Defiance

(Artikel)
Haris Odobašic, 17. August 2011

Defiance

Ist es Spiel oder Serie?

Ich bekenne mich ja gerne dazu, dass ich auf anspruchsvolle und gut gemachte Fernsehserien stehe. Leider haben aber die meisten Spiele zu Serien das Pech noch schlechter zu sein als Spielumsetzungen von Filmen. Man erinnere sich nur an Verbrechen an der Menschheit wie das grottige The-Shield-Spiel, das umgekehrt proportional zur Qualität der Serie war. Also sehr, sehr, sehr schlecht. Oder das Lost-Game, das zwar seine Vorzüge hatte, aber irgendwie auch nur Hardcore-Fans wirklich etwas geben konnte, während Gelegenheitsgucker und Nicht-Kenner vollkommen außen vor blieben. Defiance will nun beweisen, dass man auch gute Spiele im Zusammenhang mit Serien machen kann, in dem es einfach mal beides ist!

Denn wenn Defiance, das Spiel, auf dem Markt erscheint, wird auch gleichzeitig Defiance, die Serie, in den USA (und wohl auch in den wichtigsten europäischen Ländern, in denen das Spiel auch lokalisiert wird, wie Deutschland oder Frankreich) starten. Während das Spiel, von den Entwicklern liebevoll als "Persistent Open World Multi-Plattform Shooter... MMO" bezeichnet, wird die Serie ein einstündiges Science-Fiction-Drama.

Spiel und Serie teilen sich dabei die Welt und die Hintergrundgeschichte: Aliens kommen auf die Erde und wollen den Planeten mal eben terraformen, um neuen Lebensraum für sich zu erschaffen. Während einige Menschen strikt dagegen sind, gibt es auch Stimmen für diese Umwandlung und so werden Verhandlungen geführt, die ein jähes Ende finden, als eine weitere Fraktion ins Spiel kommt, die die Landungsschiffe der Aliens, Arks genannt, zum Abstürzen bringt. Dies hat zur Folge, dass die Erde teilweise terraformed wird. So wird man in Defiance nicht nur erdtypische Landschaften sehen, sondern auch außerirdische Flora und Faune, beispielsweise in Form von Pows, Tieren die ein Mix aus Kuh und Schwein darstellen.

Was man davon bisher sah, gefiel auf jeden Fall. Grafisch war man auf der selben Stufe mit vergleichbaren MMOs, die Kämpfe waren actionreich auch wenn sich noch nicht absehen ließ, wie taktisch das Geschehen am Ende sein wird. Die Entwickler versprachen aber, dass man nicht nur mit purem Run & Gun-Gameplay zu rechnen hat. Schön war auch zu hören, wie oft von den Entwicklern betont wurde, dass man wert darauf gelegt hat, dass das Spiel sich für Xbox- oder PS-Gamer wie ein Konsolentitel anfühlt, was hoffen lässt, dass man anders als bei bisherigen MMO-Versuchen nicht nur halbgare PC-Umsetzungen geboten kriegt.

Besonders gefallen hatte mir dabei eine Sequenz, die wir gegen Ende präsentiert bekamen, bei dem ein Kristall einer der Alien-Arks auf den Planeten abstürzte. So was wird nämlich regelmäßig passieren und eine Art globales Event darstellen, über das alle Spieler in der näheren Umgebung informiert werden. Diese Kristalle enthalten besonders wertvolle Alien-Technologie, die natürlich jeder haben will -- nicht nur die Spieler, sondern auch einige der Lebensformen, die euch so begegnen. In der gezeigten Sequenz war der Kristall nach dem Aufprall auf der Erde in den Klauen eines Unterbodenlebewesens, während sich zeitgleich Aliens zum Kristall bewegten, um ihn sich zu schnappen. Ein Timer startete und alle Spieler in der näheren Umgebung waren aufgefordert, das Wesen, das den Kristall festhielt, in diesem Zeitraum zu bekämpfen, während sie sich gleicheitig der Aliens erwehren mussten. Hätten sie es nicht geschafft, wäre das Vieh mit dem Kristall abgehauen. Sie schafften es, der Kristall brach auf, doch das Loot war dann doch etwas anders als vorgestellt: eine Art lebendige Waffe ohne den Willen, sich einfach von den Spielern ohne einen Kampf ins Inventar packen zu lassen. Tough Luck, Bro!

Einerseits war diese Stelle grafisch einfach beeindruckend. Wenn der Kristall auf den Boden kracht wird Staub aufgewirbelt und der Boden bebt, wenige Sekunden später ist schon Nonstop-Action angesagt, wenn die unterschiedlichen Gruppierungen sich um den Kristall prügeln. Andererseits hat mir auch Gefallen, wie sehr solche Sequenzen auf Teamwork setzen. Denn wenn man sich als Spieler nur darauf konzentriert, den Kristall zu befreien, ist man Kanonenfutter für die Aliens, während man andererseits auch nicht nur gegen die Aliens kämpfen kann, da das Zeitlimit gnadenlos weitertickt. Um erfolgreich in diesen Sequenzen zu sein ist es nötig, dass wildfremde Spieler zusammenarbeiten -- denn wenn sie das nicht tun, kriegt am Ende keiner was von der Technologie.

Ein cooles Feature, welches es leider nicht ins Spiel schaffen wird, war die Möglichkeit mit anderen Plattformen zusammenzuspielen. Die uns gezeigte Demo vereinte PC-, Xbox-360- und PS3-Spieler, das fertige Produkt wird es allerdings nicht ermöglichen, mit Spielern anderer Plattformen zusammenzuzocken. Schade, aber wenn man bedenkt, dass Microsoft und Sony jetzt nicht gerade allerbeste Freunde sind und PC-Spieler bei einem Shooter im Vorteil wären, kann man es doch nachvollziehen, wieso es nicht so sein wird.

Doch kommen wir nun zum anderen Defiance, der Serie. Mit Rockne O'Bannon, der Macher der hervorragenden 90er-Jahre-Sci-Fi-Serie Farscape, und dem Syfy-Network, dass dank Serien wie Battlestar Galactica und Warehouse 13 sich als erste Anlaufstelle für Fans von gutem Science Fiction (und schlechten Monster-Filmen) etabliert hat, ist das Projekt in kompetenten Händen. Die Serie wird dabei in einem Örtchen nahe St. Louis spielen und von einem Sheriff handeln, der in seiner Stadt vor die Herausforderung gestellt wird mit dieser neuen Situation, der Ko-Existenz zwischen Aliens und Menschen und den Freundschaften und Animositäten, die dabei so entstehen, umzugehen. Doch auch wenn das Spiel etwas weiter, in San Francisco, seinen Hauptschauplatz hat, soll es Crossover geben. Die Entwickler nannten dabei als Beispiel, dass man einen Charakter nach San Francisco schicken würde, welcher daher kurz nicht mehr in der Serie auftauchen würde -- aber dafür im Rahmen eines Events im Spiel verfügbar wäre für Quests und ähnliches. Und wenn das Event vorbei ist, kehrt der Charakter in der Serie zurück und erzählt von dem, was er in San Francisco erlebt hat, die Sachen die man als Spieler selber miterlebt und gestaltet hat. Ein anderes Beispiel handelte davon, dass Spieler die sich in den Leaderboards besonders gut schlagen nicht verwundert sein müssten, wenn sie plötzlich in einem Hintergrundgespräch in einer Bar mit Namen erwähnt werden, um ihre Leistungen zu würdigen.
Ob es dies genau so ins Spiel schaffen wird, das kann man aufgrund der noch einige Zeit dauernden Entwicklung nicht sagen, aber ich bin mir sicher, dass die Leute von Trion Worlds genug Möglichkeiten finden werden, Serie und Spiel näher zusammenzubringen, denn immerhin ist das eines der Elemente, das sie am stärksten von der Konkurrenz unterscheidet.

Wenn funktioniert, was die Entwickler hier präsentiert haben, dann könnte Defiance es wirklich schaffen, sich ein Stück vom MMO-Kuchen zu sichern, alleine durch seine Einzigartigkeit. Die Synergien, die zwischen Spiel und Serie entstehen könnten, klingen vielversprechend und die von dem Präsentator gebrachten Beispiele machen Lust darauf zu sehen, wie sich das nun wirklich abwickelt. Auch wenn es bis zum Release noch etwas dauern wird - die Entwickler sagten, dass wir sie auf jeden Fall nächstes Jahr wiedersehen werden - sollte man sich Defiance jetzt schon mal vormerken. Es hat das Potenzial, etwas ganz Großes zu werden. Evil

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