Crackdown 2

(Artikel)
Rian Voß, 07. August 2011

Crackdown 2

Orbs = Crack, also Orbsdown

Hah, ich wünschte mir, ich hätte seinerzeit einen Artikel zu Crackdown geschrieben, dann müsste ich nämlich zu Crackdown 2 jetzt nicht mehr viel sagen außer: es ist dasselbe. Naja, so ganz stimmt das nicht, aber es stimmt genug, um es ohne große Proteste behaupten zu können. Daher will ich kurz ein paar Sätze zum ersten Crackdown sagen und dann zu den Unterschieden des Nachfolgers übergehen.


Crackdown wurde bei Release damals leider nicht so ernst genommen wie es verdient hätte, denn da der Kauf des Spiels mit einem Free Pass für die Halo-3-Multiplayer-Beta einher ging, wurden die Verkaufszahlen immer mit den Halo-Nerds gekoppelt. Ich gehörte allerdings zu den Leuten, die das Spiel dann auch wirklich gespielt haben und nicht nur sagten "Crackdown? Ach so, das Spiel, das meiner Halo 3-Beta beilag?" Über einen kurzen Zeitraum hat sich Crackdown, neben Just Cause 2, wegen seiner absoluten Purität als mein liebstes Sandbox-Game entpuppt (tiefschürfende Erörterungen, warum, findet ihr in einem alten Podcast), nicht zuletzt wegen des schönen Ko-Op-Modus, bei dem man zu zweit die von kriminellen Banden geflutete Stadt Pacific City mal richtig aufräumen konnte.
Darum ging es dann in dem Spiel auch von vorne nach hinten. Man übernimmt die Rolle eines genetisch manipulierten, geklonten und auf noch andere Arten kreativ unmenschlich gemachten Superagenten, der einen Gang-Boss nach dem anderen ausschalten soll. Für Frieden auf den Straßen! Dabei wird man von der Agency und einem wirklich atmosphärischem, allgegenwärtigen Sprecher unterstützt, der die eigenen Handlungen stets kommentiert.

Will man einigermaßen effektiv als Agent sein, muss man seine Fertigkeiten aufleveln. Man fährt besser Auto, indem man viel Auto fährt und Straßenrennen gewinnt. Man schießt besser, indem man Leute erschießt, man kann schwerere Sachen heben, wenn man Leute verprügelt, und so weiter. Am schönsten zu leveln war jedoch die Agilität, denn dafür musste man die in der ganzen Stadt verteilten Agility Orbs einsammeln. Was in anderen Spielen einen frustrierenden Sidequest darstellte, entpuppte sich hier als eigentlicher Hauptteil des Spiels, denn das Herumklettern und -springen macht verdammt viel Spaß, die Agility Orbs sind nicht schwer zu finden, dafür aber zahlreich, und wenn man eine Stufe aufsteigt, kann man glatt fünf Fuß höher und noch wesentlich weiter springen. Habe Spaß, um noch mehr Spaß zu haben!

Das ist dann auch eine prima Überleitung zu Crackdown 2, denn die Agility Orbs sind in so einem Stil wieder da, dass der ikonische "Es ist ein Orb in der Nähe"-Sound und das Orb-Symbol im Logo von Ruffian Games drinstecken. Zehn Jahre, nachdem man Pacific City aufgeräumt hat, macht ein neuer Schrecken die Stadt unsicher: Freaks! Und damit meine ich nicht so eigentlich nette Leute, die viele PC-Spiele spielen, komische Hobbies haben und für Sozialitäten höchstens mal in die Gothic Night gehen, sondern durch Viren erzeugte Mutanten. Die sollen weg, indem man die Symptome bekämpft und in der ganzen Stadt sogenannte Beacons zündet, die alle Freaks fernhalten, weil Beacons hell sind und Freaks UV-Licht nicht mögen. Oder so.
Damit man sich tagsüber aber nicht langweilt, steht einem noch die Terrororganisation Cell gegenüber, die die Agency überhaupt nicht mag, weil halt Militärstaat.


Erst einmal zu dem, was gleich geblieben ist: das Wesentliche. Der Agent steuert sich immer noch traumhaft gut, das Klettern in der Stadt macht weiterhin Spaß, leveln ist wie gehabt und das Finden der Orbs wurde erleichtert, indem man ein Orb-Radar erhalten hat, mit dem man alle paar Sekunden seine Umgebung auf Orbs anpingen kann, und eine Karte, auf der so ziemlich alles eingetragen wurde, was man machen kann - Orbs finden, Rennen fahren, Rennen laufen, Orbs finden, Freaklöcher schließen, Orbs finden. Auch ist uns der liebe Erzähler erhalten geblieben, der im Vergleich zum ersten Teil nicht mehr so korrekt-autoritär wirkt, sondern definitiv kein Blatt mehr vor den Mund nimmt und ein bisschen größenwahnsinnig daherkommt. Immerhin ist er immer noch schnell dabei, uns die Polizei auf den Leib zu hetzen, wenn wir Zivilisten töten. Macht nichts, Agenten kann man ja klonen.
Was ist neu? Nun, es gibt eine umfangreichere Waffenauswahl als vorher (Harpoon Cannon, yeah!). Im Großen und Ganzen war's das schon. Oh, und man kann jetzt mit drei weiteren Spielern gleichzeitig spielen! Da gibt's dann auch spezielle Orbs, die man nur online sammeln kann.

Ansonsten sind die Unterschiede minimal, wobei ich finde, dass Crackdown 2 ein bisschen der Coolness-Grad und Struktur des Vorgängers genommen wurde. Vorher hat man ausführlich erzählt bekommen, wer so die Gang-Bosse sind, hat Dossiers gut vorgelesen bekommen und man konnte nicht gleich den oberen Obermotz angreifen, zudem waren die Boss-Locations immer noch so unterschiedlich genug, dass man doch ein bisschen planen musste, wie man denn jetzt an den Angriff herangeht. Bei Crackdown 2 muss man dagegen auf eine deutlich monotonere Weise immer dasselbe machen: drei Energiedinger aktivieren, dann in ein Freaknest gehen, den Beacon dort vor Freak-Wellen beschützen, und ab zu den nächsten Energiedingern. Das lässt sich in einer vollkommen beliebigen Reihenfolge machen, man kann auch im am schwersten bewaffneten Gebiet anfangen. Die Coolness dagegen ist ein bisschen runter wegen der Grafik (sie sieht einfach nicht mehr gut aus, wobei es schön ist, dass man in wirklich demselben, wenn auch zerstörten, Pacific City spielt) und dem Fakt, dass ein erhöhter Autofahr-Skill nicht mehr die Agentenautos wie Transformer in bessere Versionen verwandelt. Das war total abgefahren! Wirklich schade drum. Außerdem gibt es nicht mehr den Agency-Truck. Das Supercar fuhr unter Autos durch, der SUV für über Autos drüber und der Truck fuhr durch Autos durch. Das war ein schönes, simples Konzept. Dafür kann man seinen Autofahrskill zumindest auch mal wirklich gut hochtreiben, indem man nachts die Mutantenhorden über den Haufen fährt.
Mich hat außerdem genervt, dass man auf der X-Taste die Waffe wechselt, das kriege ich selbst im Endgame nicht ordentlich hin. Immer wenn es hart auf hart kommt und ich nachladen möchte, wechsele ich zum Raketenwerfer und jage meinen Hintern selbst in die Luft.

Das war's. Die Unterschiede zwischen den beiden Spielen sind wirklich nicht groß. Ihr könnt herumlaufen und Unsinn machen, Orbs einsammeln oder die "Story"-Missionen verfolgen, alleine oder mit bis zu drei Leuten. Wenn ihr Crackdown habt, mochtet und mehr wollt, ist Crackdown 2 sehr gut für euch. Wenn ihr einfach ein Sandbox-Spiel spielen wollt, dann kann ich euch Crackdown und Crackdown 2 gleichermaßen empfehlen, es macht wirklich nichts aus, welchen Titel ihr zuerst spielt. Nehmt den günstigeren. Rian

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