle gar nicht mal so schlecht ausübt. Allerdings sind menschliche Mitspieler immer noch stark vorzuziehen, denn während man am Anfang noch über die mickrigen Angriffe der Ameisen kichert, muss man später um jeden Punkt auf der Energieleiste kämpfen, während man Maschinengestapfe mit Schuhgröße 5800 ausweichen muss.
Jozu und ich setzten uns also eines Tages an die wohl wichtigste Aufgabe unseres Lebens: EDF durchspielen. Jetzt, hier, sofort. Keiner geht auf Klo, bevor nicht der letzte Endgegner in seinem eigenen Blut liegt, sei es nun rot, grün, blau oder gelb. Die erste Schwierigkeit stellte sich schon bei der Auwahl der Rüstung: Battle, Jet, Trooper oder Tactical? Vier Klassen, die sich essentiell voneinander unterscheiden und kräftig beeinflussen, wie man das Problem in Form mörderischer Außerirdischer angeht. Der Trooper ist dabei unser klassischer Fußsoldat: er hat keine besonderen Fähigkeiten, kann dafür einigermaßen flink über das Spielfeld wetzen, gefallene Gefährten im Sekundenbruchteil wiederbeleben und hat die größte Waffenauswahl. Die anderen drei Klassen können über einen Knopf ihre jeweilige Spezialeigenschaft einsetzen, so kann der Tactical automatische Gewehre platzieren, der mit der Battle Armor zückt ein Schild und hat dicke HP und der Jet, naja, kann fliegen. Der Einsatz dieser Fähigkeiten schröpft die Spezialenergieleiste, welche sich aber glücklicherweise relativ flott wieder auflädt. Nach einigem Überlegen schnappte sich Jozu den Panzer auf zwei Beinen, ich den flotten Flugmann, wir färbten unsere Panzerungen violett und los ging es!
Sofort mussten wir zähneknirschend feststellen, dass wir in eine Mission hineingeraten waren, die nicht "Töte alle Feinde" lautete. Wa? Bwah? Was ist hier los? Erst zum Punkt A laufen, dann einen Sender aktivieren, dann weiterlaufen, dann auf Befehle warten, bwah? Ja. Aber das ist nicht schlimm! In den meisten Fällen handelt es sich bei den Aufträgen um eine leicht maskierte Version des üblichen Wellenangriffsschemas: Feinde kommen, man tötet sie, die nächste Welle anderer Feinde kommt, und so weiter. Das "realistische" Aufgabenschema ist dabei nur dazu gedacht, um auch mal ein bisschen Platz für Funkgespräche und Story zu machen, denn, oho, die Story ist gut! Okay, wir sollten es nicht "Story" nennen. Das wäre irreführend. Aber die Gespräche, die man so als unbescholtener Soldat der planetaren Sicherheit mithört, sind einfach nur köstlich. Hauptakteure sind die britisch angehauchte Stimme der Operationskoordination, OPS, der Für-Volk-und-Vaterland-Sicherheitsnerd des Geheimdienstes, INTEL, und Captain Sully, der uns immer mal wieder von einem Ort zum nächsten karrt und die ganze Situation nicht sonderlich ernst nimmt, weil er wie ein Linien-Pilot labert. "Wenn Sie jetzt rechts zum Fenster herausschauen, dann sehen Sie DAS BESCHISSEN GRÖßTE RAUMSCHIFF, das Ihnen jemals unter die Augen treten wird."
Wesentlich schöner als die schon amüsanten Tiraden unseres Flugbegleiters sind aber die Nervenzusammenbrüche, die OPS immerzu erleiden muss. Während die Dame versucht uns so gut es geht das Leben zu erleichtern und uns mit Informationen und Tipps zu füttern, stellt sich INTEL nämlich gerne mal quer. "INTEL, können Sie uns nähere Infos zum Missionsziel geben?" "OPS, das ist... äh... als super-duper geheim eingestuft." Oder weiß überhaupt nicht, was los ist. Überhaupt ist INTEL wohl der inkompetenteste Nachrichtendienst, den man erleben kann, da gehen die Hinweise von "Der Trick, diesen Gegner zu besiegen... ist seinen Angriffen auszuweichen und ganz viel auf ihn zu schießen." zu Kommentaren, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. In einer Situation referiert INTEL darüber, wie in Tokio festgestellt wurde, dass die riesigen Versionen der Hector-Roboter eine Schwachstelle an der Brust haben. Funkverkehr nach dem Zerstören des Hectors:
"Hey, ihr habt den Roboter besiegt! Unvorstellbar!"
"Wie, und was ist mit Tokio?"
"Naja, man konnte ihnen dort ein bisschen oberflächliche Schäden zufügen, aber keinen in die Knie zwingen. Den Robotern gehört Tokio jetzt."
Oh Mann.
Die NPC-Kollegen tratschen extrem viel, was sie lustigerweise ziemlich menschlich macht. Jozus und mein CPU-Genosse hieß Kid und der hat häufig für Furore gesorgt. Etwa wenn Jozu und ich das Zeitliche segneten und Kid der einzige war, der uns wiederbeleben konnte. Wir beobachteten also über die Kamera und haben den unter feindlichem Feuer hindurchtanzenden Kid auf den letzten Metern zu unseren Kadavern immer lautstark angefeuert. Nur einmal war Kid zu edel, um die Brücke zu uns runterzuspringen und meinte, er müsse die Treppe nehmen. Und starb. KID, WARUM?!?!?!
Doch das Wichtigste ist natürlich das Versenken unserer Bleikugeln und Raketenschrapnelle in den Chitin- und Metallpanzern unserer Feinde. Wie auch bei EDF 2017 hängt ein Großteil der Schwierigkeit der Mission davon ab, welche Wummen man denn einpackt - also OPS gut zuhören! Die Wahl der Waffen ist dabei überhaupt nicht einfach, immerhin stehen einem insgesamt über 100 zur Verfügung, aber an die meisten kommt man vom Anfang an sowieso nicht heran. Viele Schießeisen muss man erst aus härteren Gegnern herausprügeln, aber selbst wenn man mal ein passendes eingesackt hat, kann man es eventuell noch nicht bedienen, weil das Level des Charakters zu niedrig ist. Ganz genau, auch EDF ist auf den Zug der RPG-Elemente aufgesprungen. Bei einem Levelaufstieg werden so Grundeigenschaften wie Lebensenergie und Spezialenergieregeneration aufgestockt, aber wesentlich wichtiger ist der Zugriff auf eine neue Stufe an Plattmachern, die machen nämlich gewaltige Sprünge in der Schadensausteilung. Aber selbst wenn man sich mal in einen Raketenwerfer verliebt, sollte man doch mal andere Knarren ausprobieren, denn man kann positiv überrascht werden: Da feuern Granaten im 45°-Winkel in die Luft und lassen Schrapnelle regnen, der auf Silikonbasis zielsuchende Raketenwerfer kann zwar die kohlenstoffbasierten Insekten nicht anvisieren, dafür feuert er zehn Geschosse mit riesigem Explosionsradius ab, ein anderer Raketenwerfer wird eher als Shotgun beschrieben und so weiter und so fort. Ein Haufen kranker Waffen hat sich da angesammelt und es lohnt sich, immer mal wieder Neues auszutesten.Diese Waffen sind dabei so gefährlich, dass die EDF eigentlich die Städte, die sie beschützen soll, mehr in Schutt und Asche verwandelt als die Aliens an sich. Wie schon zuvor transformieren wenige Treffer mit Sprenggeschossen jeden Wolkenkratzer in ein Tal der Trümmer, so dass man häufiger mal in einer Häuserschlucht startet und das Kapitel in einer Ebene abschließt. Sehr beeindruckend fand ich auch die Effekte, die mit vielen Waffen einhergehen: Aus weiter Entfernung konnte Jozu schon die violetten Blitzwolken meiner Lieblingswaffen ausmachen - und sie meiden. Einstürzende Gebäude und einschlagende Raketen hinterlassen dicke Staubwolken, aus denen nicht nur einmal ein ziemlich unbeeindruckter Riesen-Cyborg herausstapfte, den wir eigentlich schon für tot gehalten haben. Manche Insekten schmeißen auch gerne Mal mit Autos um sich, was zu Situationen von Actionfilm-Qualität führt. Etwa meinte irgendjemand, ein Taxi nach Jozus dick gerüstetem Schädel zu werfen. Ihm macht sowas natürlich nichts aus, er sprintet ja aus Spaß schon Vehikel am Wegesrand kaputt. Also durfte ich beiwohnen, wie der geworfene Blechhaufen an seinem stahlharten Body auseinanderbrach und explodierte. ER IST DER JUGGERNAUT, BITCH!
Natürlich wurde auch das Arsenal an Monstern und Mutanten stark aufgestockt. Neben den üblichen Robotern und Insekten gibt es jetzt auch Roboter-Insekten! Kleine und große! Es gibt überdimensionale Wespen, die einen mit ihren weitreichenden Stichen das Leben zur Hölle machen. Es gibt gigantische Robo-Mantisse, die mit Schockwellen um sich schmeißen und mit einem Sprung mühelos große Distanzen überwinden. Es gibt kleine Krabbler, die einen ganz warm umarmen und dann noch wärmer in die Luft gehen. Man hat alle Hände voll zu tun und gerade da ist es wichtig, mit anderen Spielern zusammenzuspielen.
Denn die hervorstechendste Eigenschaft von Insect Armageddon ist der perfekt ausbalancierte Ko-Op-Modus. In vielen Shootern ist es so, dass, selbst wenn sie auf Kooperation ausgelegt sind, man das Spiel doch auch ganz gut alleine absolvieren kann. Zu zweit ist zwar irgendwie cooler, aber man muss sich nicht wirklich absprechen und einsam geht's auch. Bei Insect Armageddon ist ein einsamer Wolf ein toter Wolf. So fielen Jozu und mir im Zusammenspiel natürlich vollkommen unterschiedliche Funktionen zu: er steht rum und ballert aus seiner Gatling-Gun und packt den massiven Schaden aus, während ich herumflitze, verwundete Versorge, Gruppen von Gegnern mit meinen Raketen zerstreue oder mich auf Dächer von Gebäuden stelle und mit der Sniper einzelne Ziele auf's Korn nehme. Natürlich haben wir es hier weiterhin mit einer großen Portion an spaßmachendem, sinnlosem Rumgeballer zu tun, aber man sollte zumindest das Bild von Rambo, wie er auf einer Anhöhe steht und sich mit der Minigun wild im Kreise dreht, aus seinem Geiste verbannen. Wichtig ist hier nämlich tatsächlich auch die Kommunikation, denn wenn einer Probleme hat, kann der andere ein Medikit einsammeln, um alle Spieler zu heilen. So eine Art von Zusammenspiel, bei dem man ständig, vor allem auf den höheren Schwierigkeitsgraden, mit seinen Mitspielern reden muss, kenne ich maximal noch von Left 4 Dead, wobei es sich da auch eher auf ein "OMG, ICH WURDE VON EINEM ZOMBIE ANGEFALLEN!" "OKAY, ICH KOMME" beschränkt. Andere Shooter wie Halo oder Killzone stehen da in keiner Konkurrenz, alleine schon weil man dort die Sicherheit von minütlichen Checkpoints im Rücken hat. Bei EDF wird gefälligst die ganze Mission neugestartet, wenn alle tot sind.
Insofern können doch auch manche Stellen selbst durch das beste Teamwork nicht überwunden werden. So haben sich Jozu und ich dreieinhalb Stunden am vorletzten Level des zweithöchsten Schwierigkeitsgrades die Zähne ausgebissen, bevor wir kapitulieren mussten und uns darauf einigten, dass wir erst unsere Ausrüstung auf den nächsten Level grinden müssen. Seufz.
Da haben wir's also: Witzige Story, imponierende Effekte (bei schäbiger Umgebungsgrafik, aber wen stört's? Die Gebäude stehen eh nicht lange da) und eine ausladende, anspruchsvolle Kampagne voller Explosionen mit hohem Wiederspielwert. Darf's sonst noch etwas sein? Wie wäre es mit einem 6-Spieler-Survival-Modus, bei dem ihr euch Welle um Welle durch Gegnerhorden schlagen dürft? Oder mit einem Remix-Modus, der die Missionen der Kampagne mit einer alternativen Gegnerbesetzung beschlägt? Ach, ich weiß, was ihr wollt: Einen Kaufpreis unter 40 Euro. Ja, könnt ihr auch haben.
Im Grunde genommen braucht man nach EDF: Insect Armageddon nichts mehr. Behaltet euer Gears of War 3, euer Halo 4, eure fünf neuen Resistances, Half-Life 3 und was ihr mir sonst noch so entgegenschmeißen wollt, denn der Shooter des Jahres steht bei mir im Regal und bei ihm geht es darum, große Ameisen abzuknallen. Rian
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22. Juli 2011
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